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„Wurden beraubt“: VAR-Beben nach „Skandal-Wende“ von Real Madrid

Real Madrid macht gegen LaLiga-Abstiegskandidat UD Almería aus einem 0:2 noch einen 3:2-Erfolg. Das Estadio Santiago Bernabéu bebt. Doch angesichts dreier Schiedsrichter-Entscheidungen zugunsten der Königlichen nach jeweiligen Hinweisen des Videoassistenten ist auch das Nachbeben ein starkes. Die Andalusier wittern eine Verschwörung, in Katalonien ist die Empörung ebenso groß.

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Real Madrid VAR
Reals Aufholjagd wird von VAR-Diskussionen überschattet – Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

Real Madrid profitiert von drei Entscheidungen

MADRID. Es sind drei Momente, die in Fußball-Spanien für Empörung sorgen. Zumindest bei all jenen, die es nicht mit Real Madrid halten. Die Königlichen lagen am Sonntag im Estadio Santiago Bernabéu völlig überraschend mit 0:2 zurück, obwohl sie mit der UD Almería das bis dahin und auch nach wie vor einzig sieglose Team und zugleich den Tabellenletzten der Primera División empfingen. Nach dem Seitenwechsel bliesen sie zum Sturm – und kamen durch Jude Bellingham vom Punkt aus relativ zügig zum Anschluss (57.).

Der mit 35 Jahren noch junge Schiedsrichter Francisco Hernández Maeso ahndete in seinem ersten Real-Einsatz ein Handspiel der Andalusier im eigenen Strafraum, sah sich die Szene nach einem Hinweis von Videoassistent Alejandro José Hernández Hernández nochmals selbst am Monitor an. Den Gang dorthin sollte er in der Folge noch zwei weitere Male tätigen – und auch in diesen beiden Fällen entschied er nach Begutachtung der Situationen zur Freude der Blancos.

Erst wurde von ihm das 1:3 durch Sergio Arribas wegen eines vorherigen Schlags in Bellinghams Gesicht aberkannt, dann wiederum ein Tor von Vinícius Júnior für gültig erklärt. Der Brasilianer hatte eine Flanke von Aurélien Tchoauméni verwertet, nach Ansicht des Unparteiischen regulär mit der Schulter, nicht mit dem Arm. Der Wutpegel von Almería-Trainer Gaizka Garitano stieg mit jedem weiteren Schiedsrichter-Urteil an, er wurde schließlich mit einer Roten Karte des Innenraums verwiesen.

„Gefühl, dass wir beraubt wurden“

„Das war berechtigt, denn ich habe die gesamte Partie über protestiert“, meinte der Coach gegenüber der Presse und reagierte schmallippig auch auf die Frage, ob man sein abstiegsbedrohtes Ensemble im Bernabéu einfach nicht gewinnen lassen wollte: „Ihr habt das Spiel gesehen. Man hat gesehen, was passiert ist.“ Und auf Nachfrage: „Sie bestrafen uns Trainer, wenn wir unsere Meinung abgeben, wenn wir reden. Meine Meinung bringt nichts, denn ihr habt gesehen, was passiert ist.“

Sein Mittelfeldakteur Gonzalo Melero wurde in der Mixed Zone unterdessen noch deutlicher. Er nahm kein Blatt vor den Mund. „Wir haben das Gefühl, dass wir beraubt wurden. Ganz klar. Man kann von außen nicht mehr tun, um sie zurück ins Spiel zu bringen. Wir sind Lichtjahre davon entfernt, die beste Liga der Welt zu sein, wie es so oft heißt. Und mir fällt es schwer, das zu sagen und mich macht das wütend. Es hat heute alle Grenzen überschritten. Das ist echt der Hammer“, polterte der 30-Jährige, von 2004 bis 2013 in der Real-Jugend.

