Reportage

Isco: Zurück zu alter Form? Zur EM? Oder einem anderen Klub?

Das Jahr 2020 steht bisher im Zeichen des Comebacks von Isco. Der Mittelfeld-Freigeist hat sich endgültig in die königliche Stammelf gespielt und glänzt inzwischen auch als Torschütze. Wird er dauerhaft zu alter Stärke zurückfinden und somit ein Kandidat für Spaniens Nationalmannschaft im Hinblick auf die EM? Und was passiert nach der Saison bei Real Madrid?

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Reals bester Torjäger in 2020 hat die Herzen der Madridistas zurück gewonnen – Foto: imago images / AFLOSPORT

Reals bester Torjäger im Kalenderjahr 2020

Es zeichnete sich bereits im Dezember 2019 ab, dass Isco Alarcón wieder zu einer festen Größe in Zinédine Zidanes Team wird, nachdem die vergangene Saison auch für ihn persönlich völlig enttäuschend verlief. Er gehörte sowohl im schwierigen Auswärtsspiel in Valencia (1:1) als auch beim Clásico im Camp Nou (0:0) zur Stammelf. Im neuen Kalenderjahr setzte sich diese Tendenz fort: Der 27-Jährige startete in den beiden Supercopa-Partien in Saudi-Arabien gegen Valencia und Atlético, und auch in sechs der letzten acht LaLiga-Spiele sowie im Champions-League-Achtelfinal gegen Manchester City (1:2) vertraute “Zizou” dem Zauberfuß aus Málaga von Beginn an. “Wir haben ihn nie verloren”, stellte der Franzose bereits Ende November klar.

Zidane lobt und verlangt noch mehr Tore

Obwohl Isco in der laufenden Saison bereits 14 Mal ausgewechselt wurde – öfter als jeder andere Akteur bei den Königlichen – ist der Trend eindeutig: Während es in der Vorsaison vor allem mit Ex-Trainer Santiago Solari atmosphärische Störungen gab, setzt Zidane inzwischen wieder auf den spanischen Nationalspieler, vor allem in großen und wichtigen Partien. Dieser zahlt das Vertrauen mit mannschaftsdienlichen Auftritten, aber auch mit Toren zurück. Mit drei Treffern ist Isco wettbewerbsübergreifend der bis dato beste Torschütze der Blancos im Jahr 2020.

Nach dem Auswärtsspiel in Osasuna, bei dem Isco sein erstes Saisontor in der Liga schoss und der beste Mann auf dem Platz war, lobte Zidane den Offensivmann, stellte aber auch klar, dass er von ihm noch mehr Tore erwarte: “Er hatte ein brillantes Spiel wie alle anderen, aber vor allem freue ich mich über sein Tor, denn er muss mehr Tore schießen.” Auch über das Spiel hinaus ist der Franzose voll des Lobes und betont, dass er Iscos Art zu spielen sehr schätze.

EM-Teilnahme als klares Ziel

Auch im Hinblick auf die im Sommer bevorstehende Europameisterschaft scheint der viermalige Champions-League-Sieger rechtzeitig in Form zu kommen. Während er unter Luis Enrique vor dessen Rücktritt aus privaten Gründen eine absolute Stütze der spanischen Nationalmannschaft war, spielte er unter Nachfolger Robert Moreno zuletzt keine Rolle mehr. Der letzte Einsatz im Trikot der der spanischen Auswahl datiert noch vom Juni 2019. Der Umstand war vor allem seinen Verletzungen und mangelnder Fitness geschuldet.

Da Enrique inzwischen wieder die Geschicke der “Furia Roja” übernommen hat und Isco ansteigende Form zeigt, ist davon auszugehen, dass er in den Plänen des Asturiers eine Rolle spielen wird. Das große Ziel ist natürlich die Berufung in den EM-Kader Spaniens. Schafft es der Ballkünstler den positiven Trend der letzten Wochen aufrecht zu erhalten, wird für Enrique kein Weg an ihm vorbeiführen – schon Ende März könnte der Andalusier sein “Nati-Back” geben.

Was passiert im Sommer?

Als Isco im 2013 als 21-jähriger Shooting-Star aus Málaga nach Madrid kam, waren die Erwartungen sehr hoch. Seitdem sind inzwischen fast sieben Jahre vergangen und die Frage, ob er ebenjene Erwartungen erfüllen konnte, ist nicht einfach zu beantworten. Er hat es in all den Jahren zwar selten zum unangefochtenen Stammspieler geschafft, leistete aber zweifellos einen nicht unwesentlichen Beitrag bei allen Erfolgen und Titeln, die Real Madrid in dieser Zeit erringen konnte – unvergessen auch seine Einwechslung im Champions-League-Finale 2014, die die Wende brachte. Mit vorläufig 15 Titeln ist die Ausbeute tatsächlich immens und sucht außerhalb der spanischen Hauptstadt ihresgleichen.

