
Nicht mehr Kalenderjahr: Saison soll zählen
PARIS. Die Kritik nach der Vergabe des letzten Ballon d‘Or war groß, jetzt werden die Regeln für die Zukunft des prestigeträchtigsten Fußball-Awards grundlegend überarbeitet. Das gab die französische Fußball-Zeitschrift FRANCE FOOTBALL am Freitag offiziell bekannt. So sind in Zukunft für die Bewertung nicht mehr die Leistungen des aktuellen Kalenderjahres, sondern die der vergangenen Spielzeit entscheidend. Das heißt: Der diesjährige Weltfußballer wird für seine Leistung der Saison 2021/22 ausgezeichnet. Die zweite Jahreshälfte 2022 inklusive der Winter-WM fließt erst in die Bewertung des Weltfußballers 2023 ein.
Damit wird auch der Veranstaltungstermin vorgezogen. Statt im November oder Dezember soll die Preisverleihung schon im Oktober stattfinden.
No more January to December.
The #ballondor will now be awarded on the basis of a classic football season : August to July!
No worries, the Qatar World Cup will count for the 2023 award. pic.twitter.com/BPvNp4jTNM
— Ballon d’Or #ballondor (@francefootball) March 11, 2022
Nur noch 100 FIFA-Länder stimmberechtigt
Dabei handelt es sich nicht um die einzige Regeländerung: Gleich drei weitere Anpassungen hat der Veranstalter beschlossen. So dürfen ab diesem Jahr nur noch Länder aus der Top-100 der FIFA-Rangliste abstimmen. Bisher waren alle Mitgliedsländer der FIFA (170 Stück) stimmberechtigt – fragwürdige Stimmabgaben sollen dadurch verhindert werden. Insbesondere kleinere Länder haben in der Vergangenheit teils bedenkliche Entscheidungen getroffen.
Außerdem ändern sich die Kriterien: An zweiter Stelle steht die Mannschaftsleistung des Spielers, genau wie die gewonnenen Titel. Um dem Fairplay eine größere Bedeutung zukommen zu lassen, folgt dahinter das sportliche Verhalten – mit dem Talent gleichgesetzt. Dafür zählt der bisherige Karriereverlauf nicht mehr zu den Kriterien. Die individuelle Leistung des Spielers ist aber nach wie vor das wichtigste Bewertungsmerkmal.
Mit dieser Reform reagiert FRANCE FOOTBALL auf die massive Kritik bezüglich der letzten Weltfußballer-Wahl. Dort gewann statt des favorisierten Robert Lewandowski der Argentinier Lionel Messi den goldenen Ball. Obwohl der polnische Stürmer vom FC Bayern mehr Titel vorzuweisen hatte. Die nun wegfallende Berücksichtigung der Gesamtkarriere mag dabei eine Rolle gespielt haben.
Übrigens sind ab diesem Jahr Botschafter Didier Drogba und sein Expertenrat an der Erstellung der Nominierungslisten beteiligt. Ebenfalls mitwirken darf Truong Anh Ngoc. Bei der letzten Preisvergabe gab der vietnamesische Journalist die genaue Reihenfolge der Nominierten an.
In der Mitteilung von L’ÉQUIPE heißt es unter anderem: „Das könnte man als Antwort auf manchmal zutreffende Kritik sehen. Aber es handelt sich vor allem um den erklärten Willen, nach 65 Ausgaben immer wieder auf die Untadeligkeit und Vorbildlichkeit der Trophäe zu achten.“
Ob so zukünftige Polemiken verhindert werden können? Ein bisschen Aufregung um die Vergabe der historischsten individuellen Auszeichnung der Fußballwelt gehört wohl immer dazu. Wer sich den Ballon d‘Or 2022 wohl schnappen wird – der Gewinn der Champions League dürfte in diesem Jahr besonders bedeutend sein!
Übrigens: Verliehen wird der nächste Ballon d’Or schon am 17. Oktober! Wird das der größte Abend in der Karriere des Karim Benzema?
Community-Beiträge