Spieltag A-Z

Real Madrids Probleme mit dem VAR: Ein frustrierter Befürworter

Real Madrid tritt beim FC Barcelona dominant wie selten zuvor auf. Die starke Leistung ist nach dem 0:0 aber nicht das Hauptgesprächsthema. Wieder einmal wird ein Clásico von fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen überschattet – zum Leidwesen der Königlichen. Direktor Emilio Butragueño findet deutliche Worte.

741
Raphael Varane
Real haderte im Clásico mit dem Schiedsrichter – Foto: Eric Alonso/Getty Images

Binnen 79 Sekunden: Zwei Fouls bleiben ungeahndet

BARCELONA. Kann man von einem Gewinner und einem Verlierer sprechen, wenn sich zwei Mannschaften mit einem Unentschieden trennen? Wenn ja, dann war Real Madrid am Mittwoch nach dem 0:0 gegen den FC Barcelona wohl zweifellos der Gewinner – zugleich jedoch irgendwie auch der Verlierer. Mag nach einem Widerspruch klingen, ist aber keiner.

Die Königlichen kontrollierten die Begegnung im Camp Nou über weite Strecken, agierten hochkonzentriert, machten Barça das Leben mit einem oft hohen Pressing schwer. Doch es schien, als würde ihnen an diesem Abend mit dem Schiedsrichtergespann um Alejandro José Hernández Hernández ein zweiter Kontrahent gegenüberstehen. 

In der ersten Halbzeit verwehrte der 37-Jährige den Gästen binnen nur 79 Sekunden zwei Elfmeter. Beide Male wurde Raphaël Varane alles andere als legal bearbeitet. Erst hinterließ Clément Lenglet Stollenabdrücke auf seinem rechten Oberschenkel, dann zog Ivan Rakitić ihn bei einer Ecke ganz klar am Trikot. Dass der Hauptschiedsrichter zunächst weiterlaufen lässt, ist beim Fußball der heutigen Zeit kein Drama mehr. Immerhin gibt es anno 2019 ja den Videoassistenten, mit dessen Hilfe Fehlentscheidungen korrigiert werden können. Aber der griff kein einziges Mal ein. Und das im größten Fußballspiel der Welt.

Ex-LaLiga-Schiedsrichter äußern Kritik

„Es ist zunächst wegen gefährlichen Spiels ein klarer Elfmeter. Danach handelt es sich um einen ununterbrochenen Griff an das Trikot. Auch das ist ein Elfmeter“, betont mit Eduardo Iturralde González (52) ein ehemaliger FIFA-Referee, der einst 281 LaLiga-Partien geleitet hatte. Juan Andújar Oliver (71), ebenfalls ein Ex-Unparteiischer im spanischen Oberhaus (121 Einsätze), geht damit konform: „Wo ist hier der VAR?“

Var er an diesem Abend überhaupt im Einsatz, fragen sich nach dem torlosen Clásico nicht wenige Beobachter argwöhnisch. Medial ist zuweilen von einer Schande, von einem Skandal die Rede, dass Zidanes Team auf solche eine Art und Weise beraubt worden sei.

Real widmet elfmeterwürdigen Fouls eigenen Bericht

Auch Real selbst hat sein Entsetzen geäußert. Auf der Website des Klubs tauchte neben der üblichen Berichterstattung plötzlich ein Artikel auf, den man dort so oder so ähnlich eigentlich nie zu sehen bekommt. Real widmete den beiden elfmeterwürdigen Fouls einen eigenen Artikel. Überschrift: „Weder der Schiedsrichter noch der VAR sahen zwei elfmeterwürdige Fouls an Varane. Dazu drei Screenshots und ein Video zu den Zweikämpfen, die zudem nach dem Spiel bei Realmadrid TV rauf und runter abgespielt und von kritischen Kommentaren gegenüber Hernández Hernández begleitet wurden.

Eigentlich untypisch: Auf Realmadrid.com erschien ein eigener Bericht zu den verwehrten Elfmetern – Screenshot: Realmadrid.com

„Beunruhigend, dass der VAR verflixt noch mal nicht eingreift“

Emilio Butragueño fand in den Katakomben des Camp Nou derweil deutliche Worte. „Man weiß, dass wir Befürworter des VAR sind. Die Technologie muss dem Schiedsrichter helfen, weil es unmöglich ist, dass er alles sieht. Es ist beunruhigend, dass der VAR verflixt noch mal nicht eingegriffen hat. Er muss da eingreifen, es sind zwei ganz klare Szenen. Dass die Technologie nicht genutzt wird, ist schwer zu verstehen. Das ist für alle sehr beunruhigend“, echauffierte sich der sonst so besonnene Direktor für institutionelle Beziehungen.

Aber das tat er auch nicht zum ersten Mal. Erst Anfang November hatte er sich im Namen Reals nach dem 0:0 im Estadio Santiago Bernabéu gegen Betis Sevilla darüber beschwert, dass „ein klares Handspiel“ im Strafraum der Andalusier keine Konsequenzen hatte: „Um ehrlich zu sein. Es fällt uns schwer, das zu verstehen.“

[advert]

Wiederum zuvor waren in dieser Saison beim 2:2 gegen den FC Villarreal ein vermeintliches Foul im Strafraum an Vinícius Júnior sowie bei der 0:1-Niederlage gegen RCD Mallorca ein Ziehen am Trikot von Brahim Díaz jeweils nicht einmal überprüft worden. So wie jetzt im Camp Nou. Reals Frust wächst. Der Schiedsrichter müsse sich doch „nur 30 Sekunden Zeit nehmen“, so Carlos Casemiro. In der Kabine soll es laut dem spanischen Journalisten Edu Aguirre im Anschluss an die starke Performance gegen das weiterhin punktgleiche Barça geheißen haben: „Sie haben uns heute nicht gewinnen lassen.“ So klingen Spieler, die sich irgendwie als Sieger, aber im selben Moment auch als Verlierer fühlen.

