Analyse

Real Madrid: Der Feinschliff zum absoluten Top-Team fehlt

Real Madrid unterliegt zum Jahresauftakt 2022 dem FC Getafe mit 0:1. Gegen den vermeintlichen Underdog fehlen Cheftrainer Carlo Ancelotti und seinen Spielern Optionen und Durchschlagskraft. Mit Blick auf die internationale Konkurrenz könnte es genau das sein, was den Königlichen derzeit noch fehlt, um der absoluten Elite anzugehören.

588
Real Madrid Getafe
Ein schwerer Gang: Reals Jahr 2022 start mit einer Niederlage – Foto: IMAGO / Marca

Ein „Weckruf“

MADRID. „Kein Drama“, befand Real Madrids Chefcoach Carlo Ancelotti nach der 0:1-Niederlage am 19. Spieltag in LaLiga gegen den FC Getafe. Gut, der Italiener weiß immerhin: Wir sind weiter Tabellenführer und voller Hoffnung.“ Dennoch war die überraschende Pleite zum Start ins Jahr 2022 ein Paradebeispiel dafür, wie limitiert variabel die Königlichen – vor allem gegen tiefstehende Gegner – sind. Torhüter Thibaut Courtois sprach nach dem Rückschlag von einem „Weckruf“.

Ein fataler Fehler von Innenverteidiger Éder Militão lud Getafes Mittelstümer Enes Ünal in der 9. Spielminute ein – die Hausherren gingen früh in Führung. Im Anschluss setzte der Klub aus der Madrider Vorstadt alles daran, das Ergebnis zu verwalten und die Blancos im Zaum zu halten. Das gelang der Truppe von Chefcoach Quique Sánchez Flores mit Bravour. Auch deshalb, weil es Ancelotti und den Seinen an ausgeklügelten Wegen und Mitteln fehlte, um den Spielstand zu drehen.

Gehen Ancelotti die Formeln aus?

Getafe verteidigte heißblütig mit fünf Verteidigern, daran biss sich der spanische Rekordmeister die Zähne aus. Den Gästen fehlte ein klarer Spielplan, um die defensive Spielweise des Gegners auszuhebeln. Wir“, so konstatierte Casemiro nach der Partie, „haben Probleme, wenn wir gegen Fünferketten spielen, nicht nur gegen Getafe. Die Spiele, die wir nicht gewonnen haben, waren diejenigen, in denen die Gegner hinten mit drei Innenverteidigern aufliefen“. Bereits gegen den FC Cádiz (0:0) taten sich die Merengues schwer. Gegen CA Osasuna (0:0) zeigte sich dasselbe Schema, die Erfolgsformel hatte man nicht parat.

Doch nicht nur die klare Spielidee fehlte wieder mal. Real scheint es in der Breite dazu an qualitativer Besetzung zu fehlen, um in einer solch vermeintlich schwierigen Partie das Ruder rumzureißen. Diesmal stand nämlich ob seiner Corona-Infektion in der Offenisvreihe kein Vinícius Júnior auf dem Rasen. Der 21-jährige Brasilianer hätte für Kreativität und Spielwitz sorgen können. Etwas, das seine am Sonntagnachmittag in Getafe auftretenden Kollegen gänzlich vermissen ließen. Marco Asensio enttäuschte mit einer schwachen Darbietung. Der 25 Jahre alte Mallorquiner zeigte dafür nach zuvor ordentlichen Auftritten: Die gewünschte Kontinuität krieg er wohl nicht mehr rein.

Analyse | Alle Videos

3. Halbzeit mit Mbappé und Haaland

Die erste 3. Halbzeit des neuen Jahres gab’s gleich zwei Mal. Nach dem Restart hat Nils Kern... weiterlesen

Ebenso wenig ausrichten konnte Rodrygo Goes. Die dafür eingewechselten Eden Hazard und Mariano Díaz vermittelten auch keine Gefahr. Bezeichnend für das Spiel, dass mit Luka Modrić und Casemiro zwei Mittelfeldspieler die nennenswertesten Torchancen der Königlichen verbuchten. Und Isco? Der 29-jährige Spanier konnte bei seinen ersten fünf Spielminuten nach dem 21. November (4:1 gegen den FC Granada) in effectu nichts mehr bewirken.

Für LaLiga reicht’s wohl – in der Champions League wird’s eng

Nach 20 gespielten Begegnungen in LaLiga grüßt Real mit 46 Punkten immer noch von der Tabellenspitze – mit acht Punkten Vorsprung auf den FC Sevilla, der bis dato zwei Spiele weniger bestritt. Die Madrilenen sind nichtsdestotrotz gewarnt. „Wir wissen“, versicherte Courtois, „dass die Liga bis in den Mai hineingeht und nichts schon im Januar gewonnen ist“.

