
„Manchmal sehr gut, manchmal sehr schlecht“
MADRID. Remis, Sieg, Sieg, Sieg, Niederlage, Niederlage, Sieg, Remis, Sieg, Sieg, Niederlage: Real Madrids Saison verläuft bislang ziemlich wechselhaft. Während namhafte Kontrahenten wie der FC Barcelona oder Inter Mailand bezwungen wurden, setzte es gegen Underdogs wie den FC Cádiz oder Shakhtar Donetsk empfindliche Pleiten. Ganz zu schweigen von der blamablen 1:4-Packung zuletzt beim FC Valencia.
Toni Kroos forderte schon nach dem 3:1 im Camp Nou und vor dem 2:2 in der Champions League bei Borussia Mönchengladbach mehr Stabilität im Spiel und letztlich in den Resultaten und hat dieses Thema in der Sportzeitung MARCA jetzt erneut kritisch behandelt.
„Es stimmt, dass uns etwas fehlt. Das ist kein Geheimnis, jeder kann das sehen. Uns fehlt es an Konstanz. Wenn man die Ergebnisse sieht, sind zwei gut, eines schlecht, zwei gut, eines schlecht. Das müssen wir besser machen. Du siehst einige Spiele und bemerkst, was besser gemacht werden kann. Wenn wir es gegen Barcelona gut machen, müssen wir es so auch gegen Cádiz oder Shakhtar machen. Da gibt es einen großen Unterschied. Manchmal sehr gut, manchmal sehr schlecht. Wir müssen uns verbessern, wenn wir etwas gewinnen wollen“, betonte der 30 Jahre alte Mittelfeldstratege.
„Das können wir nicht zulassen“
Die durch die Coronavirus-Pandemie entstandenen Umstände seien eine „für alle sehr seltsame Situation. Wir spielen alle drei Tage, kommen aus einem kurzen Urlaub, wir haben die letzte Saison sehr spät beendet, konnten im Sommer keine Spieler verpflichten. Jetzt gibt es Verletzungen, einige müssen wegen des Coronavirus pausieren“.
Das solle aber alles keine Entschuldigung sein, beteuerte Kroos. „Ich mag es nicht, nach Ausreden zu suchen. Wir haben in jedem Spiel eine Elf, die den Gegner schlagen kann. Daran habe ich keine Zweifel. Warum wir es nicht tun? Wir müssen Lösungen suchen, um besser zu werden. Es ist nichts Generelles, es sind einzelne Dinge oder spezielle Situationen in Spielen. Deswegen muss man reagieren. Als Mannschaft müssen wir besser werden, wenn wir etwas gewinnen wollen. Manchmal kann man versagen, nicht gut spielen, aber es passiert öfter als wir es wollen und das können wir nicht zulassen“, unterstrich der deutsche Leistungsträger, der mit den Blancos nach den Länderspielen zwei schwere Aufgaben zu bewältigen hat: Erst in der Primera División gegen den als Tabellenzweiten gut aufgelegten FC Villarreal (21. November, 16:15 Uhr), dann in der Königsklasse gegen das als Gruppenletzter arg unter Druck stehende Inter (25. November, 21 Uhr).
#LaPortada “Si queremos ganar cosas… hay que mejorar” pic.twitter.com/E5l3zJWUOb
— MARCA (@marca) November 12, 2020
„Mir wird es nie gefallen, nicht zu spielen“
Kroos sprach außerdem über…
…Trainer Zinédine Zidane, der immer wieder in die Kritik gerät: „Er weiß, dass es Diskussionen gibt, wenn man bei Real Madrid nicht die richtigen Ergebnisse liefert und die Erwartungen nicht erfüllt. Deshalb sind wir bei diesem Klub. Es ist normal. Wir haben unter Zidane schon solche Zeiten erlebt und normalerweise befreien wir uns aus schlechten Phasen. Der Trainer ist der Erste, der weiß, was bei diesem Klub los ist, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Wir müssen uns einfach nur verbessern und versuchen, Spiele zu gewinnen. Der Trainer wird die Lösung finden.“
…Rotationen, von denen er nicht ausgenommen ist: „Mir wird es nie gefallen, nicht zu spielen. Das denken alle Spieler. Am Ende verstehe ich den Trainer, weil wir alle drei Tage spielen. Wir haben keine Pause und erst recht nicht in dieser Saison. Es wird nicht zwei, drei Monate so andauern, sondern bis nach der Europameisterschaft. Ich verstehe, dass der Trainer manchmal rotieren muss. Als Spieler musst du das akzeptieren. Und wenn du zum Einsatz kommst, musst du dein Bestes geben.“

„Unmöglich, zehn Jahre in Folge alles zu gewinnen“
