Einzelkritik

Noten zum 5. Spieltag: Casemiro und Varane halten den Laden zusammen

Real Madrid kann Patzer der Konkurrenz also doch nutzen – weil das Kollektiv wie eines spielt und den rabenschwarzen Abend aus Paris so beinahe vergessen macht. Während Karim Benzema vorne den Cristiano Ronaldo gibt, glänzen die auffälligsten Akteure in der Defensive. Die REAL TOTAL-Einzelkritik zum 5. Spieltag der LaLiga-Saison 2019/20.

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Kein Vorbeikommen: Casemiro, Varane und Co. gewährten dem FC Sevilla nicht einen Schuss aufs Tor – Foto: Cristina Quicler/AFP/Getty Images

Startelf

Thibaut Courtois

Glück für den längst nicht immer sattelfesten Courtois, dass der einzige Schuss auf seinen Kasten, der tatsächlich wieder über die Torlinie rollte, in keiner Statistik auftauchen wird – “Chicharito” stand im Abseits. Ansonsten blieb der Belgier dank einer starken Leistung seiner unmittelbaren Vorderleute über die volle Spielzeit ungeprüft. Das ewig “verwehrte” zu-Null-Spiel wird ihm gut tun.  REAL TOTAL-Note: 3.

Daniel Carvajal

Manch einer fragte sich, welch Fehlbesetzung denn in Paris sein Trikot trug – Dani Carvajal ist wieder zurück! Längst nicht ohne Fehl und Tadel, dafür streute die wahrhaftige Nummer 2 zu viele zu aufbrausende Unsicherheiten ein (unnötige gelbe Karte), aber Präsenz (83 Ballaktionen – Spitzenwert), teils wirkungsvoller Vorwärtsdrang und eine Maßflanke, die zur Torvorlage wurde, ergeben eine nach dem zweiten Abschnitt gerechtfertigte REAL TOTAL-Note: 2.

Raphaël Varane

Der Macher des Tores, das die defensiv sehr ansprechende Leistung der Blancos in Sevilla erst wirklich wertvoll machte: Varanes Ballgewinn (tief in der gegnerischen Hälfte) und die folgende Einleitung des 1:0 durch Kopfballspezialist Benzema erwiesen sich wohl als die Aktion des Spiels. Des Spiels, in dem der Weltmeister die Viererkette mit sagenhaften neun (!) Klärungsaktionen zusammenhielt und Courtois so die erste weiße Weste der Saison ermöglichte. Nahezu perfekt! REAL TOTAL-Note: 1,5.

Sergio Ramos

Aufgrund seiner CL-Sperre der einzige Madrilene in der Startelf, der nicht auch bereits am Mittwoch beim enttäuschenden 0:3 in Paris begann. Doch “Ramos+10” legten eine positiv überraschende Stabilität und Intensität an den Tag, zu der auch der Kapitän trotz seltener Unkonzentriertheiten mit sechs Klärungsaktionen maßgeblich beitrug. Wohl auch sein Ruf brachte ihm gegen den starken Ocampos eine nicht zwingende gelbe Karte ein. Trotzdem: Starker Auftritt in seinem 400. Sieg mit Real. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Ferland Mendy

In Abwesenheit des verletzten Marcelo untermauert der Neuzugang weiterhin, dass er defensiv die klar bessere Option ist. Mit Ball am Fuß und im Offensivspiel (bis dato) zwar wesentlich unrunder als die lebende Vereinslegende, dafür gegen den Ball – auch dank seiner Schnelligkeit und physischen Robustheit – kaum zu überwinden. Ließ im zweiten Abschnitt lediglich drei flache Hereingaben passieren, aus denen kaum Gefahr entstand. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Casemiro

Sein 200. Auftritt im weißen Trikot, es sollte ein äußert besonnener werden des formerstarkten Copa-America-Siegers. In seiner Paraderolle als rigoroser Staubsauger zog Casemiro mehrere clevere Fouls oder ging anderweitig dazwischen, mit deren vier verbuchte der Brasilianer die meisten Tacklings für seine Farben. Dazu kam eine sehr geringe Fehler-, dafür aber eine starke Passquote (88 Prozent). Der Fels in der Brandung, der er in Zidanes 4-1-4-1 gegen den Ball für den Auswärtsdreier auch sein musste. Ebenfalls: nahe an der Perfektion, und daher nach dem Spiel als “King of the match” gekürt! REAL TOTAL-Note: 1,5.

Toni Kroos

Offensiver Beginn gegen den Ball – allerdings mehr gut gemeintes als gutes Pressing von Kroos, der in der Anfangsviertelstunde die königlichen Fäden zog, in der Folge jedoch mehr und mehr erblasste. Was  zu verkraften war, da Real den Greifswalder weniger als Passmetronom, denn als einsatzwilligen Allrounder benötigte. Diese Bereitschaft war da, Kroos fiel im Vergleich zu Casemiro dennoch klar ab, auch hinsichtlich seiner Pässe (“nur” 82 Prozent kamen an). REAL TOTAL-Note: 3,5.

