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Kommentar: So schlecht war 2019 nicht

Endlich ist 2019 vorbei! Das findet auch Nils Kern, und doch war für ihn nicht alles Schwarz in Real Madrids letzten Monaten. Warum der REAL TOTAL-Chef Hoffnung hat und was in seinen Augen noch fehlt bei den Blancos – ein Kommentar zum Jahresabschluss.

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Zidane und Solari erlebten viele Abs in 2019 – Foto: Angel Martinez/Getty Images

2019 war nicht viel schlechter als 2018

Ich beende das Jahr 2019 mit gemischten Gefühlen. Ja, nur 29 Siege und 115 eigene Treffer aus 54 Partien sind viel zu wenig und ja, auch Zinédine Zidane hat das Ruder noch nicht so richtig rum reißen können. Und doch sehe ich in all meiner „immer noch verwöhnt von den vier CL-Titeln“-Welt nicht alles Schwarz und sage auch: Die Horror-Woche im März war hochgradig schrecklich, und doch auch sehr unglücklich. Copa del Rey, Champions League, LaLiga – da lief leider schief, was schief laufen konnte: effektive und teils unterschätzte Gegner, die jede Chance nutzten, während auf der Gegenseite alles verballert wurde. Ja, 2019 war nicht gut, aus Titelsicht katastrophal, und doch nicht so schlecht, wie es oft hieß.

Nach den besagten vier Königsklassen-Trophäen sei den Spielern wohl auch ein paar kleine Nachlässigkeiten in Zweikämpfen, eine leichte Sättigung zu entschuldigen. Real Madrid kann nicht immer gewinnen, aber dafür zwölf Mal verlieren in zwölf Monaten? Das ist natürlich schwach, und doch immer noch ein Mal weniger als in 2018, das Jahr, in dem das gewonnene Finale gegen Liverpool schon einiges kaschierte. Nicht vergessen: Nach 2018/19 hatte Real Madrid nur zwei Punkte mehr Rückstand auf Barcelona (19) als nach 2017/18 (17).

Nicht so wie geplant: Bale, Pogba, Hazard, Jović

Rein aus Leistungssicht war für mich 2019 nicht viel schlechter als 2018. Peinliche Auftritte gab es in den letzten 24 Monaten einige, doch keimt dank der letzten fünf Monate dennoch wieder etwas Hoffnung. Denn auch die Konkurrenz strauchelt immer häufiger und die Königlichen haben im Sommer reagiert. Leiden aber auch noch an vielen Dingen: Pech im Abschluss und bei Verletzungen hier, Unerfahrenheit oder Nachlässigkeiten da. Punktverluste wie beispielsweise zu Saisonbeginn gegen Valladolid (1:1) oder Villarreal (2:2) waren nicht nur unnötig, sondern auch unverdient, von den vergangenen drei Top-Spielen mal ganz zu schweigen.

Etwas ist faul im Madridismo. Gareth Bale und James Rodríguez konnte man im Sommer nicht verkaufen, Paul Pogba sich daher nicht leisten – „Zizou“ muss dennoch mit diesem aufgrund 27 Köpfen etwas überfüllten und dennoch im Mittelfeld dünn besetzten Kader und all seinen Nebenplatzstreitereien arbeiten. Der zweite Anzug um Álvaro Odriozola und Co. sorgt genauso für Sorgen wie der von 2017/18, als man mit der B-Elf peinlich im Pokal gegen Leganés ausschied. Und auch die Neuzugänge sind nicht so eingeschlagen wie das die über 300 Millionen Euro hohen Ausgaben vermuten ließen. Eden Hazard näherte sich gerade seiner Gala-Form, dann verletzte er sich. Ich bin sicher: Wenn Hazard zurück und fit ist und endlich auch bei Luka Jović der Knoten platzt (erst ein Tor aus 14 Einsätzen), dann sind auch die offensiven Sorgen der Blancos vergessen. Denn die Defensive sitzt schon länger: Erst 20 Gegentore in 24 Saisonspielen sind gut. Thibaut Courtois spielte schon zehn Mal zu Null, scheint ebenso der Alte zu sein wie Sergio Ramos, Luka Modrić und Dani Carvajal, wohingegen Karim Benzema, Toni Kroos und Casemiro unter „Zizou“ sogar noch ein paar Schritte nach vorn gemacht haben. Und dann ist da noch der neue Hoffnungsträger Federico Valverde.

Hoffnung auf Mbappé und Ødegaard

Zidane macht vieles richtig, dreht an den richtigen Schrauben, die Rakete steht, sie muss nur endlich starten und abheben. Zum letzten, großen Impuls könnte es jedoch erst im Sommer kommen, wenn der Wunsch des gesamten Madridismo in Erfüllung gehen könnte und Kylian Mbappé sich endlich für einen Wechsel entscheidet. Das Werben von Zidane und Pérez ist nicht zu überhören, und auch der 21-jährige Franzose träumt davon, eines Tages der Treibstoff des neuen Real Madrids zu sein, zu dem auch LaLiga-Überflieger Martin Ødegaard gehören wird. Die Frage ist nur: Wird es 2020 oder doch erst 2021 soweit sein?

In 2019 stotterte die königliche Maschinerie zu oft, und dennoch blicke ich guter Dinge auf die Zukunft. Und hoffe, dass Zidane seine Mannen in den Top-Spielen der entscheidenden Saisonhälfte erneut so einstellen und motivieren kann wie das gegen Paris (2:2) und Barcelona (0:0) zuletzt zu sehen war. Wenn Zidane das gelingt, die Knoten bei Hazard und Jović platzen, dann wird mindestens ein großer Titel bei Real Madrid drin sein. Und wenn dann noch das fehlende Puzzleteil aus Paris landet … Europa, zieh dich warm ab, denn die Blancos sind und waren nicht so am Boden, wie es oft geschrieben wurde.

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von
Nils Kern

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Kommentare
Wir sind im Jahre 2019 in der Copa del Rey gegen Barca rausgeflogen und wurden in der CL schon im Achtelfinale vernichtend geschlagen. Von Ajax im Bernabeu gedemütigt. Für mich war das ein grottenschlechtes Jahr!

''Hoffnung auf Mbappe und Ödegaard'' da kann ich nur den Kopfschütteln ....Hoffnung auf einen Spieler, der auf dem Papier erst im Sommer 2021 wieder zurückkehren wird und Hoffnung auf einen anderen Spieler, der bei PSG unter Vertrag steht ???

Ödegaard kann man ja im Sommer zurück holen, aber dieses Getue, als hätte man mit Mbappe einen Vorvertrag, geht mir gewaltig auf die Nerven!! Er ist ein PSG-Spieler, der bloss mal davon träumt, bei Real zu spielen. Das heisst rein gar nichts! Wir wissen nicht ob er das weiterhin will und wir wissen auch nicht, ob er bei PSG verlängern wird oder nicht!
 

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