Interview

„Hätte gehen müssen“: Isco über Real Madrid, Solari und Absturz

Was war im Jahr 2018 eigentlich wirklich das Problem mit Santiago Solari, als Isco plötzlich ausgebootet wurde? In einem Interview mit der Sportzeitung MARCA äußert sich der inzwischen 31 Jahre alte Spanier dazu. Er gesteht ebenso offen, er hätte Real Madrid damals verlassen müssen. Zudem spricht Isco über schwierige Phasen als Königlicher, Lustlosigkeit und einen Anruf des FC Barcelona.

711
Isco Real Madrid
Isco spielte von 2013 bis 2022 353 Mal für Real – Foto: Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images

„Dann hat Isco für niemanden mehr existiert“

ISCO über…

…seine insgesamt neun Jahre bei Real Madrid, obwohl er selten gesetzt war: „Du bist bei Real Madrid, an der Spitze dessen, was ein Spieler anstreben kann. Du bist beim größten Klub der Geschichte. Und da ist das ‚Problem‘, denn Madrid zum richtigen Zeitpunkt zu verlassen, ist das Schwierigste der Welt. Das ist schon sehr vielen Spielern so ergangen.“

…seinen Absturz bei Real, der im Herbst 2018 unter Santiago Solari begann: „Ab dann hat Isco für niemanden mehr existiert. Niemand gab mir eine Erklärung, warum ich plötzlich keine Einsatzminuten mehr bekam. Als ich Solari direkt fragte, sagte er mir, dass nichts passiert sei, der Trainer aber eben entscheiden würde. Ich erinnere mich daran, dass ich gegen Melilla gespielt habe und er mich dann, ohne ein Wort zu sagen, für einige Spiele – wie gegen Rom – auf die Tribüne schickte. Nicht einmal auf die Bank. Er ließ mich mitreisen, um mich dann auf die Tribüne zu setzen. Ich habe vom Klub keine Rückendeckung gespürt, von niemandem. Und jetzt, mit Blick aus einer anderen Perspektive, sehe ich, dass ich hätte gehen müssen. Aber Real Madrid zu verlassen, ist eben sehr schwierig.“

…stets abgelehnte Wechsel-Möglichkeiten: „In anderen Spielzeiten rief mich der Klub an, um mir von all den Angeboten zu erzählen, die für mich vorliegen – oder dass sie Spieler auf meiner Position verpflichten würden und es für mich schwierig werden würde, zum Einsatz zu kommen. Aber ich habe immer geantwortet, dass ich viel dafür leisten musste, um dorthin zu kommen, wo ich war und es mir egal wäre, dass ich mit jedem in den Konkurrenzkampf gehe, wenn es nötig ist. Aber dieses Mal war es anders. Ich hätte gehen müssen.“

Isco Santiago Solari Real Madrid
Solari degradierte Isco in Madrid – Foto: Oscar del Pozo/AFP via Getty Images

Isco: „Weiß nicht, ob Solari über mich gelacht hat“

…zwischenzeitlich verlorene Lust am Fußball: „Man merkt bei mir sehr, wann ich es genieße und wann nicht. Als Julen (Lopetegui) ging, kam Solari und ich bekam keine Chancen, wurde lustlos. ‚Mist‘, dachte ich: ‚Ich habe sehr gute Jahre hinter mir und jetzt stehe ich so da. Was muss ich noch machen, damit man mich im Klub als wichtig ansieht?‘“

…seine Ausbootung während Solaris viereinhalbmonatiger Amtszeit und den Grund dafür: „Um ehrlich zu sein: Ich weiß es immer noch nicht. Nachdem ich auf der Tribüne saß, habe ich von ihm einen Anruf bekommen, in dem er mir sagte, dass ich gut trainiere und er anfangen würde, mir zu vertrauen. Im nächsten Spiel ließ er mich erneut auf der Tribüne. Von daher weiß ich nicht, ob er über mich gelacht hat. Es ist klar, dass ich einen Fehler gemacht habe und hätte gehen müssen. Aber dann kam Zidane und ich habe wieder gute Leistungen gezeigt.“

„Habe nicht so gearbeitet, wie ich es hätte tun müssen“

…die Saison 2018/19, zu deren Ende Zinédine Zidane dann wieder Trainer wurde: „Es war ein hartes Jahr. Ich war völlig demoralisiert. Nach der Weltmeisterschaft konnten mein Kopf und mein Körper auch nicht mehr. Zu Beginn der nächsten Saison hatte ich nicht gespielt, aber es hat in meinem Kopf Klick gemacht, woraufhin ich in wichtigen Spielen zum Einsatz gekommen bin: PSG in der Champions League, Barça im Camp Nou, Supercopa in Saudi-Arabien, gegen City in der Champions League habe ich getroffen… Ich war wieder zurück. Aber dann kam die Pandemie. Und nach der Pandemie habe ich nicht mehr gespielt. Und im Jahr darauf war ich nicht gut, meine guten Momente bei Real Madrid waren vorbei. Unter ‚Carletto‘ habe ich zwei oder drei Spiele gemacht und das war es. Aber er war ehrlich zu mir und das habe ich akzeptiert.“

…die Corona-Pandemie, die ihn nach einer vorherigen Phase des Aufwinds wieder abstürzen ließ: „Während der Pandemie, als unklar war, wann es weitergeht und für alle Ungewissheit herrschte, habe ich mich zurückgelehnt. Ich habe Zuhause nicht so gearbeitet, wie ich es hätte tun müssen. Und wenn du dich im Fußball gehen lässt, merkt man das. Ich habe das teuer bezahlt. Aber ich sage auch, dass ich danach wieder hart gearbeitet habe. Im Fußball hängt es aber auch von Trainern ab, von Mitspielern, die besser sind als du. Du musst das annehmen.“

