
PSG und Neymar vor Trennung?
PARIS/MADRID. Endet die Ehe in der Stadt der Liebe jäh? Keine zwei Jahre nach dem spektakulären Rekordtransfer in Höhe von 222 Millionen Euro soll Paris Saint-Germain schon wieder bereit sein, sich von Neymar zu trennen. Präsident Nasser Al-Khelaïfi bemängelt bei dem brasilianischen Superstar offenbar mangelnde Hingabe mit Blick auf die Ziele des Klubs. Nach Informationen der französischen Sportzeitung L‘ÉQUIPE sei PSG deshalb willens, ihn im Falle eines angemessenen Wechsel-Angebots abzugeben.
Mit seinen öffentlichen Äußerungen provoziert Al-Khelaïfi einen Bruch wohl auch bereits bewusst. „Niemand hat ihn gezwungen, hier zu unterschreiben“, so die deutlichen Worte des 45-Jährigen, der mehr Einsatz und „keine Star-Allüren mehr“ sehen wolle: „Denjenigen, die nicht damit einverstanden sind, mehr zu arbeiten, stehen die Türen offen. Tschüss!“
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Neymar in Madrid kein allzu großes Thema mehr
In Madrid hätten sich die Titelseiten der Gazetten nach derartigen Aussagen vor einiger Zeit noch mit Spekulationen um eine baldige Unterschrift von Neymar bei Real überschlagen. Dem ist dieser Tage aber nicht so. Allzu viel spricht derzeit nicht dafür, dass der Angreifer jemals bei dem weißen Ballett landet. REAL TOTAL erklärt, warum.
- Kosten und Alter: Real nimmt lieber Mbappé ins Visier
Weil PSG Neymar im August 2017 für die vertraglich festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona losgeeist hat, dürfte er für weniger als diese Summe nicht zu haben sein. Im Gegenteil: In der französischen Presse geht man sogar davon aus, dass Al-Khelaïfi erst bei mindestens 250 Millionen Euro schwach werden würde. Damit allein wäre Neymar jedoch längst nicht bezahlt, schließlich ist da noch sein üppiges Gehalt. Etwa 37 Millionen Euro verdient er bei PSG pro Jahr brutto. Gesamtvolumen bei einem Fünf-Jahres-Vertrag: knapp 500 Millionen Euro. Bei Real, das sich nicht im Besitz eines Scheichs oder Oligarchen befindet, würde das jegliche finanzielle Grenzen sprengen. Drücken könnten die Madrilenen den Preis angeblich, indem sie im Gegenzug Carlos Casemiro ziehen lassen. Wie die Sportzeitung MARCA berichtet, sei der Ligue-1-Klub heiß auf den Real-Profi. Weil aber schon Marcos Llorente vor einem Weggang steht, mutet es unrealistisch an, dass auch der zweite defensive Mittelfeldspieler im Team abgegeben wird.
Präsident Florentino Pérez ist zwar seit langem ein Neymar-Fan, wird sich den in der Vereinsgeschichte tiefsten Griff in das Portemonnaie aus Gründen der Vernunft gemeinsam mit dem von Natur aus rational denkenden Generaldirektor José Ángel Sánchez aber wohl für Kylian Mbappé aufheben. Im Optimalfall 2020. Der Weltmeister würde zwar ähnlich viel Ablöse kosten, wegen seiner erst 20 Jahre könnte er aber im Stile eines Cristiano Ronaldo eine lange Ära prägen, Real auf Dauer viel mehr geben. Neymar feiert im kommenden Februar dagegen seinen 28. Geburtstag. Auch vor diesem Hintergrund wäre eine Investition in den Brasilianer zweifellos ein großes wirtschaftliches Risiko. Mbappé verdient bei PSG im Vergleich bloß 17,5 Millionen Euro brutto und ist anders als Neymar mit dem rechten Flügel vertraut. Eine Position, die sich in Madrid zumindest aktuell in der Verlosung befindet, weil Gareth Bale nach sechs Spielzeiten auf die Abschussliste geraten ist.

- Kein Handlungsbedarf auf Neymars Position
Auf Neymars Hauptposition, dem linken Flügel, hat Real sich gerade erst namhaft mit Eden Hazard verstärkt – wenngleich der 100 Millionen Euro teure Belgier auch im zentral offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen kann. Dann wäre da aber noch ein gewisser Vinícius Júnior, der im Angriff der Königlichen über viele Jahre wirbeln soll. Als Linksaußen hat der 18-jährige Brasilianer seine ideale Rolle längst gefunden. Rechts wie links kann indes der gleichaltrige Rodrygo Goes spielen. Zahlt für zwei vielversprechende Talente insgesamt 90 Millionen Euro, um dann noch Neymar für Unsummen zu verpflichten und diesen mindestens Vinícius für eine Zeit lang vor die Nase zu setzen? Schwer vorstellbar.
- Neymars Image
Real versteht sich selbst als ehrenhafter, anständiger und verantwortungsvoller Klub. Von jemandem, dem vorgeworfen wird, eine Frau vergewaltigt zu haben, hält der Verein in der Regel genauso Abstand wie von Profis, die beispielsweise mit Alkohol-Eskapaden negative Schlagzeilen kreierten. Auch wenn bei Neymar die Unschuldsvermutung gilt, hat sein Ansehen Kratzer abbekommen. Einen solchen Imagetransfer kann Real nicht gebrauchen. In sportlicher Hinsicht verliert Neymar zudem mit dem Ruf des Schwalbenkönigs, launischen Charakters und Egoisten in der Fußballwelt einige Sympathien.
- Eher Gerüchte um Barça-Rückkehr
Wenn man sich in Reals Fankreisen umhört, sagen von zehn Befragten wohl mindestens neun, dass sie lieber Mbappé aus Paris holen würden. Im Machtzentrum der Königlichen hat man das nicht erst seit den Rufen bei Hazards Präsentation registriert. Die Ablehnung der Madridistas gegenüber Neymar hängt vor allem mit dessen Vergangenheit beim FC Barcelona zusammen. 2013 hatte er Barça gegenüber Real vorgezogen. Ein Aspekt, der allerdings eher unter den Anhängern als in der Führungsetage eine große Rolle spielt. Momentan kursieren aber vielmehr wieder Gerüchte um eine Rückkehr ins Camp Nou. Neymar selbst soll sich dieser Möglichkeit alles andere als verschließen.
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