Kommentar

Wort zum Clásico: Dieser Toni Kroos ist für Real Madrid unverzichtbar

Mit dem 3:1-Erfolg im Clásico setzt Real Madrid ein erstes großes Ausrufezeichen in dieser Spielzeit. Und Toni Kroos zeigt einmal mehr, dass er für dieses Team eigentlich unverzichtbar ist – und dies hoffentlich vorerst auch noch bleibt. Das Wort zum Clásico von REAL TOTAL-Redakteur Yannick Frei.

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Der Dirigent am Werk: Toni Kroos im Clásico – Foto: IMAGO / Shutterstock

Am Ende brachte es Carlo Ancelotti auf seine gewohnt pragmatische Art und Weise ganz gut auf den Punkt: „Es sind am Ende drei Punkte, die wir dem Gegner wegnehmen. Barcelona ist ein starkes Team mit vielen Ressourcen. Die Saison ist sehr lang, hat noch viele Spiele. Wir sind sehr zufrieden mit dem Spiel, aber mehr auch nicht.“ Bedeutet: Bei Real Madrid verfällt niemand trotz des überzeugenden und verdienten 3:1-Erfolgs über den FC Barcelona in grenzenlose Euphorie, in Anbetracht des weiterhin gnadenlosen Spielplans in den nächsten Wochen bleibt dafür ohnehin kaum Zeit. Dennoch: Unter den Tisch reden sollte man den Auftritt gegen den Erzrivalen auf gar keinen Fall, schließlich waren auch die Katalanen – wenngleich in der Champions League erneut am Straucheln – in dieser Liga-Spielzeit bislang noch ungeschlagen und Clásicos ohnehin dafür berüchtigt, stets ihre eigenen Geschichten zu schreiben, unabhängig vom aktuellen Tabellenbild und der Form der jeweiligen Teams.

All das blendeten die Blancos diesmal nonchalant aus und setzten mit einem abermals sehr reifen und abgeklärten Auftritt in einem Spitzenspiel ein ordentliches Statement. Und auch wenn in erster Linie natürlich die geschlossene und konzentrierte Teamleistung zu loben ist, kommt man um ein dickes Sonderlob für einen einzelnen Akteur einfach nicht herum: Denn was Toni Kroos an diesem Sonntagnachmittag auf den Rasen im Bernabéu hinlegte, war mit Sicherheit eine der besten individuellen Performances in einem Clásico der letzten Jahre. Mit Ball in gewohnter Manier Dreh- und Angelpunkt inklusive Pre-Assist zum 1:0, überragte der Deutsche diesmal auch mit einer defensiven Präsenz und Aggressivität im Spiel gegen den Ball, wie man sie von ihm in dieser Form nur ganz selten gesehen hat. Auch die AS schrieb: „Kroos war der Boss des Spiels, der Chef des Clásico. Er spielte, wie er wollte.“

Ein rundum überzeugender Auftritt, der vor allem deutlich machte: Auf einen Kroos in dieser Form kann Real Madrid eigentlich (noch) nicht verzichten. Das Problem: Noch steht (zumindest offiziell) nicht fest, ob der Greifswalder auch nächste Saison noch das Trikot der Königlichen trägt. Ein unterschriftsreifer Vertrag über eine Verlängerung für ein weiteres Jahr liegt dem Vernehmen nach längst vor, eine endgültige Entscheidung, ob Reals Nummer 8 ihre Karriere über den Sommer hinaus fortsetzt, steht aber noch aus. Kroos betonte in der Vergangenheit immer wieder, wie wichtig es ihm sei, seinen Rückzug aus dem Fußball nicht unnötig künstlich in die Länge zu ziehen und mehr oder weniger am Höhepunkt abzutreten. Hierfür den richtigen Zeitpunkt zu finden, sei nicht immer ganz einfach.

Stand jetzt käme ein Karriereende zu Saisonschluss – zumindest von außen betrachtet – gefühlsmäßig zu früh. Zu wichtig ist Kroos für diese Mannschaft, zu stark sind aktuell seine Leistungen. Durch den Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft konnte Reals Mitteldfeldstratege die letzten Jahre nochmal wichtige Ressourcen freischaufeln, die temporären Pausen und der Verzicht auf die kräftezehrenden Reisen tun dem Greifswalder merklich gut. Wer Kroos im Clásico und auch die letzten Monate beobachtete, erkennt dies sofort. Eine Führungsfigur war der Weltmeister von 2014 ja eigentlich schon immer, doch in dieser Spielzeit füllt er diese deutlich spürbar mit noch mehr Leben, wirkt unheimlich aufgeräumt und versprüht extrem viel Energie. Aus diesem Grund schickt man an der Concha Espina aktuell vermutlich täglich ein oder zwei Stoßgebete Richtung Himmel, dass Kroos das vorliegende Angebot nun endlich annimmt und zumindest in der nächsten Saison noch im königlichen Trikot aufläuft.

