Vermischtes

Real Madrid nach Casemiro: Kroos als Sechser? Valverde vor Tchouaméni? Abkehr vom 4-3-3?

Casemiro ist plötzlich tatsächlich kein Teil mehr von Real Madrid. Wie fängt Trainer Carlo Ancelotti den Verlust des brasilianischen Stammspielers auf? Aurélien Tchouaméni gilt als erste Option, einen Freifahrtschein bekommt er jedoch nicht. Vielmehr könnte Toni Kroos ein Déjà-vu erleben und eine alte Rolle einnehmen.

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Real Madrid
Casemiro ist weg – Foto: IMAGO / AgenciaLOF / NurPhoto / ZUMA Wire / Sports Press Photo 

Real Madrid: Die Chance für etwas Neues

MADRID. Da ist er nun doch tatsächlich weg: Casemiro läuft nicht länger für Real Madrid auf. Der 30-jährige Brasilianer hat sich dazu entschieden, nochmals eine neue Herausforderung in seiner Karriere anzunehmen und nach einer triumphalen Zeit in Spanien bei Manchester United anzuheuern. Die „Red Devils“, wie es zu vernehmen ist, hatten erst im Laufe der Woche überhaupt ihr Interesse signalisiert – dann ging alles ganz schnell.

Mit Casemiro verlieren die Königlichen einen absoluten Leistungsträger im defensiven Mittelfeld, den es – das betonte Trainer Carlo Ancelotti – mit diesen Eigenschaften kein zweites Mal gibt. Sein Verlust schmerzt. Doch am Ende ist es wie so häufig: Verabschieden sich Legenden, entsteht auch wieder die Chance für etwas Neues.

Ancelotti bieten sich so einige Möglichkeiten, um den Wegfall des Südamerikaners aufzufangen. Die erste, die momentan genannt wird: Aurélien Tchouaméni, erst im Juni für satte 80 Millionen Euro von Ligue-1-Klub AS Monaco gekommen. Der 22-jährige Franzose wirkte bereits per Einwechslung beim UEFA Super Cup gegen Eintracht Frankfurt und sogar von Anfang an in der Primera División gegen Aufsteiger UD Almería mit, offenbarte dabei jedoch, scheinbar noch etwas Zeit zur Akklimatisierung zu benötigen.

Bekommt Valverde den Vorrang vor Tchouaméni?

Auf lange Sicht bestehen keine Zweifel, dass Tchouaméni vor der Abwehr agiert. Was die eher kurz- bis mittelfristige Lösung angeht, besitzt der Neuling nach dem Casemiro-Abgang jetzt allerdings keinen automatischen Freifahrtschein. Mit Blick auf die interne Rangfolge ist wohl vielmehr davon auszugehen, dass sich Federico Valverde nun im Mittelfeld festbeißt. Ancelotti setzte ihn zuletzt verstärkt auf der rechten Außenbahn im 4-3-3 ein, auf dieser sei der Uruguayer nach eigener Aussage „kein großartiger Fede, aber ein guter Fede“.

modric tchouameni kroos
Mittelfeld mit Tchouaméni – Grafik: REAL TOTAL

Kroos bei Real Madrid Sechser-Kandidat

Einen Valverde als Angreifer – also die defensivere Variante im Vergleich zu einem Rodrygo Goes – benötigt das weiße Ballett ohnehin nur dann, wenn es gegen Teams nahezu auf Augenhöhe geht oder in LaLiga herausfordernde Auswärtsspiele bestritten werden. Passend zu Valverdes Rückversetzung in das präferierte Mittelfeld hat Ancelotti außer Tchouaméni auch schon Toni Kroos als Casemiro-Ersatz beim Namen genannt. Diese Rolle hatte der deutsche Spielgestalter bereits in seinem allerersten Real-Jahr (2014/15) ausgefüllt.

Anders als damals würde Modrić von der rechten Halbposition auf die linke wechseln – so wie er es in einem Mittelfeld mit Valverde und Casemiro oder Kroos bislang immer tat.

valverde kroos modric
Mittelfeld mit Valverde – Grafik: REAL TOTAL

Real Madrid: Abkehr vom 4-3-3 fällt jetzt leichter

Mit Modrić und Kroos bildete Casemiro über die vergangenen Jahre hinweg ein kongeniales Gespann im Mittelfeld – ein fundamentaler Grund dafür, dass es an dem taktischen 4-3-3 so gut wie nie etwas zu rütteln gab. Mit Casemiros Abgang lässt sich die Formation schon wesentlich einfacher verändern – zumal „Carletto“ während der Vorbereitungsphase bereits durchblicken ließ, in der Hinsicht flexibler werden zu wollen. Dass der Coach von diesem System nun abkehrt und beispielsweise auf ein 4-2-3-1 setzt, ist zumindest für die eine oder andere Begegnung im Zuge der Saison definitiv nicht auszuschließen.

Profitiert Hazard vom Casemiro-Abschied?

