Reportage

Isco, der nicht vergessene Bankdrücker

Bei Real Madrid zum Dauerreservisten verkommen und doch in die spanische Nationalmannschaft berufen – Julen Lopetegui will das schaffen, was Zinédine Zidane bisher misslungen ist und Isco Alarcón wieder zu alter Stärke verhelfen. Spätestens jetzt, mit 24, steht der Andalusier am Scheideweg.

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Michael Steele/Getty Images
Isco steht seit 2013 bei Real unter Vertrag – Foto: Michael Steele/Getty Images

Lopetegui hat Isco noch nicht aufgegeben

MADRID. Des einen Freud’ ist des anderen Leid. Während sich James Rodríguez wieder mehr ins Starensemble von Real Madrid rein beißt, verliert der Name Isco Alarcón beim spanischen Rekordmeister an immer mehr Gewicht. Mittlerweile stehen dem Ballkünstler aus der andalusischen Kleinstadt Benalmádena unter Zinédine Zidane noch weniger Einsätze zu Buche als unter dessen Vorgänger Rafael Benítez. Etwas weniger als 50 Prozent aller möglichen Minuten hat er seit dem Amtsantritt des Franzosen absolviert, in dieser Saison stand er lediglich einmal von Beginn an auf dem Platz – im ersten Spiel, dem UEFA Super Cup gegen den FC Sevilla (3:2) Anfang August. Viel zu wenig für einen Spieler, der einmal den „Golden Boy“-Award abräumte und als eines der größten Talente der spanischen Fußballgeschichte gefeiert wurde.

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Der verheißungsvolle Isco, der mit Traumtoren und Zuckerpässen glänzte, ist irgendwo in der Versenkung verschwunden. Und doch bleibt er im Dunstkreis der Nationalelf. Einige runzelten mit der Stirn, als Neu-Coach Julen Lopetegui am Freitag sein Aufgebot für die WM-Qualifikationsspiele gegen Italien (6. Oktober) und Albanien (9. Oktober) bekanntgab und sich der Bankwärmer der Königlichen darin befand. „Ja, Isco hat wenig gespielt. Das ist beunruhigend, aber ich vertraue ihm und glaube an ihn. Er kann uns etwas geben“, erklärte der Lopetegui seine überraschende Entscheidung. In anderen Worten: Der Nachfolger von Vicente del Bosque hat Isco noch nicht aufgegeben. Er nimmt ihn noch einmal bei der Hand, gibt ihm eine Chance. Der 24-Jährige ist an einem wegweisenden Punkt seiner Karriere angelangt: Entweder er wird den Erwartungen an seine Fähigkeiten gerecht oder aber entwickelt sich endgültig zu einem gescheiterten Talent.

James, Kovačić und Co. überzeugen Zidane mehr

Auch Zidane scheint sich von dem Spielmacher noch etwas zu erwarten. Allenfalls hätte er am letzten Tag der Transferperiode einer Rückkehr Iscos zum FC Málaga auf Leihbasis zugestimmt. Da James und sogar Mateo Kovačić derzeit im Training mehr überzeugen, findet sich die Nummer 22 häufiger auf der Bank wieder. Immerhin, das behaupten zumindest spanische Medien, soll Isco am Sonntag gegen Eibar (ab 16.15 Uhr im REAL TOTAL-LivetickerTICKETS) in die Startelf rücken. Sollte er diese Gelegenheit genauso versäumen wie die meisten anderen in den vergangenen Monaten, könnte ihm eine düstere Hinrunde bevorstehen. Sein Landsmann Marco Asensio – diesmal übrigens nicht in Lopeteguis Nationalmannschaftskader – scharrt bekanntlich mit den Hufen. Und: Das 20-jährige Offensiv-Juwel hat mit sieben Torbeteiligungen in elf Spielen bereits hervorragende Statistiken vorzuweisen. Isco kann dagegen weder mit einem Tor noch mit einem Assist punkten.

„Wir brauchen jeden. Alle sind wichtig, alle werden zum Einsatz kommen“, versicherte Zidane seit dem ersten Tag seiner Regie im Estadio Santiago Bernabéu immer wieder. Doch wenn Isco nichts an seiner prekären Situation ändert, könnte schon im Winter ein Wechsel erfolgen. Reals Kaufverbot hin oder her: Die stockende Karriere des Sorgenkindes kann nur noch einmal Fahrt aufnehmen, wenn es regelmäßig spielt. Dessen wird sich auch Lopetegui im Klaren sein…

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