
„Der Glaube rettet Madrid“
MÖNCHENGLADBACH. Es hatte lange etwas von der Saison 2015/16: Real Madrid schlägt den FC Barcelona auswärts und reist dann nach Deutschland, um sich dort in der UEFA Champions League einem Underdog aus der Bundesliga geschlagen zu geben. Damals war auf ein Clásico-2:1 eine deftige 0:2-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel beim VfL Wolfsburg gefolgt, jetzt hat es nach einem 3:1 im Camp Nou ein 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach gegeben – obwohl bereits alles nach einem erneuten Abstecher in die Bundesrepublik ohne ein eigenes Tor und zwei Gegentreffer ausgesehen hatte.
Das Team von Zinédine Zidane steckte jedoch selbst in Folge des Nackenschlags nach knapp einer Stunde nicht auf und netzte in den letzten sieben Minuten der Begegnung noch zweimal ein. Karim Benzema drückte das runde Leder nach 86 Minuten und 26 Sekunden über die Linie, Carlos Casemiro markierte nach 92 Minuten und 17 Sekunden den Ausgleich. „Erstes Gebot von Real Madrid: Nie aufgeben“, titelt die Sportzeitung MARCA am Mittwoch und verbleibt damit mit der Aufholjagd. „Der Glaube rettet Madrid“, konstatiert die AS.
#LaPortada Nunca rendirse pic.twitter.com/TVcME6wtTq
— MARCA (@marca) October 27, 2020
Real wendet historischen Fehlstart ab
Ohne Casemiros Tor hätte der 13-fache Triumphator nicht nur erstmals überhaupt in dem Wettbewerb viermal in Folge verloren, sondern auch erstmals überhaupt die ersten beiden Gruppenspiele ohne einen einzigen Punkt beendet. Zum Auftakt gegen Shakhtar Donetsk war man bekanntlich mit einem 2:3 in die Knie gezwungen worden. So befinden sich die Blancos nun in einer Situation, die sie gut kennen – und auch gar nicht lange her ist.
Erst in der vergangenen Saison startete Real ebenso schwach in die Vorrunde. Kurios: Nach einem 0:3 bei Paris Saint-Germain lag das Starensemble beim 2:2 im zweiten Gruppenspiel zwischenzeitlich ebenso 0:2 zurück. Was die „Fohlen“ am Dienstagabend waren, war damals der Club Brügge. Pleite zu Beginn, danach eine Punkteteilung und weiterhin Tabellenletzter: Real erlebt international gerade ein Déjà-vu vom Feinsten.
Gleiche Situation – aber eine ausgeglichenere Gruppe
2019 führte PSG das Klassement nach zwei absolvierten Runden mit sechs Zählern an, Brügge mit zwei Zählern und Galatasaray Istanbul mit einem Punkt lagen noch vor dem weißen Ballett. Dass die Gruppe mit Inter Mailand (zwei Punkte), Mönchengladbach (zwei) und Shakhtar (vier) diesmal eine qualitativ ausgeglichenere ist, steht wohl außer Frage. Heißt: Die Umstände sind etwas ernsthafter zu betrachten als in der Vorsaison. Zudem stehen beide Aufeinandertreffen mit Inter als dem sicherlich stärksten Gegner noch aus.

Zum ersten Kräftemessen mit den „Nerazzurri“, die mit zwei Remis in Serie ebenso alles andere als berauschend gestartet sind und genauso zunehmend unter Druck stehen, kommt es am Dienstag (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN), ehe dann am 25. November gleich das Rückspiel im San Siro ansteht. Klar ist: Springt nächste Woche im Estadio Alfredo Di Stéfano nicht endlich der erste dreifache Punktgewinn heraus, sieht die Lage für den Rekordchampion in der Königsklasse ziemlich düster aus – vor allem, falls Inter und Mönchengladbach jeweils als Gewinner hervorgehen sollten. Beide hätten dann je fünf Punkte, Real läge drei Zähler hinter Donetsk, dem Dritten.
Jetzt gegen Inter: Vielleicht gar nicht so schlecht
Dass jetzt die Duelle mit dem namhaftesten Kontrahenten auf dem Programm stehen, mag aber gar nicht mal so übel sein. Real ist schließlich bekannt dafür, in Top-Spielen auf dem Punkt da zu sein. Das aktuell beste Beispiel: Der gewonnene Clásico, nachdem es zuvor nicht nur die Schlappe gegen Shakhtar gegeben hatte, sondern auch eine empfindlichen Rückschlag in der Liga gegen Aufsteiger FC Cádiz (0:1). Fast schon lästige Aufgaben gegen vermeintliche No-Names, bei denen es dem einen oder anderen Star schwerfallen mag, sich richtig zu motivieren. Nicht so, wenn es gegen Barça oder Inter geht.
Zwei Spiele, ein Punkt: Nur jedes fünfte Team kommt weiter
160 Mal hat es den Fall, dass eine Mannschaft nach zwei Spieltagen bei einem Punkt steht, übrigens in der Historie der Königsklasse bislang gegeben. 32 Teams sind trotzdem noch Erster oder Zweiter geworden (20 Prozent), 128 mussten die Segel streichen (80 Prozent).
Ganz grundsätzlich kann es mit dem Weiterkommen aber doch eigentlich gar nicht schiefgehen. Nach der Gruppenphase rausgeflogen sind die Merengues schließlich noch nie. Kein einziges Mal in 28 Fällen. Die Quote mit Blick auf einen Einzug in die K.o.-Runde beträgt 100 Prozent. „Wir wissen um die Situation, befinden uns in der gleichen Position wie letzte Saison. Wir werden alles tun, um weiterzukommen. Ich bin mir auch sicher, dass wir in die nächste Runde einziehen“, so ein überzeugter Zinédine Zidane, dessen Mannschaft es im Angriffsspiel allerdings nach wie vor sichtlich an Torjäger-Qualitäten fehlt. Marco Asensio und Vinícius Júnior, die aktuell die Flügelzange bilden, sind keine Vollstrecker.
Das Angriffsspiel lässt zu wünschen übrig
Real hält den Ball so oft zu lange in den eigenen Reihen und findet im Spiel nach vorne nicht die passenden Mittel, um den Gegner zu überraschen – was sich auch Zidane als derjenige, der die Spieltaktik vorgibt, vorwerfen lassen muss. Abgesehen von den beiden Treffern waren wirklich nennenswerte Möglichkeiten auch gegen den Bundesligisten an einer Hand abzuzählen. Gemessen an den hohen Ansprüchen des prestigeträchtigsten Klubs der Welt ist das zu wenig. Auf nationaler Ebene mögen die Madrilenen ein Titelkandidat sein, auf der großen Bühne Champions League mit diesem Sturm aber weiß Gott nicht. Vielleicht ändert die Rückkehr von Eden Hazard ja etwas daran. Der Belgier bestritt im Borussia-Park endlich seinen ersten Einsatz der Saison. REAL TOTAL hat schon nach dem 0:0 gegen Real Sociedad zum Pflichtspiel-Start betont: Real Madrid braucht den besten Hazard – jetzt!
Community-Beiträge