
Ancelotti: „Schaue alle Spiele von Real Madrid“
RIO DE JANEIRO. Es sind spannende Wochen, die Carlo Ancelotti hinter sich hat und es sind spannende Zeiten, in denen er sich nach wie vor befindet. Nicht nur, da er sich mit seiner neuen Herausforderung als Cheftrainer der brasilianischen Nationalmannschaft noch relativ am Anfang befindet. Sondern auch, weil er gerade Zeuge wird, wie sich sein geliebtes Real Madrid ohne ihn schlägt.
Und das tut es unter Nachfolger Xabi Alonso gar nicht mal schlecht. Die Königlichen führen die Tabelle in der Primera División mit drei Punkten vor dem FC Barcelona nach zwölf Spieltagen an, sind in der Champions League mit drei Siegen und einer Niederlage ebenso auf Kurs.
„Carletto“ wundert sich allerdings nicht, dass sein einstiger Mittelfeldstratege bei Real (Juli 2013 bis August 2014) und Bayern München (Saison 2016/17) vielversprechend begonnen hat. „Ich war davon überzeugt, dass er einen sehr guten Job machen kann – und er macht es sehr gut. Einen Rat kann ich ihm nicht geben. Ich schaue alle Spiele von Real Madrid, weil ich sehen will, wie die Brasilianer drauf sind. Auf mich macht die Mannschaft einen sehr guten Eindruck. Sie hat fast alle Spiele gewonnen“, sagte der 66-Jährige, der nach eigener Aussage inzwischen größtenteils in Rio de Janeiro lebt, in einem Interview mit der Sportzeitung AS.
„Was wollen wir von Xabi noch mehr fordern?“
Man könne „leider nicht immer gewinnen. Manchmal muss man Unentschieden spielen. Eine Sache, die ich bei Real Madrid gelernt habe, ist, dass ein Unentschieden da der Auftakt zu einer Krise ist (lacht). Kein Witz. Man muss sich daran gewöhnen. Wir wissen ja bereits, dass man einen Trainer am besten anhand seiner Ergebnisse beurteilt und bisher waren die Ergebnisse spektakulär. Alleiniger Tabellenführer in der Liga und in der Champions League unter den besten acht Mannschaften. Was wollen wir von Xabi noch mehr fordern?“, ist Ancelotti, mit 15 Titeln der erfolgreichste Coach der Real-Geschichte, bislang zufrieden mit der Arbeit seines Erben.
Er würde „natürlich“ daran glauben, dass es auch Alonso gelingen wird, mit dem weißen Ballett den einen oder anderen großen Coup zu landen. „Ich sehe eine solide Mannschaft, vor allem defensiv. Und vorne sind sie sehr durchschlagskräftig. (Kylian) Mbappé macht es sehr gut und (Jude) Bellingham ist zurück. Ich denke, Xabi kann problemlos Erfolg haben“, meinte er.
„Mein Job bestand primär zum Großteil aus Taktik“
Was Ancelotti seit der Alonso-Ära von Fans und Experten nicht selten abgesprochen wird: seine taktische Expertise – weil Alonso in der Hinsicht eben wesentlich versierter ist. Den italienischen Onkel-Typen reduziert man oftmals auf dessen Geschick in der Menschenführung. Ancelotti wehrt sich: „Die Leute reden über die Führung der Kabine, aber mein Job bestand primär zum Großteil aus Taktik. Wir haben taktisch viel gearbeitet. Es ist eine Lüge, wenn man sagt, ich sei nur ein Verwalter. Ich versuche, für ein sauberes und gesundes Ambiente zu sorgen, aber der Großteil meiner Arbeit war taktisch geprägt.“
Eine Arbeit, die in der Spielzeit 2024/25 ohne einen Top-Titel jedoch sichtlich weniger Früchte trug. Die Folge: die Trennung Ende Mai 2025. Liebevoll ging man im Estadio Santiago Bernabéu auseinander. „Ich wusste, dass es eines Tages passieren könnte, dass ich Real Madrid verlasse. Ich habe viel darüber nachgedacht. Es war der bestmögliche Tag, um Real Madrid zu verlassen, das kann ich nicht vergessen“, schwärmte Ancelotti, der sich von ein paar Profis zu jener Zeit aber gar nicht verabschieden musste.
„Endrick muss mit dem Klub reden“
Als Verantwortlicher der „Seleção“ hat er es weiterhin mit Vinícius Júnior, Rodrygo Goes, Éder Militão und Endrick zu tun. Gesetzt sind bei den Blancos mittlerweile jedoch nur noch Vinícius und Militão, während es gerade bei Endrick Spekulationen um einen Leih-Transfer im Januar gibt. Der Angreifer kommt unter Alonso kaum zum Zug, steht erst bei einem mickrigen Elf-Minuten-Einsatz.
Was sagt Ancelotti als Nationaltrainer dazu? „Er ist ein sehr wichtiger Spieler. Wir beobachten ihn. Aber es stimmt nicht, dass ich gesagt habe, dass Endrick Real Madrid für die Weltmeisterschaft verlassen sollte. Das ist ein Thema von Real Madrid und des Spielers. Er muss mit dem Klub reden und die beste Entscheidung für sich und Real Madrid treffen. Ich würde Real Madrid nie Ratschläge geben, was sie mit einem ihrer Spieler tun sollen. Der Klub weiß sehr gut, was er zu tun hat“, erklärte er.
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