
Sorgenpflaster Mittelfeld trumpft auf
MADRID. Die Königlichen scheinen langsam in Fahrt zu kommen. Jedenfalls weckte das, was man beim 3:2-Erfolg gegen UD Levante zu sehen bekam, Hoffnung. Trotz Verletzungssorgen und nur drei etatmäßigen Mittelfeldspielern im Aufgebot fuhren die Blancos den ersten Heimerfolg der Saison ein. Auch, weil Casemiro, Toni Kroos und James Rodríguez, der im neuen 4-2-3-1 die Rolle des verletzten Luka Modrić übernahm, im Zentrum für Ordnung sorgten und mit Intelligenz und Leidenschaft aufzutreten wussten.

Gerade das Mittelfeld also, das in den letzten Wochen und Monaten noch als das Sorgenpflaster von Real Madrid galt. Vor der Saison wurde nach den Abgängen von Marcos Llorente, Dani Ceballos und Mateo Kovačić nicht zu Unrecht Verstärkung im dünn besiedelten Mittelfeld gefordert. Nicht nur zahlreiche Fans, sondern auch Zinédine Zidane höchstpersönlich liebäugelte dabei mit dem Namen Paul Pogba. Bekommen hat er diesen nicht. Wie Real-Präsident Florentino Pérez erst gegen Anfang letzter Woche erklärte, gab es ohnehin keine realistische Chance, den Mittelfeldstar von Manchester United an die Concha Espina zu locken.
James als Top-Transfer im Mittelfeld
Ob Real Madrid jedoch überhaupt Verstärkung der Klasse Pogba benötigt hätte? Dass die Königlichen im Sommer daran scheiterten, einen neuen Mittelfeldmann zu verpflichten, scheint sich jedenfalls angesichts der letzten Auftritte im Mittelfeld nicht sonderlich negativ auszuwirken. Derweil avanciert eher ein anderer, der eigentlich gar kein richtiger Neuzugang ist, zum Top-Transfer: James Rodríguez, den es im Sommer eigentlich zu Atlético oder nach Neapel ziehen sollte, wusste bereits bei seiner Rückkehr gegen Real Valladolid (1:1) zu überzeugen und setzte nach seiner Verletzung gegen Levante seine starken Leistungen fort. Ein Mittelfeldspieler, wie er im Sommer ursprünglich gefordert worden war.
Spannend wird es aber zu sehen, ob der Kolumbianer sogar Modrić aus der Startelf verdrängen kann. Der Kroate muss sich nach einer schwachen zurückliegenden Saison in Madrid wieder beweisen. Bislang ist der 34-Jährige in der aktuellen Spielzeit aber vom Pech verfolgt. So bekam er am 1. Spieltag gegen Celta Vigo (3:1) eine Rot-Sperre, fiel folglich gegen Valladolid aus und verletzte sich obendrauf kurz nach seinem Kurzeinsatz gegen Villarreal. Reals Nummer 10 plagt eine Muskelverletzung im Adduktorenbereich, wird daher noch zwei bis drei Wochen fehlen.
James jedenfalls drückt derweil auf das Gas und könnte dem Kroaten mit seinen Auftritten, sofern er seine Leistung bestätigt, durchaus gefährlich werden. Mit einem Bankplatz wird sich der vom FC Bayern zurückgekehrte Spielmacher wohl nicht anfreunden wollen.
Kroos und Casemiro: Zidanes Spiel mit dem Feuer
James ersetzt den verletzten Modrić mit Bravour. Doch die elementare Achse, um die sich im Zentrum alles dreht und auch im Laufe der Saison drehen dürfte, lautet Kroos und Casemiro. Sowohl der Deutsche als auch der Brasilianer glänzten gegen Levante. Mal wieder! Kroos als intelligenter Ballverteiler und Taktgeber im Zentrum, Casemiro daneben als knallharter Abräumer, dem parallel dazu sein erster Saisontreffer gelungen ist. Da werden gar Erinnerungen an alte Zeiten wach. Bleibt zu hoffen, dass beide deren Form fortsetzen.
Gäbe es da nicht einen faden Beigeschmack, denn Kroos und Casemiro gehören zu Reals Dauerbrennern. Beide noch vom Verletzungspech verschont, möchte man sich gar nicht die Frage stellen, was passiert, wenn sich einer der Beiden dem Lazarett anschließt. So blieb Casemiro gegen Levante nach langer Reise mit der brasilianischen Nationalmannschaft und nur einem Training mit den Kollegen gar keine Wahl für einen Einsatz. Von Jetlag jedoch keine Spur, dennoch musste Zidane nach gut 60 Minuten reagieren und den 27-Jährigen runternehmen. “Er war einfach nur erschöpft”, erklärte der Franzose im Anschluss.
Dennoch spielt Zidane mit dem Feuer. Mit nur drei Mittelfeldspielern – Kroos, Casemiro und James – gegen Levante wird es wohl auch am Mittwoch gegen Paris Saint-Germain gehen. Auf Modrić kann “Zizou” noch nicht setzen, und auch Federico Valverde konnte zuletzt nicht mit der Mannschaft trainieren. Was also, wenn ein Teil der Achse wegbricht? Werden dann die alten Sorgen wieder wach? Auch wenn ein James zu überzeugen vermag, die Verletzten werden dringender denn je wieder benötigt. Die Königlichen haben mit PSG, Sevilla und Atlético ein straffes und intensives Programm vor sich. Und Notlösungen werden bereits getestet, so half nach Casemiros Auswechslung Lucas Vázquez im Zentrum aus, und Castilla-Kapitän Álvaro Fidalgo trainiert immer häufiger bei der ersten Mannschaft mit.
Bleibt zu hoffen, dass der Mittelfeldspieler, der im Sommer auf dem Transfermarkt ausblieb, nicht doch noch schmerzlich vermisst wird.
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