Analyse

Trister Liga-Alltag: Kein Wunder, dass Real eine Super League will

Nur wenige Tage nach der starken Performance bei Inter Mailand tritt Real Madrid in der Primera División unerklärlich trostlos auf. Mal wieder. Erneut müssen sich die Königlichen einem Underdog geschlagen geben, von zehn Liga-Partien können sie die Hälfte nicht gewinnen. Dem Team fehlen gegen Außenseiter Sieger-Gen und Abgezocktheit. Kein Wunder, dass Real eine europäische Superliga reizt.

579
Real Madrid
Real kriselt mal wieder – Foto: imago images / ZUMA Wire / Cordon Press/Miguelez Sports

Das Scheitern an Underdogs geht weiter

MADRID. Ist der FC Cádiz besser als der FC Barcelona? Auf keinen Fall. Oder wenigstens Deportivo Alavés stärker als Inter Mailand? Auch hier: Mitnichten. Man könnte es jedoch meinen, schaut man sich nur einmal einige der bisherigen Saison-Ergebnisse von Real Madrid an. Die Königlichen bringen es unter anderem zustande, gegen die namhaften Ensembles von Barça (3:1) und Inter (3:2, 2:0) als Sieger vom Feld zu gehen, gegen Akteure von Underdog-Mannschaften, die in Spaniens Hauptstadt wohl nur die wenigsten auf der Straße erkennen würden, aber jeweils zu unterliegen. Und das kläglich.

Den positiven Trend, unter der Woche mit einer starken Leistung bei den „Nerazzurri“ aufgebaut, wollte der amtierende Meister am Samstag gegen Alavés wie selbstverständlich mit einem souveränen Sieg bestätigen. Auch ohne wichtige Stützen wie Sergio Ramos, Karim Benzema, Federico Valverde oder Daniel Carvajal. Die drei erstgenannten Profis hatten zuletzt aber ja auch schon gefehlt. Und gegenüber stand Real ohnehin bloß der 15. der Tabelle – gegen den dann in der Liga aber wieder mal ein Tag zum Vergessen folgte. Wie beim 0:1 gegen Cádiz, wie beim 1:4 gegen den FC Valencia.

Zusammenfassung | Alle Videos

Video-Highlights: Real 1:2 Alavés

Keine Kontinuität bei Real Madrid. Dafür die nächste Blamage: Gegen das abstiegsbedrohte Alavés... weiterlesen

Leistungseinbruch binnen drei Tagen

Ein im Giuseppe-Meazza-Stadion noch so ball- und kombinationssicheres, konzentriertes und dynamisches Real präsentierte sich nur drei Tage später wie ausgewechselt – in negativer Hinsicht. Pässe kamen nicht an oder wurden schlampig gespielt, die Defensive leistete sich leichtfertige Fehler, die auch zu einem deutlicheren Resultat als dem 1:2 hätten führen können. Ja, den Blancos blieb mindestens ein Elfmeter verwehrt. Aber damit wollen sie sich nach der neuerlichen Schlappe gegen einen Außenseiter nicht aus der Affäre ziehen.

„Ich habe keine Erklärung dafür. In Mailand machen wir ein gutes Spiel und dann drei Tage später…, wirkte Trainer Zinédine Zidane im Anschluss sichtlich ratlos.

Real hat im November keine Liga-Partie gewonnen

Von einer „Rückkehr zum Chaos“ spricht die Sportzeitung AS in ihrer Nachberichterstattung. „Madrid stürzt wieder ab“, ist in der MARCA zu lesen. Von zehn absolvierten Partien in der laufenden Liga-Saison hat das Team gerade mal die Hälfte erfolgreich bestreiten können. Ist das eines amtierenden Champions würdig? Wohl kaum. Den fünf Siegen stehen zwei Unentschieden und drei Niederlagen gegenüber, von denen es mit den Aufeinandertreffen gegen Valencia und eben Alavés zwei im November setzte. Das 1:1 beim FC Villarreal war da schon das beste Ergebnis für Real in der Liga. Will heißen: Man ist in diesem Monat im Meisterkampf nur um einen einzigen Punkt reicher geworden. Rund lief es sonst nur in der Königsklasse mit den beiden Triumphen gegen Inter.

