Interview

Lunin dachte an Real-Abgang: „Aber Madrid ist ein Traum von kleinauf“

Andriy Lunin gesteht, im Sommer an einen Abschied von Real Madrid gedacht zu haben. Dass er immer noch da ist, würde auch an Carlo Ancelotti liegen. Nach der aktuellen Saison könnte die Zeit des Ukrainers bei den Königlichen aber enden.

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Andriy Lunin Real Madrid
Lunin kommt auf zwei Einsätze in dieser Saison – Foto: Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

„Wir werden sehen, die Saison ist lang“

MADRID. Derjenige, der schon seit etlichen Jahren unüberholbar vor einem steht, hat sich schwer verletzt, fällt für mehrere Monate aus – und dennoch bleibt man selbst weiterhin nur die zweite Wahl. Nachdem sich Thibaut Courtois Mitte August im Training von Real Madrid einen Riss des vorderen linken Kreuzbands zugezogen hatte, dauerte es nicht lange, bis Andriy Lunin eine bittere Pille schlucken musste.

Die Königlichen vertrauten dem ukrainischen Reservisten nur auf Zeit, verstärkten sich als Folge des Courtois-Ausfalls binnen weniger Tage mit Kepa Arrizabalaga. Der vom FC Chelsea ausgeliehen Spanier ist die Nummer eins, solange der belgische Top-Keeper fehlt.

„Ich tue das, was ich tun muss und am Ende entscheidet der Trainer“, kommentierte Lunin seine Situation jetzt nüchtern in einem Interview mit „El Chiringuito“. Sein Verhältnis zu Arrizabalaga sei kollegial. „Wir konkurrieren auf dem Platz miteinander, neben dem Platz ist alles perfekt“, berichtete der 24-Jährige, für den es in den kommenden Monaten wohl nur noch zu vereinzelten Einsätzen, etwa in ersten Runden der Copa del Rey, reichen wird. Lunin: „Wir werden sehen, die Saison ist lang.“

Wohl letzte Saison für Lunin bei Real Madrid

Und sie könnte zugleich auch seine letzte als Real-Profi sein. Der Vertrag, den er im Sommer 2018 unterschrieben hatte, läuft bis zum 30. Juni 2024. Dass Real mit dem 1,91 Meter großen Schlussmann verlängert, ist wohl eher unwahrscheinlich. Lunin hat zwar selten einen schlechten Job gemacht, aber eben auch nicht nachhaltig überzeugt.

Bereits im Juni hatte er sich überlegt, den Klub zu wechseln, woanders eine neue Herausforderung anzunehmen. „Am Ende der Saison habe ich natürlich an diese Dinge gedacht, aber das ist normal, wenn du nicht regelmäßig spielst. Dann musst du auf solche Gedanken kommen. Aber Madrid ist ein Traum von kleinauf und von hier weggehen willst du nicht, wenn du einen Kopf hast. Mal sehen. Du willst immer spielen, dafür arbeitest du“, so Lunin und ergänzt: „Der Fußball besteht aus Partien, das willst du erleben, das Ambiente im Stadion, ganz normal. Mal sehen, ich konzentriere mich auf die Arbeit.“ Schlussendlich wurde der Torhüter dann offenbar auch von Carlo Ancelotti zu einem Verbleib bewogen, so antwortete er auf die Frage: „Mehr oder weniger ja.“

„Bellingham ist ein Außerirdischer“

Die Nummer 13 habe „persönlich mit keinem Klub gesprochen, weil es nicht so weit gekommen ist, dass ich etwas sagen muss. Es gab nichts Ernsthaftes“. Während Lunin so nun weiterhin das Dasein als Zuschauer fristet, glänzt Jude Bellingham bei den Blancos nahezu Begegnung für Begegnung. Der Engländer, gekommen von Borussia Dortmund, steht nach zehn Einsätzen bei zehn Treffern und drei Assists. Eine stolze Ausbeute, findet auch Lunin: „Er ist ein Außerirdischer. Mit 20 Jahren zum besten Klub der Welt zu kommen, in jeder Partie ein Tor zu erzielen, Vorlagen zu geben und so viel Einfluss auf das Spiel und Ergebnis zu haben, ist von einer anderen Welt.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Für seinen Traum zu kämpfen ist lobenswert aber irgendwann muss man der Realität ins Auge schauen.

Wenn er wegen Ancelotti blieb, der ihm womöglich Hoffnungen auf den Stammplatz machte, nur um dann Kepa ins Tor zu stellen, ist das natürlich bitter. Will er Nr 1 sein, muss er wechseln, je früher desto besser für ihn. Das sollte spätestens seit der Arrizabalaga-Leihe klar sein.