Für die Besetzung der Doppelsechs gäbe es dann diverse Möglichkeiten: Modrić, Kroos, Valverde, Tchouaméni und Eduardo Camavinga, der ja auch noch da ist, könnten sie allesamt jeweils mit einem anderen aus dieser Auswahl bekleiden, vielleicht auch noch ein Daniel Ceballos. Modrić, Ceballos oder Camavinga kämen im gelegentlichen 4-2-3-1 dann auch für die Zehner-Position infrage, ebenso wie ein gewisser Eden Hazard, dem man mit Einsatzzeiten dabei helfen möchte, dass er endlich konstant gute Leistungen zeigt. Der 31 Jahre alte Belgier soll zentraler zum Zug kommen, ein 4-2-3-1 oder ein 4-4-2 wären dabei wohl ideal. Kommt der Casemiro-Weggang für ihn wie gerufen?

Mittelfeld mit Hazard – Grafik: REAL TOTAL

Welches am Ende wirklich das neue 1A-Mittelfeld wird, dürfte so schnell nicht zu beantworten sein. Bestimmt nicht einmal von Ancelotti selbst, zumal er speziell aufgrund der Weltmeisterschaft mehr Rotationen vornehmen will. Die Möglichkeiten, immer wieder durchzumischen, bieten sich ihm allemal, sodass sein Real jetzt nicht nur rein personell, sondern auch taktisch unberechenbarer werden könnte.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
So ganz stimmt das nicht - Alaba hat bei Bayern eigentlich unter jedem Trainer (van Gaal bis Flick) auch mal im ZM gespielt, insgesamt mehr als 50 Spiele würde ich mal sagen.. bei Guardiola war er eher 8er, bei den anderen eher links oder rechts auf der Doppel-Sechs. Für Flick war er dort am Ende "Weltklasse".

ich erinner mich mehr an die Aussagen von Flick, dass er Alabas Zukunft in der Innenverteidigung sieht? aber mag mich da täuschen, ich hab Bayern zu der Zeit nicht wirklich verfolgt und mehr unfreiwillig aus den Medien mitbekommen.


aber wenn ich auf seine Leistungsdaten schau, dann ist Alaba unter Flick erst in seinem letzten Jahr bei Bayern öfters im Mittelfeld aufgelaufen.

davor ist er zuletzt in der Saison 17/18 (Jupp Heynckes) im Mittelfeld eingesetzt worden. Bei den Spielen gegen Mainz im DM, gegen Wolfsburg und Mainz im Linken Mittelfeld. Insgesamt kam er dabei in allen 3 Spielen auf nichtmal 70min.

Davor muss man wieder in die Saison 14/15 zurückgehen um mehrere Auftritte von ihm dort zu finden. (unter Guardiola).


Ich bin jetzt nicht bis zu van Gaal zurückgegangen, aber allein in diesem Zeitraum sind schon 3 Trainer, unter denen er im Mittelfeld keine Rolle gespielt hat (eigentlich sollte man die mini Einsätze 17/18 auch rausrechnen, aber geschenkt)... darunter auch Ancelotti.



Versteh mich nicht falsch, ich hab absolut kein Problem damit wenn Ancelotti beschließt ihn dort einzusetzen und er dort funktioniert.... ich rechne nur damit nicht. Dazu gibts einfach genug andere Alternativen
 
Mit Rüdiger könnte auch Alaba ins DM gehen dann wäre von der Erfahrung und Qualität nicht ganz so viel verloren
Und die jungen würden jetzt nicht komplett unter dem Erfolgsdruck stehen

Das wäre mMn das völlig falsche Signal an die Jungen. Man hat eben erst einen Haufen Geld für einen 6er bezahlt, soll der sich doch bitte jetzt auch beweisen dürfen. Am besten in fairer Konkurrenz mit Camavinga oder Valverde (wäre immer noch ein Fan von Fede auf der 6, schade, dass Carlo das gar nicht sieht)
 
Tchouameni wird Casemiro ersetzen und es bleibt beim 4-3-3. Alles andere würde mich ehrlich gesagt überraschen.

Nachdem Kroos schon öfter durchblicken hat lassen, dass er keinen Bock hat, auf der 6 zu spielen, wird er das unter Carlo in der Regel auch nicht müssen. Ancelotti ist jemand, der es seinen Führungsspielern immer Recht macht.

Ich denke nicht das Kroos nur „kein Bock hat“… Er ist selbstkritisch genug um zu wissen das er diese Rolle im hohen Fussballalter nicht mehr so gut ausüben kann und er dem Team schlechter helfen kann als in seiner üblichen Rolle.
 
Ich würde gerne für 2 aufeinanderfolgende Spiele Kroos Hazard Modric sehen. Ich denke, dass würde gut funktionieren und Hazard zur alten Stärke führen.
 
