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„Ich gebe Elfmeter“: VAR-Funk nach Sieg von Real Madrid veröffentlicht

Um mehr Transparenz zu schaffen, veröffentlicht Verband RFEF seit diesem Jahr die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und dem Videoschiedsrichter. Passend dazu gibt es bei Real Madrids 3:2-Sieg gegen Almería gleich dreifache VAR-Aufregung.

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Real Madrid und der „VAR-Sieg“ gegen die UD Almería: Angesichts der öffentlichen Kritik an den Entscheidungen von Schiedsrichter Francisco Hernández Maeso (35) – der Spanier pfeift seine erste LaLiga-Saison und traf so erstmals auf Real – und Videoassistent Alejandro José Hernández Hernández (41) bei der 3:2-Aufholjagd der Königlichen hat der spanische Fußballverband RFEF für mehr Klarheit und Transparenz noch am Sonntagabend das Funkgespräch zwischen den beiden veröffentlicht.

Genauer: Es wurde offengelegt, wie sie sich über die drei Szenen austauschten, die sich der mit erst zehn Einsätzen in LaLiga noch unerfahrene Referee auf dem Feld schließlich nochmals am Monitor selbst ansah. REAL TOTAL übersetzt die jeweiligen Situationen.

Real Madrid bekommt Elfer: „Trifft ausgestreckten Arm“

54. Minute: Nach einer Hereingabe von Fran García steigen Antonio Rüdiger und Joselu zum Kopfball-Versuch hoch, doch das runde Leder gerät an die ausgestreckte Hand von Almerías Kaiky und von dort aus ins Tor-Aus. Ein elfmeterwürdiges Handspiel?

  • VAR: „Fran, ich rate dir zu einem On-Field-Review, damit du den möglichen Elfmeter wegen Handspiels des Verteidiger von Almería bewertest.“
  • Schiedsrichter: „Alles klar, ich schaue es mir an.“
  • VAR: „Stelle es in Super-Slow ein, damit er es sehen kann (zu seinem Assistenten im VAR-Raum; d. Red.).“
  • Schiedsrichter: „Okay, ich bin vor dem Monitor.“
  • VAR: „Da hast du es. Wir zeigen es dir in Super-Slow, damit du es sehen kannst. Okay? Ich spiele dir ein anderes Bild ein, damit du es von der linken Seite sehen kannst. Ich zeige dir auch ein Bild von hinten, damit du den Kontext und den Abstand zwischen den Spielern siehst. Jetzt bist du an der Reihe, okay? Du entscheidest.“
  • Schiedsrichter: „Perfekt. Der Spieler von Madrid schließt ab und er trifft den ausgestreckten Arm. Er besetzt einen Raum des Verteidigers von Almería. Ich werde Elfmeter geben, ohne Karte. Einverstanden?“
  • VAR: „Perfekt.“

Almería-Tor zählt nicht: „Ja, ist tatsächlich der Beginn“

61. Minute: Nach dem Anschluss von Real erzielt Almería plötzlich das 1:3 durch Sergio Arribas. Es zählt letztlich aber nicht, weil Jude Bellingham zehn Sekunden zuvor in der gegnerischen Hälfte in einem Zweikampf die Hand von Dion Lopy ins Gesicht geschlagen bekommt. Foul statt Tor.

  • VAR: „Schau dir das an, Fran, ich empfehle dir ein On-Field-Review wegen eines möglichen Fouls im Angriff bei der Aktion zum Tor. Okay? Geh zum Moment des Kontakts. Etwas früher (zu seinem Assistenten im VAR-Raum; d. Red.). Spule noch mehr zurück. Da hast du den Treffer. Noch weiter nach hinten, noch weiter nach hinten. Jetzt packe eine Lupe drauf. Da hast du es, Fran.“
  • Schiedsrichter: „Spielt es mir bitte laufend ab.“
  • VAR: „Ich zeige dir den Moment des Kontakts, okay? Wenn du willst, zeige ich dir das große Bild, damit du siehst, dass der Spielzug von dort direkt zum Tor führt. Der Spielzug geht weiter und führt zum Tor. Damit du siehst, dass es in der gleichen Angriffsphase ist, okay?“
  • Schiedsrichter: „Ja, es ist tatsächlich der Beginn.“
  • VAR: „Gehe zur Aktion zurück (zu seinem Assistenten im VAR-Raum; d. Red.).
  • Schiedsrichter: „Daher werde ich Freistoß für Real Madrid geben und das Tor annullieren. Und Gelbe Karte für die Nummer 6, den Spieler von Almería. Einverstanden?“
  • VAR: „Wir bestätigen die Nummer sofort. Nummer 6 bestätigt.“

