Kommentar

Kommentar: Bellingham entscheidet sich für Historie, nicht für Geld

REAL TOTAL-Chefredakteur Nils Kern freut der kommende Transfer von Jude Bellingham ganz besonders: Denn nach all dem Wahnsinn um Kylian Mbappé, Saudi-Arabien und Co. gibt es mal wieder einen Spieler, der weniger sein Gehalt als Priorität hat, sondern andere Faktoren, wie den Verein, dessen Historie, aber auch dessen Zukunftsaussichten.

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Jude Bellingham
Jude Bellingham hat sich für Real Madrid entschieden – Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

Schon klar, schon klar, schon klar: Jude Bellingham wird bei Real Madrid nicht Toast mit Ketchup essen müssen. Bei den Königlichen wird es ihm an nichts mangeln. Und trotzdem ist dieser Wechsel für mich ein klares Zeichen, dass er sich für die Historie eines Klubs entschieden hat, nicht für dessen Mittel.

Bellinghams Absage an Manchester United, City, und welche Premier-League-Klubs noch so an ihm interessiert waren, freut mich fast mehr als die Zusage zu Real Madrid. Wir reden hier von einem 19 Jahre „alten“ Spieler, der nicht nur ein besonderes Talent hat, sondern auch enormen Ehrgeiz und die berühmten Leader-Qualitäten ausstrahlt. Mit 19! Gut, am 29. Juni wird er 20. Nach dem letztjährigen Mbappé-Fiasko und inmitten der Saudi-Arabien-Offensive ist doch so eine Meldung das, was die Fußballwelt braucht. Kylian Mbappé hat sich von den immer wieder verdoppelten Angeboten aus Katar im letzten Moment doch noch verleiten lassen, sein Versprechen mit Florentino Pérez zu brechen. Aktuell ist es Saudi-Arabien, das versucht zu beweisen, dass man sich alles kaufen kann. 200 Millionen pro Jahr für Karim Benzema, 100 Millionen pro Jahr für N’Golo Kanté, und das ist erst der Anfang.

Auch Bellingham wird bei Real Madrid einiges verdienen, aber eben deutlich weniger, als auf der Insel. Diese Entscheidung – für einen großen und gegen einen extrem reichen Klub – hat auch schon Aurélien Tchouaméni zu Real Madrid geführt, statt nach Paris („Nein, nein, über PSG habe ich gar nicht nachgedacht.“). Und weitere Youngster könnten folgen, denn dass man durch die Unterschrift bei PSG nicht gleich Champions-League-Sieger wird, wird Jahr für Jahr unterhaltsam aufgeführt.

Bellingham hat sich nicht nur für den 14-fachen Europapokalsieger entschieden, sondern für einen professionell geführten Klub, der noch seinen Mitgliedern gehört – keinen Scheichs, Staaten oder sonstigen Investoren. Auch bei Real Madrid gibt es das eine oder andere zu kritisieren, auch Florentino Pérez ist nicht wirklich ein wohltätiger Samariter, und doch steht alles, was man beim spanischen Rekordmeister kritisieren kann, nicht im Verhältnis zu anderen Klubs, die in den letzten zehn, 20 Jahren die Marktverhältnisse aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Nur ein Beispiel: Real Madrid hat seit 2010 1,39 Milliarden Euro ausgegeben und ein Transfer-Saldo von -365 Millionen. Das ist viel Geld, aber: Sechs Vereine gaben noch viel mehr aus (Chelsea sogar 2,3 Mrd.) und noch beeindruckender: 15 (!) Vereine haben einen schlechteren Saldo, angeführt von ManUnited (-1,3 Mrd.) und ManCity (-1,2 Mrd.). Und jetzt ratet mal, welcher Klub in diesen 13 Jahren elf Mal im Champions-League-Halbfinale stand und den Wettbewerb obendrein noch fünf Mal gewonnen hat…

