Kommentar

Ungeduldig, uneinsichtig: Morata begräbt seinen Real-Traum selbst

Álvaro Morata zieht nur ein Jahr nach seiner Rückkehr ins Estadio Santiago Bernabéu die Reißleine und verlässt Real Madrid für immer. Die Entscheidung für den FC Chelsea zeigt die Ambitionen, aber auch den Mangel an Geduld, Selbsteinschätzung und Dankbarkeit eines zweifellos großartigen Spielers. Ein Kommentar von REAL TOTAL-Redakteur Kerry Hau.

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Álvaro Morata Real Madrid
Moratas Traum bei Real ist endgültig ausgeträumt – Foto: Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

Die zwei Gesichter von Morata

Álvaro Morata ist ziemlich einfach zu durchschauen. Als ich nach einem Spiel in der vergangenen Hinrunde gegen Athletic Bilbao in der Mixed-Zone des Estadio Santiago Bernabéu stand, lief der Spanier lächelnd und ziemlich zufrieden mit sich an mir vorbei. Verständlicherweise, denn er hatte Real in letzter Minute zum Sieg geschossen. Es war einer der vielen wichtigen Treffer, die den Königlichen die 33. Meisterschaft sicherten. Treffer eines echten Killers vor dem Kasten, für die ihm der Madridismo ohne Wenn und Aber dankbar sein muss.

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Álvaro Morata Real Madrid

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Álvaro Morata gehört der Mannschaft von Real Madrid nicht länger an. Der 24 Jahre alte Spanier... weiterlesen

Nur zwei Monate später sah ich Morata dann nach einem Spiel in der Champions-League-Gruppenphase gegen Borussia Dortmund. Er lächelte nicht, sondern lief mit kalter Miene an mir vorbei. Der Grund dafür: Nicht er, sondern Karim Benzema hatte gespielt und mit zwei Toren von sich Reden gemacht. Den gleichen Eindruck hinterließ Morata dann auch bei den Spielen gegen Bayern München in der K.o.-Phase und sogar beim Champions-League-Finale gegen Juventus Turin. Er schien sich nicht wirklich mit seinen Kollegen zu freuen. Vielleicht war das in der Kabine der Fall. In der Öffentlichkeit wirkte er auf mich aber wie ein schmollender, trotziger Junge, dem es einfach nicht passte, wenn er keinen gewichtigen Anteil an dem Erfolg hatte.

Viele werden jetzt sagen: Unzufriedenheit ist gut, Unzufriedenheit ist ein Zeichen der Motivation. Mag sein. Morata schien aber mehr verbittert als unzufrieden. Daher kam es nicht überraschend für mich, als nur wenige Tage nach dem Gewinn von „la Duodécima“ die ersten spanischen Blätter berichteten, der Mann mit der Nummer 21 wolle unbedingt wieder weg. Aufgrund des (zu) guten Verhältnisses seines stets präsenten Vaters Alfonso zur spanischen Presse fand ich mich schon mit einem Wechsel ab. Dann aber platzte der Deal mit Manchester United und in mir reifte die Hoffnung, der gebürtige Madrilene gehe noch einmal in sich und überlege genau, ob er nicht doch noch zumindest eine weitere Saison für seinen angeblichen Kindheitstraum, Stammspieler bei Real zu sein, arbeiten wolle.

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United? Mailand? Hauptsache weg…

Es war im Nachhinein ein fast schon törichtes Gedankenspiel von mir. Wenn sich selbst die mehrfachen Umstimmungsversuche von Trainer Zinédne Zidane sowie Moratas Kumpels Dani Carvajal, Nacho Fernández, Isco und Co. als Zeitverschwendung erweisen, macht es keinen Sinn, jemanden auf Biegen und Brechen zu halten. Morata entschied sich am Mittwoch schließlich für den FC Chelsea. Selbst als ehemaliger Juve-Spieler hätte er wohl einem Wechsel zum AC Mailand zugestimmt, wäre Antonio Conte anderswo fündig geworden. Hauptsache weg… So haben die Real-Bosse um Präsident Florentino Pérez ein ausgezeichnetes Geschäft unter Dach und Fach gebracht. Mindestens 80 Millionen Euro erhält man sonst eigentlich nur für einen unantastbaren Superstar – zumal Moratas Summe durch mögliche Bonuszahlungen angeblich noch um zehn weitere Millionen ansteigen kann.

