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LaLiga in der Krise: Nur Real und Sevilla weiter in Europa

LaLiga steckt in einer tiefen Krise – und das nicht nur, weil von anfangs sieben im Europapokal angetretenen Klubs nur noch zwei übrig sind. Real Madrid und Sevilla sind international noch am Leben, aber drei andere Klubs am Donnerstag ausgeschieden. Bezeichnend für die Magerkost, die einem Woche für Woche in der Primera División vorgesetzt wird.

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jpaquin sergio busquets
So manche LaLiga-Klubs haben sich (mal wieder) blamiert in Europa – Fotos: imago, getty images

Von sieben Klubs nur noch zwei vertreten

Ist Spaniens Fußball in der Krise? Ein „si“ könnte wohl nicht laut genug ausfallen. Das beweist mal wieder das Abschneiden der Spanier in den europäischen Wettbewerben. Denn während LaLiga seit Jahren Negativzahlen schreibt – durchschnittlich sowohl älteste Spieler, wenigste Tore, geringste Nettospielzeit als auch meiste Fouls – macht sich diese Entwicklung mehr und mehr auch in Champions League und Co. bemerkbar.

Und seit Donnerstagabend steht fest: Von anfangs sieben Teams sind nur noch zwei dabei. In der Champions League hält mal wieder Real Madrid die spanische Flagge hoch – erstmals seit 1999 hat nur ein spanischer Klub die K.o.-Phase der Königsklasse erreicht (auch damals: Real). Und in den anderen beiden Wettbewerben ist nur noch der FC Sevilla am Leben. Denn während Atlético sich sehr früh und Barcelona wenig später teils blamabel aus Europa verabschiedet haben, mussten nun auch Betis und Real Sociedad in der Europa League und sogar Villarreal in der Conference League gegen Anderlecht die Segel streichen. Dass zuletzt insgesamt nur zwei Spanier im Viertelfinale vertreten waren, gab es in der Saison 2008/09 – damals Barça und Villarreal. Ein schwacher Trost: Auch aus der Bundesliga – wirtschaftlich am ehesten auf Augenhöhe mit LaLiga – sind nur nur noch zwei Teams am Leben, wohingegen England vier und Italien sogar sechs Vertreter abstellt, Frankreich nur noch einen. So oder so: LaLiga blamiert sich – mal wieder! Davon abgesehen ist auch in der mittlerweile gar nicht so Prestige-armen Youth League kein Spanier im Halbfinale vertreten, auch wenn die U19-Teams von Atlético und Real zumindest bis ins Viertelfinale kamen, aber auch dort deutlich scheiterten.

Probleme ohne Ende: Platzverweise, Rassismus, Korruption

Von den vielen sportlichen Problemen mal abgesehen, stellt die Primera División schon lange keinen Zuschauermagneten mehr dar – zwischen enorm hohen Ticketpreisen (wenn Real und Barça zu Besuch sind, gibt es selten Tickets unter 100 Euro, aber auch die Preise im Bernabéu oder Camp Nou sind eher auf Touristen ausgelegt) und nicht allzu hohen Stadionauslastungen machen auch die späten Anstoßzeiten – teilweise unter der Woche um 22 Uhr – nicht gerade Werbung für die Liga. Dazu kommt der seit Jahren öffentlich geführte Streit zwischen den Verbands-Präsidenten Javier Tebas und Luis Rubiales (mal über die Supercopa in Saudi-Arabien, mal über zu viele Montagsspiele und vieles mehr) und on top aktuell der laut einigen Experten „größte Skandal in der Geschichte des spanischen Fußballs“: der Korruptionsskandal um den FC Barcelona, welcher mittlerweile vor Gericht liegt.

Auch fußballerisch gibt es viel Kritik an und in LaLiga: Statt Techniker finden sich in Spanien immer mehr Treter, die goldene Generation der Nationalmannschaft ist mittlerweile lange her, Talente sind dagegen rar (und werden wenn, dann schnell von England angeworben) und wenn sich dann doch mal ein Star wie Vinícius Júnior – aktuell immerhin der drittwertvollste Spieler der Welt – auf die iberische Halbinsel verirrt, muss er mit Blick auf Europas Top-5-Ligen nicht nur die meisten Fouls einstecken, sondern Auswärtsspiel für Auswärtsspiel rassistische Beleidigungen über sich ergehen lassen – so unter anderem geschehen bei Atlético, in Valladolid, bei Osasuna und auf Mallorca. Atlético-„Fans“ hängten sogar eine Puppe von ihm an einer Brücke auf.