Harte Worte. Worte, für die er der Erfahrung nach noch eine Sanktion erhalten könnte. Sein Teamkollege Largie Ramazani schrieb indes auf dem Kurznachrichtendienst X einfach nur: „Keine Worte.“ Dazu veröffentlichte er einen Video-Ausschnitt vom Champions-League-Halbfinal-Rückspiel 2008/09, in dem Didier Drogba vom FC Chelsea nach dem Weiterkommen des FC Barcelona durch skandalöse Schiedsrichter-Entscheidungen in die Fernsehkamera wütete: „Es ist eine verdammte Schande!“  

„Jemand entschied, dass wir hier nicht gewinnen können“

Abwehrspieler Marc Pubill: „Die Mannschaft hat ein großartiges Spiel gemacht. Wir sind in Führung gegangen und ich glaube, jemand hat entschieden, dass wir hier nicht gewinnen können, dass die Partie so nicht enden kann. Und so lief es dann auch.“ Edgar González, ebenfalls Verteidiger: „Du siehst, dass die eine Mannschaft zum Schiedsrichter aus einem Meter alles sagen kann und wir können es nicht. Es herrschen große Unterschiede. Ich verstehe, dass das Real Madrid ist und wir Almería sind, aber der Wettbewerb sollte für alle fair sein. Und manchmal fällt es einem schwer, das so mitzuerleben.“

Die Entschlüsse des Referee-Teams schlagen nicht nur den Andalusiern aufs Gemüt, sondern insbesondere auch in Katalonien. Dort hofft bekanntermaßen ja nicht nur Real-Erzrivale FC Barcelona auf die Meisterschaft, sondern auch der FC Girona, der den Merengues noch mehr die Stirn bietet. Entsprechend fallen auch die Pressestimmen im Osten Spaniens aus. „Raubüberfall auf Almería im Bernabéu. Ein Hattrick des VAR beschert Real Madrid den Sieg“, drückte sich die Sportzeitung MUNDO DEPORTIVO harsch aus.

„Der VAR verbündet sich mit Real Madrid“

Die SPORT konstatierte: „Madrid gewinnt mit skandalösen Schiedsrichterhilfen. LaLiga gibt nach einem katastrophalen Schiedsrichtertag im Bernabéu ein sehr düsteres Bild ab. Drei historische Fehler, immer zugunsten der Blancos. Entrüstung in der ganzen Liga.“ LA VANGUARDIA schrieb: „Der VAR verbündet sich mit Madrid zu einer Skandal-Wende, die einen Rattenschwanz nach sich ziehen wird. Es war das glanzloseste Comeback aller Zeiten. Das Publikum verabschiedete sich mit einem paradoxen ‚So gewinnt Madrid‘.“

Die Gazetten in Madrid behandeln die Geschehnisse währenddessen weniger skandalorientiert, aber eben auch nicht komplett unkritisch. „Aufholjagd durch den VAR“, titelt AS. Bei MARCA steht geschrieben: (Daniel) Carvajal und der VAR besiegeln die Aufholjagd. Das Bernabéu wurde Zeuge eines historischen Spiels. Real Madrid kam nach einer schrecklichen ersten Halbzeit mit einem Tor von Carvajal in der 99. Minute von einem 0:2 zur Halbzeit zurück – und nein, es gab keine Verlängerung. Der Rekordzuschlag (14 Minuten Nachspielzeit; d. Red.) war das Ergebnis von drei VAR-Bewertungen, die alle zugunsten der Blancos ausfielen. Die Aufruhr wird Tage, sogar Wochen dauern.“ Dem kann man sich wohl sicher sein, auch wenn Verband RFEF den VAR-Funk längst veröffentlicht hat.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Ich bin ein treuer Madridista seit Jahren und doch bin ich irgendwie in erster Linie Fussballfan. Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern gehören zum Sport dazu, aber gegen Almeria haben die Unparteiischen mMn Real zu unrecht bevorzugt, obwohl der VAR das in diesen Situationen in meinen Augen eindeutig hätte verhindern sollen und das ist für mich als Fussballfan nicht in Ordnung. Wären diese Entscheidungen gegen Real gewesen, wäre ich wohl ausgerastet. Den Elfmeter hätte man aus meiner Sicht nicht geben sollen, denn für mich war das viel mehr ein Stürmerfoul von Nacho UND Rüdiger, welche ihre Gegenspieler nach unten gedrückt haben, wenn auch eher leicht. Zudem glaube ich gesehen zu haben, dass Nacho seinen Gegner etwas nach vorne drückt, sodass dieser seinen Arm etwas heben musste, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, ist aber auch etwas spekulativ. Zum Tor von Vini gibt es hingegen doch ziemlich eindeutige Beweise, dass dieser den Ball nicht regelkomform ins Netz geschossen/geschoben hat. Es gab eine deutliche Bewegung seines Arms in Richtung des Tores und mit der Schulter hat er den Ball nicht berührt. Für mich ein zweiter klarer Fehlentscheid, welche zu einem Sieg von Almeria geführt hätte. Ich will natürlich damit überhaupt nicht irgendwie von einer Pro-Real-Kampagne reden oder Verschwörungstheorien gegen Real dulden, aber dieser Match wurde aus meiner Sicht leider zu unrecht dank zwei groben Fehlern von den Schiedsrichtern und dem VAR gewonnen. Es ist mir in diesem Post auch egal, ob Barca jahrelang scheinbar das Schiedsrichtersystem beeinflusst hatte oder nicht oder ob Real bei einem anderen Spiel mal Pech hatte oder sogar unfair behandelt wurde. Es geht hier doch einfach um dieses eine Spiel gegen Almeria, das nicht korrekt gepfiffen wurde. Und bei solchen Fehlern leidet nicht nur Almeria darunter, sogar auch gewissermassen das Vertrauen in die Unparteiischen, welches momentan in Spanien sowieso tief ist. So sehe ich das zumindest.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann hier wirklich nur den Kopf schütteln. Wenn man ganz eindeutig kein Sympathisant von Real Madrid ist, dann ist man hier eindeutig falsch. Ich habe den Kommentator gehört, die Zeitungsartikel und YouTube-Kommentare gelesen und brauche nicht unbedingt hier nochmal den selben Rotz zu lesen. Es ist wirklich jedes Mal das gleiche. Verlieren wir ein Classico, ein Champions League Halbfinale oder sind Profiteur von Schiedsrichterentscheidungen erwachen hier einige User zum Leben. Ich verstehe nicht, wie jemand das Bedürfnis haben kann, im Forum des Rivalen oder verhassten Vereins Kommentare zu schreiben. Tobt euch mal in eurem Forum oder auf YouTube im Kommentarbereich der Real Madrid Spielzusammenfassungen aus.

