
Carvajal erlebt seinen dritten Frühling
Als Anhänger Real Madrids ist man es ja durchaus gewohnt, dass die eigene Mannschaft in Liga und Champions League oftmals zwei verschiedene Gesichter zeigt – insbesondere im letzten, entscheidenden Drittel der Saison. Nichtsdestotrotz dürfte sich die Vielzahl der Madridistas in den letzten Partien ein wenig die Augen gerieben haben, als sie ihren Rechtsverteidiger auf der internationalen Bühne zuletzt plötzlich wieder aufblühen sahen: Daniel Carvajal scheint – wie schon vergangenes Jahr – pünktlich zur heißen Phase der Spielzeit zur Höchstform aufzulaufen und an seine besten Zeiten anzuknüpfen.
Gegen Liverpool (5:2 und 1:0) in beiden Partien noch mit einer jeweils äußerst soliden, aber glanzlosen Vorstellung (jeweils REAL TOTAL-Note 3), drehte der Rechtsverteidiger sowohl beim berauschenden 4:0 über Barcelona in der Copa als auch im Hinspiel gegen Chelsea (2:0) enorm auf und gehörte in beiden Spielen zu den besten Akteuren auf dem Feld (jeweils REAL TOTAL-Note 2). Und auch im Rückspiel an der Stamford Bridge zeigte der 31-Jährige erneut eine überzeugende Leistung, gefiel als resoluter Zweikämpfer, unermüdlicher Antreiber und sorgte im Zusammenspiel mit Rodrygo für zahlreiche gefährliche Angriffe über die rechte Seite.
Fast wirkt es so, als benötige der Canterano den besonderen Druck der großen Bühne und der finalen, entscheidenden Saisonphase. Denn bereits in der vergangenen Spielzeit benötigte Reals Rechtsverteidiger einen langen Anlauf und legte nach einer eigentlich schwachen Saison einen phänomenalen Endspurt mit insbesondere tollen Leistungen in der Königsklasse hin. Geschichte wiederholt sich – und Carvajal erlebt seinen dritten Frühling.
Mehr offensive Variabilität und defensive Stabilität
Und jenes Formhoch hätte keine Woche später kommen dürfen. Die physische Präsenz und Dynamik eines fitten Carvajal tut dem Spiel der Königlichen merklich gut – insbesondere in der Offensive, wo es über weite Strecken der Saison merklich an entsprechender Unterstützung für den Rechtsaußen mangelte. Mit seinen unermüdlichen Tiefenläufen und (endlich wieder) gefährlichen Flanken verleiht der spanische Nationalspieler dem Spiel der Königlichen die dringend benötigte Tiefe und mehr Variabilität. So leitete er mit einer überragenden Flanke das 1:0 im Hinspiel gegen Chelsea ein, während er im Rückspiel vor allem als Passspieler und mit intelligenten Laufwegen überzeugte. Aber auch defensiv wirkt der 31-Jährige aktuell deutlich stabiler als noch im ersten Teil der Saison. Hier ist vor allem die Leistung in der Copa hervorzuheben, wo er vor allem mit einer bärenstarken Defensivleistung imponierte.
Bedarf auf Rechtsverteidiger-Position bleibt bestehen
Und dennoch: Bei aller Freude über Carvajals erneutes Formhoch dürfen die Verantwortlichen nicht abermals die Notwendigkeit nach Verstärkungen auf der Rechtsverteidiger-Position übersehen. So ließ man sich bereits vom starken Endspurt von Reals Nummer 2 in der vergangenen Saison ein wenig blenden und verließ sich zu sehr darauf, dass er jenes Level der Endphase konstant halten könne. Es zeigte sich jedoch erneut, dass vor allem Carvajals Verletzungsanfälligkeit ein limitierender Faktor und der Canerano physisch schlichtweg nicht mehr auf dem Level vergangener Jahre ist. Eine Verstärkung auf dieser Position zur kommenden Saison – wie auf der linken Abwehrseite übrigens auch – sollte auf der Prioritätenliste weiter ganz oben stehen.
Doch das ist aktuell noch Zukunftsmusik. Wichtig ist, dass „Daniel Düsentrieb“ die aktuelle Form für den Endspurt konservieren kann. Denn in dieser Verfassung ist der Canterano definitiv ein (unerhoffter) X-Faktor im erneuten Kampf um die Champions-League-Krone. Wieder einmal.
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