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Rosige Zukunft: Sorgt Real Madrid jetzt für „LaLangeweile“ in LaLiga?

Real Madrid feiert die 36. Meisterschaft der Vereinsgeschichte, die dritte in den letzten fünf Jahren und der spanische Fußball steht womöglich vor einer Dominanzära der Königlichen. Trotz einer phasenweise einmaligen Verletzungsmisere marschierten die Blancos unaufhaltsam zum LaLiga-Thron und werden ab dem Sommer noch stärker sein, während der Erzrivale aus Barcelona in vielerlei Hinsicht vor unruhigen Zeiten steht – der nächste LaLiga-Titel wird in der kommenden Saison fast schon zur Pflicht. Sorgt Real bald für „LaLangeweile“ in der Primera División?

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REAL TOTAL-Redakteur Edin Soso kann sich eine königliche Dominanz wie in den 80er-Jahren vorstellen – Foto: getty images

Souveräner Titel trotz teilweise „Rumpfmannschaft“

Als die Verantwortlichen es nach dem plötzlichen Abgang von Karim Benzema mit dem als Backup eingeplanten Joselu beließen, war die Skepsis in Real Madrids Umfeld vor der Saison 2023/24 groß. Und nachdem sich dann noch Thibaut Courtois und Éder Militão innerhalb weniger Tage jeweils einen Kreuzbandriss zuzogen und nur für den Torwart ein Ersatz geholt wurde, wurden aus der Skepsis ernsthafte Sorgen. Spätestens nach dem Kreuzbandriss des zweiten Stamminnenverteidigers David Alaba im Dezember waren sich viele im Madridismo sicher, dass Florentino Pérez und Co. einen Ersatz für das Abwehrzentrum verpflichten, doch der Verein vertraute auf die noch vorhandenen Kräfte. Das gleiche gilt auch für die Offensive, wo im Laufe der Saison auch diverse Ausfälle zu verzeichnen waren, so mussten beispielsweise Top-Scorer Vinícius Júnior und Jude Bellingham zu Beginn respektive mitten in der Saison wochenlang aussetzen. 

Was sich nach einem Ritt auf der Rasierklinge liest, sind die Begleitumstände einer jetzt schon grandiosen Saison von Real Madrid. Die Königlichen sind seit Samstag offiziell zum 36. Mal spanischer Meister, doch die Vorentscheidung im Titelkampf fiel praktisch bereits am 11. Februar, als man den bis dato ärgsten Verfolger FC Girona mit 4:0 im Bernabéu deklassierte – mit Daniel Carvajal und Aurélien Tchouaméni als Innenverteidiger. Mit der im Januar gewonnenen Supercopa de España hat dieser so arg gebeutelte Kader schon zwei Titel gewonnen und ist noch zwei Spiele vom Gewinn der 15. Champions-League-Trophäe entfernt. Carlo Ancelotti hat – wieder einmal – einen verschworenen Haufen geformt, wo jeder für jeden bis zum Umfallen kämpft, wo sich keiner zu schade ist, auch auf ungeliebten Positionen auszuhelfen. Wenn Vinícius, Bellingham oder Rodrygo mal nicht dabei waren oder nicht trafen, sprangen Brahim Díaz, Lucas Vázquez und Joselu als Scorer ein. Wenn es in manchen Spielen schien, als würde vorne nichts gehen, traf der 38-jährige Luka Modrić kurz vor Schluss zum Sieg – der Meister kommt so auf 13 unterschiedliche Torschützen in LaLiga bei nur 19 eingesetzten Profi-Feldspielern. Real ist so nicht nur die beste Offensive der Liga, sondern auch die beste Defensive, der Vereinsrekord von 19 weißen Westen innerhalb einer Saison ist nur noch ein zu-Null-Spiel entfernt.

