
Sehr lückenhaft kommt das Bernabéu 2018/19 daher.

Ob unten hinter dem Tor …

… oder weiter oben. Überall finden sich tausende leere Plätze.

Selbst die sonst für ihren “unbändigen, 90-minütigen Support” bekannten Fans RMCF in der “Grada” erscheinen nicht immer in Vollzahl.

Spanischer Käse?

Ob dieser Herr spielt? Mein rechter, linker Platz ist frei…
Im Schnitt noch Europas fünftbestbesuchtes Stadion
MADRID. Eigentlich sind durchschnittlich 61.900 Zuschauer kein schlechter Wert. Laut einer CIES-Studie (Stand: 4. Mai) haben nur vier Stadion in Europa eine noch bessere Quote: die Arenen von Dortmund, Bayern, Barcelona und Manchester United.
Einen negativen Geschmack bekommt man nur, wenn man die Auslastung betrachtet. Denn die 81.044 Sitzplätze im Estadio Santiago Bernabéu bedeuten, dass der königliche Fußballtempel in dieser Saison nur zu durchschnittlich drei Vierteln (76,4 Prozent) ausgelastet war.
Real Madrid und eine Heimmacht, das war mal. So kommt nicht nur die Zuschauerquote, sondern auch die Leistung vor eigenem Publikum besorgniserregend daher: Nur 18 ihrer 26 Heimspiele haben die Königlichen gewonnen, ganze sieben verloren. Seit 1995/96 mussten sich die Blancos nicht mehr so häufig im Bernabéu als Verlierer geschlagen geben – damals ganze acht Mal.
Sechs Gründe für die schlechten Besucherzahlen
Am Sonntag wurde beinahe sogar der Saisontiefstwert erreicht. Und das trotz eigentlich positiver Vorzeichen: gutes Wetter, frühe Anstoßzeit (16:15 Uhr), zudem bot Real zum Abschluss eines Feiertagsprogramms in Madrid seinen Fanklubs besondere Rabatte. Wer konnte da nein sagen? 34.120 konnten es! Nur 46.924 Besucher gegen Villarreal (3:2) bedeuten: Nur im Pokal gegen Leganés (44.231) war das Bernabéu 2018/19 noch geringer gefüllt. Woher diese schlechten Zuschauerzahlen? Gründe finden sich viele.
- 1. Schlechte Leistungen
An erster Stelle natürlich die Performance der Stars, so haben die Königlichen ihre Fans nicht nur in den sieben Heimniederlagen enttäuscht, auch oft in den anderen 18 Heimspielen der Saison.
- 2. Teurere Preise
Wie bei Trikots müssen Fans auch bei Eintrittskarten jährlich tiefer in die Tasche greifen. Bei Partien mit der geringsten Kategorie wie gegen Villarreal beginnen die Preise zwar mit 35 Euro für den obersten Block in der Kurve, gehen aber rauf bis 150 Euro für einen Platz unten an der Gerade. Für ein, zwei oder drei Besuche im Jahr mag das erschwinglich sein, doch im wirtschaftlich gebeutelten Spanien kommen viele Fans an ihre Grenzen.
- 3. Anstoßzeiten
Sonntags oder dienstags um 21:30 Uhr? Wer erst gegen Mitternacht das Bernabéu verlässt, bereut das möglicherweise am nächsten Tag in Büro oder Schule. Das ist der Preis, wenn in LaLiga nahezu jede Partie einzeln ausgetragen wird, und es so auch mehrere Anstoßzeiten an einem Sonntag gibt.
- 4. Nicht nur Spieler, auch Fans gesättigt
Seit 2014 hatten die Blancos jährlich zwischen 54 und 63 Spiele, die Hälfte davon Zuhause. Das ist viel! 2019 wird mal wieder ein „kürzeres“ Jahr mit möglicherweise nur 50 Partien. Die Fußballblase, sie platzt nicht, doch eine gewisse Sättigung scheint sich eingestellt zu haben, so konnten Madridistas fürs Champions-League-Finale 2018 wesentlich einfacher Karten bekommen als noch in den drei Endspielen zuvor. Auch Touristen entdeckt man gefühlt weniger als noch in den letzten Jahren. Und ja, auch der FC Barcelona hat mit Zuschauerrückgängen zu kämpfen.
- 5. Weniger Spitzenspiele
Wenn ein Viertel- und ein Halbfinale der Königsklasse fehlen, zieht das den Schnitt runter. Eine fehlende Supercopa-Partie wurde durch das Pokalhalbfinale egalisiert, doch sind die wuchtigen Heimspiele in dieser Saison wohl an einer Hand abzuzählen: Zwei Mal Barcelona, Ajax, Atlético, Rom.
- 6. Cristiano Ronaldo
Ja, auch der Abgang des Superstars ist einer der Gründe, warum weniger Fans ins Bernabéu strömen.
Einmal muss Real Madrid bis zur Sommerpause noch in Chamartín ran – Betis Sevilla gastiert am 18. Mai zum 38. und damit letzten Spieltag. Bei erneuten Ticketpreisen zwischen 35 und 150 Euro dürfte erneut kein Ausverkauf zu erwarten, aber auch nicht unbedingt der Negativrekord in Gefahr sein. Ein letztes Mal Bernabéu vor der Sommerpause, da könnten dann doch zumindest ein paar Blöcke gefüllt sein.
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