Vermischtes

Korruptionsvorwurf: Zwei LaLiga-Klubs und drei Ex-Barça-Trainer äußern sich

Das „Barça Gate“ oder der „Caso Negreira“ hält Spanien weiter in Atem. Inzwischen sind neue Details bekannt, es haben sich auch zwei LaLiga-Klubs sowie ehemalige Trainer des FC Barcelona zum Korruptionsvorwurf geäußert.

757
FC Barcelona
Der FC Barcelona zahlte einem ehemaligen Schiedsrichter-Chef jahrelang Millionenbeträge – Foto: PAU BARRENA/AFP via Getty Images

Sevilla und Espanyol fordern Aufklärung und Respekt für Fans

Der Korruptionsskandal um den FC Barcelona zieht immer weitere Kreise – wobei sich die Schlinge Tag für Tag etwas mehr zuzuziehen scheint. Fast eine Woche nachdem Dokumente veröffentlicht wurden, dass Barça von 2001 bis 2018 fast sieben Millionen Euro an den damaligen Vizepräsidenten des spanischen Schiedsrichter-Komitees (CTA) José María Enríquez Negreira überwiesen hat, gibt es immer mehr Details und Reaktionen.

Vorgeschichte zum Skandal: Was ist wann wie passiert

Mit dem FC Sevilla und RCD Espanyol haben sich am Montag die ersten LaLiga-Klubs zur Thematik geäußert. Sevilla „äußert Bedenken“ und fordert volle Klarstellung über das, was passiert ist bei dieser „ernsten Angelegenheit“, die die „Integrität der spanischen Wettbewerbe in Frage stellt“. „Alle Fans verdienen Respekt“, fordern die Andalusier und auch Barcelonas Stadtrivale zeigt sich „beunruhigt über die Informationen“ und fordert „außergewöhnliche Maßnahmen, um die tatsächlichen Vorgänge aufzuklären“.

Spannend auch: Espanyol fordert auch die anderen Vereine auf, „einen Schritt nach vorne zu machen, um das gute Funktionieren und den guten Namen unseres Fußballs zu verteidigen“ – ob sich Real Madrid da auch angesprochen fühlen wird? Unwahrscheinlich. Zu ruhig scheint es beim spanischen Rekordmeister zu sein.

Ex-Trainer hatten keine Ahnung

Inzwischen haben sich nicht nur zwei Erstligisten zur Thematik geäußert, sondern auch drei ehemalige Mitarbeiter des FC Barcelona. Denn der beschrieb die 18 Jahre lange Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Schiedsrichter als „technische Beratung“ über aktive Schiedsrichter für die Trainer und Spieler – laut Barça eine gängige Praxis bei Profifußballvereinen. Das kann gut sein, noch irritierender ist nur, dass sich frühere Trainer gar nicht an derartige Berichte erinnern können. Athletic-Coach Ernesto Valverde war 2018 der Letzte, der Enríquez‘ „Leistungen“ nutzen konnte beziehungsweise hätte nutzen können. Zwar gibt der Spanier zu, dass derartige Berichte „etwas Alltägliches“ seien, allerdings hatte er auf einer Pressekonferenz keine Erinnerung zu seinen drei Jahren in Katalonien: „Das (die Korruptionsvorwürfe; d. Red.) war auch für mich eine Überraschung. Ich hatte keine Ahnung von all dem, es ist lange her. (…) Ich erinnere mich nicht an die Berichte der Schiedsrichter.“

Valverde trainierte Barça von 2017 bis 2020, in der Saison 2013/14 hatte Gerardo „Tata“ Martino dieses Vergnügen. Einer seiner damaligen Assistenten verriet gegenüber EL CONFIDENCIAL: „Wir haben keine Schiedsrichterberichte erhalten. (…) Ich für meinen Teil habe keine Ahnung. Es ist das erste Mal, dass ich davon etwas höre.“

