Analyse

Idealbesetzung: Warum Allrounder Llorente bleiben muss

Ein neuer Wind soll bei Real Madrid wehen! Doch laut MARCA könnte Mittelfeld-Motor Marcos Llorente dafür nicht sorgen, er befindet sich wohl nicht in den Umbruchplänen von Rückkehrer Zinédine Zidane. Es wäre allerdings ein großer Fehler, den 24-Jährigen abzugeben.

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Hat das Zeug zum Schlüsselspieler: Canterano Marcos Llorente – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Real Madrid war, ist und bleibt ein Verein für besondere Spieler. Weil deren elf auf dem Platz aber normalerweise nicht gemeinsam funktionieren, bedarf es gerade bei Real Madrid auch vermeintlich weniger besondere Spieler – die für die Königlichen deshalb besonders wertvoll sind.

Ein solcher Spieler ist Marcos Llorente, er könnte es zumindest werden. Ob sein Trainer das auch so sieht? Die MARCA will das Gegenteil wissen, Zidane soll sich diesbezüglich an Llorente und auch an Dani Ceballos gewandt haben. “Seitdem er Alavés verließ, hat mich halb Europa angerufen, darunter ein paar Champions-League-Sieger”, hatte im Dezember Julio Llorente gedroht, Onkel und Berater des Spielers, der nach seiner Alavés-Leihe in den 62 Partien der Saison 2017/18 – also unter Trainer Zidane – nur elfmal von Beginn an auf dem Rasen stehen durfte. Und 2018/19? 16 von 57 mögliche Einsätze, aber nur drei von elf unter dem französischen Rückkehrer.

Ein Wechsel zu Atlético?

Stadtrivale Atlético, der seinen umworbenen Sechser Rodri wohl ersetzen müssen wird, hat sich Cadena SER zufolge bereits nach Llorente erkundigt. Auch über die Stadtgrenzen hinaus würden sich zweifelsohne Abnehmer finden. Warum gilt es dies aber zu verhindern?

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Das berühmte Gegengewicht, die ausschlaggebende Balance, der Fels in der Brandung. Das haben königliche Offensivspieler aller Generationen seit jeher neben und hinter sich gebraucht, um große Erfolge feiern zu können. Eine an der Concha Espina mitunter übersehene Rolle, die bei den jüngsten Triumphen des LaLiga- und Champions-League-Rekordsiegers vom selbsternannten “Turm in der Schlacht” Casemiro mustergültig ausgefüllt wurde. Auf seinem bisherigen Leistungszenit war der Brasilianer, der wie viele seiner Teamkollegen eine miserable Saison 2018/19 verlebte, Weltklasse – das ist Llorente, den man mit seinen 24 Jahren wohl nicht mehr als Talent einstufen darf, nicht. Zumindest noch nicht.

Weltklasse werden verheißungsvolle Spieler in der Regel erst – das kennt auch der einst ebenso verliehene Casemiro – durch regelmäßige Chancen und spürbares Vertrauen. Sie alle haben wohl Claude Makéléle als Vorbild, nach dessen Verkauf 2003 die Blancos zusammen brachen.

Dem ehrgeizigen Llorente, der nicht nur sehr lernwillig sondern auch schnell lernfähig zu sein scheint, kann man Vertrauen und Minuten in Zeiten des Umbruchs, in denen gesättigte Granden entscheidende Prozente vermissen lassen, doch auch zugestehen. Zumal der Canterano potenziell noch mehr mitbringt als sein Vorgänger.

Was Casemiro nicht hat Llorente aber schon

Er ist kein reiner “Dazwischenfunker” Llorentes “Upside”, also die Idealentwicklung, könnte für die Blancos wesentlich attraktiver sein. Dahin zu gehen, wo es wehtut, oder einfach mal schamlos das Bein stehen zu lassen – Casemiros Berufsbeschreibung, das kann Llorente auch. Er ist aber noch wertvoller, weil bei ihm Timing und Gefühl im Zweikampfverhalten sauberer rüber kommen. Weil der Modellathlet schnellen Offensivspielern erfolgsversprechend nachjagen kann. Weil er mit Ball am Fuß nach vorne gegenüber seinen Nebenmännern nicht deutlich abfällt.

Im Angriff muss Llorente zwar keine Wunderdinge vollbringen, manchmal reicht es schon, den Ball schnörkellos und zuverlässig weiterzuspielen. Das tut der Canterano. Er kann ein Spiel aber auch lesen, verlagern, dynamisch beeinflussen. Dass er sich zudem traut, wenn gerade einmal nichts geht, die Verantwortung zu übernehmen, bewies der Blondschopf bereits – besonders beeindruckend im Finale der Klub-WM, als er sehenswert traf und auch aufgrund seiner anderen zur Schau gestellten Fähigkeiten zum Spieler des Spiels gewählt wurde.