» REAL TOTAL unterstützen und Plattform werbefrei nutzen

FC Barcelona wollte Isco: „Bartomeu rief mich an“

…seine Vertragsverlängerung bei Real in der Saison 2017/18 nach Avancen des FC Barcelona: „Sie verlängerten meinen Vertrag in der Saison der Weltmeisterschaft, weil er nur noch ein Jahr lang lief und ich es mir verdient hatte. Und weil mir viele Angebote vorlagen. Es herrschte die Angst, dass ich zu einem Rivalen gehe. Ich spreche von Barça. (Josep) Bartomeu rief mich an und bei dem, was er zur damaligen Zeit zahlte… Aber mir ging es bei Real Madrid sehr gut – mit meinen Mitspielern, die Atmosphäre in der Kabine war unglaublich. Es war der Klub meiner Träume, bei dem ich alles gewann, wovon ich geträumt hatte. Ich hätte Madrid nicht für all das Gold der Welt verlassen. Die Stadt ist zudem wunderschön. Weil ich es bei Real Madrid so genossen habe, wusste ich, dass ich es woanders nicht so sehr genießen würde.“

…seine Zukunft bei nun schon sieben Monaten der Vereinslosigkeit: „Ich beende meine Karriere nicht, sondern werde weiterhin spielen – wo auch immer. Ich werde bald zurückkehren. Ich hatte Angebote aus Italien, der Türkei, Saudi-Arabien, Spanien, wollte aber nirgendwo hingehen, wofür ich mental nicht bereit war. Jetzt bin ich es. Ich bevorzuge es, Spanien zu verlassen. Ich habe in Valencia, Málaga, Sevilla und Madrid gespielt. Mich begeistert die Erfahrung, in einer anderen Liga zu spielen, eine andere Sprache zu lernen, persönlich fernab von Spanien zu reifen. Ich schließe nichts aus.“

Real Madrid – Trikot 2023/24: Jetzt im Adidas-Onlineshop bestellen

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Das waren die Spieler die den Unterschied zu anderen Mannschaften ausgemacht haben was diese Dynastie anging. Isco, Asensio, Nacho, Vazquez, Arbeloa - sogar chicharito & coentrao gehören da iwie dazu. Alles Spieler die nicht zu der absoluten weltspitze gehör(t)en und auf dauer keinen unangefochtenen Stammplatz hatten. Aber auf Ihre art und weise sehr stolz waren dieses Trikot zu tragen und verhältnismäßig keinen grossen Ärger verursacht haben.
Isco, ich werde meinem Sohn noch viel über dich, deine Kollegen und diese unvergesslichen Momente erzählen. War mir eine Ehre - Hala Madrid
 
Was man aber schon sagen muss ist das er vermutlich der letzte Trainer von uns war der nach Leistung aufgestellt hat.
Trainertechnisch war er echt nicht so doll. Er hat uns ergebnistechnisch hat er uns stabilisiert aber die Spielanlage war immer noch grottig.

Seine Personalentscheidung waren aber Weltklasse und sehr konsequent. Statt Vini weiter in der 3.Liga rumdümpeln zu lassen hat er ihn direkt hochgezogen und der Rest ist bekannt. Den schwächer werdenden Marcelo hat man mit Regulion eigentlich super ersetzt. Vazquez als Starter auf rechts war spielerisch zwar nichts aber konsequent, wenn man sich an die Nicht Leistungen von Bale und Asensio erinnert.

Gesendet von meinem SM-S901B mit Tapatalk
Solari war damals kein bisschen zu beneiden erst der Chaos Wechsel von Lopez der dann floppt und dann sollte Solari plötzlich der nächste Zidane werden ( laut manchem Kommentar damals), in 4 Monaten änderst du nichts im Fußball, da braucht man schon richtig Zeit. Denke das hat Solaris Karriere zerstört, sonst wäre er sicherlich bei einem Mittelklasse Club irgendwann erfolgreich gewesen.
 
Interessantes Interview.

Was und wie viel stimmt können wir nicht wissen. Er war jedenfalls kein Spieler der Unruhe in den Kader gebracht hat.

Was das Interview verdeutlicht ist, dass Real auf einer Position schon seit Jahren große Probleme hat.
Da wiederhole ich mich da gerne, die Trainerposition.
Ein wirklich guter Trainer holt das beste aus den Spieler raus die ihm zur Verfügung stehen. Das ist bei unseren Trainern eher die Ausnahme als die Regel.
Isco, Hazard, Bale etc. zu lange Vertragslaufzeiten, zu hohe Gehälter aber auch zu wenig vertrauen, Zuspruch und Unterstützung.

… da muss sich mit dem neuen Trainer einiges ändern auch auf anderen Ebenen.
 

Verwandte Artikel

„Es ist nie zu spät!“ Pochettino weiß dank Mbappé: Träume werden Real

In seiner jüngsten Gastrolle bei El Chiringuito gewährte Mauricio Pochettino, ehemals Trainer...

Sergio Ramos bot sich Real Madrid an: „Tür immer aufgemacht“

Sergio Ramos habe Real Madrid nach eigener Aussage eine Rückkehr angeboten –...

Carvajal spricht offen: „Wechsel war notwendig“

Daniel Carvajal heißt den Wechsel auf der Trainerbank von Real Madrid gut...

Guardiola: „Bin der Trainer mit den meisten Spielen im Bernabéu“

Real Madrid gegen Manchester City - auch in der Champions-League-Saison 2025/26 soll...