Nach diesem 11. Spieltag der Primera División befindet sich der eigentliche Titel-Aspirant mit weiterhin 17 Zählern weiterhin nur auf dem vierten Rang. Der Rückstand auf Real Sociedad, das am Sonntagabend im Top-Spiel den FC Villarreal empfängt, und Atlético, das bislang eine Partie weniger absolviert hat, beträgt schon sechs Zähler.

Aufholjagden nicht zu erwarten: Es fehlt das Sieger-Gen

Besorgniserregend auch: Hatte Real in der Vergangenheit ein ums andere Mal Aufholjagden gestartet, ist das der Mannschaft anno 2020 kaum mehr zuzutrauen. Es mangelt am Sieger-Gen. In der Liga konnten die Madrilenen einen Zwei-Tore-Rückstand zuletzt am 1. März 2017 gegen UD Las Palmas einholen (3:3 nach 1:3). Mehr als dreieinhalb Jahre her. Diese Saison gewann Real nach einem Gegentor zum 0:1 – fünfmal kam das vor – kein einziges Mal. Nur nach einem späteren Rückstand schlugen die Merengues einmal erfolgreich zurück: Auswärts gegen Real Betis, als sie am Ende aus einem 1:2 noch ein 3:2 machten.

Im Duell mit Alavés machte vor allem das eigene Unvermögen den Glauben an eine Wende zunichte. Da wären einmal mehr fehlende Mittel gegen tiefstehende Kontrahenten. Da wären einmal mehr individuelle Aussetzer wie bei dem 0:2 in der 49. Minute durch einen Fehlpass von Thibaut Courtois im Spielaufbau. Wenn dann in der Folge selbst ein sonst so besonnener Profi wie Toni Kroos den Ball bei einer aus seiner Sicht falschen Schiedsrichter-Entscheidung wütend auf den Boden wirft und dafür die Gelbe Karte sieht, lässt das erkennen: Dieses Team hat keinen kühlen Kopf und wenig Hoffnung, das Blatt vielleicht noch wenden zu können. Es wird gemeckert und gehadert, dass alles mal wieder so schlecht läuft.

Video-Analyse | Alle Videos

Analyse: So wird's weiter gehen!

Schon wieder grobe individuelle Fehler, und es werden nicht die letzten gewesen sein. Warum das... weiterlesen

Real drei Liga-Partien in Folge ohne Sieg

Meister wird man so nicht. Und auch nicht mit den Leistungsschwankungen, die Real sich erlaubt. Die drei Siege am Stück gegen Ende September und Anfang Oktober weckten Erinnerungen an den phänomenalen Endspurt der vergangenen Liga-Saison mit zehn Triumphen nacheinander, die in der 34. Meisterschaft der Vereinsgeschichte mündeten. Heute steht Real auf nationaler Ebene mit drei sieglosen Partien in Serie da. Der Alltag in der Primera División, er ist derzeit nichts als grau und trist.

Was gegen die Großen wie Barça und Inter klappt, geht gegen die Kleinen wie Cádiz und Alavés schief. Kein Wunder irgendwie, dass gerade Real als eine treibende Kraft bei den ambitionierten Plänen der Schaffung einer European Super League gilt. Dort würde man es nur mit Spitzenteams zu tun bekommen, die ihnen ja so liegen…

REAL MADRID LIVE: Jetzt Gratis-Probemonat bei DAZN abschließen

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Das heißt, unsere Millionäre haben keine Lust auf kleine Gegner und wollen nur gegen namhafte Klubs gut auftreten? Wie unprofessionell ist das denn? In der Liga zählt jedes Spiel gegen jede Mannschaft. Jeder Punkt ist wichtig. Sofern man überhaupt Meister werden möchte, denn dafür reicht ein Sieg im Camp Nou nunmal alleine nicht aus. In der CL dasselbe Bild, in der Copa bin ich gespannt, ob uns wieder ein Alcorconazo um die Ohren fliegen wird, weil die guten Herren ja nicht so richtig wollten.
 