Real Madrid
In der Saison 2007/08 gab es die letzte Titelverteidigung von Real Madrid – Foto: PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images

Titelverteidigung 2024/25 ist Pflicht

Dieser auf manchen Positionen zwar auf Kante genähte, aber sportlich und zwischenmenschlich hochwertige Kader wird im kommenden Sommer ein mächtiges Tuning verpasst bekommen. Es pfeifen längst die Spatzen von den Dächern, dass ein gewisser französischer Nationalspieler nach der laufenden Saison endlich seinen Wechsel an die Concha Espina bekanntgeben wird. Mit Kylian Mbappé kommt (voraussichtlich) ein absoluter Gamechanger in die ohnehin schon sehr potente, aber nicht immer effiziente Offensive der Königlichen. Zu hundert Prozent sicher ist schon längst der Wechsel des brasilianischen Supertalents Endrick nach Madrid, der im März im Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft im Estadio Santiago Bernabéu sein Potenzial mehr als nur angedeutet hat. Zusammen mit den beiden jungen Superstars Bellingham und Vinícius, den konstant auf hohem Niveau auftretenden Rodrygo und Brahim Díaz, mit dem hungrigen und hochveranlagten Arda Güler sprechen wir hier über ein Offensivensemble, das auf Dauer von kaum einer Defensive aufzuhalten sein wird.

Im Mittelfeld der Merengues sind Akteure wie Federico Valverde, Eduardo Camavinga und Aurélien Tchouaméni, die vor nicht allzu langer Zeit noch als Versprechen für die Zukunft galten, längst zu absoluten Leistungsträgern gereift. Es ist außerdem davon auszugehen, dass mindestens einer der beiden Veteranen Toni Kroos und Luka Modrić, die beide immer noch, im Falle von Kroos sogar mehr denn je absolute Weltklasse verkörpern, noch ein Jahr weitermachen wird. In der Abwehr sind mit Thibaut Courtois und Éder Militão zwei Weltklasse-Akteure schon zurück auf dem Platz, David Alaba sollte spätestens zu Beginn der Saisonvorbereitung zu Verfügung stehen, dazu könnte Frankreichs Abwehr-Talent Leny Yoro kommen. Selbst ohne weitere Verpflichtungen sind auch diese beiden Mannschaftsteile sowohl in der Breite als auch Spitze auf sehr hohem Niveau einzuordnen. Mit diesem Kader, der eher verstärkt als geschwächt werden wird, ist die Titelverteidigung nächste Saison nicht nur das große Ziel, sondern schon fast absolute Pflicht. Die vielschichtigen Probleme des großen Widersachers der Königlichen aus Katalonien – sportlich, finanziell, strukturell und so weiter – werden in näherer Zukunft eher größer als kleiner werden, und der FC Girona wird kaum noch einmal eine solche Saison hinlegen, strauchelt schon in der Rückrunde. Stadtrivale Atlético, der Athletic Club oder Real Sociedad haben bereits mehrfach bewiesen, dass sie nicht den Atem haben, um auf Dauer im Titelkampf mitzumischen, speziell nicht wenn man in mehreren Wettbewerben vertreten ist, und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Bedenkt man außerdem, dass die letzte nationale Titelverteidigung des spanischen Rekordmeisters mehr als eineinhalb Jahrzehnte zurück liegt – 2006/07 und 2007/08 konnten die Blancos zum letzten Mal zwei LaLiga-Titel in Folge gewinnen – kann das Ziel für die kommende Spielzeit nur die Titelverteidigung sein. Mindestens!

Florencia Tan Jun/Getty Images
Die Mehreinnahmen durch das umgebaute Bernabéu werden die Königlichen noch mehr der Konkurrenz enteilen lassen – Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

Wie „Quinta del Buitre“? Weiße Ära bahnt sich an

Die Kluft zwischen Real Madrid und der nationalen Konkurrenz könnte in den kommenden Jahren eher noch anwachsen. Mit dem fertiggestellten Estadio Santiago Bernabéu hat der wirtschaftlich ohnehin glänzend dastehende Hauptstadtverein einen weiteren Gamechanger in der Hinterhand, mit dem der finanzielle Vorsprung gegenüber Barça, Atlético und Co. auf Sicht kaum erreichbar sein wird. Die sportliche Entwicklung wird damit einhergehen, sodass nicht nur die erste Titelverteidigung der Königlichen seit 2008 erwartet werden darf, sondern von einer sich anbahnenden langen Dominanzära gesprochen werden kann. Ähnlich in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre, als Real mit der berühmten „Quinta del Buitre“, die fünf Mal in Folge die Primera División gewann (kein Klub schaffte eine längere Dominanz), den spanischen Fußball nach Belieben dominiert hat. Aktuell steht man bereits bei drei Meisterschaften in fünf Jahren. Im Gegensatz zu damals, als die großen internationalen Erfolge ausblieben, gehören die Königlichen diesmal auch auf europäischer Ebene längst zur absoluten Spitze angesichts zwölf Halbfinal-Teilnahmen und fünf Titeln in den letzten 14 Jahren, und das wird sich in absehbarer Zeit auch kaum ändern. Dafür ist der viel zitierte „Umbruch“ längst gelungen, einen fließenden Übergang gab es früher schon von Pepe zu Varane, oder Alonso zu Kroos, auch Stars wie Marcelo, Benzema, Isco und sogar Ramos und Ronaldo wurden nahezu nahtlos ersetzt, junge Stars schon früh integriert. Real Madrid gehört im Mittelfeld und Angriff die Zukunft, warum sollte es in der Abwehr und im Tor düsterer aussehen?

