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Real-Frauen im Bernabéu? Pérez stellt Leupolz und Co. Bedingung

Die Frauenmannschaft von Real Madrid würde es offensichtlich begeistern, auch mal im Estadio Santiago Bernabéu zu spielen. Präsident Florentino Pérez stellt dafür eine Bedingung, wie Melanie Leupolz verrät. Die deutsche Mittelfeldspielerin spricht zudem offen und ehrlich darüber, womit sie in der spanischen Hauptstadt zu kämpfen hat.

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Im Bernabéu würde Melanie Leupolz zu gerne mal spielen – REAL TOTAL-Grafik: Getty Images

Melanie Leupolz: Die Deutsche bei Real Madrid

MADRID. Was inzwischen nur noch Antonio Rüdiger im Starensemble von Carlo Ancelotti ist, ist Melanie Leupolz in der Frauenmannschaft von Real Madrid: das deutsche Puzzlestück. Die 30-Jährige hatte sich nach zuvor vier Spielzeiten in London beim FC Chelsea im vergangenen Sommer dazu entschlossen, in Spanien eine Herausforderung anzunehmen. Sie wurde eine Königliche.

Der Wechsel in anderen Worten erklärt: Von einem Elite-Klub des Frauenfußballs hin zu einem Damenteam, das im Namen Real Madrids erst seit der Saison 2020/21 auf die Jagd nach Erfolgen geht. Die Bemühungen, auch im weiblichen Fußballsektor eine ganz große Nummer zu werden, befinden sich bei den Merengues eher noch in den Kinderschuhen.

Leupolz spürt das besonders, doch „das war mir bewusst, als ich mich entschieden habe, dass ich zu Real Madrid gehe. Es kommt dann oft: ‚Wir brauchen noch Zeit.‘ Oder: ‚Jetzt habt ihr erstmal das, das nächste wird erst dann und dann folgen‘“, sagte sie im KICKER-Podcast „FE:male“ über die noch nicht so entwickelten Strukturen, auch wenn die weibliche Abteilung auf dem Trainingsgelände von den Gegebenheiten der Superstars profitieren würde – seien es Einrichtungen, Ausstattungen oder Behandlungsmöglichkeiten. Ihr sei vor der Unterschrift unter den bis Mitte 2026 laufenden Vertrag auch klar gewesen, „dass ich mich anders organisieren muss, wenn es um meinen Sohn geht“.

„Interesse zeigen – darüber hätte ich mich gefreut“

Die langjährige deutsche Nationalspielerin ist eine von zwei Müttern in der Truppe von Trainer Alberto Toril, doch anders als ihre Teamkollegin brachte sie ihr Kind selbst zur Welt – im September 2022. Der Vater soll übrigens Ex-Blanco Sami Khedira sein, ihnen wird eine Beziehung nachgesagt.

Das Dasein als Mutter und Profi-Fußballerin zugleich ist für Leupolz oftmals herausfordernd – und schwieriger als in England. „Hier merkt man schon, wenn ich mal sagen muss: ‚Ich habe da ein bisschen zeitliche Probleme, könnte ich ihn vielleicht nur mal zum Training mitnehmen?‘ Dann werden die Blicke schon anders. Es ist einfach ungewohnt. Ich sage nicht, dass es negativ ist – überhaupt nicht. Aber es kommt weniger von ihnen selbst, dass sie weniger mal fragen: ‚Wie geht es deinem Sohn, wie geht es dir als Mama?‘ Dass sie einfach Interesse zeigen. Ich werde einfach als Fußballspielerin gesehen, was auch absolut in Ordnung ist. Aber trotzdem in einer ruhigen Minute, einfach mal so ein bisschen Interesse zu zeigen, darüber hätte ich mich schon gefreut. Ich glaube, es liegt daran, dass sie den Fall noch nicht hatten“, erzählte die gelernte Sportfachwirtin.

„Für die Strukturen ist da relativ wenig Offenheit“

Leupolz möchte aber nicht klingen, als wäre sie tief unglücklich. „Das hört sich sehr negativ an. Ich genieße das absolut, beides zu kombinieren: Mutter zu sein, für Real Madrid zu spielen, noch mal diese Auslandserfahrung machen zu können. Die Mannschaft gibt es noch nicht sehr lange, sie haben eine enorme Entwicklung in den letzten Jahren hingelegt. Dass ich ein Teil davon sein kann und dass so auf meine Erfahrung aufgebaut wird, ist total spannend. Das erfüllt mich. Ich genieße einfach dieses komplett neue Umfeld“, stellte sie gleichzeitig klar.

