Interview

Nacho: „Hatte Ancelottis Vertrauen nicht, obwohl er mich bestens kennt“

Nacho Fernández lässt durchblicken, seinen Vertrag bei Real Madrid definitiv zu verlängern, wenn er weiterhin regelmäßig zum Einsatz kommt. Der Abwehr-Allrounder bekräftigt seine Verbundenheit zu den Königlichen und spricht offen von einem für ihn schwierigen Saisonstart ohne Vertrauen seitens Carlo Ancelotti.

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Nacho Fernandez Real Madrid
Nacho kam bis zur WM selten zum Einsatz – Foto: Jaime Reina/AFP via Getty Images

Nacho fühlte sich „praktisch gar nicht wichtig“

MADRID. Fußballer sind glücklich, wenn sie auf dem Rasen stehen. Fußballer sind unglücklich, wenn sie auf der Ersatzbank sitzen. So geht es auch Nacho Fernández – und aufgrund dieser Hin-und-her-Situation im Laufe der Saison überlegt er sich nach wie vor, ob er seinen bei Real Madrid auslaufenden Vertrag verlängert oder mit seinen 33 Jahren dann doch noch einmal eine Erfahrung bei einem anderen Verein macht.

Priorität hat für die Abwehr-Allzweckwaffe aber klar ein Verbleib bei den Königlichen, seiner fußballerisch großen Liebe. Voraussetzung dafür ist eigentlich nur, dass er derart regelmäßig zum Zug kommt wie in den zurückliegenden Wochen. Das hat Nacho am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der spanischen Nationalmannschaft, für die er erstmals seit Oktober 2018 wieder berufen wurde, kundgetan.

„Ich erlebe die beste Zeit meiner Karriere. Die Saison fing für mich sehr hart an, in den ersten vier, fünf Monaten habe ich mich praktisch gar nicht wichtig für die Mannschaft gefühlt. Ich hatte nicht das Vertrauen des Trainers, obwohl er mich schon bestens kennt. Dann hat sich alles geändert“, gab Nacho offen und ehrlich zu Protokoll.

Nacho: Geht es bei Real Madrid so weiter, bleibe ich

Nach der Verpflichtung von Antonio Rüdiger wurde die Nummer 6 vom Innenverteidiger Nummer drei zum Innenverteidiger Nummer vier, von seinen bis dato 31 Einsätzen der laufenden Saison waren bloß elf auf die Periode vom Saisonstart bis zur Weltmeisterschaft zurückzuführen. Folglich profitierte er vor allem von verletzungsbedingten Ausfällen von Daniel Carvajal, Lucas Vázquez, David Alaba und Ferland Mendy, sodass er in der Viererkette überall mal gebraucht wurde.

Nacho möchte offenbar auch noch seine Rolle in der übrigen Spielzeit berücksichtigen, ehe er einen Entschluss fällt. „Einen Vertrag bei Real Madrid zu haben oder nicht, hat nichts zu bedeuten. Wenn er noch zwei Jahre länger laufen würde, wäre ich in der gleichen Situation. Im Sommer rede ich mit dem Klub, dem Trainer, mit meiner Familie. Wenn die Dinge laufen wie bisher und man mir das Gefühl gibt, wichtig zu sein, dann wird es so leicht sein wie in den vergangenen Jahren“, teilte er klar und deutlich mit.

Angesichts der zwölf Punkte Rückstand auf den FC Barcelona und der daher praktisch verlorenen Meisterschaft bei zwölf ausstehenden Spieltagen dürfte der Vizekapitän mindestens in der Primera División kontinuierliche Einsätze bekommen, damit wiederum noch bedeutendere Profis der Defensive bei dem erhofften Weg ins Finale der Champions League häufigere Verschnaufpausen erhalten.

„Bin der Erste, der bei Real Madrid weitermacht“

Der Routinier: „Es ist für mich eine schwierige Situation, denn ich weiß gar nicht, wie es ist, bei einem anderen Klub zu spielen, eine andere Erfahrung als Real Madrid zu machen. Ich bin der Erste, der hier weitermacht. Ich habe hier absolut alles, meinen Klub, meine Familie, meine Freunde. Ich bin komplett davon überzeugt, dass mir es an einem anderen Ort nicht besser ginge als hier. Es geht auch nicht darum, dass Madrid mir mehr Jahre oder mehr Geld gibt. Ich will mich einfach so wichtig fühlen wie in den vergangenen Jahren.“

Bislang habe er „noch keine Entscheidung getroffen“. Im Estadio Santiago Bernabéu animierten die Fans ihr Eigengewächs zuletzt mit Sprechchören regelmäßig dazu, über den Sommer hinaus zu bleiben. Nacho ist dankbar dafür: „Natürlich ist das besonders, wenn das Bernabéu deinen Namen ruft. Das erträumt man sich nicht und ist unglaublich.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Mit Lucas Vazquez haben wir einen zweiten Vollblut-Madridista nur wird er weniger geschätzt!

Stimmt, aber im Gegensatz zu Nacho ist er sportlich mittlerweile entbehrlich. Lucas Vertrag hätte man vor allem zu den kolportierten Konditionen (angeblich 5Mio. netto) lieber nicht verlängern sollen, ein wirklicher Konkurrent für Carvajal tut Not.
 
Seit er aus der Castilla hochgezogen wurde, haben wir die Titelserie in der CL gestartet und er hatte stets einen nicht zu unterschätzenden Anteil. Im Finale 2018 gegen Liverpool stand er sogar die überwiegende Spielzeit auf dem Platz und zusätzlich unvergesslich sind seine beeindruckenden Tore, die noch viele Highlight-Videos zieren, wie beispielsweise der Seitfallzieher gegen Leonesa im Pokal 2016 oder der Distanz-Knaller per Direktabnahme bei der WM 2018…
 
Mit Lucas Vazquez haben wir einen zweiten Vollblut-Madridista nur wird er weniger geschätzt!

...mit der Einschränkung, das Vazquez der "limitierteste" Fußballer in den Reihen Reals ist, (zusammen mit Thomas Gravesen), den ich je bei Real erleben durfte! :D
 
Die Frage ist: Was bedeutet wichtig sein für ihn?
Reden wir hier über Geld, über eine Mindestvertragslaufzeit, eine Stammplatzforderung?
Ich glaube seitens der Fans bekommt Nacho genügend Rückmeldung, dass er wichtig, bzw. in meinen Augen sogar essenziell wichtig ist für unsere Defensivabteilung. Seine Qualität verbietet es zum Teil allerdings ihn für einen Stammplatz zu "opfern". Er ist "leider" viel zu gut um ihn einfach nur auf einer Position aufzubieten und das ist wahrscheinlich das fatale an seiner Situation. Man sollte es weder am Gehalt, noch an einer Vertragslaufzeit scheitern lassen (immer im Rahmen des Möglichen und Vernünftigen). Wenn es aber darum geht dass er in seinen Augen "endlich" einen Stammplatz einfordert, dann scheitert es schlichtweg an der Selbsteinschätzung seiner persönlichen Situation. Ich kann es nur nochmal sagen: Nacho ist im Grunde genommen unser bester Defensivakteur und sein Wert liegt gerade in seiner Flexibilität.
 

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