Hoffnung auf die beiden EL- und CL-Rekordsieger

Zwar gibt es auch ein paar wenige hoffnungmachende Dinge hervorzuheben (LaLiga versucht sich seit Jahren an einem Salary Cap, viele Klubs arbeiten an ihrer Infrastruktur und modernisieren ihre Stadien, dazu spielen die aktuellen Preisträger von Ballon d’Or und Golden Boy in Spanien), aber dafür lässt sich auch die Krisen-Liste immer weiter fortführen. Beispielsweise mit einer nicht immer hohen Qualität der Schiedsrichter, die auch einer der vielen Gründe für die Rekord bedeutenden 102 (!) Platzverweise nach 250 Liga-Partien darstellen. Und doch könnte das Sportliche auch dieses Jahr mal wieder über die vielen Bau- und Problemstellen hinweg täuschen. So wie 2021, als Villarreal sensationell und erstmals die Europa League gewinnen konnte. Oder natürlich auch 2022, als sich die Königlichen nicht nur ihren 14. Europapokal, sondern auch den Respekt einiger neutraler Fans sicherten. Titel, die die regelmäßig schwachen Leistungen anderer Klubs – ob national oder auf internationalem Terrain – kaschieren. So bleibt die Hoffnung, dass die CL-Experten aus Madrid, aber auch die EL-Experten aus Sevilla – beides die jeweiligen Rekordsieger dieser Wettbewerbe – die spanische Flagge nicht nur noch etwas hochhalten, sondern einen oder sogar beide Titel holen können. Balsam für die spanische Krisenseele.

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von
Nils Kern

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Kommentare
LaLiga entwickelt sich in einigen Dingen zurück wie das mit dem Rassismus, die Schiris sind katastrophal und in Europa wohl die schlechtesten ( auch wie jetzt mit der Korruption umgegangen wird peinlich ), aber auch der Salary Cup ist einerseits ne gute Idee anderseits ist er meist ein Hindernis für Teams um investieren zu können und neue Spieler anmelden zu können , welches in Europa nun mal ein sehr großer Nachteil ist wenn man die einzige Liga die so etwas macht und so gibt man anderen Ligen ( den Engländern besonders ) mehr die Chance Spieler aus Spanien abwerben zu können ,‘da viele Teams meist mit dem Gehalt nicht höher gehen können da sie nur so und so viel Gehalt zu Verfügung haben und das schon voll ausschöpfen !
La Liga muss vieles ändern , und ja auch das wie man an Tickets rankommt ist amateurhaft und oder die kurzzeitigen Spielansetzungen !
Es wird Zeit wieder aus dem Schlaf zu erwachen , schließlich hat ma den europäischen Ligen jetzt paar Jahre gegeben sich austoben zu dürfen ,also Vamos , der Fußballgott sei mit uns und bringt uns wieder geile LaLiga spiele, aber dafür müssen auch wir wieder mehr Qualität anbieten / besonders in der Breite und Barca muss wieder in die Gänge kommen , obwohl wir ja auch so schon arge Probleme mit ihnen haben !
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ja nicht bereits seit heuer so!
Als ich vor 1 1/2 Jahren bereits hier im Forum geschrieben habe, wie stark La Liga vom Niveau im allgemeinen und auch International fast keine Rolle mehr spielt, wurde ich hier fast gesteinigt! :D
 
Guter Artikel! Wie auch im Podcast von euch thematisiert, sind die Schiedsrichter in LaLiga zurzeit lächerlich. Keine klare Linie die Schiris sind mMn verloren in gewissen Entscheidungen. VAR sollte den Schiris helfen, in Spanien ist es schlimmer geworden.
 
Top Artikel!
Spätestens jetzt müsste bei den Verantwortlichen der Liga sämtliche Alarmglocken schrillen. Ein Krisengipfel müsste einberufen werden und alle Fakten auf den Tisch kommen und gemeinsam nach Verbesserungen gesucht werden. Allerdings befürchte ich dass der seit Jahren schwellende Kleinkrieg unter den Verantwortlichen dies verhindern wird und dadurch die Liga noch weiter abdriften wird. Es braucht Verantwortliche von der Größe eines Florentino Perez an der Spitze um den Zug wieder auf die richtigen Bahnen zu leiten.
 