Klar ist aber auch: Moratas Weggang tut aus sportlicher Sicht weh. 20 Tore schießt nicht jeder Ersatzstürmer. Es wird schwierig, einen besseren, abschlussstärkeren Joker für Benzema zu finden. Real muss nach dem Abschied des 24-Jährigen jedoch keinesfalls Angst und Bange werden. In den ganz großen Spielen war Morata kein entscheidender Faktor – selbst wenn er die Chance von Zidane bekam. Benzema bewies, der bessere Kombinationsspieler und daher die ideale, harmonische Ergänzung zu Cristiano Ronaldo und Gareth Bale zu sein. Das „BBC“-Trio wird zwar nicht jünger, doch mit den Verpflichtungen von Talenten wie Dani Ceballos demonstriert der Klub, dass ihm die Zukunft nicht egal ist. Außerdem lässt sich mit der 80-Millionen-Rekordablöse problemlos ein Transfer von galaktischer Dimension à la Kylian Mbappé stemmen.

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Keine Geduld: Er hätte Reals Star-Stürmer werden können

Für mich steht nach dem ganzen Theater um Morata fest: Real braucht keinen Spieler, der Real nicht braucht. Während nahezu jeder Junge auf dieser Welt davon träumt, eines Tages das weiße Trikot zu tragen, reichten dem Canterano über 1.800 Einsatzminuten in seiner Comeback-Saison nicht. Seine Entscheidung mag akzeptabel sein, zeugt aber weder von Geduld noch von besonders großer Dankbarkeit gegenüber dem Verein, der ihn sechs Jahre lang groß zog und zum Profi formte. In ein, spätestens zwei Jahren hätte Morata womöglich seine ersehnte Rolle als Dauerprotagonist bekommen. Dafür wären aber auch kontinuierlich herausragende Leistungen vonnöten gewesen. Bis vielleicht auf Ronaldo, Sergio Ramos, Luka Modrić und Marcelo kann sich bei einem derartigen Starensemble niemand seines Stammplatzes sicher sein. Würden Spieler wie Lucas Vázquez oder Mateo Kovačić so denken wie Morata, könnte Ex-Ballkünstler Zidane selbst wieder mitspielen.

Kämpfen ist das Stichwort. Genau das haben Spieler wie Casemiro oder Raphaël Varane getan. Und der übrigens vielerorts gerne kritisierte Benzema. Jahrelang. Erst musste sich der Franzose gegen Legenden wie Raúl und Ruud van Nistelrooy durchbeißen, dann gegen Gonzalo Higuaín und Emmanuel Adebayor. Aufgeben kam für ihn, trotz unzähliger Angebote und wichtiger Turniere mit der Nationalmannschaft, nie in Frage. Moratas Argument, sich bei Chelsea mehr für die „Selección“ empfehlen zu wollen, halte ich ohnehin für kein schlagkräftiges. Er wäre wegen des Mangels an Konkurrenz im spanischen Sturmzentrum auch als Spieler von Real garantiert als Eckpfeiler von Julen Lopetegui mit nach Russland gefahren. Doch wie heißt es so schön: Reisende soll man nicht aufhalten.

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Kommentare
Grosse Lob auch von mir Kerry, bildet 1zu1 mein Gedankengang ab.
 
Morata hat nie wirklich eine richtige Chance bekommen,Zidane hat Benz immer bevorzugt.
Naja er hat schon seine Chancen bekommen ist ja nicht so das er bei Juventus doppelt so viel Minuten hatte und da hat er sich wohl gefühlt . Meine Meinung ist wenn das stimmt das er weg wollte gebe ich dem Bericht zu 100 % recht aber wollte PEREZ ihn weg haben sieht die Sache schon anders aus . Komisch ist einfach nur das Morata nach einer Saison bei seinem herzensverein schon wieder aufgibt . Naja wissen tun es nur der Verein und Morata selbst .Gucke ich mir die Bilder vom Flughafen an sieht das doch eher so aus als wenn man ihn gegen sein wollen verkaufte aber kann natürlich auch gespielt sein um den Fans zu zeigen er ist traurig usw . . Geht das jetzt mit Mbappe ganz schnell weiß man das PEREZ ihn los werden wollte .
 
