Analyse

Real Madrid in Trümmern: Wie es jetzt weitergeht

Eine Mannschaft liegt in Trümmern. Spätestens mit dem Champions-League-Achtelfinal-Ausscheiden endet Real Madrids ruhmreiche Ära. Drei Monate vor dem Saisonende sind alle Titel verspielt. Jetzt steht ein turbulenter Sommer bevor.

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REAL TOTAL-Grafik: Gonzalo Moreno, Oli Scarff, Javier Soriano & Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

Binnen sechs Tagen alles verloren

MADRID. Vier Gegentore binnen 90 Minuten im eigenen Stadion. Die vierte Niederlage in Folge vor den eigenen Fans. Als amtierender Champions-League-Sieger im Achtelfinale gegen Underdog Ajax Amsterdam blamiert und ausgeschieden. Binnen sechs Tagen sämtliche Titel-Hoffnungen in Meisterschaft, Pokal und Königsklasse verspielt, das Saison-Desaster satte drei Monate vor dem letzten Pflichtspiel damit bereits perfekt gemacht.

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Real Madrid erlebt eine Horror-Woche. Dem so stolzen Klub aus der spanischen Hauptstadt geht es so schlecht, wie man es nach den von Titeln gekrönten Spielzeiten eigentlich gar nicht mehr gewohnt war. Spätestens nach der 1:4-Schmach dürfte klar sein: In Madrid wird sich personell einiges tun. Eine große Ära hat ihr Ende gefunden. Der Umbruch beginnt jetzt.

REAL TOTAL beantwortet die wichtigsten Fragen nach dem europäischen Debakel.

  • Was hat die Saison jetzt noch zu bieten?

So gut wie nichts. Zwölf Partien muss Real in der Primera División noch absolvieren, dann war es das auch offiziell mit der Saison. Der letzte Spieltag findet am 19. Mai statt. Um die Champions-League-Qualifikation für die kommende Spielzeit braucht sich das Team wegen eines Acht-Punkte-Vorsprungs auf den ersten Europa-League-Rang sicherlich keine Sorgen zu machen. Das einzig realistische Ziel kann jetzt nur noch lauten: Atléticos zweiten Platz erobern. Hierbei geht es aber um nicht mehr als das Prestige. Auf Top-Spiele mit Real-Beteiligung wird man in der restlichen Saison vergebens warten.

  • Was wird aus Santiago Solari?

Es ist fest davon auszugehen, dass der Argentinier am Saisonende trotz gültigen Vertrags bis 2021 entlassen wird. Eine titellose Saison mit einem derart blamablen und vor allem frühes Aus im internationalen Geschäft überlebt in Madrid kein Trainer. Dass Solari jetzt schon vom Hof gejagt wird, ist unwahrscheinlich. Die Saison ist ja nicht mehr zu retten.

  • Kommt ein neuer Trainer?

Ja. Heißester Kandidat ist José Mourinho. „Ich würde ohne Probleme zurückkehren“, gab der nach seiner Entlassung bei Manchester United vereinslose Trainer kürzlich zu verstehen. Real sei „der beste Klub der Welt“, brachte er sich zudem schon in Stellung. Der „Special One“ hatte die Königlichen schon zwischen 2010 und 2013 trainiert und pflegt nach wie vor eine gute Beziehung zu Präsident Florentino Pérez. Auch Massimiliano Allegri und Mauricio Pochettino gelten als potentielle Solari-Erben. Wegen ihrer Verpflichtungen bei Juventus Turin und Tottenham Hotspur ist ein Real-Wechsel im Vergleich aber schwerer zu realisieren.

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  • Wird Florentino Pérez als Präsident zurücktreten?

Nicht ausgeschlossen, momentan aber äußerst unwahrscheinlich. Im Juni 2017 wurde Pérez, der am Freitag 72 Jahre alt wird, bis 2021 wiedergewählt. Auch, weil es überhaupt keinen Gegenkandidaten gegeben hatte. Bei der Schmach gegen Ajax forderten große Teile der Anhängerschaft ihn mit lauten Sprechchören zum Rücktritt auf. Diese gab es in der Vergangenheit allerdings auch schon, ohne zu etwas zu führen.

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  • Was passiert mit dem Kader?

Nachdem der Verein die 100 Millionen Euro für Cristiano Ronaldo nicht in namhafte Akteure reinvestiert hat und auch in den drei vorherigen Jahren keinen großen Star verpflichtet hatte, kann man nach der mehr als verkorksten Saison von reichlich Transfer-Aktivitäten ausgehen. In welchem Ausmaß genau, bleibt abzuwarten. Real besitzt einen zu titelsatten Kader, dem gerade in der Offensive mindestens ein unabdingbares Puzzlestück fehlt. Stars, die ihre Klasse konstant unter Beweis stellen und Gegenspielern das Fürchten lehren. Mit Blick auf das aktuelle Spielermaterial könnte die Zeit in Madrid insbesondere für Gareth Bale, aber ebenso für Isco und Marcelo abgelaufen zu sein. Die Personalplanung hängt auch von der Trainerfrage ab. Klar ist: Der Kader muss qualitativ wieder aufgewertet werden!

