Reportage

„Loan Army“: So erging es den königlichen Leihspielern diese Saison

Tag der Abrechnung! Mit der Sommerpause starten spätestens die Planungen für die neue Saison. Grund genug, um auf die königlichen Leihspieler bei deren Intermezzi zu blicken. Wer hat performt und sich für eine Rückkehr empfohlen, wer wird vorerst keine Rolle bei den Blancos spielen? REAL TOTAL gibt einen Überlick.

837

Reinier Jesus

Reinier Jesus
Das Missverständnis zwischen dem Brasilianer und den Borussen ist mit dem Ende der Saison Geschichte und sollte von Reinier schnellstmöglich abgehakt werden – Foto: IMAGO / RHR-Foto

20 Jahre ist Reinier erst alt, aber zwei davon hat er bereits bei der Borussia aus Dortmund verschenkt. Nicht nur, dass die Saison für die Borussen selbst ohne einen Titel und damit auch sehr enttäuschend endete, sondern auch, dass der talentierte Brasilianer kaum Spielanteile – 3 Prozent Startelfquote(!) – bei den Schwarz-Gelben erhalten hatte. „Der BVB verpasst Tag für Tag die Gelegenheit, einen talentierten jungen Mann weiterzuentwickeln und sich an ihm zu erfreuen”, urteilte unlängst Mauro Brasilia, der Vater und Spielerberater von Reinier schonungslos. Auch wenn unter dem Strich ein DFB-Pokalerfolg aus dem Vorjahr in der Vita des Offensivmannes auftaucht, hätte er sicherlich im Nachhinein gerne auf seine Erfahrung in Deutschland verzichtet. Denn eine Entwicklung konnte man leider keine ausmachen – kaum ein Wunder, bei diesen Einsatzzeiten. Jetzt gilt es im Sommer, eine gute Lösung für den bei Flamengo ausgebildeten Spieler zu finden, der einst für 30 Millionen Euro von der Copacabana nach Madrid gelotst wurde. Gerüchte gab es schon einige, am heißesten erschien die Option Benfica, welcher der BVB im Winter noch einen Riegel vorgeschoben hatte. Nun ist Reinier aber wieder „frei“ und es sollte auch im Interesse der Königlichen liegen, nun eine Mannschaft für das einstige Versprechen zu finden, wo Reinier auch einmal auf Dauer zeigen kann, was in ihm steckt. Daher wird eine Rückkehr an die Concha Espina sicher noch zu früh sein. Neben den Portugiesen irrten auch schon Namen von Klubs wie Real Valladolid, FC Valencia oder auch Bayer Leverkusen durch die Gerüchteküche. Egal wo: Schlechter kann es wohl kaum für Reinier laufen, daher sollte jede Alternative aktuell willkommen sein.

  • Einsätze: 20
  • Minuten: 402
  • Tore/Vorlagen: 0/0
  • Rückkehr-Wahrscheinlichkeit: 10 %

Brahim Díaz

brahim diaz
Mit dem Scudetto im Gepäck kann der Andalusier auf eine zweite erfolgreiche Saison in Mailand zurückblicken – Foto: twitter.com/Brahim

Wie gegensätzlich Leih-Geschäfte verlaufen können, zeigen die Geschichten von Reinier und Brahim Díaz. Während der eine in Deutschland auf der Bank oder Tribüne versauerte, blühte der andere in der Modemetropole Mailand so richtig auf. Brahim Díaz scheint vollends angekommen zu sein bei den „Rossoneri“ und agierte zu jederzeit in der Saison als mitentscheidender Faktor für Trainer Stefano Pioli. Auch wenn es nicht immer über die volle Spielzeit für den 22-Jährigen ging, galt er doch auch im überragenden Saisonendspurt seiner Mailänder auf dem Weg zum „Scudetto“ immer wieder als eine willkommene Option, auf welche permanent zurückgegriffen wurde und die entsprechende Handhabe letztlich auch am letzten Spieltag eben mit der Meisterschaft ihre Krönung fand. Der kleine Andalusier scheint seine Sache sogar so gut gemacht zu haben, dass es Überlegungen gibt, ob Real Madrid das weitere Leih-Jahr im Sommer unterbricht. Ein Verbleib ist dennoch wahrscheinlicher, auch weil Brahim wohl die regelmäßigen Einsätze in Mailand bevorzugt statt die Ungewissheit in Madrid. Bestätigt der Kreativkopf allerdings nochmal seine Leistungen in Italien, sollten sicherlich einige Begehrlichkeiten bis zum nächsten Sommer geweckt werden.