…die aktuelle Benchmark im Weltfußball: „Für mich war Bayern in den letzten Monaten ohne Zweifel die beste Mannschaft der Welt. Real Madrid hat solche Jahre auch erlebt und wir wissen, dass das schwer ist. Es ist unmöglich, zehn Jahre in Folge alles zu gewinnen. Real Madrid war zwei, drei Jahre lang die weltbeste Mannschaft. Jetzt ist es Bayern, was über uns aber nichts Schlechtes aussagt. Es ist wahr, dass sie besser sind als wir, aber im Moment ist das kein Problem, weil wir nicht in ihrer Liga spielen und uns nicht in der Champions League begegnen.“
…sein Standing in Madrid: „Real Madrid ist der beste und größte Klub der Welt. Das habe ich gedacht und das denke ich immer noch. Seit meiner Ankunft haben mir der ganze Klub und die Fans eine große Freude darüber, dass ich bei ihnen bin, entgegengebracht. Das ist nicht normal. In Deutschland musst du erst einmal gut spielen, bevor man glücklich mit dir ist. Aber bei Real Madrid hatte ich das Gefühl, dass sie allein deshalb glücklich sind, weil ich hier bin – ohne dass ich gut oder schlecht gespielt habe. Das gab mir ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen, um von Anfang an gut zu spielen. (Carlo) Ancelotti rief mich an und sagte: ‚Ich will dich in meiner Mannschaft haben, um sie zu verbessern.‘ Das muss man sich mal vorstellen, sie hatten ja vorher schon die Champions League gewonnen. Ich hatte all sein Vertrauen und das war der Schlüssel, um so gut zu beginnen und keinen Druck zu haben. So lief das erste Jahr. Ohne Titel am Ende, aber es war sehr gut.“
…die Seltenheit deutscher Spieler bei Real: „Das ist keine Frage, die man mir stellen sollte. Spieler aus meiner Zeit wie (Sami) Khedira haben mir gegenüber sehr gut von Real Madrid gesprochen. Ich habe vor langer Zeit auch mal mit Günter Netzer gesprochen und er sagte mir, es sei ein guter Ort, nicht nur zum Spielen, auch zum Leben. Ich habe nur Gutes von Madrid und Real Madrid gehört.“
„Manchmal will man auch privat bleiben“
…Begegnungen mit Real-Fans auf der Straße: „Du hast eine Familie und musst natürlich auch mal mit ihr rausgehen. Dann erkennen dich alle. Mir gefällt es, weil sie sehr positiv und große Real-Fans sind. Aber manchmal will man auch privat bleiben, weshalb wir nicht im Zentrum leben. Ich mag die Ruhe. Ich spüre aber immer, dass sie mich sehr respektieren. Sie bitten um Autogramme und Fotos. Das ist gut, denn sie mögen dich. Wir sind in Madrid sehr glücklich, sprechen mittlerweile besser Spanisch. Alles ist leichter. Meine Frau sprach in den ersten Jahren hier kein Spanisch, da war alles schwieriger. Ohne die Sprache zu sprechen, fast keine Kontakte zu haben… Du verlässt dein Land mit 24 Jahren, das ist eine sehr große Veränderung. Aber wir haben es gut gemeistert.“
…„Antonio“, wie er in Spanien manchmal genannt wird: „Ich werde meinen echten Namen nicht vergessen, aber mit ‚Antonio‘ kann ich gut leben.“
…das geplante Karriereende bei Real: „Wir versuchen es. Ich bin körperlich noch gut drauf.“
…eine mögliche European Super League: „Es gibt Positives daran. Wir werden viele Spiele auf einem hohen Niveau sehen, die wir sonst nur in Champions-League-Halbfinals gesehen haben. Wir alle mögen diese Spiele. Das wird den Fußball sehr interessant für die Fans machen. Wir alle mögen es, Fußball auf dem höchsten Niveau zu sehen. Mich besorgen aber andere Dinge mehr als dieser Wettbewerb: Dass mehr Wettbewerbe geschaffen werden. Die FIFA und UEFA werden bestimmt einen neuen Wettbewerb eröffnen wollen. Ich sorge mich um die Gesundheit der Fußballer. Alle drei Tage zu spielen, macht dich sehr müde und sorgt dafür, dass die Partien nicht das Level erreichen, das wir sehen wollen. Es ist, als würde man eine weitere Klub-WM mit 20 Mannschaften spielen. Ich halte das nicht für nötig. Das wird den Spielern nicht gefallen.“
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