
90-minütiger Verwaltungsmodus: This is Real Madrid
Normalerweise heißt es ja: This is Anfield. Am Mittwochabend hieß es eher: This is Real Madrid. Im menschenleeren Stadion des FC Liverpool haben die Königlichen ihren 3:1-Hinspiel-Vorsprung aus dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League in einem 90-minütigen Verwaltungsmodus verteidigt – neben einer starken Abwehr-Leistung aber auch Glück gehabt, dass sich das Team von Jürgen Klopp vor dem Gehäuse von Thibaut Courtois teilweise ziemlich tölpelhaft anstellte. Reals erste Halbfinal-Teilnahme seit 2018!
Wer hätte das dieser Mannschaft, die nebenbei bemerkt ja auch noch um die Verteidigung der Meisterschaft in Spanien kämpft, bei der so wechselhaften Hinrunde und bereits drei Jahre nach Cristiano Ronaldos Abgang ohne einen adäquaten CR7-Ersatz – Eden Hazard ist als ständiger Verletzter absolut kein Faktor, ein Kylian Mbappé bis heute nicht gekommen – zugetraut? So viele bestimmt nicht.
Das kam unerwartet! Finale greifbar nahe – ohne CR7-Ersatz
Vor diesem Hintergrund noch verrückter: Auch wenn das Halbfinale erst Ende April beginnt, stehen Reals Chancen auf einen Einzug in das Endspiel in Istanbul alles andere als schlecht. Kontrahent in der Runde der letzten Vier ist nämlich der FC Chelsea, angesichts der übrig gebliebenen Klubs – neben dem 13-fachen Triumphator Bayern-München-Bezwinger Paris Saint-Germain sowie Manchester City – zweifellos der große Außenseiter.
Real Madrid ist Chelsea überlegen
Was in diesen beiden Duellen für die Königlichen spricht: Ihre Qualität im Kader ist höher, ihre Namen sind bekannter, sie sind im internationalen Geschäft viel erfahrener, ein Großteil der Spieler hat ein Halbfinale schon etliche Male bestritten und den Titel mehrfach gewonnen. Sie wissen, wie man Herausforderungen wie diese angeht, worauf es ankommt. Liverpool-Coach Jürgen Klopp: „Reals Erfahrung hat diese Runde entschieden.“ Für die meisten Chelsea-Profis dagegen ist es ein ganz neues Erlebnis.
In Sachen Mentalität und Charakter kommen die „Blues“ gewiss nicht an das trotz stetiger Ausfälle von Schlüsselspielern inzwischen 14 Partien in Folge ungeschlagene Real heran. Roman Abramowitschs Bastelei an einem Chelsea, das nach der goldenen Ära um Frank Lampard und Didier Drogba wieder salonfähig werden soll, steht erst am Anfang.
Insofern darf es für Madrid nur einen Ausgang geben: Das eigene Weiterkommen. Völlig klar.
Was keinesfalls heißt, dass es ein Selbstläufer werden wird. Nicht nur, weil Chelsea im Achtelfinale immerhin Atlético aus dem Weg geräumt hatte (1:0, 2:0), woraufhin der weniger namhafte FC Porto mit einem 2:0-Sieg und einer 0:1-Niederlage knapp in die Schranken gewiesen wurde. Nach der Übernahme von Trainer Thomas Tuchel Ende Januar setzte es erst zuletzt mit einem 2:5 gegen West Bromwich Albion die erste Pleite nach zuvor 14 ungeschlagenen Begegnungen nacheinander. Gerade die Defensive weiß unter dem deutschen Coach zu glänzen: In satten 13 von 18 Spielen fiel kein Gegentor!
Thomas Tuchel mit guter Bilanz gegen Real Madrid
Hinzu kommt: Tuchels persönliche Bilanz gegen Real ist ordentlich. Mit Borussia Dortmund kämpfte er dem weißen Ballett zweimal ein 2:2 ab (Saison 2016/17), mit Paris Saint-Germain gab es einmal ebenfalls ein 2:2 und zuvor einen 3:0-Sieg (Saison 2019/20). Kurzum: Der 47-Jährige kann von sich behaupten, Real noch nicht unterlegen gewesen zu sein.
Spätestens zum Rückspiel am 5. Mai sollte er das aus der Sicht der Truppe von Zinédine Zidane aber tun. Alles andere wäre eine herbe Enttäuschung.
Champions League: Begegnungen im Halbfinale
Termin | Begegnung |
27.04.2021, 21:00 | Real Madrid – FC Chelsea |
28.04.2021, 21:00 | Paris Saint-Germain – Manchester City |
04.05.2021, 21:00 | Manchester City – Paris Saint-Germain |
05.05.2021, 21:00 | FC Chelsea – Real Madrid |
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