Analyse

Weltfußballer außer Form: Taugt dieser Modrić für das neue Real?

Luka Modrić präsentiert sich eines Weltfußballers nicht würdig. Gegen Rayo Vallecano ist der Mittelfeldstratege von der Rolle. Seine Top-Form lässt er aber schon lange vermissen. Ob er zur Überraschung aller zu einem Opfer des Umbruchs wird?

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TOPSHOT - Real Madrid's Croatian midfielder Luka Modric walks on the pitch during the Spanish league football match between Real Madrid CF and RC Celta de Vigo at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid on March 16, 2019. (Photo by GABRIEL BOUYS / AFP) (Photo credit should read GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images)
Modrić hat bei den Königlichen schon bessere Tage erlebt – Foto: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

Modrić: Ein Weltfußballer, der keiner ist

MADRID. Das Ziel sei es, so Luka Modrić, „mindestens noch 100 weitere Spiele für Real Madrid zu absolvieren“. Nachdem das Duell am Ostersonntag gegen Athletic Bilbao abgepfiffen worden war, freute sich der 33-jährige Kroate nicht nur über das deutliche 3:0 der Königlichen, sondern in persönlicher Hinsicht auch über seinen 300. Einsatz im Trikot des weißen Balletts. Präsident Florentino Pérez gab sich die Ehre und stattete der Kabine einen Besuch ab, um Modrić zu dessen Jubiläum ein präpariertes Trikot zu überreichen.

Man könnte behaupten, eine bessere Saison hätte der Mittelfeld-Star trotz des Versagens der Mannschaft in Meisterschaft, Copa del Rey und Champions League nicht erleben können, schließlich war er im August, September und Dezember noch mit reichlich individuellen Trophäen ausgezeichnet worden. Auf die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres folgten der Gewinn des Weltfußballer-Titels und des prestigeträchtigen Ballon d‘Or.

Errungenschaften, denen Modrić aber seit Monaten nicht gerecht werden kann. Auch am Sonntag, als Real bei Rayo Vallecano gastierte und 0:1 verlor, stellte sich die Frage: Das soll er sein, der beste Fußballer der Welt? Allen voran in der ersten Halbzeit präsentierte er sich völlig neben der Rolle. In der 38. Minute, als der Tabellenletzte der Primera División bereits in Führung lag, verzeichneten die Statistiker bereits den siebten leichtfertigen Fehlpass des eigentlich so ballsicheren Modrić. Rayo wurde dadurch ein ums andere Mal zu guten Gelegenheiten eingeladen. Von REAL TOTAL bekam die Nummer 10 die Note 5,5.

Dass sich Reals Krisensituation förmlich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison zieht, basiert zweifellos auch auf der alles andere als überragenden Verfassung des Mannes, der das Spiel als Taktgeber und Antreiber maßgeblich lenken soll. In Madrid pflegt man nämlich seit inzwischen einigen Jahren zu sagen: Wenn Modrić gut spielt, spielt Real gut.

MADRID, SPAIN - MARCH 05: 1 of Real Madrid (10) reacts as Lasse Schone of Ajax (not pictured) scores his team's fourth goal during the UEFA Champions League Round of 16 Second Leg match between Real Madrid and Ajax at Bernabeu on March 05, 2019 in Madrid, Spain. (Photo by Denis Doyle/Getty Images)
Modrić konnte Reals Katastrophen-Saison inklusive Champions-League-Achtelfinal-Aus nicht verhindern – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Nach WM: Hat Modrić seinen Zenit überschritten?

Seit dem mit Kroatien verlorenen Finale der Weltmeisterschaft in Russland schlüpfte er bis dato zu oft in die Rolle eines Mitläufers, der mit sich selbst zu kämpfen hat, wenig Verantwortung übernimmt, keine Gruppendynamik entwickelt, stattdessen blass bleibt. Daraus machte Modrić selbst kein Geheimnis. Er ist schließlich jemand, der es selbst in aller Öffentlichkeit immer bevorzugt, Tacheles zu reden. „Ich kam nicht gut in die Saison. Es hat mir einiges abverlangt, den Spielrhythmus zurückzugewinnen“, so der Spielmacher im März. Nach der WM hatte er mentale Probleme: „Die Intensität ist für eine kurze Zeit enorm hoch und am Ende bekommt man die Quittung dafür.“

Ab der Klub-Weltmeisterschaft im Dezember habe er sich nach eigener Aussage zwar besser gefühlt, doch neben ein wenig Licht besaßen seine Auftritte stets viel Schatten. Wie auch jetzt wieder gegen Rayo. Es ensteht allmählich der Eindruck, als hätte Modrić seinen Zenit überschritten. In weniger als einem halben Jahr, im September, wird er 34.