James Rodríguez

Bestach in den ersten 45 Minuten durch die beste Defensivarbeit der vorderen Vier, die sich nicht mehr so fremd schienen wie noch in Paris. Mehr Achter als Zehner, mehr Zweikämpfer als Zuckerpassspieler – auch wenn Carvajal die Ausnahme kurz vor dem Pausenpfiff hätte verwerten dürfen. Obwohl der Kolumbianer nach Wiederbeginn abtauchte, steht fest: Der Spielertyp James ist – auch in der präsentierten Breite seiner Kompetenzen – im königlichen Kader ziemlich einzigartig. REAL TOTAL-Note: 3.

Gareth Bale

“Weigerte” sich in der ersten Halbzeit zu oft, in aussichtsreichen Situationen Geschwindigkeit aufzunehmen. So wirkte Bale, endgültig zurück auf dem rechten Flügel, eben dort irgendwann teilweise abgemeldet. Zumindest, wenn Real den Ball führte. Für Defensivarbeit (sechs gewonnene Luftduelle) war sich der Waliser nie zu schade; bis in die 94. Minute, als er nach einem langen Sprint an die eigene Grundlinie zum wichtigen Tackling ansetzte. Auch vorne hatte der Linksfuß in der Nachspielzeit noch Bock, verpasste vor Vaclik aber das 2:0. REAL TOTAL-Note: 3.

Karim Benzema

Sein erster Abschluss verunglückte, über weite Strecken der Partie hatte der normalerweise mitspielende Mittelstürmer kaum Bindung zum Spiel. Als sich diese eine Gelegenheit in Form einer Carvajal-Flanke Mitte des zweiten Abschnitts aber ergab, köpfte Europas gefährlichster Kopfballspieler das Kunstleder technisch perfekt in die Maschen. Kurz vor Schluss noch ein unveredelter Geistesblitz in Richtung Bale – und am Ende auch eine Art Matchwinner. Wer also behauptet, “KB9” übernimmt mehr und mehr die Rolle des abgewanderten “CR7”, hatte am Sonntagabend Recht. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Eden Hazard

Die Antritte werden schneller, die außergewöhnliche Ballkontrolle kommt immer besser zur Geltung. Aber noch ist sichtbar, dass der Königstransfer des zurückliegenden Transfersommers noch nicht bei den ersehnten 100 Prozent angelangt ist. Emsig in Defensiv-Zweikämpfen, federführend im Konterspiel, häufig gefoult vom Gegner, präsent am Strafraum – aber überall fehlt noch etwas (sieben Ballverluste). In der Anfangsphase spielte Hazard einen aussichtsreichen letzten Pass zu schlampig, in Minute 34 vergab er eine Großchance alleine vor Vaclik. Er wird sich weiter steigern. REAL TOTAL-Note: 3,5.

111 Gründe, Real Madrid zu lieben

Einwechselspieler

Fede Valverde (ab 76. Minute)

Kam für den nach dem Seitenwechsel unaufälligen James. Half mit einigen wenigen Zweikämpfen, die Führung zu verteidigen. Keine Bewertung.

Lucas Vázquez (ab 90. Minute)

Ersetzte in den vier addierten Minuten Hazard. Keine Bewertung.

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Trainer

Zinédine Zidane

Zauberwort Kollektiv. Das taktische Miteinander funktionierte phasenweise ausgezeichnet, was den ein oder anderen Fan positiv überrascht haben dürfte. Wie gegen Paris’ 1b-Auswahl am Mittwoch waren die Königlichen auch im Sánchez-Pizjuán schon baden gegangen – nicht so im Top-Spiel dieses 5. Spieltags. Zidane bekam die klaffenden Lücken zwischen den (Defensiv-)Ketten konsequent geschlossen, wovon auch die Präsenz im Mittelfeld profitierte. Mit der augenscheinlich richtigen Einstellung standen selbst die arbeitswilligen Offensivspieler kompakt, sodass kein einziger Schuss auf das königliche Gehäuse kam. Zudem ließ Zidane die stabile Startelf mit Umsicht lange auf dem Rasen, auch die zwei späten Wechsel ergaben Sinn. Macht: REAL TOTAL-Note: 1,5.

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von
Baumgart's Fussballblog

Baumgart's Fussballblog ist für die „wahren“ Fußballfans. Nostalgie, Hintergrundberichte und interessante Fakten. Auch hier bei REAL TOTAL!

Kommentare
Ja vor dem Spiel schrieben manche wir gehen 4-0 unter jetzt ist wieder alles Paletti.
Ist es nicht. Mir tut es bißchen weh wie Edeltechniker wie Hazard und James sich in Zweikämpfen aufreiben müssen. Ich wünsche mir als Real Fan immer mehr Glanz und Spektakel als einen Arbeitssieg.