Obwohl er in seiner ersten Saison bei Real mit zwölf Einsätzen und drei Toren einer der Leistungsträger  beim “La Décima”-Gewinn unter Carlo Ancelotti darstellte, machte der italienische Trainer keinen Hehl daraus, dass Isco nicht zu seinem vertikalen Spiel passe und er auf andere Spielertypen setze. So setzte er dem hochveranlagten Rechtsfuß in der Saison 2014/15  den Neuzugang und WM-Star James Rodríguez vor die Nase. Die verzwickte Lage änderte sich auch nach dem Abgang Ancelottis kaum, denn weder Rafael Benítez noch Zidane fanden  in ihren Systemen Verwendung für den Feingeist. In der historischen Double-Saison 2016/17  verstand es Zidane jedoch in der entscheidenden Phase, Isco als überaus wirksame taktische Waffe einzusetzen. Der Edeltechniker fungierte nämlich fortan als eine Art kreativer Freigeist zwischen dem Mittelfeld-Trio Casemiro-Kroos-Modrić und der Sturmspitze um Cristiano Ronaldo. Diese Rolle Iscos stellte gegnerische Trainer regelmäßig vor ein kaum lösbares Rätsel. Es schien, als hätte das Genie endlich seine ideale Rolle auf dem Platz gefunden. Im Sommer 2018 war es nach dem Rücktritt des französischen Erfolgstrainers allerdings vorbei mit der Herrlichkeit: Isco erlebte eine verkorkste Saison, geprägt von Verletzungen und der Ausbootung durch Solari.

Seine Rolle und der sichtbare Aufschwung in den vergangenen Wochen weist aber durchaus Ähnlichkeiten mit der erfolgreichen Zeit in Zidanes erster Amtszeit auf. Er bekleidet keine feste Position, sondern bewegt sich sehr variabel zwischen Mittelfeld und Angriff.

Immer wieder gab es in den letzten Jahren diverse, teilweise wilde Gerüchte um einen möglichen Wechsel des Andalusiers. Es ist davon auszugehen, dass dies auch in den kommenden Monaten wieder zum medialen Thema wird. Letztendlich wird der Verbleib oder ein möglicher Wechsel Iscos vom weiteren Saisonverlauf abhängen. Sollte es am Ende eine weitere titellose Spielzeit geben, steht ohnehin alles und jeder im Bernabéu auf dem Prüfstand. Wenn Zidanes Team aber mindestens einen großen Titel gewinnt und Isco den aktuellen Trend bestätigen kann, ist es durchaus denkbar, dass die Blancos weiter mit dem Golden Boy 2012 planen.

Der Spieler selbst hat in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass er nicht beabsichtige, Madrid zu verlassen. Selbst auf dem persönlichen Tiefpunkt unter Solari in der vergangenen Spielzeit angesprochen, erklärte er: “Für nichts werde ich gehen. Ich bin sehr glücklich!“

Und dennoch: Der 27-Jährige steht im Zenit seines Schaffens. Sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2022 und Zidane hat mehrfach gezeigt, dass er ihn gewinnbringend einzusetzen vermag. Darüber hinaus gehört Isco immer noch zu den absoluten Lieblingen der Fans, wie die “Isco, Isco”-Rufe am vergangenen Sonntag nach seiner Auswechslung im Clásico – seinem 300. Einsatz für Real – abermals gezeigt haben.

Es ist ihm, dem Verein und dem Madridismo zu wünschen, dass dieses Szenario so oder ähnlich eintritt, denn zweifellos bringt ein fitter Isco Qualitäten mit, die in ganz Europa ziemlich einzigartig sind. So bezeichnete ihn selbst der portugiesische Nationalspieler João Mário in einem Eurosport-Interview in der vergangenen Woche als den besten Spieler Spaniens: “Ich mag die spanische Liga, sie besteht aus vielen starken Mannschaften. Der Spieler, der mir dort am meisten gefällt, ist Isco. Er ist ein Künstler, er ist Fußball pur.”

Francisco Román Alarcón Suárez hat Real Madrid und der spanischen Nationalmannschaft hoffentlich noch ganz viel zu bieten. Fußball pur!

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Kommentare
Würde ihn so oder so behalten eben als Rotationsspieler einen wirklichen Stamm gibts ja bei Real wirklich nie bei der Verletzungsmisere die wir haben kommt er sicher auf seine über 40 Einsätze auf die Saison gerechnet!

Lieber Isco Disco als Ceballos der kann gern im Sommer das Weite suchen ;)
 

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