Wenn man mal so darüber nachdenkt und es vergleicht, dann kommen mir da so ein paar Dinge.

Die Underdogs laufen viel, sind gallig, wollen unbedingt den großen Gegner ärgern, können sich lange darauf einstellen, haben keine Starallüren, denken nur als Team, spielen oft nur das EINE Spiel so gut und und und...

Die Topteams als Gegner (z.B. Inter), wollen meistens mit so wenig Aufwand wie möglich, das Meiste rausholen, können also auch mal kalt erwischt werden, sind offensiver eingestellt, haben möglicherweise mehr Respekt auch am Wettbewerb geschuldet, versuchen mehr mitzuspielen und wollen vieles auch über Individualität machen, kämpfen wohlmöglich auch nicht um Jeden Ball, wie es ein "Krieger" aus dem Underdogteam, welcher das Spiel seines Lebens macht, macht.

Ich glaube nicht das die Jungs denken, boah Yes Inter, jetzt gebe ich Gas und oh no Alaves, da habe ich ja jetzt gar kein Bock.

Natürlich wird denen Inter in der CL mehr reizen und nochmal ein bisschen mehr motivieren..

Aber es liegt daran, dass unsere Jungs kein Mittel gegen dieses Aggressive Verhalten der Underdogs haben..

Unsere Jungs wollen auch mit wenig Fleiß viel rausholen.. die wollen/ können nicht jedes Spiel wie ein Finale spielen...

DAS ist übrigens auch genau richtig meiner Meinung nach.
DAS hat real immer ausgezeichnet, mit 80% die Spiele gewinnen und dann im März, April und Mai noch Körner in der CL zu haben

Oder in der Liga, wenn es nicht gut läuft den Schalter umswitchen und noch ne Remontada auszupacken.

Aber dafür muss man den Gegner taktisch und spielerisch dominieren und ausspielen.

Oder man muss individuell so gut sein, dass das so ausreicht (hallo@ Cristiano Ronaldo)

Beides ist uns seit 2018/2019 aber nicht mehr vorhanden
 
Das heißt, unsere Millionäre haben keine Lust auf kleine Gegner und wollen nur gegen namhafte Klubs gut auftreten? Wie unprofessionell ist das denn? In der Liga zählt jedes Spiel gegen jede Mannschaft. Jeder Punkt ist wichtig. Sofern man überhaupt Meister werden möchte, denn dafür reicht ein Sieg im Camp Nou nunmal alleine nicht aus. In der CL dasselbe Bild, in der Copa bin ich gespannt, ob uns wieder ein Alcorconazo um die Ohren fliegen wird, weil die guten Herren ja nicht so richtig wollten.


Das ist doch schon seit Jahren so mein Freune!

Fussball dreht sich nur noch alles um Geld ja früher hat sich es auch um geld gedreht aber heute nur noch!

Schau dir die Englische Liga doch an ich bitte dich warum haben den die englischen mannschaft kaum hohen reiz auf die Championsleague

Selbst ein Aufsteiger in die erster Liga bekommt in England 150mio das bekommt nichtmal bayern wenn die deutscher meister und pokal sieger werden

Ich habe wirklich die lust an fussball schauen verloren

Ich schaue wirklich nur noch Real Madrid spiele

Selbst die sind mehr als langweilig geworden
 
Es gibt einen ganz einfachen Grund warum man kleine Gegner nicht packt: CR7
Er war selbst gegen die kleinsten Teams top motiviert und hat mit seinen Toren oft solche Partien gerettet. Diese Mentalität fehlt ohne ihn Offensiv komplett. Es braucht einen Spieler der auch so heiß auf jedes Tor ist (und natürlich die Qualität zum Treffen hat) .
Ohne so einen Spieler läuft ein Top Team nicht. Das ist die Realität.
 
Falls das wirklich stimmen sollte, dann finde ich es etwas schwach von Real Madrid.
Ich sehe es auch ähnlich wie meine Vorredner, dass die Underdogs halt einfach alles geben, ihre Seelen auskotzen um das Spiel zu gewinnen. Das habe ich halt bei den Könglichen selten/noch nie gesehen, bis auf teilweise, Modric und Casemiro, Vazquez oder Carvajal.
Sich dann in eine Superliga zu „retten“ ist eher ein Armutzeugnis. Hoffe ihnen ist auch bewusst, dass damit ein noch grösserer Unterschied (vor allem finanziell) zwischen den Topteams und den Underdogs entstehen würde.