Vom Eigengewächs zum Besten im Klub-WM-Finale – Foto: instagram.com/marcosllorente

Wenn sie zu Real Madrid kommen, denken manche Spieler, dass sie es bereits geschafft hätten. Dass sie sich in einer Luxussituation, gar einer Wohlfühloase befänden. Häufig atmen diese Spieler dann erst einmal durch.

Die Familientradition

Nicht so Llorente, der seit 2008 im Verein ist, der mit Großonkel und Henkelpott-Rekordsieger Paco Gento sowie Großvater Ramón Grosso Vereinslegenden und reichlich Real-DNA im Stammbaum besitzt. Der auf seinem Weg ins Profigeschäft durch spätes Wachstum zurückgeworfen wurde und so früh lernte, mehr als andere für den Erfolg zu schuften (“Die Extraschichten bestanden darin, an Robustheit und Stärke zu gewinnen.”). Der extrem viel Wert auf gesunde Ernährung legt und auch ansonsten als absoluter Musterprofi gilt. Und das in 16 Einsätzen 2018/19 mit Hingabe und Leistung untermauerte: Notenschnitt: 2,6 – zweitbester Feldspieler.

Mindestens zwei defensivstarke Akteure im Kader sind für das königliche Drei-Mann-Zentrum unabdingbar. Und beide – Transferbedarf offenbart sich eher auf anderen Positionen – tragen bereits das Real-Trikot. An Casemiro (27 Jahre, Vertrag bis 2021) wird freilich festgehalten, die ebenbürtige Alternative kann und muss ab Sommer Llorente heißen, welcher ebenfalls noch zwei Jahre an die Merengues gebunden ist.

Hungrig, fähig – und bereits ein Blanco

Der 24-Jährige ist ein seltener Spielertypus, der auch noch Spanier, Eigengewächs und bereits ein Königlicher ist. Ein teurer Neuzugang müsste sich erst akklimatisieren, man müsste ihn ob seiner Ablöse wohl permanent einsetzen. Llorente kann 2019/20 möglicherweise im Wechsel mit Casemiro an einen Stammplatz herangeführt werden – und würde kaum murren, wenn er das eine oder andere Mal zuschauen müsste. Fiele Casemiro aus, dem aufmerksamen Llorente ist eine solide Rolle als Dauerbrenner zuzutrauen – wie bereits im Dezember, als er zum Spieler des Monats gewählt wurde.

Als neues Element, das diverse wertvolle Eigenschaften in sich vereint, könnte er den anstehenden Umbruch mit vorantreiben und sich in der nächsten großen Mannschaft Real Madrids zu Gegengewicht, Balance und Fels in der Brandung entwickeln. Kein neuer Kostenpunkt, hungrig und verhältnismäßig pflegeleicht – einen Versuch wäre es wert. Marcos Llorente jetzt zu verkaufen könnte sich dagegen als großer Fehler herausstellen. Lass’ dir das nochmal durch den Kopf gehen, “Zizou”!

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Baumgart's Fussballblog

Baumgart's Fussballblog ist für die „wahren“ Fußballfans. Nostalgie, Hintergrundberichte und interessante Fakten. Auch hier bei REAL TOTAL!

Kommentare
Ich glaube die Mannschaft wird nächste Saison ungefähr so aussehen.

Courtois
Dani Ramos Varane Marcelo
(Sofern wieder
der alte)
Casemiro

Eriksen Kroos

M. Sane Benzema Hazard



Ersatz

Odri
Mendy (Reguilón wäre meine Wahl gewesen)
Vallejo
Militão

Llorente
Ødegaard
Ndogbia oder wie der noch heißt =)
Vinícius
Ich komme nun auch nicht auf den anderen Brasilianer von Santos
Asensio

Falls ich keinen vergessen habe...=)
 
@Curry
Ja aber dafür erfolgreichen. Peps Mannschaften spielen immer schönen Fußball und versieben trotzdem regelmäßig die Champions League. Jetzt kann man darum streiten was einem wichtiger ist. Ohne Erfolg endet man langfristig wie Ac oder Inter

Da stimm ich dir vollkomen zu - die Aussage dass Zidane nur selten schönen Fussball zeigt ist auch richtig - ich bin sehr gespannt, ob er wieder Titel gewinnen kann/wird.

Natürlich wünsch ich mir immer, dass real kreativ und verzaubernd spielt, aber wenn sie am Ende des Jahres einen Titel gewinnen, wird sich kaum einer noch daran erinnern, ob das durch attraktives Spiel, oder effizientes spielen erreicht wurde.
 
Guter Artikel .
Llore würde zu genug Einsatz-Minuten kommen .
Das intensive Spiel von Case erfordert Pausen (Kampf-Spuren , Karten ... ).

Weiss nicht , ob ZZ einen neuen Spieler als Backup oder Co-6er zu Case an der Angel hat .
 