Real Madrid erzielt 2:2: „Schulter, es ist ein gültiges Tor“

67. Minute: Aurélien Tchouaméni flankt den Ball in die Mitte zu Vinícius Júnior, der offenbar noch eher mit der rechten Schulter als dem Oberarm abschließt und so das 2:2 markiert. Das Tor wird erst nicht gegeben, der Schiedsrichter erhält aber den Hinweis, das lieber zu prüfen.

  • VAR: „Ich empfehle dir ein On-Field-Review, damit du das Nicht-Handspiel bewertest, das mögliche Nicht-Handspiel. Gib mir das Bild von rechts für den Moment des Kontakts (zu seinem Assistenten im VAR-Raum; d. Red.). Fran, ich werde dir das zeigen, okay? Er berührt ihn mit der rechten Schulter.“
  • Schiedsrichter: „Perfekt.“
  • VAR: „Da hast du es.“
  • Schiedsrichter: „Okay, gib es mir. Zeig mir den Moment des Kontakts.“
  • VAR: „Wir machen einer Super-Slow. Er berührt ihn mit der Schulter. Bewerte du das mögliche Foul im Angriff.“
  • Schiedsrichter: „Für mich gibt es da kein Foul im Angriff.“
  • VAR: „Ich stimme dir zu. Und der Ball geht gegen die Schulter. Gib mir ein Bild von hinten (zu seinem Assistenten im VAR-Raum; d. Red.). Ich gebe dir auch ein Bild von hinten (wieder zum Schiedsrichter; d. Red.). Noch ein weiteres Frame. Halte es dann bitte beim Ballkontakt an, damit man es sieht (zu seinem Assistenten im VAR-Raum; d. Red.).“
  • Schiedsrichter: „Perfekt, er berührt ihn mit der Schulter und es ist ein gültiges Tor. Stimmst du zu? Ich werde auf Tor entscheiden.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
1. Man sieht ganz klar, dass Joselu den Ball mit der Stirn ablenkt.
2. Der Verteidiger wird von Joselu leicht noch Vorne gestoßen und hat den Arm eindeutig nicht absichtlich in dieser Position um die Flugkurve des Balles zu blockieren. Außerdem hat der Spieler aus dieser kurzen Distanz und unter gegnerischer Bedrängnis keine Möglichkeit den Arm da rechtzeitig wegzuziehen.

Klar landet der Ball am Arm und verhindert vielleicht eine Tormöglichkeit, aber die Umstände sind zumindest diskussionswürdig. Es ist somit für mich keine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters gewesen. Jetzt kommt noch das ABER: Der Schiedsrichter hat die Ballberührung des Verteidigers gar nicht gesehen, denn dann hätte er zumindest Eckball gegeben. Das war wohl mit ein Grund warum man den Schiri an den Bildschirm geholt hat. Dass man dann auf Handspiel entscheidet kann ich durch die Slow Motion zwar nachvollziehen, aber das spiegelt mMn nicht die reale Situation wieder. Jeder der als Spieler selbst mal in so einem Zweikampf war weiß, dass dir aus so kurzer Distanz jederzeit der Ball irgendwie am Arm oder an der Hand landen kann. Ich bin weiterhin dafür, dass nur absichtliches Handspiel im Strafraum einen Elfmeter zur Folge haben sollte. Unabsichtliche Handspiele sollten für mich, wie früher, mit einem indirekten Freistoß geahndet werden.

Man sieht es nicht klar, vor allem von der Seite hat der Ball eine einzige Flugkurve, die nicht abgelenkt wird.

Die Absicht ist nur eine Regel, die Verbreitung der Körperfläche eine weitere und genau das ist hier passiert mit dem ausgestreckten Arm. Es wäre ein Skandal gewesen ihn nicht zu geben. Er hätte ihn nicht zurückziehen müssen, wenn er nicht ausgestreckt gewesen wäre. Ganz simpel.