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
So wahnsinnig viel wird man nicht machen können. De Ligt, Mbappe und Hazard. Isco, Asensio und Llorente als Stammspieler. James, kovacic, Bale, navas verkaufen. Und nach London fahren und einen Trainer mitnehmen.
Das wäre aber auch mehr als genug! Gehe davon aus, dass Militao und Hazard kommen und evtl noch Jovic.
Wenn man diese Transfers tätigt und einen guten Trainer holt ist man wieder wettbewerbsfähig!
 
Sollte Mourinho im Sommer zurückkehren, wird er mit Sicherheit auf sein bewährtes 4-2-3-1 setzen. Das heißt Isco hätte einen fixen Platz und es würde auch die Wahrscheinlichkeit enorm steigern, dass James bleibt.
Ansonsten dürfte Bale mit großer Sicherheit im Sommer zu den heißesten Verkaufskandidaten zählen. Auch Benzema und Luka Modric (trotz Vertragsverlängerung) sehe ich als Wackelkandidaten.
Aber der Reihe nach.

Torwart:
Navas wird sich wohl auch keine weitere Saison als klare Nummer 2 antun. Lunin wird diesen Platz beerben. Courtois ist gesetzt.

Verteidigung:
In der Abwehr ist ein weiterer Innenverteidiger unabdingbar. Hier wird es wahrscheinlich auf Militao hinauslaufen. Marcelo würde ich noch behalten bis Hakimi zurückkehrt und Vallejo verleihen oder gar verkaufen (zu oft verletzt).
Ansonsten steht die Abwehr.

Mittelfeld:
Ich gehe bei dieser Planung wie eingangs geschrieben davon aus, dass Mou zurückkehren wird. Das bedeutet für mich, dass sowohl Isco als auch James gesetzt sein dürften, da Mourinho bekanntlich mit einem 10er spielen lässt.
Auf den beiden 6er Positionen sehe ich Kroos, Llorente, Casemiro und Modric. Letzterer könnte altersbedingt wechseln und Platz für Ceballos oder Odegaard machen.

Flügel:
Auf den Flügeln sehe ich Bale und Vazquez als Abgänge. Der eine erfüllt die Erwartungen nicht und der andere ist Fußballerisch limitiert.
Vinicius und Asensio sollten bleiben.
Hier sehe ich auch Platz für Neuzugänge: Hazard und Mbappe wären meine Favoriten.

Sturm:
Vieles hängt für mich davon ab, welche Stareinkäufe wir auf den Flügeln tätigen. Kommen Hazard und Mbappe haben wir zwei sehr Abschlussstarke Flügelspieler, da wäre ein Benzema nach wie vor der perfekte Sturmpartner. Hazard und Mbappe sind auch flexibel genug, um mal als 9er aufzulaufen, sollte Karim verletzt sein. Auch für die Integration eines Mbappes halte ich Benzema für sehr wertvoll.
Sollten meine beiden Wunschspieler für die Ausenbahnen kommen, sähe ich keinen Grund einen neuen Stürmer zu verpflichten, zumal weltklasse Stürmer ohnehin mangelware sind.

Daraus würde sich folgende Aufstellung für die Saison 2019/2020 ergeben:

_________________Courtois/Lunin
Dani/Odri__Varane/Nacho_Ramos/Militao__Reguilon/Marcelo
__________Llorente/Case__Kroos/Ceballos
Mbappe/Asensio__James/Isco__Hazard/Vinicius
_______________Benzema/Mariano

Die Aufstellung sieht gut aus, aber Real kann sich das nicht leisten. Mbappe wird unter 250 Mio nicht zu haben sein. Der Junge ist 19 Jahre alte und um ehrlich zu sein um mindestens 1 Klasse besser als Vinc. Mbappe ist, was Alter, Talent und gezeigter Leistung betrifft, die Nummer 1 der Welt. Er ist schnell, technisch extrem stark und trifft nach belieben in der französischen Liga das Tor. Außerdem gibt es keine Skandale und wenn er sich von Paris nicht wegstreikt wird dieser Transfer nicht zu stämmen sein. Viele reden auch von Neymar. Für mich ist er deswegen nicht die 1A Lösung, weil wenn man das Spiel ( sowie bei CR7 ) auf Neymar ausrichtet, wird der Erfolg nicht so groß sein wie bei CR7.
 

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