In der Liga haben sich die Blancos bislang soweit souverän präsentiert. Von den 20 Partien gab es immerhin 14 Siege, vier Remis und mit Espanyol (1:2) und nun Getafe erst zwei Niederlagen. Mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate dürfte alles daran gesetzt werden, um den starken Punkteschnitt von 2,30 pro Spiel aufrecht zu erhalten. Allerdings mögen angesichts der scheinbar mangelnden Variabilität Zweifel bestehen, wie die Königlichen etwaige Herausforderungen auf internationalem Terrain bewerkstelligen, wo Tagesform entscheidet und der Titel nicht in 38 Spielen ausgespielt wird.

Mit Paris Saint-Germain wartet im Achtelfinale ein Brocken, den es zu überwinden gilt. Schafft es Ancelotti mit seinen Männern ins Viertelfinale und darüber hinaus, warten womöglich noch stärkere, konstantere und variablere Gegner à la FC Bayern München, Manchester City, FC Chelsea oder FC Liverpool. Und ob Europas aktuelle Elite mit dem gegenwärtigen Spielkonzept und Kader auf Augenhöhe begegnet werden kann, wird sich zeigen.

In LaLiga jedenfalls scheinen die Madrilenen – trotz minimalen Form-Einbrüchen – stark genug zu sein, um am Ende die 35. Meisterschaft zu zelebrieren. Den eigenen Ansprüchen wird dieser Titel allein aber nicht genügen – um mehr zu erreichen, muss an den richtigen Stellschrauben gedreht werden. Wir müssen die Partie in der Mannschaft analysieren und nach vorne schauen“, um es in Courtois’ Worten nach Getafe optimistisch wiederzugeben.

Jetzt bei bet365 anmelden und bis zu 100 Euro Wett-Credits erhalten!

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
Kommentare
Kmc, benzema und asensio sind spieler, die den ball nur hin und her schieben und sich kaum vertikal bewegen. Modric leider wegen seinem alter weniger als früher. Vini und valverde sind noch die einzigen, die löcher reissen können mit ihren läufen. Mendy könnte es auch, aber enttäuscht offensiv. Und marcelo bewegt sich auch nur noch im halbfeld neben kmc rum. Wenn wir mit benzema im sturm spielen, brauchen wir noch einen 2ten vini auf rechts.
 
Es war zwar erst unsere zweite Liga-Niederlage der Saison und eigentlich ist alles im Lot, jedoch gefällt es mir ganz und gar nicht, dass Carlo die gestrige Niederlage auf die leichte Schulter nimmt und auf die vermeintlich sichere Tabellenführung verweist - diese könnte schneller dahin sein, als es uns lieb ist, wenn wir weiter so patzen. Selbst gegen einen tiefstehenden und mauernden Gegner durfte wieder das volle KMC-Ensemble rumturnen. Mittlerweile müsste Ancelotti begriffen haben, dass man in so einem Spiel einen Casemiro nicht braucht, sondern ruhig etwas Mut zeigen könnte, um den Gegner in dessen Hälfte einzuschnüren. Aber nein, stattdessen gab es mal wieder lahme Sicherheitspässe im Mittelfeld und eine abgemeldete Offensive - kein Wunder, wenn das Mittelfeld lieber zu sich selbst passt und sich der Gegner in aller Seelenruhe aufs Verteidigen konzentrieren kann. Das kann doch nicht unser Anspruch sein, solche Spiele zu zeigen und so wichtige Punkte liegen zu lassen? Carlo macht weiterhin dieselben Fehler gegen dieselben Gegner und riskiert ganz leichtfertig die Meisterschaft.
 
Ja das fällt mir auch schon häufiger das wir gegen tiefstehnde Gegner uns sehr schwer tun…. Sehr aber dennoch nicht unsere Saison/Liga in Gefahr das gegen Getafe kann immer mal passieren dann fehlt uns auch noch vini der in dem Spiel gestern der XFaktor gewesen wäre (wenn er gespielt hätte) sage ich bewusst so klar weil unserem Spiel ohne ihn einfach dieses 1 gegen 1 fehlt dies Situation einfach im 1 gegen 1 aufzulösen etc. bei Eden habe ich das gestern gar nicht gesehen hat glaube ich / gefühlt nur 1 Spieler um dribbelt das macht vini in 10 min Takten das fehlt uns in der Offensive einfach Wenn vini nicht da ist …
 
ohne bale hat es real schwer. aber bald ist er wieder fit und sorgt für grandiose siege
 
Ich glaube, dass man gegen solch tiefstehenden Teams einfach mal den edlen Fussball, den KMC sonst erzeugt, vergessen und dafür mit dem Hammer kommen sollte. Die Underdogs haben sich schon lange auf Tiki Taka und unsere horizontale Spielverlagerungen eingestellt. Denen ist das „schöne Spiel“ wurst, denn sie wollen nur zerstören und bei Gelegenheit Kontern. Da können Modric und Kroos bei allem Respekt noch so viele Pässe spielen, der gegnerische Abwehrverbund, bestehend aus meistens 11 Spieler, lässt oftmals nur wenige Chancen zu und dann muss man meistens hoffen, dass die wenigen Chancen genutzt werden können.. Ich würde mit hohem Druck versuchen, den Gegner in die eigene Hälfte zu sperren und drauf los schiessen und auf den Flügeln variabler denken. Nicht immer hoch in die Mitte Flanken, auch mal scharfe flache Pässe vors Tor. Ich möchte, dass man den Gegner so zerdrückt, dass zwangsläufig ein Tor herausspringt, entweder ein selbst geschossenens oder halt ein Eigentor des Gegners. Dann kann man sich gemäss Spielverlauf wieder etwas fallen lassen und Ball und Gegner laufen lassen. Irgendwie so, aber hauptsach man hat endlich mal einen Plan gegen solche Gegner…
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie immer bei diesen Spielen fällt auf, dass sich Benzema die Bälle auf der Seite holt, wo eigentlich Mendy oder Vini sein müssten. Vini hat gestern gefehlt, Mendy bringt offensiv zu wenig. Vazquez auf der gegenüberliegenden Seite kommt häufig in die gefährliche Zone, findet aber kein Abnehmer bzw. passt/flankt ins Leere. Dazu kommt, dass die Vertikalität fehlt.

