Spielbericht

Real experimentiert und verliert den ersten Clásico mit neuen Stars

Die Madrilenen haben DIE Chance zur Tabellenführung versiebt! Carlo Ancelotti experimentierte im ersten „Gran Derbi“ der Saison, bei dem es auf beiden Seiten viele Clásico-Debüts gab. Doch eines Spitzenspiels zwischen Rot-Blau und Weiß würdig, sollte es erst in der zweiten Halbzeit werden. Zu spät!

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Enttäuschung links, Freude rechts: Barcelona gewinnt den ersten Clásico der Saison gegen Real Madrid
Enttäuschung links, Freude rechts: Barcelona gewinnt gegen Real Madrid

Ancelotti experimentiert: drei Raketen, drei Innenverteidiger

BARCELONA. Neue Trainer, neue Stars – der erste Clásico der Saison 2013/14, der 226. in der Geschichte, ließ Erwartungen und Spannung mal wieder ansteigen, wie die Geldsummen, die die zwei spanischen Über-Vereine im Sommer ausgaben. Und jene Top-Transfers – Gareth Bale und Neymar – sollten durch die neuen Übungsleiter Madrids und Barcelonas – Carlo Ancelotti und Tata Martino – auch gleich ihre Feuertaufe erhalten, und die bisherigen Clásico-Hauptdarsteller – Cristiano Ronaldo und Lionel Messi – etwas in den Schatten stellen. Doch die Startelf-Berufung des Walisers, der bisher nur 171 Minuten im weißen Trikot absolvierte, war nicht die einzige dicke Überraschung des italienischen Übungsleiters! Mit drei Innenverteidigern und drei Flügelraketen wollte der 54-Jährige die Tabellenspitze der Primera División (im Falle eines Madrider Siegs) einnehmen. In „Carlettos“ Experiment war Sergio Ramos als Abräumer vor der Viererkette um Clásico-Debütant Dani Carvajal, Raphaël Varane, Pepe und Marcelo vorgesehen, die Spieleröffnungsqualitäten des 27-jährigen Kapitäns waren gefordert. Vor Ramos, Sami Khedira und Luka Modric dann die drei königlichen Langstreckenraketen: Cristiano Ronaldo und Gareth Bale wechselten sich im Sturmzentrum ab, Ángel Di María riss dahinter Löcher.

Nach dem Anpfiff durch den heute strengen, aber leider nicht immer konsequenten und daher sehr im Fokus stehenden Undiano Mallenco wurde dem Madridismo auch gleich die Frage beantwortet, wie die Merengues die Partie um Platz eins angingen: „Attacke total oder calma calma“? Zweiteres! Die Königlichen sehr passiv und abwartend, Räume sollten zugestellt, der Gegner selten direkt unter Druck gesetzt werden. Entsprechend fand die Anfangsphase zum Großteil im ersten Spielfelddrittel um den Madrider Strafraum statt. Es schien anfangs zu klappen – die Katalanen mit etwas mehr Schaum vorm Mund, aber gegen die sehr zentrale weiße Verteidigung noch ohne große Gefahr – gefährlich wurde es da schon eher durch Fouls an Di María und Ronaldo, Sergio Busquets sah früh Gelb. Bis zu Barcelonas Führung in der 19. Minute sah das wie immer mit schicker (und dem erkrankten Ex-Trainer Tito Vilanova gewidmeter) Choreografie-geschmückte Camp Nou ein eher teilnahmsloseres Madrid, dass offensiv in Unterzahl nur durch Fernschüsse des mutigen Gareth Bales zu Chancen kam. Ein Job, für den sonst Ronaldo verantwortlich zeichnete. Gleiches auf der Gegenseite – auch hier war der neue Star eher im Fokus, wie der „alte“. Wo Messi ausgeblendet wurde, kam Neymar zu seinen Chancen – und traf in der 19. Minute zum 1:0! Andrés Iniesta wurde für einen Augenblick aus den Augen gelassen, drei Madrilenen konnten den Pass auf den Brasilianer nicht verhindern, der sich über Carvajals Einrücken freute. Abgelenkt durch Carvajal und Varane legte sich der Schuss des 21-Jährigen neben dem chancelosen López ins Netz! Der Schock für Madrid, aber ein Ergebnis der immer flüssiger werdenden Kombinationen der Blaugrana, die das ungewohnt geringe Pressing der Madrilenen entschlüsselten. Messi hätte wenig später zum 2:0 erhöhen können, perfekt bedient vom Mann des Abends, Andrés Iniesta, konnte der Argentinier den Sekundenschlaf Marcelos jedoch nicht ausnutzen.

Die Katalanen lehnten sich in der Folge zurück, warteten auf eine Reaktion der Gäste. Vergeblich! Wenig Bewegung, keine Ideen – die Fünf-Sterne-Offensivmaschinerie kam nicht in die Gänge! Die einzigen Akteure mit Ballverteilqualitäten, Ramos und Modric, standen zu tief und kamen nicht schnell genug nach vorne mit. Der glücklose Ronaldo sollte im ersten Durchgang nur zu einer guten Aktion kommen – doch seine brillante Flanke mit links vermochte Khedira im Sturmzentrum nicht über die Linie zu drücken. Handspiel wurde danach reklamiert – doch blieb die Pfeife Mallencos stumm, zurecht! Ancelotti schien die falschen Karten ausgespielt zu haben, ihre Geschwindigkeit konnten die drei Offensivstars selten ausspielen. Gründe? Zu wenig Futter, zu wenig Platz!