Fast sieben Millionen Euro (genau: 6.659.488 Euro) hat Barça für Schiedsrichter-Beratung an ein kleines Unternehmen – Enríquez’ Firma „DASNIL 95“ hat nach 2018 keine Umsätze mehr erzielt – über viele Jahre hinweg gezahlt, aber dann hat kaum jemand davon gewusst? Eine vertragliche Beziehung bestand nicht, wie inzwischen heraugefunden wurde, scheinbar sollten die Zahlungen geheim gehalten werden, bis das Finanzamt den Zeitraum von 2016 bis 2018 untersuchte und Fragen hatte zu den damaligen drei Zahlungen. „In diesem Sport gab und gibt es sehr viele Leute, die noch nie gegen einen Ball getreten haben und die dank dieser Sportart über ihre Verhältnisse gelebt haben“, weiß auch Quique Setién. Auf einer Pressekonferenz verriet er: „Wir alle wissen, dass dort, wo es Geld gibt, gibt es immer auch viele interessierte Leute und viel Verschmutzung.“ Setién trainierte die „Blaugrana“ im Jahr 2020, konnte da nicht mehr von Enríquez‘ Leistungen profitiert haben, da dieser 2018 beim spanischen Verband unter dem neu gewählten Luis Rubiales rausgeworfen wurde.

Keine Verträge, dafür Drohungen

Anders formuliert: Kaum hatte Enríquez sein hohes Amt als zweitwichtigster Mann im spanischen Schiedsrichterwesen nicht mehr inne, war er für den FC Barcelona scheinbar nicht mehr von wert. Die Katalanen hatten unter Bartomeu sogar schon vorher die Zahlungen verringert, wonach der Ex-Schiedsrichter sogar drohte „alle Unregelmäßigkeiten“ aufzudecken, wie er in einer handgeschriebenen Drohung per Fax formulierte – das Dokument hatte Bartomeu selbst zuletzt gezeigt. Apropos geleakte Dokumente: Als das Finanzamt 2021 nach Belegen für die Zahlungen fragte, gab es im Verein die Frage: „Sagen wir es ihnen (Vermutung: dass es keine Verträge oder ähnliches gibt und man die Beziehung verschleiern wollte; d. Red.) oder spielen wir verrückt?“ All das: geleakt von EL MUNDO und Co. und ein weiteres Zeichen, dass sich die Schlinge um den FC Barcelona weiter zuzieht.

Mehr: Meinungen zum Fall im Podcast ab Minute 55

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Nils Kern

Du hast Fragen über REAL TOTAL? Da bin ich bin der Richtige: Chefredakteur und erster Ansprechpartner für Medien, Leser, Fans. ¡Hala Madrid!

Kommentare
Mir tun halt die Fans von denen Leid..sowas wünscht man echt keinem.

Kann man so sehen, nichtsdestotrotz nerven mich die ganzen Barcelona Themen und Diskussionen in den letzten Tagen hier im Forum. Ich kann die Namen Gavi, Pedri, Tiki Taka etc. nicht mehr hören...:D
 
Kann man so sehen, nichtsdestotrotz nerven mich die ganzen Barcelona Themen und Diskussionen in den letzten Tagen hier im Forum. Ich kann die Namen Gavi, Pedri, Tiki Taka etc. nicht mehr hören...:D

Stellt euch mal vor, solche konkreten Anschuldigungen gäbe es in Richtung Real Madrid. Da würde es von Pressekonferenzen und öffentlichen Statements von Liga und Klubs (wahrscheinlch am lautesten aus Katalonien) gegen Real Madrid nur so wimmeln. Und bestimmt gäbe es dann urplötzlich einen neuen Hebel, um die Verjährungsfrist außer Kraft zu setzen bzw. die Liga zum Handeln zu bewegen, weil dem Sport ein nachhaltiger Schaden zugefügt wurde und jeder Konsequenzen erwartet. So tun, als sei nichts geschehen, darf man auf keinen Fall.
 
Besser in Schande leben als bewundert sterben. *FC Barcelona
 
So jetzt drehen wir mal die schöne Medaille um, denn diese hat ja bekanntlich zwei Seiten: Bedenklich ist es auch, dass sowas gerade jetzt zu einer Zeit auffliegt, wo es bei Barça sportlich wieder gut läuft…warum nicht letzte Saison als Barça am Boden lag und sogar die Nicht-Qualifizierung für die Europa League fürchten musste…Fragen über Fragen.
Bro zieh mal deinen Barca Alu Hut aus. Real hält sich als einziger La Liga Club gerade sehr bedeckt. Der Rest der Liga geht zurecht auf die Barrikaden.
Wir sind nur still, weil Barca als Verbündeter der Super League nicht ins Kreuzfeuer geraten soll.

