
Das Déjà-vu geht weiter
MADRID. So manch einer dürfte sich wohl spätestens am Dienstag seltsam vorgekommen sein. So wie 2019 verliert Real Madrid das Auftaktspiel der Champions-League-Vorrunde. So wie 2019 spielt Real Madrid folglich nach einem vorübergehenden 0:2-Rückstand 2:2. Und dann: So wie 2019 geben die Königlichen im Heimspiel gegen den namhaftesten Kontrahenten eine 2:0-Führung aus der Hand – wenn letztlich auch nur zwischenzeitlich.
Hatte sich das weiße Ballett damals am bereits 5. Spieltag nach einem späten Doppelschlag von Paris Saint-Germain im Estadio Santiago Bernabéu mit einem Remis zufrieden geben müssen, langte es jetzt im Estadio Alfredo Di Stéfano gegen Inter Mailand doch noch für einen dreifachen Punktgewinn. Nach den Treffern von Karim Benzema (25.), Sergio Ramos (33.), Lautaro Martínez (35.) und Ivan Perišić (68.) entschied Rodrygo Goes den 3. Spieltag mit seinem 3:2 in der 80. Minute zugunsten der Madrilenen, die zuvor aus den Begegnungen mit Shakhtar Donetsk (2:3) und Borussia Mönchengladbach (2:2) nur einen Punkt mitgenommen und sich so selbst in die Bredouille gebracht hatten.
„Die Zukunft rettet Madrid“
„Die Zukunft rettet Madrid“, titelte die Sportzeitung AS nach Abpfiff, da der Siegtreffer von einem Youngster erzielt und von einem anderen vorbereitet worden war. Vinícius Júnior (20), in der 64. Minute gemeinsam mit Rodrygo (19) für Eden Hazard und Marco Asensio auf den Platz gekommen, machte als Assistgeber auf sich aufmerksam. „Die Kinder ziehen den Karren. Rodrygo haucht Real Madrid Leben ein“, schrieb die MARCA derweil.
¡Buenas noches!
Esta es la #PortadaAS de mañana pic.twitter.com/RFBuBiOAsE— Diario AS (@diarioas) November 3, 2020
„Eine gute Halbzeit – der Rest war zum Vergessen“
Zinédine Zidane sah sich gezwungen, mit den Brasilianern neue Impulse über die Flügel zu setzen. In einer intensiven und zweikampfbetonten Partie ging nach dem Seitenwechsel gegen ein auf den Ausgleich drängendes Inter im Spiel nach vorne immer weniger. Predrag Mijatović, einst Spieler und Sportdirektor bei Real, sieht in der Nachbetrachtung über dieses Nachlassen zum zweiten Durchgang nicht hinweg – so wahnsinnig wichtig der spät errungene Erfolg angesichts der Lage in der Gruppe auch sein mag.
„Real Madrid war die ganze zweite Halbzeit lang verloren. Das war ein enormer Einbruch. In so einem Spiel ist das unerklärlich. So kann man in der Champions League nicht viel erwarten“, schlug der 51 Jahre alte Montenegriner bei dem spanischen Radiosender CADENA SER Alarm: „Wenn wir die drei Gruppenspiele bewerten, gab es nur eine gute Halbzeit gegen Inter. Der Rest im Wettbewerb war zum Vergessen.“
„Defensiv macht Madrid es den Gegnern oft einfach“
Bernd Schuster bereitet unterdessen die Form der Abwehr Sorgen. Hatte diese sich in der vergangenen Saison noch als das Prunkstück entpuppt, konnte sie nun schon zum sechsten Mal in Folge nicht ohne ein Gegentor auskommen. „Es musste ein Sieg her – wie auch immer. Defensiv macht Madrid Fehler und es den Gegnern oft einfach. In der Gruppe sind drei kleine Mannschaften und die haben dir acht Tore (es sind sieben; d. Red.) eingeschenkt“, so Reals Meister-Trainer von 2008 bei dem Radiosender ONDA CERO.
Gegentreffer oder keine Gegentreffer? Diese Frage steht und fällt nicht mit der An- oder Abwesenheit von Sergio Ramos. Der Kapitän wirkte zuletzt bloß beim 2:3 gegen Shakhtar nicht mit. Immerhin bewies er gegen Inter einmal mehr seine Offensiv-Qualitäten, indem er per Kopf das zwischenzeitliche 2:0, sein 100. Real-Tor, markierte. Ramos trug damit dazu bei, dass Real in der Königsklasse Zuhause weiterhin noch nie dreimal in Folge verloren hat und kein fünftes Mal nacheinander ohne jedes Erfolgserlebnis geblieben ist. Letzteres war zuletzt von November 2005 bis zum September 2006 der Fall gewesen.
Drei Spiele, vier Punkte: 47 Prozent kamen weiter
Rein mit Blick auf die Punkte-Ausbeute können sie in Madrid vorerst aufatmen. Real hat als Tabellendritter vier Zähler und damit genauso viele wie Shakhtar, das sich den Gladbachern Zuhause haushoch 0:6 geschlagen geben musste. Der Bundesligist ist als Erster bloß einen Punkt entfernt. In der Historie der Königsklasse haben sich von 134 Mannschaften, die nach drei Spielen vier Punkte hatten, am Ende 63 für die K.o.-Runde qualifiziert. Das sind 47 Prozent. Zu einem dieser Teams gehört übrigens das Real von 2019. Angesichts der vielen Parallelen dürfte doch klar sein, wie die laufende Gruppenphase für Real endet: Wie bisher ausnahmslos bei jeder Champions-League-Teilnahme erfolgreich. Und spielerisch vielleicht ja auch ganz zur Zufriedenheit eines Mijatović…
Community-Beiträge