
Binnen sechs Tagen alles verloren
MADRID. Vier Gegentore binnen 90 Minuten im eigenen Stadion. Die vierte Niederlage in Folge vor den eigenen Fans. Als amtierender Champions-League-Sieger im Achtelfinale gegen Underdog Ajax Amsterdam blamiert und ausgeschieden. Binnen sechs Tagen sämtliche Titel-Hoffnungen in Meisterschaft, Pokal und Königsklasse verspielt, das Saison-Desaster satte drei Monate vor dem letzten Pflichtspiel damit bereits perfekt gemacht.
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Real Madrid erlebt eine Horror-Woche. Dem so stolzen Klub aus der spanischen Hauptstadt geht es so schlecht, wie man es nach den von Titeln gekrönten Spielzeiten eigentlich gar nicht mehr gewohnt war. Spätestens nach der 1:4-Schmach dürfte klar sein: In Madrid wird sich personell einiges tun. Eine große Ära hat ihr Ende gefunden. Der Umbruch beginnt jetzt.
REAL TOTAL beantwortet die wichtigsten Fragen nach dem europäischen Debakel.
- Was hat die Saison jetzt noch zu bieten?
So gut wie nichts. Zwölf Partien muss Real in der Primera División noch absolvieren, dann war es das auch offiziell mit der Saison. Der letzte Spieltag findet am 19. Mai statt. Um die Champions-League-Qualifikation für die kommende Spielzeit braucht sich das Team wegen eines Acht-Punkte-Vorsprungs auf den ersten Europa-League-Rang sicherlich keine Sorgen zu machen. Das einzig realistische Ziel kann jetzt nur noch lauten: Atléticos zweiten Platz erobern. Hierbei geht es aber um nicht mehr als das Prestige. Auf Top-Spiele mit Real-Beteiligung wird man in der restlichen Saison vergebens warten.
- Was wird aus Santiago Solari?
Es ist fest davon auszugehen, dass der Argentinier am Saisonende trotz gültigen Vertrags bis 2021 entlassen wird. Eine titellose Saison mit einem derart blamablen und vor allem frühes Aus im internationalen Geschäft überlebt in Madrid kein Trainer. Dass Solari jetzt schon vom Hof gejagt wird, ist unwahrscheinlich. Die Saison ist ja nicht mehr zu retten.
- Kommt ein neuer Trainer?
Ja. Heißester Kandidat ist José Mourinho. „Ich würde ohne Probleme zurückkehren“, gab der nach seiner Entlassung bei Manchester United vereinslose Trainer kürzlich zu verstehen. Real sei „der beste Klub der Welt“, brachte er sich zudem schon in Stellung. Der „Special One“ hatte die Königlichen schon zwischen 2010 und 2013 trainiert und pflegt nach wie vor eine gute Beziehung zu Präsident Florentino Pérez. Auch Massimiliano Allegri und Mauricio Pochettino gelten als potentielle Solari-Erben. Wegen ihrer Verpflichtungen bei Juventus Turin und Tottenham Hotspur ist ein Real-Wechsel im Vergleich aber schwerer zu realisieren.
- Wird Florentino Pérez als Präsident zurücktreten?
Nicht ausgeschlossen, momentan aber äußerst unwahrscheinlich. Im Juni 2017 wurde Pérez, der am Freitag 72 Jahre alt wird, bis 2021 wiedergewählt. Auch, weil es überhaupt keinen Gegenkandidaten gegeben hatte. Bei der Schmach gegen Ajax forderten große Teile der Anhängerschaft ihn mit lauten Sprechchören zum Rücktritt auf. Diese gab es in der Vergangenheit allerdings auch schon, ohne zu etwas zu führen.
- Was passiert mit dem Kader?
Nachdem der Verein die 100 Millionen Euro für Cristiano Ronaldo nicht in namhafte Akteure reinvestiert hat und auch in den drei vorherigen Jahren keinen großen Star verpflichtet hatte, kann man nach der mehr als verkorksten Saison von reichlich Transfer-Aktivitäten ausgehen. In welchem Ausmaß genau, bleibt abzuwarten. Real besitzt einen zu titelsatten Kader, dem gerade in der Offensive mindestens ein unabdingbares Puzzlestück fehlt. Stars, die ihre Klasse konstant unter Beweis stellen und Gegenspielern das Fürchten lehren. Mit Blick auf das aktuelle Spielermaterial könnte die Zeit in Madrid insbesondere für Gareth Bale, aber ebenso für Isco und Marcelo abgelaufen zu sein. Die Personalplanung hängt auch von der Trainerfrage ab. Klar ist: Der Kader muss qualitativ wieder aufgewertet werden!
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