
Real patzt schon wieder gegen einen Abstiegskandidaten
PALMA DE MALLORCA. Tabellenführung? Futsch. Die gute Stimmung von vor der Länderspielpause? Ebenfalls futsch. Bei Real Madrid ist nach dem ernüchternden 0:1 auf Mallorca mal wieder Wunden lecken angesagt, das kontinuierliche Auf und Ab der letzten Monate findet weiterhin seine Fortsetzung. Was beim Auftritt der Königlichen im Estadi de Son Moix vor allem missfiel, war (wiederholt) die Art und Weise, wie sich der Großteil des Teams von Zinédine Zidane präsentierte: nämlich völlig leidenschafts- und emotionslos. Nach dem 1:1 gegen Valladolid ließ man erneut gegen einen Abstiegskandidaten wichtige Punkte liegen, mal wieder zeigte man gegen einen vermeintlich kleinen Gegner eine sehr ideenlose und uninspirierte Vorstellung. Ein Umstand, der unweigerlich zu der Frage führt: Haben die Blancos etwa ein Einstellungsproblem? Oder steckt am Ende doch ein bisschen mehr dahinter?
Ein Einstellungsproblem? Oder doch mehr?
Misserfolge im Fußball werden ja gerne einmal auf Einstellungs- oder – wie zuletzt im Falle von Borussia Dortmund auf die Spitze getrieben – auf Mentalitätsprobleme zurückgeführt. Oftmals wird durch derartige Diskussionen aber nur von den eigentlichen fußballerischen Problemen – zumeist taktischer Natur – abgelenkt. Und dass Real gegen defensiv gut organisierte Teams mit den immer wieder gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Im Spielaufbau mangelt es in vielen Situationen an adäquaten kollektiven Lösungen. Ohne Chef-Stratege Toni Kroos, der gegen Mallorca verletzungsbedingt passen musste, funktioniert gegen hoch pressende Teams herzlich wenig. Und im letzten Drittel ist man oftmals auf kreative Geistesblitze einzelner Akteure angewiesen, die bislang aber eher eine Seltenheit darstellen, da sich beispielsweise Eden Hazard noch in der Findungsphase und Vinícius Júnior unübersehbar in einer Formkrise befindet.
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Dass hinter dem erneut enttäuschenden Auftritt auf Mallorca doch ein wenig mehr steckt als ein vermeintliches Einstellungsproblem, sieht auch Marcelo so. Der Brasilianer kritisierte nach Spielende vor allem die fehlende Durchschlagskraft im Spiel nach vorne: „Was passiert ist, hat nichts mit fehlender Motivation oder fehlender Intensität zu tun. Das frühe Gegentor hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Wenn du einem Rückstand hinterherlaufen musst, ist es immer schwierig, gerade wenn du auswärts bei einem Gegner spielst, der von seinen Fans nach vorne gepeitscht wird. Sie haben sich nach dem frühen Tor in ihrer Hälfte verschanzt und wir haben es nicht geschafft, gefährlich in ihren Sechzehner zu gelangen.“
Zidane ist gefragt
Fehlende Kreativität vorne, mangelnde Abstimmung hinten – alles keine neuen Probleme, vor allem gegen die vermeintlich kleinen Gegner. Und so langsam aber sicher sollte Zidane dieses Problem in den Griff bekommen. Denn was bringen überzeugende Auftritte wie in Sevilla oder (teilweise) gegen Atlético, wenn man am Ende bei den eigentlichen Pflichtaufgaben aufgrund der immer wieder gleichen Probleme wichtige Punkte verspielt. Oder am Ende sogar das Achtelfinale in der Champions League?
Am Dienstag (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) wartet mit dem Gastspiel bei Galatasaray Istanbul schon das erste „Do or die“-Spiel der Saison, im Falle eines weiteren Punktverlustes wäre das Weiterkommen ernsthaft in Gefahr. Und um in der hitzigen Türk Telekom Arena zu bestehen, wird man neben der richtigen Einstellung vor allem die adäquaten taktischen Lösungen benötigen.
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