Ihr Erfahrungsschatz aus Zeiten beim FC Bayern München und bei Chelsea wird in Madrid nach ihrem Empfinden aber nur bedingt genutzt: „Sie tun sich ein bisschen schwer. Da ist es dieses Macho-Gehabe: ‚Nein, das haben wir immer so gemacht, das machen wir jetzt weiter so.‘ Ich habe das Gefühl, dass meine Erfahrung auf dem Platz sehr genutzt wird. Das ja. Aber für die Strukturen ist da relativ wenig Offenheit. Ich weiß nicht, ob es an finanziellen Mitteln liegt oder man generell einfach nicht so offen ist. Ab und zu spürt man das schon.“

„Haben wir beim Präsidenten angesprochen“

Ob Leupolz während ihres Spanien-Abenteuers dennoch vielleicht sogar mal die Ehre bekommen wird, im legendären Estadio Santiago Bernabéu irgendein Pflichtspiel der wichtigeren Art zu bestreiten? Die Blancas sind mit diesem Wunsch tatsächlich schon an Präsident Florentino Pérez herangetreten. Die Nummer 24 verriet: „Bei der Weihnachtsfeier haben wir beim Präsidenten angesprochen, wann wir doch bitte mal im Bernabéu spielen können. Dann hat er gesagt: ‚Wenn ihr den ersten Titel gewonnen habt!‘ Das ist immer schwierig: Investierst du zuerst und hast dann den Erfolg oder wartest du, bis der Erfolg erarbeitet wird und investierst dann?“

Gesprochen wurde darüber beidseitig wohl vor allem mit einem Augenzwinkern. Dass der umgebaute Fußballtempel an der Concha Espina zu einem Frauenspiel nämlich auch nur annähernd gefüllt werden würde, ist zumindest aktuell nur allzu schwierig vorstellbar. Allein das Estadio Alfredo Di Stéfano, Heimspielstätte der Frauen, der zweiten Männer-Mannschaft und der U19 in der UEFA Youth League, wird in der Regel nur spärlich besucht.

„Bei uns im Stadion ist es immer total ruhig“

„Es sind nicht sehr viele – leider. Die Fans sind schon noch sehr wenig, muss ich sagen. Da ist Entwicklungsbedarf. Bei uns im Stadion ist es immer total ruhig. Da wünsche ich mir dann immer so ein bisschen Gesänge oder ein bisschen Kreativität. Da fehlen aber vielleicht auch wirklich die Hardcore-Fans. Ich glaube, man sollte für die Fans mehr aufbauen, dass die Fankultur besser wachsen kann“, so Leupolz, die den Schnitt auf 1500 Besucher schätzt.

In der Liga liegen die Blancas nach 20 Spieltagen auf Tabellenplatz zwei – 15 Punkte Vorsprung auf den Dritten, fünf Punkte Rückstand auf den FC Barcelona. In der Copa de la Reina treffen sie im Halbfinale auf Barça, in der Champions League wartet der FC Arsenal im Viertelfinale. Leupolz kommt bisher auf 22 Pflichtspiele für Real, dabei gelangen ihr ein Tor und eine Vorlage. Seit der zweiten Januar-Hälfte ist sie wegen eines Innenbandrisses im rechten Knie jedoch außen vor.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Beim Lesen des Textes hab ich unterschiedliche Gefühle.
Enttäuschung, Unverständnis und Wut ist aber auf jeden Fall dabei.

Es wird sich so schnell bei uns nichts ändern und ich bekomme immer mehr das Gefühl, die Frauenmannschaft gibt es nur, um eine zu haben.
Da steckt so wenig Liebe drin
 
Frauenfußball interessiert mich nun nicht wirklich ,so ehrlich bin ich ja ,aber bei einem zuschauerschnitt von 1500 …..warum dann im bernabeu spielen wollen ? Keine ernsthafte Forderung ,oder?
Aber Simon sieht das eigentlich richtig.die Mannschaft gibt es vielleicht wirklich nur um eine zu haben
 
"Investierst du zuerst und hast dann den Erfolg oder wartest du, bis der Erfolg erarbeitet wird und investierst dann?“ Das ist genau die entscheidende Frage beim Frauenfussball im Allgemeinen finde ich. Noch ist da so viel Potenzial mMn, aber wie soll sich das von allein richten, wenn die Spielerinnen sich nicht entfallten können und in grossen Teilen mit Amateur-Problemen auskommen müssen? Bei den Männern hat sich das auch nicht von heute auf morgen entwickelt, aber da wurde teils mächtig Geld in die Hand genommen. Das ganze muss im Einklang passieren (Investition und Arbeit) und zwar mit einem klaren Plan. Noch gibt es die Blancas glaube ich nicht so lang, aber schon jetzt müsste man, wie Leupolz sagt, eine klare Struktur erkennen. Das ist aber nur bedingt der Fall, mittels Verpflichtungen von besseren Spielern. Hätte Real ernsthaftes Interesse am Frauenfussball, so würden sie wohl die Spielerinnen und Mütter besser betreuen, ihnen modernes Trainings-Equipment zur Verfügung stellen, mehr Marketing betreiben, um die Fangemeinde zu vergrössern und den Akteurinnen ein grösseres Ansehen in Aussicht geben, wie zB ein Spiel im Bernabeu, wenn genügend Fans da sind. Aber ja, so scheint es aktuell echt, dass man einfach ein Frauenteam haben möchte, um besser dazustehen. Schade, denn Geld wäre beim umsatzstärksten Verein der Welt ja da..
 
Angebot und Nachfrage... ich würde persönlich auch nicht ins Stadion gehen und Frauenfußball anschauen, weil es mich einfach nicht interessiert. Und das geht wohl vielen so - kann ich keinem verübeln.

Zudem wird man aktuell mit Spielen und Wettbewerben nur so überschwemmt und ist dermaßen gesättigt, dass man schon anfängt Spiele seines Herzensvereins nur halb oder im Halbschlaf zu schauen..
 

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