
Vinícius Júnior: Einer, der weiß, was das Bernabéu will
MADRID. Die Fans von Real Madrid sind bereit, teils exorbitant teure Ticketpreise zu bezahlen. Die Ansprüche der Zuschauer im Estadio Santiago Bernabéu sind damit einhergehend hoch. So wird dem Bernabéu nachgesagt, es sei leise und unspektakulär, wenn das Spiel nichts bietet. Es könne aber einen magischen Zauber entfachen, wenn das auf dem Platz gebotene die Seele der Madridistas berührt. Einem, dem letztere Fähigkeit in die Wiege gelegt worden ist: Vinícius Júnior.
Obgleich Real Madrid am Samstagabend gegen den FC Villarreal eine ernüchternde Leistung bot und trotz zwei Führungen am Ende nicht zu Unrecht 2:3 verlor, werden es einige Fans nicht bereut haben, für ein Ticket bezahlt zu haben. Denn Vinícius wusste das Bernabéu einmal mehr in seinen Bann zu ziehen. War der Brasilianer am Ball, gab er sich bemüht, Wunder zu bewirken. Ein feines, schnelles Dribbling und ein „Woah“ hallte durch die heiligen Hallen an der Concha Espina.
Cristiano Ronaldo lässt grüßen
Als Reals Nummer 20 in der 47. Minute auf dem linken Flügel lauerte, um einen hohen Diagonalball anzunehmen, drehte er sich flink und nahm diesen sehenswert mit dem Rücken an. Eine Aktion, die zwar lediglich einen Schönheitsfaktor und nur einen marginalen Effektivitätscharakter besaß, gar etwas gegnerdespektierlich wirkte – so wurde er im Spiel wohlgemerkt neunmal gefoult –, aber doch für Begeisterung bei den Zuschauern in weiß sorgte.
Man möge sich beim Zuschauen gedacht haben: „Dieser Vínicius hat einfach zu viele Cristiano-Ronaldo-Videos auf YouTube geguckt.“ Letzterer praktizierte eine Rückenannahme mehr als zwölf Jahre zuvor im Bernabéu – an ähnlicher Stelle wie Vinícius es tat. Ein Mann für die magischen, für die einzigartigen Momente: das war Cristiano Ronaldo und ist Vinícius mittlerweile bei Real Madrid.
Vinícius trickste nicht nur Gegenspieler aus und schürte damit Hoffnungen auf den Rängen, sondern belohnte die Geduld des Bernabéu schließlich auch. Gleich vier Villarreal-Profis ließ er aussteigen, ehe er die Kugel eiskalt rechts an Pepe Reina vorbei ins Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 schob (48.). Aus einem schlichten „Woah“ verwandelte sich ein „Vinícius“, das lautstark im Bernabéu ertönte. Klar, dass eine Tanzeinlage da nicht fehlen durfte. Ebenso wenig wie der Kuss des Real-Wappens. „Der bleibt ewig hier – und das ist gut so“, so der logische Gedankengang der Madridistas.
Vinícius fehlt nicht mehr viel
Zwar konnte Vinícius am Ende die Niederlage nicht abwenden, doch angesichts des in LaLiga bereits zuvor bestehenden zwölf-Punkte-Rückstands auf den FC Barcelona schmerzte die Pleite nicht sonderlich groß. Hoffnungen werden nun in die Champions League und die Copa del Rey gesteckt. Und damit auch in Vinícius, dass er dort noch mit dem ein oder anderen einzigartigen Moment eine titelreiche Saison bescheren kann.
Er ist auf einem vielversprechenden Weg dorthin. Denn Vinícius steht unmittelbar davor, sich selbst zu übertreffen. Der 22-Jährige steht in dieser Saison aktuell bei 21 Toren aus wettbewerbsübergreifend 43 Pflichtspielen. Seine bislang beste Leistung bei Real Madrid verzeichnete er in der Vorsaison, als er 22-mal in 52 Pflichtspielen knipste. Nur noch zwei Treffer fehlen dem Youngster, um seine bisherige Bestmarke bei den Königlichen zu überbieten. In puncto Assists verbuchte er in 2022/23 bis dato 15, 2021/22 waren es 20. Auch hier könnte er noch die Messlatte übersteigen. Geht es mit Vinícius so weiter, wird es beileibe nicht das letzte Mal sein, dass er sich selbst zu überbieten vermag.
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