Ein Faktor, der dafür sprechen könnte, ist das Bernabéu: Kroos betonte unlängst, dass es durchaus eine Motivation sei, im fertiggestellten neuen Stadion aufzulaufen. Da dies aber erst zur kommenden Spielzeit der Fall sein wird, darf man sich hier durchaus berechtigte Hoffnungen machen, dass „Antonio“ noch ein Jahr dran hängt. Und vielleicht erinnert sich der Greifswalder ja auch einen seinen ehemaligen Trainer, einen gewissen Zinédine Zidane, der immer mal wieder durchblicken ließ, dass das eigene Karrierende mit 34 Jahren möglicherweise ein oder zwei Jahre zu früh kam. Und wenn der Clásico eines zeigte, dann definitiv eines: Leer ist der Tank bei Toni Kroos noch lange nicht – und für Real Madrid ist und bleibt er in dieser Verfassung unverzichtbar. Und so hoffe ich, dass ich einen ähnlichen Text in knapp einem Jahr wieder verfassen kann: Weil Toni Kroos auch in der Saison 2023/24 dem Clásico mal wieder seinen Stempel aufgedrückt hat…

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Ich wünsche mir bei Kroos eine Vertragsverlängerung bis Sommer 2024.
In der Saison 23/24 mit Teileinsätzen sowie Modric diese Saison und danach Karriere beenden, mit hoffentlich 6 oder 7 Champions League Titel.

Das wäre ein Traum!
 
Kroos hatte mich schon im CL-Finale extrem positiv überrascht und hatte gestern eine weitere Sahne-Performance hingelegt. Ist schon richtig stark, wie er sich reinhängt. Ich bin eigentlich offen dafür, dass er eher früher als später aufhört, aber wenn er diesen tollen Einsatz beibehält, dann kann er auch nächstes Jahr noch sehr wertvoll werden. Womit ich aber nicht mitgehe, ist dass Kroos als Führungsspieler gepusht wird. Er ist ein sehr guter, wichtiger und verdienter Spieler, aber in meinen Augen kein Leader. Muss er auch nicht sein.
 
Hätte ich ehrlich gesagt diese Saison, so nicht erwartet! Anscheinend motivieren die Jungen die Alten und umgekehrt. Aber was Kroos, bis jetzt zeigt ist einfach nur ein Genuss, defensiv und offensiv! Fühlt sich zumindest nicht wie „The last Dance“ an und ich hoffe, er sieht es auch so, wenn er merkt, was er der Mannschaft noch geben kann. Wir sind echt gesegnet mit Modric und Kroos, deswegen genieße ich es noch mehr, da ich weiß da es nächstes Jahr schon vorbei sein kann! Grande Kroos, hätte nie gedacht, nach seinem Wechsel, dass ich den Typen für seine Art und seine Fähigkeiten so liebe!
 
Er will seine Karriere nicht unnötig in die länge ziehen. Ist auch vollkommen löblich und verständlich, allerdings ist das in dieser Form alles andere als unnötig. Ich habs schon vor dem Clasico gesagt, er wirkt die komplette Saison über schon viel spritziger und gefühlt hat er sogar an Tempo gewonnen.
Er scheint der größte Profiteur vom Casemiro Abgang zu sein. Gefällt mir nämlich richtig gut die Saison und ich bin wahrlich nicht der allergrößte Kroos fan.

Aber die Leistungen aufm Platz unterschreiben den Vertrag quasi von allein. Er wäre nächste Saison auch noch sehr wichtig für die jungen Spieler, alleine seine Bromance mit Fede bei Insta, da ging mir das Herz ja auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Reals Luxusprobleme: Die alten Könige werden einfach nicht schwächer :) Ganz ehrlich, es kommt mir manchmal vor, als würden wir in einer Scheinwelt leben. Wenn ich nach links und rechts schaue, werden die Altstars bei eigentlich allen Konkurrenten schwächer, was auch normal ist. Real Madrid ist der Beweis dafür, dass die Zeit relativ ist:) Bitte weiter so, hala madrid!
 
Also ich schätze ihn so ein, dass er gerade um seine eigene Zukunft spielt... er wird es davon abhängig machen, ob er es noch "kann"... er ist eine Violine... und die stellt man nicht auf ner Bank ab. Er ist so klug und bescheiden zugleich... wenn er merkt, es passt, wird er bestimmt verlängern. Glaube die Familie fühlt sich recht wohl in Madrid... einen Umbruch gab es auch nicht.. als das er sich alleine fühlen würde... ich tippe auf ein weiteres Jahr Kroosartigkeit.
 
Nee ich will nicht das unser Toni nach der Saison schon seinen Hut nimmt ich denke das Clasico und auch die letzten wochen haben noch mal gezeigt was er noch leisten kann, bei mir geht er meistens immer unter und mann schaut mehr auf Lukita Karim Vini Tchoua(seit diesem Jahr) da geht Toni immer durch die lappen aber was er hier seit jahren abreißt ist Wahnsinn.. wünsche mir sehr ein weiteres jahr von ihm er wie auch Luka müssen einfach 2024 zusammen im neuen Bernabeau abtreten und mir rollen jetzt schon die tränen
 

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