Vermischtes

Super League im Stand-by: Laporta will Mitglieder wählen lassen, Pérez nicht

Neun Klubs sind raus, aber irgendwie auch nicht, drei Klubs noch dabei in einer Liga, die es irgendwie schon nicht mehr gibt. Neue Entwicklungen zur Super League, in der mittlerweile auch das Thema Mitgliederwahlen behandelt werden – mit unterschiedlichen Aus- und Ansichten in Madrid und Barcelona.

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Wollen die Super League noch nicht aufgeben: Laporta (l.) und Pérez – Archivfoto: IMAGO / Marca

Super League im Stand-by

Lebt sie noch oder lebt sie nicht mehr? Kurz nach ihrer Geburt in der Nacht auf Montag schien sich die Super League selbst abzutreiben, als nach und nach ein Klub umkippte und einen Rückzieher machte.

Der Wirbelsturm über dem europäischen Kontinent scheint mittlerweile vorüber zu sein und die Luft wird etwas klarer und macht den Blick frei auf die Trümmer die übrig geblieben sind eines hehren Vorhabens. Ein Vorhaben, das irgendwie noch weiter existiert. Denn der Status Quo ist, das die Super League noch nicht aufgegeben wurde und wohl ein Schattendasein fristet. Zwar erklärten neun der zwölf Gründerklubs ihren Austritt, aber einerseits bleiben noch drei Klubs und andererseits ist es für einen Austritt nicht mit einer Mitteilung getan. „Bislang hat niemand die Super League verlassen, weil niemand die Strafe dafür gezahlt hat. Wie hoch sie ist, werde ich nicht sagen“, verriet Florentino Pérez noch optimistisch am Mittwochabend. Nicht, weil er glaubt, dass die Super League dieses Jahr noch auferstehen würde, sondern weil das Spiel in seinen Augen noch nicht durch ist, denn laut ihm haben alle zwölf Klubs am Samstag die Verträge unterschrieben.

Real, Juventus und Barça noch an Bord

Real Madrid ist also noch an Bord der Titanic, auch Juventus Turin teilte lediglich die Einsicht mit, dass das ambitionierte Projekt zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu realisieren sei und dann wäre da noch ein Klub, der sich bisher zurückgezogen hatte. Vom FC Barcelona gab es nach der Super-League-Verkündung am Montag noch keine neuen Mitteilungen – bis jetzt. Dabei erklärte Präsident Joan Laporta die SL nicht etwa als gescheitert, sondern als „eine Notwendigkeit“. Gegenüber TV3 wollte der 58-Jährige am Donnerstag die SL noch nicht aufgeben, stellte die mögliche Zukunft einer Eliteliga jedoch unter eine Bedingung – unter die Gunst der Mitglieder. Denn während Pérez das Thema Abstimmung der „Socios“, denen der Verein gehört und die Pérez zum Präsidenten gewählt haben, lapidar abwiegelte („Soll ich sie auch fragen, wen sie verpflichten wollen, oder was?“), erklärte Laporta, dass jene Mitglieder „das letzte Wort haben“.

Laporta setzt auf Demokratie, Pérez nicht

Laportas Hintergrund ist klar: Der immense finanzielle Druck und Schuldenberg bei Barça (kurzfristige Verindlichkeiten circa 730 Millionen Euro, bei Real Madrid handelt es sich um Nettoschulden von circa 240 Mio.) „zwingt“ die Katalanen eigentlich zu einem solchen Projekt. Zum Vergleich: Haben die 32 Champions-League-Klubs bislang circa 2,0 der 3,25 Milliarden Euro von der UEFA erhalten, hätten sich die 15 Super-League-Klubs allein 3,5 Milliarden Euro untereinander aufteilen können zuzüglich Titel-Prämien. „Mit der Super League hätten wir viel mehr Geld einnehmen können, das für alle da gewesen wäre“, erklärte auch Pérez und sagte zur bisherigen Königsklasse: „Das Format der Champions League ist obsolet, veraltet und ist erst ab dem Viertelfinale interessant. (…) Dieses Format funktioniert eindeutig nicht!