  • Einsätze: 40
  • Spielminuten: 2.438
  • Tore/Vorlagen: 4/4
  • Rückkehr-Wahrscheinlichkeit: 30 %

Takefusa Kubo

Take Kubo
Gut, aber schon gut genug? „Take” performt bei RCD Mallorca, aber ist seine Leistung auch schon königlich? – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Trotz zweimonatiger Zwangspause von September bis November vergangenen Jahres kommt Kubo mit seinen 20 Jahren auf eine Startelf-Quote von beachtlichen 45 Prozent. Ein klares Zeichen, dass bei RCD Mallorca (erneut) auf den flinken Asiaten gebaut wurde in der abgelaufenen Saison. Im Jahr zuvor bei Villareal und Getafe war das noch nicht der Fall, bei keinem der Klubs konnte er sich durhsetzen. Auf der Baleareninsel heuerte er deshalb bereits zum zweiten Mal auf Leihbasis an und benötigte keine Eingewöhnungszeit mehr, um seine Rolle zu finden. Das ist zwar schön für den Japaner, allerdings sind zwei Tore und drei Assists in etwas mehr als 30 Spielen doch etwas mau für ein Bewerbungszeugnis an die Concha Espina. Gerade auch deshalb wird eine weitere Leihe, idealerweise zu einem offensiv agierenderen Klub, wohl die beste Lösung für den 1,73 Meter großen Offensivmann sein. Dann wird es auch langsam Zeit für den nächsten Schritt, will man ihn irgendwann im weißen Dress auflaufen sehen. Ein Wunsch, den der japanische Messi” auch weiterhin ohne Zweifel hegt: Mein Ziel ist es, mich weiter zu verbessern und ein Teil von Real Madrid zu werden”, machte Kubo vor einigen Wochen in einem Marca-Interview seine Ambitionen deutlich. Eine Nacht wie die gegen PSG zu erleben? Alle Fußballer träumen davon, solche Spiele zu spielen und solche Abende zu erleben. Ich auch, ich möchte das auch.” Bis es letztlich dazu kommt, wird sich der Asiate jedoch weiterhin in Geduld üben müssen.

  • Einsätze: 31
  • Spielminuten: 1.768
  • Tore/Vorlagen: 2/3
  • Rückkehr-Wahrscheinlichkeit: 20 %

Borja Mayoral

Borja Mayoral
Endlich – so möchte man „Borjita” am liebsten zurufen – scheint Mayoral bei FC Getafe angekommen zu sein – Foto: IMAGO / Alterphotos

25 Jahre ist das einstige Sturmtalent inzwischen alt und hat bereits eine Odysee hinter sich, die für mehrere Karrieren ausreichen würde. Umso schöner ist es dann zu hören, dass „Borjita“ bei seinem neuen Arbeitgeber, FC Getafe, (zumindest vorerst) Fuß zu fassen scheint. Sechs Tore in 18 Liga-Spielen sind eine ordentliche Quote, vor allem angesichts der langen Leidenszeit im Vorfeld. Denn erst im Januar musste für den Spanier die Reißleine gezogen werden, als bei AS Rom und Starcoach José Mourinho längst kein Bedarf mehr an den Diensten des Angreifers vorherrschte. Der Wechsel tat ihm gut und durch den jüngsten Erfolg seiner römischen Ex-Kollegen in der Europa Conference League darf sich zudem der Rechtsfuß über eine weitere Trophäe in dessen Sammlung freuen. Denn auch ohne seine Teilnahme an der K.o.-Phase kommt der Angreifer auf fünf Einsätze sowie je einem Treffer und Assist in diesem Wettbewerb. Da die Kaufoption von der Roma dennoch sicher nicht gezogen wird, geht es für Mayoral auch nicht wieder in die ewige Stadt zurück, sodass – stand heute – bis 2023 Real Madrid der Arbeitgeber des Spaniers bleibt. „Ich habe den Real-Madrid-Zug noch nicht verpasst – weit davon entfernt”, hatte der Angreifer im April  seinen Wunsch über eine Rückkehr verlauten lassen. „Ich habe mich auf höchstem Level etabliert und mir viele Träume erfüllt, aber ich habe viele weitere Träume und noch viel Zeit, um mich zu beweisen. Für Real zu spielen ist einer dieser Träume und es kann jederzeit passieren.“ Träumen soll auch erlaubt sein, aber mit Mariano Díaz und Luka Jović warten allerdings (noch) zwei andere Stürmer im Schatten von Benzema, weshalb Mayoral kaum die erste Option im königlichen Offensivverbund sein dürfte. Daher ist auch eine feste Verpflichtung bei Getafe von Interesse für alle Parteien und damit auch die wahrscheinlichste Lösung. „Der Präsident (von Getafe, Anm. d. Red.) sagte mir, dass er mit meinem Berater sprechen würde. Er versicherte mir, dass er bereits mit Real Madrid geredet hätte, damit ich bei Getafe bleibe“, bestätigte Mayoral noch Mitte Mai persönlich die Gespräche. Vielleicht findet der in Parla geborene Stürmer im Vorort von Madrid nun endlich sein dauerhaftes Glück und lässt dort eine Odysee enden.