Rosige Aussichten für den Madridismo und dunkle Wolken für die Konkurrenz, wohin man auch schaut. Wird aus LaLiga in den nächsten Jahren „LaLangeweile“ dank eines Serienmeisters wie in Deutschland oder Italien? Jedenfalls ist die Prognose, dass Spielzeiten, in denen Real Madrid nicht spanischer Meister wird, in den kommenden Jahren als Unfälle betrachtet werden müssen, aufgrund des rapide wachsenden strukturellen, finanziellen und sportlichen Vorsprungs gegenüber den Mitbewerbern, nicht allzu gewagt. Barcelona, Atlético und andere werden sich für eine ganze Weile hinten anstellen müssen, wenn es um die Titelvergabe in Spanien geht.

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Kommentare
Liebe Madridistas, lasst uns den Momente bzw. die Momente genießen...die Vergangenheit lehrt uns das es meist anders kommt als man denkt...wir tun gut daran, von Spiel zu Spiel zu schauen...wenn es so kommt, wunderbar!

Hala Madrid!
 
Was ist daran verkehrt in die Zukunft zu blicken? Natürlich kann sich alles immer anders entwickeln. Trotzdem sind das logische Schlussfolgerungen. Barcelona hat sich finanziell selbst zerlegt und das wird sich sportlich dauerhaft auswirken. Tut es auch jetzt schon.
Ob eine Liga ohne ernsthafte Konkurrenz gut tut im internationalen Wettbewerb kann dann eine weitere Frage sein. PSG tut es z.B. nicht gut.
 
Klar sollen wir uns nicht allzu sehr aus dem Fenster lehnen, aber wenn wir ehrlich sind, sollte das schon so kommen wie es Soso erzählt. Alles andere darf auch nicht das Ziel sein und wenn nicht jetzt eine Ära gestartet werden soll, wann dann? Ich finde Barca holt viel mehr raus, als sie eigentlich sollten. Ich habe sie noch jedenfalls noch nie so schwach gesehen und finde, dass viel zu gut davonkommen mit ihren Möglichkeiten. Solange Sie an Xavi festhalten werden sie sich sowieso nicht weiterentwickeln.
 
Natürlich ist der finanzielle Vorteil gegenüber der nationalen Konkurrenz heftig und der Sturm mit einem Mbappe und Endrick vermutlich noch stärker als in dieser Saison. Doch für mich ist entscheidend, ob das Mittelfeld die Abgänge von Kroos und Modric verkraften kann. Die beiden, vor allem Kroos, sind immer noch so wichtig für Reals Spiel und Dynamik. Wenn Cama, Fede, Jude, Tchou und Arda den Umbruch hinkriegen, dann sehe ich auch eine Dominanz auf uns zu kommen. Vielleicht ist dann Carlo oder eben Alonso gezwungen, eine andere Formation anzuwenden.
 
Es wird vieles davon abhängen was mit Barca passiert. Sollte der Schiedsrichterskandal echte Folgen haben und sollten die finanziellen Schwierigkeiten anhalten bzw. zurückkehren, dann könnte es leicht passieren, dass Barca effektiv für ein paar Jahre im Mittelmaß versinkt. Da ich ehrlich gesagt nicht daran glaube, werden wir wohl schon kommende Saison wieder mit einem starken Barca rechnen müssen. Man darf auch eins nicht vergessen: Wir spielen in La Liga eine Übersaison und man kann nicht davon ausgehen, dass wir jetzt jedes Jahr die 90 Pkt.-Marke knacken werden. Titel sind nicht planbar, auch wenn es bei Real Madrid manchmal so aussieht. Man kann nur die besten Voraussetzungen dafür schaffen und darin ist Real Madrid sehr gut. Man muss sich nur mal anschauen wie gut die Saison lange Zeit für Liverpool ausgesehen hat. Und plötzlich, innerhalb von 3-4 Wochen war alles weg und man beendet die Saison titellos.
 