Natürlich wünsch ich mir immer, dass real kreativ und verzaubernd spielt, aber wenn sie am Ende des Jahres einen Titel gewinnen, wird sich kaum einer noch daran erinnern, ob das durch attraktives Spiel, oder effizientes spielen erreicht wurde.

Zidane würde mit seinem Fußball von 15/16 und 17/18 mit einer Mannschaft wie BVB, Inter oder Manchester nicht einmal die CL-Gruppenphase überstehen. Als er da war hatten wir den besten Spieler der Welt, das beste IV-Dou der Welt in der Prime, das beste Mittelfeld-Dou der Welt in der Prime und den besten LV der Welt in seiner Prime. Das sind halt extrem gute Voraussetzung für ein Trainer, vor allem, wenn der Kern der Mannschaft sich schon länger zusammen geschweißt war. Jetzt hat er keine Lebensversicherung namens Ronaldo, kein Modric in der Prime, kein Marcelo in seiner Prime, kein Ramos in der Prime, kein Benzema in der Prime, kein Bale in der Prime. Die einzigen weltklasse Spieler, die sowohl damals als auch heute im guten Fußballalter sind, sind Varane, Kroos und Carvajal. Der Rest ist neu, extrem jung oder zu alt. Heißt also er steht mehr denn je in der Pflicht einen Fußball spielen zulassen, der irgendwie Substanz hat. Ansonsten sehen wir demnächst weder schönen und erst recht keinen erfolgreichen Fußball.
 
@Curry
Ja aber dafür erfolgreichen. Peps Mannschaften spielen immer schönen Fußball und versieben trotzdem regelmäßig die Champions League. Jetzt kann man darum streiten was einem wichtiger ist. Ohne Erfolg endet man langfristig wie Ac oder Inter
Zu sagen dass Pep keinen Erfolg hat bei seinen Mannschaften stimmt doch nun auch wieder nicht. Er hat mit seinen Teams national alles wegdominiert + richtig geilen Fussball spielen lassen. Wir unter Zidane hatten in der Cl halt zum Teil auch wirklich sehr sehr viel Dusel und einen Mr. CL aka Ronaldo. Was wäre denn ohne diese zwei Faktoren übrig geblieben?
 
Zu sagen dass Pep keinen Erfolg hat bei seinen Mannschaften stimmt doch nun auch wieder nicht. Er hat mit seinen Teams national alles wegdominiert + richtig geilen Fussball spielen lassen. Wir unter Zidane hatten in der Cl halt zum Teil auch wirklich sehr sehr viel Dusel und einen Mr. CL aka Ronaldo. Was wäre denn ohne diese zwei Faktoren übrig geblieben?

Nichts. Genau das ist nun der springende Punkt.

Zidane hat jetzt nur noch eine Durchschnittsmannschaft und kann zweigen, was er letztlich wirklich drauf hat. Mit dem jetzigen Kader gebe ich ihm nicht mehr als sechs Monate nach Saisonbeginn, eventuell ist auch nach dem ersten Clasisco schon Schluss.
 
Bei allem Respekt, aber genau das ist doch die typische Erfolgsfan-Denkweise. Tore/Siege = Guter Fußball.

Findest du etwa, dass Chelsea überragenden Fußball 11/12 gespielt hat? Wir waren mit Sicherheit deutlich besser, doch war auch bei uns einiges an Schatten dabei. Man erinnere sich nur mal an die beiden Gruppenphasen unter Zidane mit den Spielen gegen Dortmund, Legia oder Tottenham oder das Rückspiel im vergangenen Jahr gegen Juve.

Attraktiver Fußball ist völlig unabhängig vom letztlichen Titelertrag. Man kann auch mit interessanten und guten Fußball letztlich ohne Titel bleiben, siehe Pellegrini 09/10.

Der Fußball der Titel bringt ist der Schönste. Darum hätte ich auch am liebsten wieder Mourinho hier.
 
Lorrente ist 25 und beileibe kein Talent mehr. Er hat es in dieser Saison nicht geschafft sich aufzudrängen, obwohl es im unterirdischen Madrid noch nie so einfach war, an einem überspielten Team und Spieler wie Casemiro vorbeizuziehen. Unter Zidanes Casting war Lorrente in den Spielen Rayo und Betis unterirdisch und konnte einmal mehr nicht überzeugen und nachweisen, dass er das Potential für Real Madrid hat. Er ist weit weg Casimero in Normalform ersetzen zu können und ein Kandidat für die Selecion zu sein. Er sollte verkauft werden mit Rückkaufoption. Wir erwarten Lorrente gerne zurück, sollte er seine Klasse andernorts unter Beweis gestellt haben. Rodri von Atlético ist 22 und jetzt schon eine Stütz e und vom Talent und Entwicklung her eine Klasse höher einzustufen. Das wäre ein Kandidat für Madrid. Ein spektakulärer Tausch Rodri/Lorrente wäre eine Win to win Situation für alle Parteien.
 
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