Btw. was Laporte sagt ist so ziemlich egal. Er war während dieser Zeit nichtmal aktiv als Präsident.

Gesendet von meinem SM-S901B mit Tapatalk
 
Ich behaupte jetzt mal das auch hier nichts passiert und Barca ohne irgendwelche Konsequenzen davon kommt. Warum sollte es jetzt plötzlich besser werden, nachdem man ja bei City, PSG alles durchgehen lässt.
Das wäre ja schon fast ein Wunder, aber eben ein Fingerzeig in die richtige richtung. Also ich für meinen Teil frage mich so langsam wie lange ich noch Fußball schauen und unterstützen möchte, jedes mal wenn wieder irgendwelche Vorwürfe laut werden und man die Zahlen hört die da im Raum rumschweben.....
Ich für meinen Teil muss seit geraum Zeit schon sehr gut überlegen was ich mir an Spaß und unnützem in meinem Leben noch gönne, da tut das dann schon weh diese Zahltage und Ablösen zu hören die die Clubs bezahlen und dann bescheissen, irgendwelche Hebel ansetzten und halbkrumme Geschäfte tätigen um da noch mehr Kohle zu schäffeln

Ich kann deinen Beitrag irgendwie ich liken.

Sehe es genau so wie du.
Ich habe auch immer weniger Bock auf diesen Zirkus!!
So lange dieser Müll nicht bei den Mädels angekommen ist, werde ich sie im Moment auch e hat bevorzugen und lieber gucken
 
Es ist ja hinlänglich bekannt, dass für den FC Barcelona offenbar eigene Gesetze gelten. Dieser Verein ist sogar noch unsympathischer als der FC Bayern. Und das will was heißen. Unfassbar, was sich dieser Klub alles leisten kann. Da wird ein Schweinskopf vor die Füße von Figo geworfen, und anschließend wird erfolgreich gegen die verhängte Platzsperre geklagt. Da wird erfolgreich durchgesetzt, dass ein Spiel um kurz nach Mitternacht beginnt. Da wird gegen sämtliche Rot-Sperren erfolgreich Einspruch eingelegt, oder zumindest ein Aufschub des Inkrafttretens einer Rotsperre erwirkt. Da wird der CL-Titel 2009 erkauft (das Chelsea-Rückspiel war mit der größte Skandal der Fussballgeschichte). Da wird sich erfolgreich über geltende Gesetze hinweggesetzt, als würde es solche gar nicht geben. Da wird mehr als 2 Jahre lang kein einziger Elfmeter gegen den Klub verhängt. Da werden gegnerische Fans diskrimiert (es dürfen keine Fans mit gegnerischen Trikots ins Stadion). Da werden zukünftige Einnahmen verpfändet, nur um den Kader wieder aufzupolieren. Da wird nicht mehr erwünschten Kaderspielern gedroht. Da wird das spanische Schiedsrichter-Gremium jahrelang bestochen. Und was passiert? Nichts, rein gar nichts. Die können lügen und betrügen, was und wen sie wollen. Als gäbe es kein Morgen. Der FC Barcelona ist nicht nur moralisch das Allerletzte. Unterste Schublade. Pfui Teufel!
 

Verwandte Artikel

Wie Ancelottis Gelassenheit Madrid zum Titel führte

Real Madrid gilt im europäischen Fußball als Synonym für Erfolg. Ständige Titelambitionen,...

Champions League-Auslosung: Teilnehmer, Töpfe, Termine

Die Champions League 2025/26 steht in den Startlöchern! Am Donnerstag um 18...

Titel-Prognosen der Redaktion: An wie viel Silberware wir glauben

LaLiga, Champions League, Copa del Rey und Supercopa – für Real Madrid...

Vor LaLiga-Start: Spanischer Fußball versinkt im Chaos

Immer, wenn man denkt, dass es schlimmer nicht werden kann, schafft es...