Passender koennte man es nicht formulieren.

Ich waere ebenfalls, felsenfest davon ueberzeugt gewesen, dass Morata in ein bis zwei Jahren die Rolle Benzema's uebernommen haette. Er haette sich von einem solchen Stuermer, wie es Benz ist, noch vieles abschauen koennen, was beispielsweise das Kombinationsspiel betrifft sowie Durchhaltevermoegen, welches Benz ueber all die Jahre gegen seine argsten Konkurrenten gezeigt hatte.

Bin gespannt was sich nun noch tut auf dem Transfermarkt. Mayoral traue ich es ehrlich gesagt (noch) nicht zu, nach einer solchen Saison in Wolfsburg, die zweite Wahl zu sein. Und fuer einen 18 jaehrigen 100 Mio. hinzublaettern waere ebenfalls voellig uebertrieben und viel zu riskant.
 
Stimme zu, aussert das mit Mbappé. Falls du ihn schon mal spielen gesehen hast, solltest du wissen dass man da nichts falsch machen kann.

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Einen 18 jaehrigen fuer 100 Mio. zu verpflichten, welcher eine Saison auf hoechstem Niveau agiert hatte, kann sehr wohl in die Hose gehen.
 
Einen 18 jaehrigen fuer 100 Mio. zu verpflichten, welcher eine Saison auf hoechstem Niveau agiert hatte, kann sehr wohl in die Hose gehen.
Ja klar ein gewisses Risiko besteht immer. Einen 23 Jährigen Topstürmer zu verpflichten kann genauso gut in die Hose gehen ;)

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Morata hat nie wirklich eine richtige Chance bekommen,Zidane hat Benz immer bevorzugt.

Die Liga wurde erstmals nach vier Jahren gewonnen und die Champions League, als erstes Team ueberhaupt, erfolgreich verteidigt. Ich denke Zidane hat ihn zurecht bevorzugt.
 
Spätestens in 2 Jahren wäre er sehr wahrscheinlich Stürmer Nr. 1 geworden.
Daher finde ich es Schade,dass er den einfachen Weg gewählt hat.
Mit der Ablösesumme können wir sehr zufrieden sein und ich hoffe das Herr Perez damit gute
Transfers tätigt.
 
War ja klar, das wieder so ein Bericht kommt, wie jedesmal wenn ein Spieler im Clinch geht. Immer schön rechtfertigen und nachtreten.

Morata als den alleinigen bösen hinzustellen, ist mir zu einfach. Kann sein, dass er zu ungeduldig ist und Benzema besser ins System (der A-Elf) passt. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass Benzema immer bevorzugt wurde, obwohl er gefühlt 90% der Saison ausser Form und körperlich nicht in bester Verfassung war. Es braucht immer 2. Mangelden Einsatz kann man ihm weiss Gott nicht vorwerfen, er hat den Kampf angenommen, 20 Tore geschossen und manchmal in 10 min mehr gezeigt als Benze in 3 Spielen. In der Starelf hat Morata auch nicht immer überzeugt, Benze aber auch nicht. Zidane hätte mehr rotieren müssen. In anderen Mannschaftsteilen macht er es auch, warum also im Sturm nicht. Ich geb ihm hier ne Mittschuld.