Nun ja, es ist "erst" die zweite Niederlage in dieser Saison und man soll den Teufel nicht an die Wand malen. Ich bin weiterhin guter Dinge, allerdings würde ich mir etwas mehr taktische Variabilität in unserem Angriffsspiel wünschen. Solange Asensio, Hazard, Jovic, Rodrygo weit unter den Erwartungen performen, bleiben wir logischerweise komplett von Vini und Benzema abhängig.
 
Das ist einfach ein Problem von Carlo, war in seiner 1. Amtszeit nicht anders. Wenn, er das nicht ändert und sich weiter entwickelt wird sich die Mannschaft unter ihm in diesen Punkt auch nicht entwickeln. Die Spieler sind ja vorhanden, nur gehören sie auch in den richtigen Spielen eingesetzt. Dann kommt dazu, dass bis auf Vini wir keinen „Zocker“ (bzw. jemand der sich das noch zutraut) in der Mannschaft haben, Peter kam rein und hat allen auf dem Platz gezeigt, was uns das gesamte Spiel über gefehlt hat. Also wenn Carlo dieses Spiel nicht als letzte Warnung sieht, ist einfach nur stur und nicht einsichtig. Und am Ende wird es ihn wieder den Job kosten, man stelle sich vor wir verlieren die Meisterschaft an Sevilla, weil wir gegen die letztplatzierten nicht kontinuierlich siegen. Also Carlo ich bitte dich von Herzen, gib dir ein Schub und trau dich mehr, erfinde dich in kleinen Schritten neu...
 
Alle meine Vorredner haben das sehr gut erkannt, das war die letzte Warnung für Ancelotti! Er hat es nicht verdient zu gehen aber so geht es nicht weiter. Bei solchen Spielen muss er mehr die jungen Spieler bringen wie Valverde, Camavinga (wenn er nicht gelb gesperrt ist) Guiterez, Peter usw. die nach vorne spielen und nicht wie die alten ihren Sicherheits Querpass Fußball spielen. Auch ein Bale muss auf seine letzten Tagen, wenn er fit ist spielen, sonst nicht. Und auch vermisse ich das einer 1 gegen 1 schnell in den Strafraum geht und dann zwangsläufig gefault wird um einen Elfmeter zu bekommen. Aber mit den lahmen alten Spielern wird das nichts. Carlo kann nach 60 oder 75 Minuten die alten immer noch bringen, wenn es nicht läuft. Ich hoffe es passiert etwas zum positiven. Hala Madrid y nada más
 
Ich meine, wenn man als Real Madrid gegen kleine Gegner 3 ZMs braucht und davon ist einer ein ZDM, dann sagt das schon viel über die eigene Leistung und das Vertrauen in das eigene Team aus.

Wozu setzt man auf "Sicherheit"? Hat man kein Vertrauen in die eigene Leistung? Und vom Kader her stehen wir den anderen großen nicht sehr nach. Natürlich fehlt in der Offensive ganz sicher ein starker Mann, aber ansonsten ist das Team gar nicht so viel schlechter als das der anderen Top Teams. Paris ausgenommen.

Entweder ein 4-4-2 oder ein 4-2-3-1.

4-3-3 funktioniert mit der Besetzung einfach nicht! Dafür braucht man drei Granaten vorne, die es alleine reißen können und nicht auf Unterstützung aus dem Halbfeld angewiesen sind. Oder man stellt welche im zentralen Mittelfeld auf, die im Spiel nach vorne vertikaler spielen.
 

Verwandte Artikel

Reals Titel-Fundament: Warum die Defensive den Unterschied macht

Real Madrid brennt in dieser Saison (noch) kein Offensivspektakel ab. Doch während...

Trotz García-Aufschwung: Real muss einen Linksverteidiger holen

Die bisherigen Auftritte von Real Madrid bei der FIFA Klub-WM haben einige...

Güler blüht auf: Wie Alonso den Spielmacher der Zukunft formt

Real Madrids 1:0-Erfolg über Juventus Turin im Achtelfinale der Klub-WM war kein...

Klub-Überblick: Basketballer historisch, Blancas vor Umbruch

Real Madrid besteht aus mehr als nur den Profis der ersten Fußball-Mannschaft....