Aber es war im Moment die absolut richtige Reaktion. Der Einsatz war vorbildlich, defensiv hatte alles seine Ordnung und das Tor war auch sehr schön herausgespielt.
Gegen Sevilla da heim ist auch verdamt schwer anders zu gewinnen
 
Welche Fakten? Du zählst irgendwelche Beispiele auf die Benzema schlecht aussehen lassen und lässt alles Positive außen vor was er in 10 Jahren Real Madrid geleistet hat! Ich frage dich gern nochmal falls du meine vorherige Frage "überlesen" hast:
WIE VIELE bzw. WELCHE STÜRMER HABEN IN DEN LETZTEN 10 JAHREN MEHR GELIEFERT ALS BENZEMA?
WO SIND DIESE HERREN IN DER CL-TORSCHÜTZENLISTE?

Und noch was: Ronaldo und Messi wird es immer hoch angerechnet, dass sie seit über 10 Jahren Leistung bringen und bei Benzema heißt es plötzlich: "Er hat nur so viele Tore weil er ja schon seit 15 Jahren rumgurkt!" Hörst du dir eigentlich selbst zu?
Dieser Mann kam mit 21 Jahren zu Real Madrid und hat in rund 470 Spielen knapp 350 Torbeteiligungen. Das heißt in 3 von 4 Spielen sorgt er dafür dass Real Madrid ein Tor erzielt. Nur mal für dich als Vergleich, das ist sogar die bedeutend bessere Statistik als jene die Vereinslegende Raúl aufweisen kann! Ich kann angesichts dieser FAKTEN nur den Kopf schütteln bzgl. deiner dermaßen einseitigen Sichtweise. Und ich bezeichne dich auf keinen Fall als Troll oder sonstwas...ich finde es nur schwach immer wieder einen Spieler an die Wand zu stellen der die Fußballwelt seit über einem Jahrzehnt mit seinen großartigen Leistungen ziert und selbst jetzt, in Zeiten wo es im Verein beileibe nicht so gut läuft einer der wenigen ist, die in jedem Spiel ihr madridista-Herz beweisen.
@zizou05

Richtig, nun evaluiere doch bitte nochmals gegen welche Gegner die Mehrheit der Tore fielen. Selbst wenn man Großzügig rechnet und z.B. Florenz als Top-Team zählt kommt man auf mindestens 60-65% Tore gegen Teams, welche nicht einmal in der Europa League irgendetwas mitzureden hätten. Dazu ist er nun auch schon fast 15 Jahre in der CL aktiv, was das Ganze nochmals relativiert.

Diese "wichtigen Treffer", wie du sagst gestehe ich ihm zu. Jedenfalls sind sie nicht ansatzweise in der Quantität vorhanden, wie es hier von einigen suggeriert wird und dazu meist so ziemlich dem Zufall entsprungen (siehe Karius/Ulreich). Bis zum Bayern-HF 2014 kam da nämlich gar nichts, das ging sogar so weit, dass Mourinho (nach Higuains schwerer Verletzung 2010/11) im Winter lieber Adebayor geholt hat, statt fest auf Benzema zu bauen.

Aber wie gesagt, möchte hier auch keine neue Diskussion starten. Bin es auch langsam leid, mich ständig nur zu wiederholen und die gleichen Fakten immer und wieder rauszuholen, nur damit es dann wieder "aber, aber, aber" heißt oder die Diskussion ganz simpel mit der Troll/Hater/Barcafan-Keule einseitig "beendet" wird.
 
Ich fand Sevilla jetzt auch nicht viel stärker als Celta. Allgemein nähert sich das Niveau der Liga immer mehr an.

Sevilla war aber schon noch ne andere Hausnummer als 80% von La Liga, ist nur aktuell nicht mehr so der Fall ohne Emery.

Also damals (sogar mit CR) haben wir ganz ganz selten im Pizjuan die 3 Punkte mitgenommen, wenn überhaupt haben die Andalusier also seit letzter Saison deutlich abgebaut, verglichen mit den Zeiten wo sie die EL gerockt haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab ne persönliche Abneigung gegen ihn trotzdem suche ich nicht das Haar in der Suppe und weiß seine Wichtigkeit für uns trotzdem zu schätzen.

Eine persönliche Abneigung, wirklich? Ich finde es besser, wenn man die Argumentation (nach Möglichkeit) auf Fakten basiert. Reine Vorlieben sind doch weniger interessant zu lesen, insbesondere wenn es sich dabei um Abneigung handelt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Eine persönliche Abneigung, wirklich? Ich finde es besser, wenn man die Argumentation (nach Möglichkeit) auf Fakten basiert. Reine Vorlieben sind doch weniger interessant zu lesen, insbesondere wenn es sich dabei um Abneigung handelt.

Was ich damit sagen wollte, es ist schwierig jemand rein nach Fakten zu beurteilen, Fußball ist eine emotionale Angelegenheit und nicht die Börse; und selbst da spielt Emotion eine Rolle.
 

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