Das Format der Super League, zumindest die Idee und das Vorhaben, funktioniert aber auch nicht. Pérez, Andrea Agnelli und Laporta, der als neugewählter Präsident zum Handeln gezwungen war, wollen oder müssen an der Super League irgendwie festhalten. „Sie existiert weiter, aber das Projekt ist im Stand-by. Wenn dieses Projekt nicht umgesetzt wird, wird es später ein anderes geben“, so Pérez.

Sie existiert also irgendwie weiter – offiziell mit zwölf vertraglich gebundenen Klubs. Wie es hinsichtlich Kündigungen und Entschädigungszahlungen aussieht, das wissen wohl nur die wenigsten. Wie es sportlich weiter geht, dürfte aber allen klar sein: mit der Champions statt der Super League.

Update: Nichtsdestotrotz gab es nach Laportas Statements auch ein Unterstreichen seitens des Klubs, wobei der Vorstand der Katalanen erklärte, warum er „mit größter Dringlichkeit akzeptierte, an der Super League teilzunehmen“ – unter anderem, weil der Verzicht auf eine Teilnahme ein „historischer Fehler gewesen“ sein könnte. Und auch Barça teilte so offiziell mit, die Zustimmung der „Socios“ noch einholen zu wollen, bittet jedoch vorerst um „Verständnis, Respekt und sogar Geduld“. Bis dahin aber gilt: Der FC Barcelona tritt nicht aus!

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von
Nils Kern

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Kommentare
Wenn man deine Worte weiterführt, muss man sich schon Fragen wo der Gewinn für uns, an einer Teilnahme mit dem angedachten Teilnehmerfeld liegt. Wenn City/Chelsea/Manu ebenfalls Mitglieder der ESL wären, damit den Zugang zu den gleichen Gewinnen hätten wie wir und dann noch die wenigstens teilweise funktionierende Wirkweise des FFP wegfiele, wo hätten wir dann in diesem gemeinsamen Haikäfig, unseren finanziellen Nachteil ausgeglichen, wenn sie dann doch zusätzlich ihre Milliarden rollen ließen.
Wenn wir natürlich jetzt nur noch mit Barcelona, die ESL aufziehen ja dann könnten sich die Scheichs warm anziehen oder Ceferin versorgt sie mit Spezialgeldern, wer weiß es schon.
Die ESL von Perez ist an sich aber schon ein immenser Vorteil für die teilnehmenden Mannschaften, was zugleich eine Katastrophe für den Rest der Vereine und der Landesverbände ist. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen.
Ich glaube aber, dass man durchaus einige finazielle Regeln(Salary Cap Space usw)strikt nach dem Vorbild der amerikanischen Sportverbände für diese 12 Vereine eingeführt hätte, um die Attraktivität des Wettbewerbs, speziell für die neuen Märkte, zu steigern. Daher wären die Extraeinnahmen der englischen Club aus der PL zumindest auf dem Transfermarkt kein Vorteil mehr. Wie lange dieses gesammte Gebilde so gehalten hätte, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Für eine dauerhafte und nachhaltige Veränderung mit klaren Regeln bezüglich der Verdienste der Vereine und Erhaltung des fairen Wettbewerbs braucht es wahrscheinlich sowieso einen großen Crash im Weltfußball.
 
Zum Artikel, kenn sich jemand mit den Statuten des Vereins aus? Kann Perez dass einfach so über die Köpfe der Socios entscheiden und sie auch noch lächerlich machen? Es mehren sich Pressestimmen, wonach die ganze Übung illegal gewesen sein könnte. Perez ist sowieso nicht mehr tragbar, aber eine Übergehung der Socios wäre der aller letzte Strohhalm. Für wen hält sich der Typ eigentlich.