Seit 2010 haben 15 schelchter gewirtschaftet als Real – Zahlen von Transfermarkt.de

Real Madrid hat einiges richtig gemacht und auch Jude Bellingham kann man zu seiner Entscheidung nur gratulieren. Die Königlichen sind nicht nur wirtschaftlich stabil, auch sportlich ist das Wort „Umbruch“ gar nicht so präsent und brisant, wie manche denken. Das zeigt allein ein Blick aufs Mittelfeld, denn Bellingham (19), Eduardo Camavinga (20), Aurélien Tchouaméni (23) und Federico Valverde (24) können alle noch ein Jahr von Luka Modrić (37) und Toni Kroos (33) lernen. Nicht nur auf den Transfer von Bellingham – für heutige Verhältnisse stellen 103 Millionen Euro auch noch einen vernünftigen Rahmen dar – kann die Fußballwelt neidisch, sein auch auf dieses Mittelfeld der Zukunft und auf diesen fließenden Übergang bei den Königlichen, wo die letzten Jahre schon die eine oder andere Legende durch ein großes Talent ersetzt wurde.

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von
REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Das ist natürlich immer eine gute Entscheidung, wenn ein Spieler nach Madrid will. Ob es allerdings eine gute Entscheidung von Real Madrid gewesen ist, den Spieler zu holen und so viel Geld wie für Bellingham auf den Tisch zu legen, können wir erst mit der Zeit beantworten. Heißen wir aber Bellingham zunächst willkommen!

:flag:
 
Freue mich riesig auf ihn obwohl wir, eigentlich keinen Bedarf haben auf der posi haben ist er aber ein Brett , Fakt wird der Junge muss jedes Spiel spielen bei Dortmund hat er meist immer links mehr gespielt wenn der mit vini und fran die linke Seite terrorisiert , Jude wird die ganze Zeit tiefenläufe anbieten in die Box das ist bei bvb schon enorm stark gewesen hoffe mann stellt ihn in einer etwas offensiveren 8 auf kann unser Mittelfeld noch mal den Rest geben mit der torgefahr tchouameni cama strahlen nicht so viel torgefahr aus machen meist die 3/4 Pässe , habe jedenfalls sehr viel Bock auf ihn.
 
Wenn jetzt noch Ödegaard Geduld gezeigt hätte, ich weiß man kann nicht alles haben, aber ein Spielmachender Mittelfelder würde diesen Mannschaftsteil abrunden. Vielleicht schafft es ja Paz in den kommenden Jahren aufzutrumpfen.
 
Woher soll man im Vorhinein wissen, ob es eine gute Entscheidung ist?

Ist es eine gute Entscheidung, ein brasilianisches Talent für 45 Mio. zu holen?
Oder für einen jungen Spieler mit enormen Potenzial für 100 Mio?
Oder einen profilierten Spieler mit einem Jahr Restvertrag, der die Premiere League über Jahre dominiert hat für 130 Mio?

Egal ob Vini, Rodrygo, Reinier, Bellingham, Tchouameni, Hazard oder evtl. ein Kane oder wer sonst noch kommen mag. Jeder Transfer kann voll einschlagen oder voll floppen.

Ich habe Bellingham in den letzten 3 Jahren oft gesehen und bin absolut überzeugt von dem Jungen. Sportlich sowieso, vor allem aber auch charakterlich.

Natürlich könnten Perez und Co auch nur zuschauen, so wie bei Haaland, nur um sich 1 Jahr später darüber ärgern zu können.

Aber meine bescheidene Meinung:
Wein Modric und Kroos noch ein Jahr dranhängen, ist diese Position nicht unsere größte Baustelle. Nächstes Jahr sieht das ganze aber schon wieder ganz anders aus.
Von daher, ganz klar ein Top-Transfer.


Das ist natürlich immer eine gute Entscheidung, wenn ein Spieler nach Madrid will. Ob es allerdings eine gute Entscheidung von Real Madrid gewesen ist, den Spieler zu holen und so viel Geld wie für Bellingham auf den Tisch zu legen, können wir erst mit der Zeit beantworten. Heißen wir aber Bellingham zunächst willkommen!

