
Auch gegen Juve: Real gefällt nur phasenweise
Real Madrids Saisonbilanz liest sich auch nach dem Duell mit Juventus Turin nahezu makellos: Das 1:0 gegen die „alte Dame“ bedeutete den dritten Sieg im dritten Gruppenspiel in der Königsklasse, in der heimischen Liga grüßt man mit 24 Punkten aus neun Spielen von der Tabellenspitze. Rein ergebnismäßig ein eigentlich mehr oder weniger perfekter Saisonstart und daraus resultierend eine hervorragende Ausgangslage für den bevorstehenden Clásico am Sonntag (16:15 Uhr), doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass die Blancos nicht durchgehend zu überzeugen wissen. So tat man sich auch gegen Juve in der ersten Hälfte verhältnismäßig schwer, präsentierte sich sowohl zu Beginn der Begegnung als auch kurz nach der Halbzeitpause phasenweise etwas unsortiert, wodurch die Italiener zu guten Gelegenheiten kamen.
Ein Umstand, der natürlich auch Xabi Alonso nicht entging: „Die ersten zehn Minuten waren wir sehr unorganisiert, aber wir wussten, woran das lag. Mit der Großchance in der zweiten Hälfte von Vlahovic hat sich derselbe Fehler noch einmal wiederholt. Wir haben ihn erkannt und werden daran arbeiten. Es geht nicht darum, dass wir das Problem nicht erkannt haben, aber es hat unsere Ordnung durcheinandergebracht, was nicht passieren durfte.“
Eine Symptomatik, die auch bei der bisher einzigen Saisonniederlage gegen Atlético immer wieder auftrat. Bei der 2:5-Pleite gegen den Stadtrivalen verlor man phasenweise komplett die Ordnung und ließ sich vom entfesselnd aufspielenden Gegner letztendlich mehr oder weniger überrollen. Alonso bemängelte nach der Partie (zurecht) auch die fehlende Intensität und Bereitschaft seiner Mannschaft, gab aber auch eigene Fehler zu.
Welche Lehren zieht Alonso aus dem Derby?
So darf im Nachgang die Startelf-Nominierung des zu diesem Zeitpunkt alles andere als fitten Jude Bellingham genauso als Fehler betrachtet werden wie die Umstellung auf eine Mittelfeldraute, die gegen Atléticos flügellastiges Spiel keinerlei Zugriff entwickelte. Dass Alonso seither konsequent auf ein 4-3-3 setzte, darf in der Hinsicht als Fehlereingeständnis gewertet werden, ebenso wie das Dosieren der Einsatzzeiten Bellinghams in den kommenden Partien, um den Engländer langsam wieder heranzuführen. Gegen Juventus zeigte Reals Nummer 5, wie schon am Wochenende zuvor gegen Getafe (1:0), eine ansprechende Leistung und erinnerte wieder an den Bellingham aus der Premierensaison, der durch Torgefahr und Spielwitz gleichzeitig aber auch defensive Aufopferung gefiel.
Für Alonso ergibt sich für den Clásico am Wochenende so gesehen ein kleines Luxusproblem: Zwar betonte der Baske unlängst immer wieder, dass Bellingham und Arda Güler, der in der aktuellen Form eigentlich auch nicht wegzudenken ist aus der Startformation, durchaus zusammen agieren können. Allerdings stellt sich die Frage, ob einer derart offensive Ausrichtung mit zwei Zehnern gegen Barcelona hinsichtlich der mannschaftlichen Balance die richtige Herangehensweise ist.
Eine Rückkehr zur Raute ist nach den Erfahrungen im Derby eigentlich ausgeschlossen, schließlich verfügen die Katalanen neben ihrer Stärke im Zentrum über noch mehr Power über die Außen als Atlético. Zudem war es in den letzten Auseinandersetzungen vor allem das Umschaltspiel der „Blaugrana“, das die Königlichen vor erhebliche Probleme stellte. Die große Frage lautet also, welche Herangehensweise wählt Alonso, das Debakel gegen die „Rojiblancos“ im Hinterkopf?
Bellingham oder Güler oder beide? Wer stürmt rechts?
So wird Reals Cheftrainer zwei zentrale Fragen beantworten müssen: Wie sieht die Besetzung der rechten Flanke aus und in welcher Konstellation beginnt man im Zentrum? Die Beibehaltung des zuletzt praktizierten 4-3-3 scheint nahezu alternativlos, ebenso, dass Fede Valverde auch im Clásico erst mal noch als Rechtsverteidiger aufläuft, da ein Startelfeinsatz für Trent Alexander-Arnold noch zu früh kommen dürfte. So hat Alonso für die Position am rechten Flügel die Wahl zwischen dem jungen Franco Mastantuono, der die nötige Intensität und Energie gegen den Ball garantiert, dafür aber in der Offensive bisweilen noch etwas roh agiert, oder dem erfahreneren Rodrygo, der mehr Ballsicherheit und Dribbelstärke auf den Platz bringt, dafür aber etwas weniger Aggressivität gegen den Ball. Gut möglich, dass hier die Erfahrung den Ausschlag zugunsten Rodrygos geben dürfte.
Spannender gestaltet sich die Frage im Zentrum. Ein System mit Bellingham und Güler erscheint doch arg offensiv, eine Variante mit Tchouaméni auf der Sechs und Camavinga als dynamischen Box-to-Box-Player als Unterstützung im Mittelfeld die ausbalanciertere Variante. Bleibt also die Gretchenfrage: der formstarke Güler oder der Big-Game-erprobte Bellingham, der schon so manchen Clásico entschieden hat. Denkbar erscheint auch hier, dass die Erfahrung und Bellinghams Kopofballstärke gegen die aktuell nicht zwangsläufig sattelfeste Abwehr der Katalanen den Ausschlag geben dürfte.
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