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Hitzige zweite Hälfte, Jesés Tor-Debüt bringt nichts

Wie in der ersten, stimmte auch in der zweiten Hälfte der Einsatz – an Pepe gab es kein Vorbeikommen, Modric war sich für keine Grätsche zu schade und auch Varane ließ seine genialen Tacklingqualitäten hin und wieder durchscheinen. Entwickelte sich der Franzose in den letzten Clásicos zum Albtraum Messis, wird nun Neymar das nächste Mal unterm Bett nachschauen, ob dort sein schlimmster Bewacher lauert. Dennoch ging der Brasilianer erfolgreicher aus seinem ersten „Gran Derbi“ hervor, als sein walisisches Pendant. Nach einem weiteren durch López parierten Schuss Neymars wurde Bale ausgewechselt, der Brasilianer sollte vor seinem Feierabend noch zu einer großenSzene kommen. In der Folge entwickelte sich das spanische Spitzenduell, wie man es kannte: Offenes Spiel, hohes Tempo, strittige Szenen. Madrid machte auf und erhöhte den Druck minütlich, Barça blieb durch Konter ebenfalls brandgefährlich. Der in der ersten Hälfte noch fast arbeitslose Víctor Valdés parierte Cristianos erste Großchance, nachdem Modric zuvor klasse einen Ball erkämpfte und gedankenschnell auf den gestarteten Torjäger abgab. Nach der fälligen Ecke fasste sich der heute eher blasse Di María aus der Distanz ein Herz, Valdés‘ Handschuhe nahmen Temperatur auf.

Auch Ancelotti hielt es kaum noch auf seinem Sitz, er nahm nach Bale mit Ramos den nächsten bereits gelb-verwarnten Akteur vom Platz und beendete damit sein gescheitertes Experiment. Benzema und Illarra, ein weiterer Clásico-Debütant, scharrten bereits mit den Hufen. Vor allem den Franzosen erkannte man aus den letzten, glücklosen Auftritten kaum wieder. Er kurbelte das Offensivspiel an, bediente seine Kollegen und setzte mit einem genialen Schuss aus der Drehung für ein dickes Ausrufezeichen. Doch sein Strahl aus 20 Metern zerschellte leider an der Latte. Unglück hier – Pech dort! Vor Benzemas Knaller wurde Cristiano Ronaldo ein Elfmeter verwehrt, Mascherano brachte den Portugiesen nach einem heftigen Rempler im Strafraum zu Fall. Im Gegensatz zur Handszene vor dem Seitenwechsel hätte Mallenco hier durchaus auf den Punkt zeigen können.

Der Tabellendritte wollte den Ausgleich – doch sollte er an der Spitze seines Offensivtums den Genickbruch erhalten. Der frisch eingewechselte Alexís Sánchez beförderte das Camp Nou in Ekstase, er setzte Diego López aus 20 Metern ein dickes Ei ins Netz und überlupfte den 1,96-Meter-Hünen! López zu weit vorne? Varane zu passiv? So oder so: Brillante Aktion des Chilenen, der durch diesen eiskalten Konter (Neymars Vorlage!) seine immer wackliger werdenden Kollegen wieder wach rüttelte. Ein packender Fight entstand, „Clásico at its best“! Ronaldo haderte in seinem 20. Clásico im Madrider Trikot mit sich, Kollegen und dem Schiedsrichter – und sollte wenig später noch düpiert werden. Im ewigen Duell mit Dani Alves, tunnelte der Brasilianer den Portugiesen am Madrider Strafraum, dieser scheiterte wenig später jedoch am (wieder) wachen Madrider Liga-Schlussmann. Nach wie vor 2:0 für die Blaugrana, doch ein Madrider Tor war längst fällig! Khedira hatte die nächste Großchance. Perfekt von Benzema bedient, versuchte er es in der 86. Minute selbst – Valdés freute sich über die leichte Beute und die Madrider Nummer 7 hätte sich stattdessen über das einfache Futter bei einem Zuspiel gefreut. Geht da noch was? Ancelotti versuchte es mit Jesé für Di María. Königliches Clásico-Debüt, das Vierte! Und was für eines! Beurteilte der eine oder andere Alexís’ Traumtor schon als K.O. für die Gäste, ließ der 20-Jährige in der 89. Minute die Hoffnung noch mal für vier Minuten aufleben. Er verwandelte Ronaldos Pass in den Lauf gegen aufgerückte Katalanen zum 2:1! Doch Jesés erstes Pflichtspieltor für die erste Mannschaft Real Madrids sollte nichts mehr bewirken. Es blieb beim 2:1 für Barcelona. Bitter für den spanischen Rekordmeister, der sich zumindest in Halbzeit zwei mehr als ein Unentschieden verdient hätte.

Nach der 0:1-Niederlage gegen den Tabellenzweiten, Atlético Madrid, verlieren die Merengues auch das nächste Spitzenduell gegen den Ersten und müssen mit sich selbst hadern. Pech in Schiedsrichter-Entscheidungen hin oder her – auch im Strafraum von López gab es die ein oder andere hitzige Szene (Pepe gegen Fàbregas). Carlo Ancelotti setzte auf die falschen Pferde, Tata Martino geht als Sieger aus dem ersten Duell dieser beiden Übungsleiter hervor. Am Mittwoch um 22 Uhr können es die Blancos zu Hause gegen den FC Sevilla besser machen (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker), auch wenn der sechs-Punkte-Abstand zur Tabellenspitze vorerst wohl bleiben wird.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum zehnten Spieltag beim FC Barcelona
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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