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Modrić muss sich strecken, um wichtig zu bleiben

Ob er auch diesen Geburtstag in der spanischen Hauptstadt feiert? Als mögliches Opfer des bevorstehenden Umbruchs galt der „kroatische Mozart“ trotz der Gerüchte um einen Kauf von Manchester Uniteds Paul Pogba und der möglichen Rückkehr des an den FC Chelsea verliehenen Mateo Kovačić bislang nicht – zumal er selbst seine Zukunft allein bei Real sieht, nachdem er 2018 noch mit Inter Mailand geflirtet hatte. Aber vielleicht denkt ja die Führung mittlerweile nach, mit einem Verkauf des Kroaten noch etwas Kasse zu machen.

Klar ist: Mit Leistungen wie der in Vallecas wird Modrić es in Zukunft zumindest einmal mit Blick auf die Startelf der Königlichen schwer haben, seinen gesicherten Platz zu behalten. Und damit auch, 100 weitere Real-Einsätze zu bestreiten…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Absoluter Unsinn. Der Mann hatte einfach keine Sommerpause und ist der älteste im Team. Hätte mich gewundert, wenn es anders gekommen wäre. Klar muss er in der nächsten Saison kürzer treten, was er sicherlich auch gern diese Saison getan hätte, aber seine Qualität in Frage zu stellen, geht doch arg an der Realität der letzten Jahre vorbei. Die Leistungen in dieser Saison haben eine Erklärung und da muss man als Fan auch mal Verständnis zeigen. Mit dieser ewigen Schwarzmalerei macht man sich mehr kaputt, als man aufbaut.

Ewige Schwarzmalerei? Hast du diese Saison verfolgt? Ich war am Anfang einer derjenigen, der sich dafür stark gemacht hat, dass man den Jungs auch ohne Ronaldo und teure Neuzugänge weiter vertrauen sollte, aber ich wurde leider leider vom Gegenteil überzeugt. Was ist denn dein Fazit aus dieser Saison? Dass alles schon irgendwie wieder gut wird?
 
Wenn Pogba/Eriksen kommt ist seine Zeit als Stammspieler vorbei. Er wird im Sommer 34, ich hoffe er nimmt eine Rolle wie Iniesta ein. 2–3 Mal die Woche spielen auf höchstem Niveau kann er nicht mehr! Langfristig hat er keine Zukunft mehr deswegen ist er ein Kandidat für ein Verkauf genau wie Navas und Bale, wobei ich vor allem dafür bin das wir Navas und Bale verkaufen. Modric hat definitiv noch Klasse und auch einen Platz verdient.
 
Ewige Schwarzmalerei? Hast du diese Saison verfolgt? Ich war am Anfang einer derjenigen, der sich dafür stark gemacht hat, dass man den Jungs auch ohne Ronaldo und teure Neuzugänge weiter vertrauen sollte, aber ich wurde leider leider vom Gegenteil überzeugt. Was ist denn dein Fazit aus dieser Saison? Dass alles schon irgendwie wieder gut wird?
Und dein Fazit ist, dass man Modric verkaufen sollte oder wie? Darum gings hier doch, lenk nicht vom Thema ab. Bei Modric stehen 5 Weltklasse-Spielzeiten einem schlechten Jahr gegenüber. Eine Erklärung für das schlechte Jahr gibt es auch: er hat im Sommer eine WM durchgespielt und dabei drei mal 120 Minuten und ist danach zu einer müden Truppe dazugestoßen. Die Schlussfolgerung eines besonnenen und treuen Fans ist: nächstes Jahr wird er wieder Weltklasse sein und altersbedingt hier und da ne Verschnaufpause brauchen. Mehr muss man zu dieser Personalie nicht sagen. Aber ihr dürft hier gerne weiter möchtegern-empört rumheulen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Meiner Meinung nach ist es unumgänglich dass dieses Mittelfeld bestehend aus Casemiro, Kroos und Modric aufgelöst wird. Die Statik und Ballsicherheit die uns die letzten Jahre so weit gebracht hat bringt uns nichts mehr wenn wir in 50 % der Spiele in Rückstand geraten. Modric kann zaubern, macht es leider zu wenig. Für eine Nummer 10 die das offensive Spiel lenken soll war es eigentlich immer zu wenig (Kroatien steht auf einem anderen Blatt). Kroos spielt auch keine überragende Saison, aber er ist von den Dreien noch der jenige den ich in einem neuen Mittelfeld am ehesten aufstellen würde. Prinzipiell wurde diese Saison (zumindest mMn) deutlich, dass wir im Mittelfeld mindestens genauso viel Neuerungsbedarf haben wie vorn. Auch wenn ich ihn sehr mag, irgendwann sollte man "radikal" sein und sich wieder nach dem Leistungsprinzip orientieren
 

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