
Das Ende für Lopetegui?
BARCELONA. Nach fünf sieglosen Pflichtspielen in Serie hatte Real Madrid am Dienstag dank des 2:1-Erfolgs in der Champions League gegen Viktoria Pilsen endlich wieder einen Grund zur Freude. Das Lächeln verfliegt aber schnell wieder. Beim Clásico gegen den FC Barcelona setzt es eine deftige 1:5-Niederlage. Die Königlichen waren nach der Pause dem Ausgleich zwar nahe, brachen am Ende aber komplett ein. Die Tage von Julen Lopetegui als Real-Coach dürften somit gezählt sein.
Lopetegui setzt auf bewährtes Personal
In seinem vermeintlichen Schicksalsspiel setzte Lopetegui auf bewährtes Personal und verzichtete auf große Überraschungen in der Startformation. Nacho Fernández verteidigte rechts hinten in der Viererkette und vertrat den noch nicht wieder fitten Daniel Carvajal, in der Offensive erhielt Isco erneut den Vorzug vor Marco Asensio. Bei Barcelona verzichtete Ernesto Valverde ebenfalls auf großartige Experimente und schickte die gleiche Startelf wie beim 2:0-Erfolg über Inter Mailand in der Champions League am vergangenen Mittwoch auf den Rasen, Rafinha Alcántara war somit die nominelle Rolle als Vertretung von Lionel Messi vorbehalten.
Coutinho schockt Real früh, Suárez legt nach
Auch wenn der FC Barcelona ohne seinen verletzten Superstar auskommen musste, tat sich Real Madrid schwer, die Partie an sich zu reißen. Die Katalanen übernahmen das Leder und konnten ihren Erzrivalen so auch früh schocken. Der mit aufgerückte Jordi Alba lief der Defensive von Real nach einem langen Zuspiel davon und bediente den im Zentrum völlig freien Philippe Coutinho, der das runde Leder mühelos in die Maschen beförderte (11.). Lopeteguis Mannschaft hatte in der Folge Mühe, eine passende Antwort auf den Rückstand zu finden. Gareth Bale (13.) und Marcelo (16.) probierten es mit Schüssen aus der Distanz, konnten Marc-André ter Stegen damit aber nicht in Gefahr bringen.
Nach nicht einmal 20 Minuten hatte Barça satte 70 Prozent Ballbesitz – und zu allem Überfluss schraubten die Hausherren den Spielstand nach einer halben Stunde weiter in die Höhe. Schiedsrichter José María Sánchez Martínez nahm den Videoassistenten zur Hilfe, nachdem Luis Suárez im Strafraum bei einem Zweikampf mit Raphaël Varane zu Boden gegangen war. Elfmeter! Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte zum 2:0 (30.).
Real wacht auf – und bricht dann völlig zusammen
Aus der Pause kamen die Königlichen allerdings mit einem völlig veränderten Gesicht. Lopetegui stellte hinten auf Dreierkette um und brachte Lucas Vázquez für den erneut unglücklichen Varane ins Spiel, sodass Vázquez und Marcelo im 3-5-2 fortan die Flügel beackerten. Aber nicht nur taktisch präsentierten sich Ramos und Co. nun verbessert, auch Einsatz und Willen waren endlich auf Clásico-Niveau. Barcelona kam mit der Umstellung zunächst überhaupt nicht zurecht und geriet defensiv vom Wiederanfpfiff weg in arge Nöte. In Minute 50 wurden die Bemühungen der Weißen auch sofort belohnt: Isco wurde auf rechts schön freigespielt und fand – mit etwas Glück – Marcelo in der Mitte, der Piqué verlud und mit rechts zum Anschluss einschob.
Barca schien durch den Anschlusstreffer beeindruckt und fand defensiv phasenweise überhaupt keinen Zugriff mehr. Prompt bot sich auch die Riesenchance zum Ausgleich, doch Modric setzte den Ball aus elf Meter an den Innenpfosten (58.). Durch diesen Warnschuss wachten allerdings auch die Katalanen wieder auf und kämpfte sich zurück in die Partie – und setzten durch Suárez, der ebenfalls am Pfosten scheiterte, gleich das nächste Ausrufezeichen. Es sollte der Auftakt zur großen Suárez-Show werden – und für Reals großen Albtraum.
Die Königlichen suchten unentwegt den Weg nach vorne, offenbarten hinten allerdings enorme Lücken, die Barcelona in der Schlussviertelstunde eiskalt ausnutzte. Suárez eröffnete mit einem sehenswerten Kopfball den Torreigen (75.) und legte nur sieben Minute sogar seinen dritten Treffer nach (82.). 4:1! Das Camp Nou nun völlig am Kochen. Doch damit nicht genug: Am Ende gelang dem eingewechselten Arturo Vidal – ausgerechnet möchte man sagen – sogar noch der letztendliche 5:1-Siegtreffer. Ramos und Co. brachen nun völlig auseinander und ergaben sich ihrem Schicksal. Es war das Ende eines völlig gebrauchten Abends aus Sicht der Blancos – und vermutlich das Ende von Julen Lopetegui.
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