REAL LIVE: Jetzt Gratis-Probemonat bei DAZN abschließen

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Der VAR wird nur gerecht, wenn Teams die Möglichkeit bekommen bei solchen Szenen den Ref dazu anhalten zu können sich diesen zu widmen! Und dann müssten gleich beide Kapitäne mit gehen! Natürlich nicht bei Einwürfen, aber das ist einfach kein Zufall! Und mit dem Wissen im Kopf, dass Gaspart ein ehem. Varca Präsi der Chef des Schirikomitee ist weiss ich dass es gewollt so ausging!
 
Der VAR wird nur gerecht, wenn Teams die Möglichkeit bekommen bei solchen Szenen den Ref dazu anhalten zu können sich diesen zu widmen! Und dann müssten gleich beide Kapitäne mit gehen! Natürlich nicht bei Einwürfen, aber das ist einfach kein Zufall! Und mit dem Wissen im Kopf, dass Gaspart ein ehem. Varca Präsi der Chef des Schirikomitee ist weiss ich dass es gewollt so ausging!

Oder dass der Trainer einen VAR anfordern könnte.
 
Ich verstehe ohnehin nicht, wieso der VAR nicht geregelt ist, wie die Challenges beim Tennis:

Jeder Mannschaftskapitän darf 3 Mal pro HZ einen "Buzzer" (zB am Handgelenk) drücken und die Situation untersuchen lassen. Hat er "Unrecht" - bzw. es wird gegen die Berufung entschieden - verliert er diese Challenge.
Wird dem stattgegeben, bleibt es bei 3 Challenges.
Es wäre SO einfach, aber nein, man muss wieder dem evtl. befangenen, überforderten Schiedsrichter die Kontrollebene über sich selbst in die Hand geben...
 
Ich verstehe ohnehin nicht, wieso der VAR nicht geregelt ist, wie die Challenges beim Tennis:

Jeder Mannschaftskapitän darf 3 Mal pro HZ einen "Buzzer" (zB am Handgelenk) drücken und die Situation untersuchen lassen. Hat er "Unrecht" - bzw. es wird gegen die Berufung entschieden - verliert er diese Challenge.
Wird dem stattgegeben, bleibt es bei 3 Challenges.
Es wäre SO einfach, aber nein, man muss wieder dem evtl. befangenen, überforderten Schiedsrichter die Kontrollebene über sich selbst in die Hand geben...

Gebe viele interessante Sachen die man aus anderen Sportarten in den Fußball übernehmen könnte. Diese Idee finde ich gar nicht so schlecht. So kann keine Mannschaft später sich Beschwerden warum eine Szene nicht überprüft wurde und der Schiri steht nicht mehr so krass in der Verantwortung.


Gesendet von iPhone mit Tapatalk Pro
 
Ich glaube dass viele immer noch nicht verstanden haben wie der VAR funktioniert also versuch ichs mal: Der VAR kontrolliert die Schiedsrichterentscheidungen, d.h. bei strittigen Szenen greift er deshalb nicht ein weil die Autorität beim Feldschiedsrichter bleiben soll.

Einerseits hast du recht, aber:

1. die Schiedsrichter verlassen sich seither viel zu sehr auf den VAR und pfeiffen viel weniger.

2. es waren meiner Meinung nach KLARE Fehlentscheidungen, bei denen der VAR sehr wohl eingreifen MUSS. Wenn der VAR dem Schiri kommuniziert, dass es ein klarer Elfmeter war, dann muss er abpfeiffen.
 
Die Schiedsrichter in Spanien Mafia genau so wie in Italien...das sind klare 2x Elfmetern für Real gewesen es ist nicht das erste mal das es Real Passiert.
Das Fußball von heute ist es nicht wie es war...es sind zu viele negative seiten im Heutigen Fußball zum beispiel:
Extreme hinterhältige Fouls, Schiris pfeifen oft nicht Gerecht, und wir haben zu Viele ,,Bollywood Schauspieler,, und am meisten gibt es bei ,,Barca,, & ,,Bayern,, und die schlimmste sind: ,,SUAREZ, J.ALBA,und PIQUE...
 
VAR abschaffen- ist komplette Geld und Zeitverschwendung wenn er in den wichtigsten aller Situationen eh nicht verwendet wird.
 
Also ich muss sagen im ersten Moment bei der Aktion lenglet gegen varane dachte ich kein foul in der Wiederholung klarer Elfer und das lenglet dann noch sagt "ich geh NUR mit dem Kopf zum Ball also bitte...
und die Szene mit rakitic muss ich sagen (als real ran foul) als neutral kann Mann geben muss nicht. aber selbst neutral hätte ich gesagt elfer
 

Verwandte Artikel

15 Tage vorher: 5. Spieltag festgelegt – Levante und Derby dazu

In 15 Tagen wird der 5. Spieltag in angepfiffen, aber erst jetzt...

Opfer des Abwehr-Upgrades – doch Alaba und Asencio dürfen hoffen

Null Minuten hier, null Minuten dort: David Alaba und Raúl Asencio zählen...

4. Spieltag fix: Real vor CL-Auftakt samstags bei Real Sociedad

Kaum stehen die Termine in der Champions League fest, kann auch in...

Ligaphase der Champions League: Termine aller Spiele chronologisch

Die Vorrunde der UEFA Champions League wird nach der Premiere im Jahr...