
Real scheitert schon am ersten der kommenden Top-Gegner
Da ist sie dahin, die schöne Serie. Neun Punkte aus den ersten drei Spieltagen gibt es nicht oft, vier Mal in den letzten elf Jahren – doch an „Jornada“ 4 war Schluss. Ausgerechnet jetzt, vor dem ersten Mammutprogramm der Saison, den ersten Liga-Härteprüfungen des Julen Lopetegui, ist diese kleine Siegesserie gerissen.
[advert]
Und das teils unglücklich, aber auch nicht unverdient. Und für mich ist die Sache klar: Julen Lopetegui hat sich vercoacht! Das kann passieren, zumal die Königlichen diese Partie dank 16:12 Abschlüssen auch für sich hätten entscheiden können, doch stattdessen setzte es das dritte Remis gegen Athletic in Folge. Dabei hätte es der Míster bei einem personellen Fehler belassen können, doch am Ende waren es zwei.
Erster Fehler: Ceballos statt Casemiro
Dass Toni Kroos auf der Sechs hin und wieder agieren wird, bahnte sich in der Saisonvorbereitung an. Sah damals auch gut aus – allerdings gegen passive, rein defensive Gegner, gegen deren Abwehrriegel es einen spielerisch stärkeren Mittelfeldspieler gebrauchen könnte. Nun war nicht Kroos der Fehler, sondern vielmehr Dani Ceballos anstelle Casemiros. Während dem 22-jährigen Spanier trotz Motivationsspritze (auch dank seines guten Nationalmannschafts-Debüts) in den ersten 45 Minuten wenig gelang, wirkte das Team mit dem brasilianischen und selbsternannten „Turm in der Schlacht“ im zweiten Durchgang wesentlich stabiler. Denn auch da verzockte Lopetegui sich: Athletic stellte sich nicht bloß hinten rein, war zwar bei den schnellen Kontern stets gefährlich, aber spielte durchaus mit, nahm die Madrilenen teils in Manndeckung und war trotz „nur“ 40 Prozent Ballbesitz alles andere als unbeteiligt am Spielgeschehen. Genau für solche Partien braucht es einen „echten“ Abräumer, einen Brandlöscher wie Casemiro – gegen Éibar, Rayo, Leganés und Co. mag das schon anders sein.
Zweiter Fehler: Vázquez statt Mariano
Den ersten Fehler schien der 52-jährige Spanier noch einzusehen, da er in der Halbzeitpause wechselte. Doch in Minute 75 legte er nach – „falta número dos“. In einer Phase, als die Königlichen wie die Handballer teils direkt und sehenswert um den Gefahrenbereich Bilbaos herum kombinierten, brauchte es in meinen Augen keinen weiteren Flügel-, sondern einen Strafraumstürmer. Karim Benzema fand kaum statt, musste sich aufgrund seiner widerspenstigen Bewacher immer wieder aus der Spitze heraus ziehen. Und im Strafraum? Heuballen, die an der rot-weißen Mauer abprallten. „Wir waren der Meinung, dass wir am ehesten frischen Wind auf der rechten Seite gebrauchen konnten“, begründete Lopetegui seine Entscheidung. Lucas Vázquez statt Mariano Díaz. Wie unter Zinédine Zidane scheint der 27-Jährige nicht der Edel- sondern der Standard-Joker zu sein. Vorhersehbar. Und Mariano Díaz blieb auch in seiner zweiten Partie nur auf der Bank. Warum? Noch nicht fit? Unwahrscheinlich. Hätte es nicht gerade einen Strafraumbesetzer wie ihn in der Schlussphase gebraucht? Anders: Hat Madrid nicht gerade einen Typen wie Mariano gesucht und letztendlich geholt – weil man so einen Knipser schon 2017/18 nicht hatte? „Dadurch entstand in der Schlussphase auch mehr Gefahr über die rechte Seite“, begründete Lopetegui seine Entscheidung sogar noch. Außer an ein Isco-Dribbling und eine schlechte Lucas-Flanke kann ich mich da an nicht mehr erinnern. Klar, es stand immerhin 1:1 und nicht 0:1, man musste nicht “All In” gehen, stattdessen aber noch etwas aufpassen und absichern. Aber warum dann Benzema im fünften (!) Spiel hintereinander durchspielen musste, bleibt mir auch ein Rätsel.
Für mich ist der Schuldige an diesem Punktverlust klar: Madrids neuer Übungsleiter. Und trotzdem: Kein Grund zur Sorge! Die Mannschaft hat ordentlich gespielt, gekämpft in einem schwierigen Stadion, und wie in Girona (4:1 nach 0:1) eine Reaktion gezeigt, nur dass es diesmal nicht zum Sieg reichte. Das Glück fehlte letzten Endes! Und ein Panzerknacker im Strafraum…
Madrid fehlt das Glück, Barça hat’s
Jenes Glück fehlte, welches Barcelona am Samstag besaß. Die Katalanen drehten nämlich das Spiel in San Sebastián – 2:1 statt 0:1 oder gar 0:3 – und stehen nun mit zwei Punkten mehr als Real an der Spitze der Tabelle. Wenn das am Ende der Saison mal nicht entscheidend wird. Bleibt zu hoffen, dass die Blancos gegen die kommenden vier Top-Gegner mehr Glück haben als am Samstagabend. Ich bleibe optimistisch!
Community-Beiträge