Tifo-Football hat dazu erst vor kurzem ein Video gemacht, indem die Statuten in Kürze erklärt werden ("Who owns Real Madrid"). Glaubt man dem Video, haben Socios im Prinzip garkeine Entscheidungsgewalt bis auf die Wahl des Präsidenten. Ab dem Punkt kann Perez mehr oder weniger tun was er will. Insofern ist die Aussage von Perez wohl etwas hart und asozial gegenüber den Mitgliedern, aber nicht falsch. Aber am besten kann dir das wohl ein Socio erklären, die müssten ja die Statuten und ihre Möglichkeiten kennen. Laporta lässt wohl eher auch aus gutem Willen die Socios abstimmen, müsste es aber nicht.
 
Was mich ärgert, ist das Perez wirklich das unmögliche geschaft hat. Er hat es geschafft die FIFA und die UEFA gut aussehen zu lassen. Ich bin jemand der glaubt, dass eine Europäische Liga irgendwann mal kommen wird. Aber so wie sie es gemacht haben das war einfach nur amateurhaft.

1. Sowas wäre doch ein Jahrhundertprojekt. Es wäre wirklich Geil die Besten Mannschaften Europas in einer Liga. COOL Fussball auf höchstem Niveau! Yeah!!! Und wo und wann hat man es bekannt gegeben? An einem Sonntag in der Nacht mit einem Pressestatement. Dann gab es noch eine nichtssagende Webseite und das wars. Für sowas hätten alle Clubs und Ihre Eigentümer zusammen im Fernsehen auftreten müssen. Es hätte mit einer Stimme gesprochen werden müssen. Zur Prime Time mit anschliessender Pressekonferenz und allem Bimbamborium. Herrjeh die haben gemäss Perez 2 Jahre daran gearbeitet und das sowas?

2. Man spricht von 15 Gründervereinen und dann sind nur 12 dort? Echt? Wenn es 15 Gründervereine sind, dann sollten auch besser 15 Gründervereine dabei sein. Wenn es nur 12 sind, dann sind es halt nur 12 und PUNKT.

3. Sie haben die Grassroots total vergessen. Das Projekt war von Beginn weg auf Geld ausgelegt. Ja es war klar, dass es um viel Geld geht. Aber man hätte viel mehr betonen müssen wie man den Nachwuchs fördert. Woher bekommt Real denn seinen Nachwuchs? Wie hätten den die Solidaritätszahlungen (es wären 10 Mia. in 23 Jahren gewesen, na ja...) fliessen sollen. Wer wäre dafür zuständig gewesen. Es ging vor allem bei Perez nur darum wie Real Madrid zu mehr Geld kommt. Man muss aber erklären wie das Geld zu den Grassroots kommt. Wie kann den ein Zlatan aus Schweden Karriere machen und eines Tages in der Super League spielen, wie macht das eine Kevin DeBruyne oder ein Eden Hazard? Gibt es einen Draft? Mir ist schon klar, dass man sich gedacht hat, man wäre ja noch in den nationalen Ligen tätig, das würde dann gleich bleiben (man kauft einfach von den kleineren Vereinen die guten Spieler). ABER diese kleinen Vereine haben eine Struktur, die sie bedienen müssen (Scouts, arbeiten mit anderen kleinen Vereinen zusammen etc.). Sie erhalten auch Geld von der UEFA und FIFA. Durch die Super League wäre aber der Wert der nationalen Ligen enorm beschädigt. Auch die Champions League wird beschädigt und wirft nicht soviel Geld ab. Fussball ist nicht der Sport der Eliten sondern das Spiel der kleinen Leute. Das haben die Herren Milliardäre leider vergessen.

4. Das verkappte Franchise Modell passt NULL zur Fussballkultur. Mir ist schon klar, dass vor allem die Amerikaner da Fan davon sind und es natürlich cool ist wenn verlieren keine Konsequenzen hat. Aber das verstehen die Leute hier nicht.

Ich könnte die Liste fast beliebig lange erweitern aber ich denke man bekommt schon ne Idee was ich meine. Wie gesagt, ich gehöre eigentlich zu den Leuten, die eine Europäische Liga befürworten würden aber dann muss man über die richtigen Dinge sprechen und vor allem die Basis abholen. Ich befürchte aber das man nun die Idee für Jahre zurückgeworfen hat und das alles nur wegen einer Dilettantischen Umsetzung.
 

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