  • Einsätze: 29
  • Spielminuten: 1.294
  • Tore/Vorlagen: 7/2
  • Rückkehr-Wahrscheinlichkeit: 20 %

Álvaro Odriozola

Alvaro Odriozola Real Madrid AC Florenz
Die Concha Espina bleibt das große Ziel des Basken, doch wie sehen die Planungen in der spanischen Hauptstadt aus? – Foto: IMAGO / Nicolo Campo

Analog zur Geschichte von Brahim fand Álvaro Odriozola sein Glück in „Bella Italia“, auch wenn der Rechtsverteidiger statt Mailand das schöne Florenz für sein Intermezzo ausgewählt hatte. Im Gegensatz zu seinem Standing an der Concha Espina wurde der gebürtige Baske in der schönen Toskana schnell ein relevanter Baustein seiner Mannschaft und konnte damit der „Fiorentina“ dabei helfen, bis ins Halbfinale der Coppa Italia vorzudringen (Aus gegen Juventus) sowie mit einem ordentlichen siebten Tabellenplatz in der Serie A auf einem internationalen Rang die Spielzeit zu beenden. Dass ein paar kleinere Verletzungen dem aus San Sebastián stammenden Defensivmann ein wenig zurückgeworfen hatten, tut der gelungenen Saison kaum einen Abbruch. Nun steht die Frage im Raum, wie es weitergehen wird mit dem Mann, der mit dem FC Bayern 2020 die Champions League gewonnen hatte? Der BVB soll interessiert sein, wobei angesichts der guten Leistungen der AC Florenz zunächst auch als interessanter Abnehmer galt, auch wenn das angesichts der jüngsten Aussagen des Spielers vom Tisch sein dürfte: „Ich bleibe nicht bei der Fiorentina. Meine Zeit dort war großartig, aber jetzt bin ich bereit für Real Madrid”, sagte der vierfache spanische Nationalspieler (letzter Einsatz 2018) gegenüber Onda Cero. „Das ist mein Ziel: Nächste Saison Teil der Mannschaft von Real Madrid zu sein.” Ob man bei den Blancos ebenso überzeugt vom Außenspieler ist, das werden die kommenden Wochen erst noch zeigen müssen. Denn bisher war Dani Carvajal als Rechtsverteidiger gesetzt und als primärer Vertreter agierte stets Lucas Vázquez, mit wem Odriozola um die zweite Geige konkurrieren müsste und bisher immer das Nachsehen hatte.

  • Einsätze: 27
  • Spielminuten: 1.866
  • Tore/Vorlagen: 1/1
  • Rückkehr-Wahrscheinlichkeit: 50 %

 

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

Kommentare
man muss echt realistisch sein bei der loan army. überzeugend gewesen und damit eine rückkehr würdig ist so ziemlich niemand.
 
Ich würde Mayoral und Odriozola verkaufen, obwohl sie sich eigentlich persönlich verbessert haben. Lieber im Sommer für sich noch Ablöse erhalten, als sie noch ewig in der eigenen Reihe zu halten, ohne dass sie einen wirklichen Mehrwert bieten. Stattdessen würde ich tatsächlich Kubo und sogar Reinier ins Kader berufen. Ich sehe Kubo eigentlich mehr im Zentrum und er könnte sowohl Isco und Bale kostengünstig ersetzen, anstatt einen teueren Ersatz zu verpflichten. Kubo ist in meinen Augen sehr talentiert und braucht nur etwas Vertrauen vom Trainer. Auch Reinier würde ich als Benze Backup installieren. Einerseits kann er es wohl nicht schlechter machen als Jovic (ohne ihn jetzt zu bashen) und andererseits könnte er durch seine Technik und Spielanteilnahme punkten. Man hat auf Vini und auf Rodrygo vertraut, wieso nicht auf Kubo und den 3. Brasilianer?
Brahim würde ich noch eine Saison in Mailand lassen. Ich glaube, dass er seinen Ort gefunden hat und mMn sollte man ihm da auch nicht im Weg stehen, zumal er für Real Madrid nicht wirklich essenziell ist für nächste Saison.
 

Verwandte Artikel

Vinícius: Der Freifahrtschein ist weg – und Rodrygo sitzt im Nacken

Vinícius Júnior gehört auch für Xabi Alonso zu den fundamentalsten Spielern bei...

Keiner trifft öfter: Kylian Mbappé wird gerade erst warm

Es war die wohl am meisten diskutierte Verpflichtung in der jüngeren Vereinsgeschichte...

Alaba: Neue Rolle unter Alonso – Berater macht Ansage

David Alaba scheint bei Real Madrid plötzlich kein reiner Verteidiger mehr zu...

Der jüngste Kader der Liga

Das gab es lange nicht mehr: Real Madrid hat den jüngsten Kader...