Morata kann ich auch verstehen. Er ist mittlerweile 24 und einer der besten Stürmer. Nicht jeder ist wie Nacho oder Isco und wartet geduldig die halbe Karriere lang auf der Bank, bis vielleicht irgendwo mal ein Türchen aufgeht. Warum soll er noch 2 weitere Jahre warten? Er hat das Zeug zum Stammspieler, schon jetzt. Er ist zurückgekommen, hat den Kampf angenommen, 20 Tore geschossen und öffentlich nie ein grosses Tamtam gemacht wie gewisse Kolumbianer. Was soll er noch machen, um vielleicht mal 40-50% Spielzeit zu bekommen statt 20%? Man kann jetzt noch lange nachtreten und Sündenböcke suchen, es ist seine Entscheidung, muss man akzeptieren. Man hätte es in der Hand gehabt.

Unabhängig von Morata muss dieser BBC spielt immer Scheiss endlich aufhören. Wenn sie über längere Zeit nicht die gewünschte Leistung bringen, gehören sie auf die Bank und andere verdienen eine Chance. Ob sie besser ins System passen, Franzose sind, 100 Mio Gründe haben oder vor 3 Jahren mal ein Finale entschieden haben, tut nichts zur Sache. Bei allem, was Zidane und der Verein richtig machen, dieses Galactico-Überbleibsel muss endlich weg, ansonsten wird man hinter den 3 nie langfristig was aufbauen können. Wenn Mbappe für was weiss ich wieviele Millionen kommt, dann sicher nicht um 80% auf der Bank zu hocken. Wenn nicht freuen sich Isco, Asensio usw. sicher über mehr Spielzeit. Morata war hoffentlich ne Lehre.

Die Liga wurde erstmals nach vier Jahren gewonnen und die Champions League, als erstes Team ueberhaupt, erfolgreich verteidigt. Ich denke Zidane hat ihn zurecht bevorzugt.

Ohne Moratas 20 Tore wären wir nicht Meister, ohne Benzema hätten wir zugegeben keine CL, es braucht immer alle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich weiss nicht warum die meisten Benzema kritisieren???einfach nur unverständlich in einer hinsicht?
Habt ihr wirklich alle vergessen was er geleistet hat?"in wichtigen spielen" oder habt ihr vergessen dass er auch ein Art Stürmer der viel für andere und besonders für Ronaldo Tore vorbereitet....ein technisches Geniestreich wie gegen Athletico in CL...oder?
An benzema kritiker:denkt ihr wirklich perez,ancellotti,Zidane,mourinho...usw...sie alle lage falsch was benzema betrifft???
Selbst die Anschuldigungen vor Gericht weder die Sex tape Affäre mit dem Zwerg haben gestimmt noch andere dumme Anschuldigungen was seine Person betrifft haben gestimmt oder stimmen.
Ich weiß nur eins als Madritista und zwar das er einer der besten Stürmer und Persönlichkeit in Madrid ist war und bleiben wird.
HALA MADRID e nada mas
 
Ich finde es auch interessant, wie hart Benzema kritisiert wird und das jedes Jahr wieder aufs Neue.

Benzema ist kein Zielspieler, er ist mehr die Verbindung zwischen Mittelfeld und Sturm. Nur wenige Stürmer sind technisch so stark und spielen auch noch solche Pässe wie er. Man könnte ihn auch auf die 10 stellen. Einige kommen mit dem Argument, dass die Hauptaufgabe eines Stürmers das Toreschiessen ist. Abgesehen davon, dass ich das komplett anders sehe hat Benzema eine gute Quote. Er hat diese Saison knapp 3239 Minuten gespielt, das sind 36 mal 90minuten. Er hat in diesen 36 Spielen 19 Tore und 9 Assists gemacht, sprich 28 Torbeteiligungen. Das ist für einen Stürmer eine gute Quote. Ausserdem war er oft gegen die leichteren Gegner auf der Bank, die dann von Morata und Co abgeschossen wurden, da hätte man die Quote von Benzema auch hochschrauben können.

Welches Argument spricht jetzt nun gegen ihn? Dass er faul ist?
Er hat zwar oft eine Körperhaltung, die ein wenig bedenklich ist, aber da könnte man auch u. a. Ronaldo Vorwürfe machen. Und ich glaube würde er die taktischen Vorgaben von Zizou nicht befolgen, wäre er längstens gegen Morata ausgetauscht worden.
 

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