Die Frage ist valide aber ich seh das wie die meisten hier: Madrid hat schon lange keinen Liga-Titel verteidigt, Barca ist angeschlagen aber, wie 2023 gezeigt hat, lange nicht tot. Auch Atleti nicht. Dazu bin ich der Meinung, dass man Girona weiterhin am Zettel haben wird müssen. Nicht sofort aber die Scheichs werden sehen, dass das Team Potential hat und womöglich bald mehr Geld als ursprünglich geplant, in die Mannschaft stecken. Also auch wenn die Hoffnung auf einen Serienmeister Real Madrid berechtigt ist, rechne ich nicht damit.
Und auch wenn es ob des vielen Potentials absurd klingt: Mbappe muss erst einmal erfolgreich integriert werden ins Team, das kann vielleicht länger dauern als uns lieb ist und uns die Titelverteidigung kosten – ohne da jetzt schwarzmalen zu wollen aber sicher ist im Fußball gar nichts.
 
seit wann haben wir die liga nicht mehr verteidigt? oder hat unser verfasser hier vergessen das wir uns gerne selber ein bein stellen wenn es um la liga oder copa geht? letzte saison waren wir das bessere team trotzdem haben wir die meisterschaft an das schwächste barca seit langem verloren

bitte nicht anfangen von oben herab zu schauen, muss nur in barca oder girona was sehr arges passieren und schon haben wir einen direkten konkurrenten wieder

girona - city group und guardiola familie inhaber bedeuted sollten die sich in den nächsten 2 jahren weiter für cl qualifizieren dann könnte sogar sehr wahrscheinlich sein das pep dort als coach anfängt wenn schon sein bruder in der führung ist

barcelona - muss nur einen schlechten start haben xaxi rausschmeissen und auf einmal einen klopp präsentieren oder einen anderen hochkaräter der diese mannschaft wieder titelfähig macht
 
Ach ja typisch Real. Jedes Mal wenn man die Liga gewinnt macht man sich Sorgen, dass die Spannung schon Tod ist.
Das war schon 2017 so als man Barca 2 mal in der Supercopa die Hosen ausgezogen hat. Das Ende der Ligasaison war ja dann bekannt.
Lasst uns doch diesen Augenblick einfach mal genießen. Die Zeiten in denen uns Barca wieder davoneilen wird können schneller kommen als man denkt.

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Ach ja typisch Real. Jedes Mal wenn man die Liga gewinnt macht man sich Sorgen, dass die Spannung schon Tod ist.
Das war schon 2017 so als man Barca 2 mal in der Supercopa die Hosen ausgezogen hat. Das Ende der Ligasaison war ja dann bekannt.
Lasst uns doch diesen Augenblick einfach mal genießen. Die Zeiten in denen uns Barca wieder davoneilen wird können schneller kommen als man denkt.

Erinnert auch irgendwie an die Asensio-Weltklasse-Hype-Artikel, die sofort da waren, nachdem er mal unwichtige Tore bei einem ungefährdeten Kantersieg gegen einen Abstiegskandidaten erzielt hatte. Barca wird uns noch genug ärgern, da brauchen wir uns überhaupt keine Sorgen zu machen. Ich freue mich über die Meisterschaft und eine Liga-Titelverteidigung wäre übrigens schon lange überfällig, ganz zu schweigen von einer längeren Dominanzphase…
 
Für die Entwicklung von Real Madrid wäre Langeweile in LaLiga fatal. Gute Gegner und eine allgemein starke Liga, macht nicht nur Real besser, sondern zieht auch die besten Spieler der Welt an.

Real Madrid ist nicht nur attraktiv weil's der erfolgreichste Klub der Welt ist, sondern auch weil man sich dort mit den Besten der Welt misst – und das nicht nur in LaLiga.

Glaubt mir, wenn ich sage, dass ich Barça zutiefst verabscheue. Insgeheim bin ich aber froh, dass wir einen solchen Erzrivalen haben. Ohne ihn wäre Real Madrid nicht das, was es ist. Deshalb hoffe ich auch, dass Barça und von mir aus auch andere spanische Klubs Real weiterhin die Stirn bieten.
 

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