Zum Thema:

1.Entscheidung ist 50/50. Aber die Entscheidung auf dem Platz hätte nicht revidiert werden sollen. Da kommen wir zur wöchentlichen Thematik von der behinderten Auslegung der Handspielregelung. Ich glaube, dass es vor allem uns zugute kommen würde, wenn sowas nicht mehr gepfiffen wird, weil ich mich an Entscheidungen gegen uns erinnern kann. Militao und Alaba fallen mir da spontan ein.

2. Sehr sehr klares Foil. Ich verstehe echt nicht, wie man das aus 5m Entfernung nicht pfeifen kann. Ich bin wirklich entsetzt über den DAZN Kommentator. Wie kann das kein Foul sein? Vor allem, wie kann man sich darüber so sehr echauffieren?

3. Die Bilder, die wir anfangs hatten und auch die, die der Schiedsrichter hatte, waren nicht sehr eindeutig, wie die ganzen Bilder und Videos auf Twitter. Nichtsdestotrotz hätte auch diese Entscheidung nicht revidiert werden dürfen. Eventuell war das eine Entscheidung im Zweifel für den Angreifer.

Alles in allem sprechen wir über ein klares Foul, eine zweifelhafte und viel diskutierte Auslegung der Handspielregel sowie einer Entscheidung, die zugunsten des Angreifers umgeändert wurde, aber aus Sicht von 95% der Personen nicht hätte geändert werden dürften. Aber so einen Skandal und teilweise die krassen Verwürfe von Schmierung und Interessen sind an den Haaren herbeigezogen und deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Als es beim 6:1 von Barcelona gegen Paris zahlreichere und deutlichere Fehlentscheidungen gegeben hat, haben die Barcelona Fanboys noch versucht die Entscheidungen zu verteidigen. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen! Pure Heuchelei! Und jetzt verzieht euch aus diesen Forum und hinterfragt eure Motivation, Kommentare in einem Real Madrid Forum zu hinterlassen.
 
Ohne den unsäglichen, hetzerischen und teilweise auch verlogenen Kommentar eines Uwe Morawe wäre die Sache niemals derat hoch gekocht, wie wir sie jetzt leider erleben müssen.
Behauptet er doch allen Ernstes in der Zusammenfassung des Spiels, dem Schiri wäre bei allen strittigen Entscheidungen lediglich das Standbild angeboten worden.
Ich schreib jetzt lieber nicht, was ich über diesen Typen wirklich denke................
Ich würd's ihm eh lieber in's verlogene Gesicht sagen..........
 

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