Wofür man ist, tut hier nichts zur Sache. Die aktuelle Regel sagt klarer Elfer durch die erweiterte Körperfläche. Für mich passt die Regel. Wer wie ein Schneeengel im Strafraum hantiert geht Risiken ein, die bestraft gehören, wenn es schief geht. Und hier verhindert er sogar, dass Bellingham wahrscheinlich einschieben kann. Von irgendwelchen Halbstrafen im Strafraum halte ich nichts, das kann beim Rückpass und den anderen ungewöhnlichen Situationen bleiben.

Ich fand es auch gut, dass vieles entschärft wurde, ich erinnere mich noch als jede Handberührung Elfmeter war, sogar wenn sie angelegt war, vor dem Körper oder sonstwas. Kommen mir direkt Gruselbilder in den Kopf. Auch Alabas Stützhand beim Grätschen würde so nicht mehr gepfiffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich steht bei einem Handelfmeter nur Absicht im Vordergrund. Jeder der selbst einmal gespielt hat weiß genau, dass oft ein kleiner Schubser reicht (wie jener von Joselu, der dem Verteidiger von hinten in den Rücken drückt) um dich aus der Balance zu bringen und wenn du dann einen Luftstand hast, dann hast du auch nicht immer Kontrolle über deine Armhaltung. Wenn man solche Elfmeter pfeift ignoriert man mMn die Natur des körperbetonten Spiels und man sollte die Dynamik der Aktion mit beurteilen. Für mich war hier klar keine Absicht zu sehen und die "Vergrößerung der Körperfläche" diente dem Spieler keineswegs dazu aktiv den Ball zu blockieren zumal er den Ball ja nicht mal sehen konnte und es auch kein direkter Torabschluss war.

Deine Beurteilung der Kameraeinstellungen ist genau jene, die im Nachgang auch vom spanischen Schiedsrichterverband kritisiert wurde, nämlich, dass nicht nur EINE unklare Einstellung als Referenz hergenommen werden kann, sondern aus der Summe der Betrachtungen ein Schluss gezogen werden muss. Und wenn man 3-4 Einstellungen der Aktion sieht, dann ist nur jene die du meinst unklar bzw. sieht nach keinem Kontakt von Joselu aus. Alle anderen zeigen eine leichte Berührung des Balls mit der Stirn. Der selbe Fehler passierte dem VAR beim Tor von Vini. Die Kameraeinstellung in Richtung Tor zeigt einen vermeintlichen Schultertreffer, die Einstellung von hinter dem Tor zeigt glasklar den Impact des Balls auf dem Oberarm.

Man kann es aber drehen und wenden wie man will. Für mich ist die Bestrafung einer Aktion mit einem Elfmeter (statistisch zu 85-90% ein Tor) in solchen Aktionen zu drastisch. Ein indirekter Freistoß würde die Situation besser widerspiegeln und den Druck aus solchen Aktionen nehmen. Man hat diese Möglichkeit damals ja nur deswegen abgeschafft, weil man es einfacher machen wollte (so wie als man einfach jedes Handspiel mit einem Elfmeter bestraft hat). Auch da ist man glücklicherweise einen Schritt zurück gegangen. Warum nicht auch bei direktem oder indirektem Freistoß im Strafraum?
Man sieht es nicht klar, vor allem von der Seite hat der Ball eine einzige Flugkurve, die nicht abgelenkt wird.

Die Absicht ist nur eine Regel, die Verbreitung der Körperfläche eine weitere und genau das ist hier passiert mit dem ausgestreckten Arm. Es wäre ein Skandal gewesen ihn nicht zu geben. Er hätte ihn nicht zurückziehen müssen, wenn er nicht ausgestreckt gewesen wäre. Ganz simpel.

Wofür man ist, tut hier nichts zur Sache. Die aktuelle Regel sagt klarer Elfer durch die erweiterte Körperfläche. Für mich passt die Regel. Wer wie ein Schneeengel im Strafraum hantiert geht Risiken ein, die bestraft gehören, wenn es schief geht. Und hier verhindert er sogar, dass Bellingham wahrscheinlich einschieben kann. Von irgendwelchen Halbstrafen im Strafraum halte ich nichts, das kann beim Rückpass und den anderen ungewöhnlichen Situationen bleiben.

Ich fand es auch gut, dass vieles entschärft wurde, ich erinnere mich noch als jede Handberührung Elfmeter war, sogar wenn sie angelegt war, vor dem Körper oder sonstwas. Kommen mir direkt Gruselbilder in den Kopf. Auch Alabas Stützhand beim Grätschen würde so nicht mehr gepfiffen.
 

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