
CL-Kunststück von Real Madrid: Ein Held ist auch Rodrygo
MADRID. Wenn man Carlo Ancelotti fragt, welcher Profi ihn bei Real Madrid in der vergangenen Saison am meisten überrascht hat, wird man nicht den Namen von Karim Benzema, mit 44 Toren bester Schütze der Mannschaft, oder Vinícius Júnior, mit 22 Treffern und 20 Vorlagen der Überflieger, zu hören bekommen. Der 63 Jahre alte Italiener antwortet unter anderem: Rodrygo Goes. Und das gewiss auch nicht zu Unrecht.
Auch dem brasilianischen Angreifer ist es zu einem großen Teil zu verdanken, dass die Königlichen neben der Supercopa de España und der Meisterschaft auch die prestigeträchtige Champions League abzuräumen. Um es noch deutlicher zu formulieren: Wäre der 21-Jährige in den entscheidenden Momenten nicht zur Stelle gewesen, hätte Real sicherlich weit vor dem Finale der Königsklasse streichen müssen.
Joker Rodrygo war es, der im Achtelfinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain unmittelbar nach dem 2:1 per Balleroberung das 3:1 einleitete. Joker Rodrygo war es, der sein eigentlich schon geschlagenes Team im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea mit seinem Anschluss zum 1:3 in die Verlängerung rettete. Joker Rodrygo war es, der im Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City mit einem Doppelpack binnen anderthalb Minuten kurz vor Schluss erneut eine Verlängerung herbeiführte, in der er dann die Vorlage gab, wonach Karim Benzema einen Elfmeter herausholte.
Die Wahrheit ist auch: Rodrygo drehte spät auf
Der Saison-Endspurt des Flügelstürmers: einfach nur fulminant. Und das nicht nur wegen seiner Hilfe im internationalen Geschäft. Mit einer starken Performance nach seiner Einwechslung war er zwischenzeitlich auch an der Aufholjagd beim FC Sevilla – 3:2 nach 0:2 – beteiligt. Als Real zudem mit einem 4:0 gegen Espanyol Barcelona den Liga-Titel klarmachte, markierte er die ersten beiden Tore im Estadio Santiago Bernabéu.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Rodrygo mit den finalen Wochen des Spieljahres 2021/22 einiges kaschieren konnte. Vor dem April war das, was er auf das Parkett gebracht hatte, nämlich nicht sonderlich berauschend – gerade mit Blick auf die Zahlen.
Beendet hat der junge Südamerikaner die Kampagne mit neun Toren und zehn Vorlagen in 49 Einsätzen. Aber: sieben der neun Erfolgserlebnisse erzielte er eben erst ab April, in der Primera División jubelte er sogar erst Mitte April bei der erwähnten Wende in Sevilla erstmals. Gelinde gesagt: das geht besser.
„Weiß, dass ich mehr Tore machen kann“
„Ich weiß, dass ich viel mehr Tore machen kann“, zeigte sich Rodrygo kürzlich gegenüber der Sportzeitung AS einsichtig, dass er allmählich auch konstant abliefern muss. Und es sieht gut aus, dass er mit reichlich Einsätzen zumindest die Gelegenheit dazu bekommt, über eine Saison hinweg regelmäßig zu begeistern. Zu tun hat das mit zwei Personalien: Kylian Mbappé und Marco Asensio.
Real Madrid: Die Bühne gehört Rodrygo
Der französische Top-Star hat dem Champions-League-Sieger bekanntlich überraschend abgesagt, mit seiner Ankunft hätte sich Rodrygo keine großen Hoffnungen auf einen Stammplatz machen dürfen. Mbappé, Benzema und Vinícius wären im 4-3-3 gesetzt gewesen. Doch der 23-Jährige entschloss sich dazu, bei Paris Saint-Germain zu verlängern.
Und über diese Entscheidung hinaus scheint Asensio an der Concha Espina eher vor einem Weggang als vor einem Verbleib zu stehen, Real jedenfalls soll ihm vorerst kein Angebot zur Verlängerung des 2023 auslaufenden Vertrags unterbreiten und einen Verkauf planen – eben auch deshalb, da man viel Vertrauen in Rodrygo hat, nun umso mehr auf ihn bauen möchte.
Florentino Pérez traut dem Youngster zu, dass dieser so sehr aufblüht, wie es Vinícius in der zurückliegenden Saison getan hat. „Ich denke, der Nächste, der glänzen wird, ist Rodrygo“, sagte der Präsident vor wenigen Wochen in der Fußball-Talkshow „El Chiringuito“. Nichts anderes wird das bescheidende Offensiv-Ass selbst anvisieren – erst recht angesichts der Weltmeisterschaft (21. November bis 18. Dezember), zu der er nominiert werden möchte.
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