Halte ihm trotzdem zu gute, dass er sich nie öffentlich beschwert hat und hoffe, er macht trotzdem seinen Weg. Wäre auch schön, wenn man ihn die Copa spielen lassen würde.
 
Öffentlich hat man immer kommuniziert voll und ganz mit Lunin zufrieden zu sein und zukünftig mit ihm zu planen. Sollte man das ihm intern nicht anders gesagt haben, ist das schon unterste Schublade ganz ehrlich. Er hat sich immer ohne Murren auf die Bank gesetzt, dabei könnte er schon längst woanders Stammspieler sein. Ob Kepa ein wirkliches Upgrade zu Lunin darstellt kann man auch bezweifeln.
 
Das was man von Lunin bisher in Madrid gesehen hat reicht leider nicht für die oberste Schublade. Für die Ersatzbank reicht es gerade noch, aber eine dauerhafte Lösung ist er für Madrid eben nicht. Nach der Rückkehr von Courtois wird man aber sehen wie sich die Torhüterposition im kommenden Sommer in Madrid entwickelt. Ich würde mir wünschen, dass man Kepa dauerhaft als klare Nummer 2 bindet. Copa-Spiele bzw. das eine oder andere Liga oder CL-Match wäre denkbar. Ausgehend von etwa 55 Saisonspielen wäre eine ideale Aufteilung etwa 38:17.
 
Das was man von Lunin bisher in Madrid gesehen hat reicht leider nicht für die oberste Schublade. Für die Ersatzbank reicht es gerade noch, aber eine dauerhafte Lösung ist er für Madrid eben nicht. Nach der Rückkehr von Courtois wird man aber sehen wie sich die Torhüterposition im kommenden Sommer in Madrid entwickelt. Ich würde mir wünschen, dass man Kepa dauerhaft als klare Nummer 2 bindet. Copa-Spiele bzw. das eine oder andere Liga oder CL-Match wäre denkbar. Ausgehend von etwa 55 Saisonspielen wäre eine ideale Aufteilung etwa 38:17.

Ich verstehe deine Argumentation, allerdings finde ich es - und bitte nicht böse nehmen - etwas dreist einen so guten Keaper wie Kepa auf der Bank versauern zu lassen. Da soll er sich lieber wieder verabschieden und irgendwo spielen wo er fix gesetzt ist, als auf der Bank zu versauern.

Denn dass er auch nur annähernd 15 Spiele bekommen würde, das sehe ich nicht ein.

Genauso wenig, dass er beispielsweise in einem Copa-Halbfinale, Finale oder nur schon Viertelfinale gesetzt wäre - und dann ist sein Potential wirklich verschwendet. Würde mir leid tun um ihn.
 
Das sehe ich im Prinzip ja genauso. Ich würde es mir aber natürlich wünschen einen würdigen Courtois-Ersatz auf der Bank zu haben. Klar ist Kepa im Prinzip zu gut dafür. Klar ist für mich aber auch, dass für Lunin nach dieser Saison Schluss sein sollte. Vielleicht taucht inzwischen ein komplett neuer Name auf. Ein solider Mann wie damals Diego Lopez wäre die ideale Personalie für Real Madrids Bank.
Das was man von Lunin bisher in Madrid gesehen hat reicht leider nicht für die oberste Schublade. Für die Ersatzbank reicht es gerade noch, aber eine dauerhafte Lösung ist er für Madrid eben nicht. Nach der Rückkehr von Courtois wird man aber sehen wie sich die Torhüterposition im kommenden Sommer in Madrid entwickelt. Ich würde mir wünschen, dass man Kepa dauerhaft als klare Nummer 2 bindet. Copa-Spiele bzw. das eine oder andere Liga oder CL-Match wäre denkbar. Ausgehend von etwa 55 Saisonspielen wäre eine ideale Aufteilung etwa 38:17.

Ich verstehe deine Argumentation, allerdings finde ich es - und bitte nicht böse nehmen - etwas dreist einen so guten Keaper wie Kepa auf der Bank versauern zu lassen. Da soll er sich lieber wieder verabschieden und irgendwo spielen wo er fix gesetzt ist, als auf der Bank zu versauern.

Denn dass er auch nur annähernd 15 Spiele bekommen würde, das sehe ich nicht ein.

Genauso wenig, dass er beispielsweise in einem Copa-Halbfinale, Finale oder nur schon Viertelfinale gesetzt wäre - und dann ist sein Potential wirklich verschwendet. Würde mir leid tun um ihn.
 
Ich sehe bisher 0 Mehrwert darin, dass Kepa jetzt im Tor steht, im Gegenteil, für mich wirkte Lunin in seinen Auftritten zu Beginn souveräner.
Die Behandlung hier ist einfach unfair und schade aus Sicht von Lunin, das jetzt hätte seine Zeit sein müssen.
 

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