Besser mal sich selber hinterfragen, ob man das Herz noch für den Club hat. Wenn nicht, werde ich mich bei jedem Spieler für alles bedanken, aber dann ist ihre Zeit bei Real vorbei.

Zum Glück habe ich auch so viel Mitspracherecht lol:)
 
Natürlich gehen sie nicht aufs Spielfeld und sagen sich "ne keinen Bock auf Alaves". Völliger Blödsinn, es ist nur ganz einfach ekliger gegen diese Teams die nichts zu verlieren haben zu spielen.

Ausserdem haben sich unsere spielerischen Probleme durch EIN gutes Spiel jetzt gegen Inter nicht erledigt.
Das Spiel war gut keine Frage, aber Inter spielt auch einen grauenhaften Fussball. Zuvor war Cadiz, Donesz, Valencia, dazwischen ein Classico Sieg durch einen fragwürdigen Elfmeter.
Nicht blenden lassen:
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
 
Sagt was ihr wollt aber für mich ist das Problem in erster Linie taktischer Natur. Wir haben aktuell nicht die Angriffsspieler um 433 zu spielen. Das 4231 steht uns besser zu Gesicht. Variableres Spiel im Mittelfeld, mehr Input über die Zentrale und Spielwiese für Hazard, Odegaard oder Isco. Die Doppel-6 je nach Gegner mit Casemiro - Kroos/Modric besetzen und somit den beiden Flügeln weniger Defensivarbeit aufgeben. Spieler wie Asensio, Vinicius und Rodrygo würden davon immens profitieren. Also Zizou, hör auf einen alten Trainerfuchs wie mich und stell das Ding um. Dann läufts...
 
Gestern hatte ich fast mitleid mit ZZ, was für eine versagertruppe da doch über den platz schleicht.
Gott sei dank, fand das spiel nicht im bernabeau vor vollen rängen statt.



UOTE="dejan, post: 318273, member: 1"]Das heißt, unsere Millionäre haben keine Lust auf kleine Gegner und wollen nur gegen namhafte Klubs gut auftreten? Wie unprofessionell ist das denn? In der Liga zählt jedes Spiel gegen jede Mannschaft. Jeder Punkt ist wichtig. Sofern man überhaupt Meister werden möchte, denn dafür reicht ein Sieg im Camp Nou nunmal alleine nicht aus. In der CL dasselbe Bild, in der Copa bin ich gespannt, ob uns wieder ein Alcorconazo um die Ohren fliegen wird, weil die guten Herren ja nicht so richtig wollten.[/QUOTE]
 
Ich finde auch, dass wir zurzeit nicht das passende Spielermaterial für ein 4-3-3 haben.
Dafür sind unsere Außenspieler und die Defensive zu schwach. Im 4-3-3 sind die Flügel häufig auf sich alleine gestellt, und das endet meistens in einem Pass zurück. Außerdem haben wir hinten keine Kompaktheit. Im 4-2-3-1 ist zumindest immer ein 10er da, der den Flügel unterstützt und durch die generell defensivere Grundordnung finde ich stehen wir besser.
 

Verwandte Artikel

Reals Titel-Fundament: Warum die Defensive den Unterschied macht

Real Madrid brennt in dieser Saison (noch) kein Offensivspektakel ab. Doch während...

Trotz García-Aufschwung: Real muss einen Linksverteidiger holen

Die bisherigen Auftritte von Real Madrid bei der FIFA Klub-WM haben einige...

Güler blüht auf: Wie Alonso den Spielmacher der Zukunft formt

Real Madrids 1:0-Erfolg über Juventus Turin im Achtelfinale der Klub-WM war kein...

Klub-Überblick: Basketballer historisch, Blancas vor Umbruch

Real Madrid besteht aus mehr als nur den Profis der ersten Fußball-Mannschaft....