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Wenn jetzt noch Ödegaard Geduld gezeigt hätte, ich weiß man kann nicht alles haben, aber ein Spielmachender Mittelfelder würde diesen Mannschaftsteil abrunden. Vielleicht schafft es ja Paz in den kommenden Jahren aufzutrumpfen.
oah lass mich mich nicht von Ödegaard träumen. Als er bei La Real war hab ich mir schon gehofft, dass er durchhält wie Valverde. Nun ja, der Norweger scheint bislang alles richtig gemacht zu haben. Ich sehe zwar kein Platz für ihn im Mittelfeld, aber von seiner Präsenz passt er sehr zu Real Madrid. Aber nun gut, ich freue mich jetzt erst mal auf Bellingham! Wie wäre es mal mit einem 3-5-2?

Vinicius, Rodrygo
Fran Garcia, Camavinga, Tchou, Bellingham, Valverde
Alaba, Militao, Rüdiger

Klingt experimentell, aber wieso nicht:)
 
Das ist natürlich immer eine gute Entscheidung, wenn ein Spieler nach Madrid will. Ob es allerdings eine gute Entscheidung von Real Madrid gewesen ist, den Spieler zu holen und so viel Geld wie für Bellingham auf den Tisch zu legen, können wir erst mit der Zeit beantworten. Heißen wir aber Bellingham zunächst willkommen!

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Bin vollkommen deiner Meinung!
Aber als Real... istisch denkender Menschen, geht mir dieser Deal einfach nicht in den Kopf.
Für einen 19 jährigen, der gerade einmal 1,5 Saisonen, wohlgemerkt bei einem eher mittelmäßigen Club und das in einer Liga, die mit der spanischen Liga wohl nicht vergleichbar ist, ansprechende Leistungen gebracht hat, 103/133 Mio zu bezahlen, ist wohl total überzogen und blauäugig.
Aber das gut daran ist, dass die Chancen ja bei 50:50 stehen, dass er voll einschlägt.
Außerdem ist die Hoffnung berechtigt, den das haben ja schon viele Beispiele gezeigt, dass er sich, Gründe dafür gibt es mehrere... Teenager werden ihn lieben, vllt derzeit einziger Engländer bei Real, netter ruhiger Kerl,... viel mehr fällt mir dann jetzt doch nicht ein, dass er sich durch einen sehr gutes Vermarktungsplan, in ein paar Monaten refinanziert.
Nur beim "voll Einschlagen" hab ich leider noch jede Menge Zweifel.
Zum einen muss er erst einmal die Power und Konstanz haben, um an den Platzhirschen vorbei kommen...
Zum anderen kann sehr schnell etwas passieren...
Und dann sind unsere letzten Transfers von der Insel, sind wir uns ehrlich, ja nicht "the yellow from the egg" gewesen!
Sehr viel Engländer gibt es ja nicht, die es internationalen zur großen Nummer geschafft haben.
Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass wir diese Position eigentlich schon mit Marco/Dani sehr gut besetzten hätten können, vor allem zu Nulltarif und viel Erfahrung, aber bei unserem Trainer, da ticken die Uhren leider nicht so...
Und genau deswegen wird es für ihn auch sehr schwer werden!
Aber da ich grundsätzlich positiv denke, hoffe ich ja noch, dass sich auch auf diesem Position... Hala Brasil.. was ändert und wir bald einen schöneren Spielstil vortragen werden, dann stehen die Chancen für alle jungen Spieler wieder besser.
Somit, alles Gute und hoffen wir, dass noch etwas Geld über ist, sodass wir auch die wichtigeren Baustelle fertigstellen können und im nächsten Jahr eine schlagkräftige begeisterten Fußball spielende Mannschaft sehen können.... Hala Madrid!
 

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