
Wie viel heiße Luft kann es um ein Testspiel geben? „Die Augen der Welt blicken nach Vegas“, kündigten die US-Kommentatoren das „Juggernaut Football Match“ im Allegiant Stadium an, dem „perfekten Ort für diese beiden Teams“. Naja. Ist ein Clásico in den USA nun ein „Fehler“? Nein, zumindest dürfte er beiden Vereinen gute Einnahmen bringen. Viel fataler aus Real Madrids Sicht finde ich: den Zeitpunkt. Während die Katalanen schon zwei Testspiele hinter sich und sich so bereits gefunden haben, war es für das „neue“ Real Madrid das allererste Freundschaftsspiel. Hätte man da nicht zumindest schon ein Mal mit Antonio Rüdiger, Aurélien Tchouaméni und Eden Hazard als Benzema-Ersatz spielen beziehungsweise testen können?
Andererseits „spart“ man sich so ein, zwei weitere Partien nach und vor einer sehr langen Saison, hat dadurch insgesamt nur drei Testspiele, weswegen man einen möglichen Prestige-Verlust im Clásico wohl in Kauf genommen hat. Damit kann ich dann schon eher leben – denn über wie viel Prestige kann in einem Testspiel-Clásico die Rede sein?
Es ist und bleibt ein Freundschaftsspiel (trotz 13 Fouls und drei Gelber Karten der Katalanen nach 52 Minuten). Zwar sind die einen dieses gefühlt wie in einem Finale angegangen – und das nicht nur innerhalb der Mannschaft, sondern auch außerhalb, angesichts Barcelonas Marketing-Maßnahmen – aber während Laporta und Co. unbedingt gewinnen wollten, wollten die Blancos primär nur eines: testen. Rüdiger statt Alaba links hat meiner Meinung nach nur bedingt geklappt (Rüdiger stand okay, traute sich offensiv einiges zu, trotzdem sollte er in meinen Augen eher innen verteidigen).
Auch Hazard fand in seinem allerersten Clásico keinen Zugriff, wurde oft gefoult in 45 Minuten. Das Zusammenspiel zwischen ihm und den Brasilianern haperte noch etwas, aber Vinícius und Rodrygo fanden auch mit Rüdiger oder Valverde nicht immer die ideale Symbiose. Auch vom neuen „VTC“-Mittelfeld gab es wie befürchtet erstmal primär Physis, aber wenig Aufbau oder Ideen zu sehen – erst als Modrić, Kroos und Co. mitspielten, lief es etwas vertikaler. Aber alles noch auf Sparflamme, da schienen Vallejo und Ceballos noch die motiviertesten, also jene, die um einen Platz kämpfen müssen. Alles noch nachvollziehbar und wenig tragisch für ein (ich wiederhole) erstes Testspiel. Alles gut.
Der Auftakt in die „Pretemporada“ nüchtern in einem Satz zusammen gefasst: Real Madrid hat (wie erwartet) sein erstes Freundschaftsspiel verloren. Die Welt wird sich weiter drehen (auch wenn Laporta denken mag, sie habe sich nachhaltig verändert). Und die Blancos weiter Dinge ausprobieren (speziell den Ernstfall ohne Benzema) – dafür ist die Saisonvorbereitung da. Nicht unbedingt für einen Clásico, schon gar nicht eigentlich als allerersten Test. Aber gut, die Kassen des Klubs und Physis der Spieler am Saisonende, wenn Real so spielen wird die Barça heute (no front, starkes Pressing!), werden es danken.
Community-Beiträge