So ganz stimmt das nicht - Alaba hat bei Bayern eigentlich unter jedem Trainer (van Gaal bis Flick) auch mal im ZM gespielt, insgesamt mehr als 50 Spiele würde ich mal sagen.. bei Guardiola war er eher 8er, bei den anderen eher links oder rechts auf der Doppel-Sechs. Für Flick war er dort am Ende "Weltklasse".

ich erinner mich mehr an die Aussagen von Flick, dass er Alabas Zukunft in der Innenverteidigung sieht? aber mag mich da täuschen, ich hab Bayern zu der Zeit nicht wirklich verfolgt und mehr unfreiwillig aus den Medien mitbekommen.


aber wenn ich auf seine Leistungsdaten schau, dann ist Alaba unter Flick erst in seinem letzten Jahr bei Bayern öfters im Mittelfeld aufgelaufen.

davor ist er zuletzt in der Saison 17/18 (Jupp Heynckes) im Mittelfeld eingesetzt worden. Bei den Spielen gegen Mainz im DM, gegen Wolfsburg und Mainz im Linken Mittelfeld. Insgesamt kam er dabei in allen 3 Spielen auf nichtmal 70min.

Davor muss man wieder in die Saison 14/15 zurückgehen um mehrere Auftritte von ihm dort zu finden. (unter Guardiola).


Ich bin jetzt nicht bis zu van Gaal zurückgegangen, aber allein in diesem Zeitraum sind schon 3 Trainer, unter denen er im Mittelfeld keine Rolle gespielt hat (eigentlich sollte man die mini Einsätze 17/18 auch rausrechnen, aber geschenkt)... darunter auch Ancelotti.



Versteh mich nicht falsch, ich hab absolut kein Problem damit wenn Ancelotti beschließt ihn dort einzusetzen und er dort funktioniert.... ich rechne nur damit nicht. Dazu gibts einfach genug andere Alternativen
Wie gesagt, gehe ich auch davon aus, dass Ancelotti Alaba diese Saison nur in Ausnahmefällen ins ZM stellt, aber grundsätzlich kann man ihn meiner Meinung nach jederzeit dort einsetzen und bekommt hohe Qualität heraus.
Ich denke mal, es geht da weniger um die Frage, ob Alaba verschiedene Positionen im Mittelfeld spielen kann, sondern darum, wie die Rahmenbedingungen aussehen: Bei den Bayern unter Flick war es z.B. so, dass Goretzka verletzt und Hernandez in guter Form war, Alaba rückte also auf die 6 und Hernandez von der Bank in die Stammelf. Und genau genommen war es bei Alaba immer so, dass die jeweilige Konstellation dann auch ausschlaggebend war - er wurde z.B. erst dadurch überhaupt zum LV gemacht (Heynckes zog Lahm verletzungsbedingt von der LV auf die RV) oder dann auf die 8 (unter Guardiola fiel Schweinsteiger oft aus) oder von Kovac/Flick dauerhaft in die IV (Verletzungen Süle+Hernandez) gezogen.

Mein Eindruck ist, dass Trainer wie Ancelotti an erster Stelle darum bemüht sind, immer die beste 11 auf den Platz zu bringen und eben nicht nur positionsorientiert denken. Was ich damit konkret meine: Schlüsselspieler wie Benzema, Kroos oder Alaba sind erstmal unumstritten für die Startelf gesetzt, danach kommen grob gesagt die weiteren aktuell besten Spieler aus dem Kader. Erst danach kommt die Systemfrage (z.B. 4-3-3 oder 4-2-3-1 usw.).
Ancelotti hat es für Kroos bereits angedeutet: Kann sein, dass er ihn auf die 6 zieht, auch wenn es nicht seine Lieblingsposition ist. Das hängt eben nicht von Kroos persönlichen Fähigkeiten ab (ob er z.B. eine Woche gut trainiert oder so..), sondern von der Konstellation/Besetzung um ihn herum. Drängen sich z.B. eher Valverde oder Camavinga für die Startelf auf, spielt Kroos evtl. auf der 6, spielt sich Tchouameni in den Vordergrund, spielt Kroos evtl. auf der 8 usw...

Ähnliches gilt meiner Meinung nach für Alaba, nur dass man da die ganze Überlegungen um die Abwehrreihe erweitern muss, also: Alaba ist für Ancelotti für die Stammelf gesetzt, auf welche Feldposition er ihn dann setzt, hängt mehr von anderen Spielern ab: heben sich z.B. Rüdiger und Mendy in den nächsten Wochen ganz deutlich von Spielern wie Camavinga, Valverde, oder Tchouameni etc. ab, wird es für Ancelotti ganz schwer werden die beiden auf der Bank zu lassen. Und dann wird Ancelotti eben überlegen, ob er z.B. die Abwehr auf 3er Kette umstellt oder z.B. eine Doppelsechs bringt und auf diese Weise "Platz" schafft etc., oder ob er das ganze dadurch löst, dass er Alaba nach vorne ins MF zieht.

Prognose traue ich mir da im Moment gar nicht zu, das Ganze wäre ja erstmal für den Idealfall gedacht, dass alle Kaderspieler zur Verfügung stehen und sich z.B. die Neuzugänge (Rüdiger, Tchouameni etc.) entwickeln wie erhofft, Rotation und Verletzungen und Mehrfachbelastung durch WM usw. gar nicht eingerechnet...
 

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