Ich meine auch grosse Unterschiede zu erkennen, wie La Liga die einzelnen Clubs behandelt. Wie zum Beispiel als Barca im Jahr 2020 Braithwaite kurzerhand Leganes wegschnappen konnte, da hätte doch La Liga den Madrider Vorstadtklub schützen müssen auch wenn Leganes dafür natürlich eine Ablöse erhielt. Wie von euch beschrieben ist auch die Umsetzung des Salary Caps einfach lächerlich. Mir kommt es so vor, als würde man je nach Laune entscheiden, ob beispielsweise ein Transfer durchgeführt werden darf oder nicht. Es fehlt eine klare Linie, welche für ALLE Vereine gleichermassen gilt. Zudem müssten mMn die kleineren Vereine einfach mehr finanzielle Unterstützung erhalten. Natürlich erwirtschaften Institutionen wie Real oder Barca einen viel höheren Umsatz als zum Beispiel ein Cadiz. Aber umso mehr sie so auch ausgeben und natürlich auch so höhere Kredite beantragen können, umso grösser wird auch die Kluft zwischen den 20 Clubs. Seit wie vielen Jahren wird das Rennen um La Liga hauptsächlich durch Barca und Real und früher noch Atletico entschieden? Es gab in den 10 Jahren keine Ausnahmen, an die ich mich erinnern kann. Die Plätze für Europa werden meistens auch Jahr für Jahr von den gleichen Teams besetzt. Langeweile ist beinahe vorprogrammiert. So erkläre ich mir unter anderem die schlechte Entwicklung des spanischen Fussballs.
 
Man merkt vor allem, dass in La Liga die Topscorer fehlen. Kaum spanische Sturmtalente und Tore gewinnen eben Spiele. Valencia fliegt gestern raus, weil sie den Ball trotz bester Chancen nicht reinbekommen, auch Betis hatte ManU am Wickel und bekommt die Pille nicht rein, Real Sociedad hat Rom an die Wand gespielt und ebenso beste Chancen liegen gelassen, bei uns war es auch gut, dass Liverpool so eine Hypothek hatte am Mittwoch, Barca spielt Bayern an die Wand aber trifft nicht und verliert beide Spiele durch saubere Konter. Es ist wie ein roter Faden diese Saison, spanische Mannschaften lassen zu viel liegen, auch wenn die Leistung selbst stimmt. Wer die Spiele gesehen hat, kann nur frustriert sein.

Kann halt aber auch nicht sein, dass Teams wie Barca und Atletico sich so übertölpeln lassen in Europa. Da fehlt es mir dann an Aufopferung. Vor allem Atletico war komplett peinlich in ihrer Pissgruppe, letzter. Lächerlich.

Das ist ja nicht bereits seit heuer so!
Als ich vor 1 1/2 Jahren bereits hier im Forum geschrieben habe, wie stark La Liga vom Niveau im allgemeinen und auch International fast keine Rolle mehr spielt, wurde ich hier fast gesteinigt! :D

Weil es quatsch ist, daher richtig so mit der Steinigung. Real gewinnt die UCL, Villareal davor die EL und kommt ein Jahr später richtig weit in der UCL und hat nur Pech mit failing Rulli. Wenn man die Spiele sieht, liegt es an dem Grund den ich vor allem nannte, dass es dieses Jahr so ist wie es ist.
 
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Guter Artikel! Wie auch im Podcast von euch thematisiert, sind die Schiedsrichter in LaLiga zurzeit lächerlich. Keine klare Linie die Schiris sind mMn verloren in gewissen Entscheidungen. VAR sollte den Schiris helfen, in Spanien ist es schlimmer geworden.

Ich schaue viele Ligen und das merkt man auf jeden Fall. Am Anfang fand ich die spanische Liga mit VAR deutlich besser als alles andere in Europa. In England war die Linie 2meter dick auf dem Feld, in Deutschland herrscht bis heute komplettes Chaos. In Spanien gab es zu viel hin und her, dass man richtig merkt wie die Schiris wackeln. Das war schon deutlich besser vor zwei-drei Jahren. Aber eben, weil ich auch andere Ligen sehe, nein so schlimm wie in Deutschland ist es in La Liga noch lange nicht.
 

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