
Zidane zieht Reporter nach Frage zu offenem Brief an sich
MADRID. Jetzt repräsentiert er keinen Verein mehr, und jetzt steht auch kein Pressesprecher dazwischen. Nach seinem Abgang von Real Madrid hat Zinédine Zidane die Möglichkeit, als freier Mann seine Meinung noch deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Hatte sich der Franzose in den letzten Monaten seiner zweiten Amtszeit bei den Königlichen schon ein ums andere Mal genervt von Journalisten und deren Fragen bei Pressekonferenzen gezeigt, ging er einem Reporter verbal nun besonders an den Kragen.
„Zizou“ schaute am Sonntag mit seiner Frau Veronique beim Madrider Stadtteilklub Rayo Vallecano vorbei, bei dem ihr gemeinsamer Sohn Luca als Torwart unter Vertrag steht. Rayo kämpft in den Playoffs aktuell um den Aufstieg in die Primera División. Vor dem Stadion in Vallecas erwischte Sergio Quirante, der für den spanischen Sportfernsehsender GOL TELEVISIÓN arbeitet, den Ex-Coach der Blancos. Und als der TV-Mann ihn auf dessen offenen und gegenüber der Real-Führung kritischen Brief zum Abschied ansprach, ging Zidane nicht einfach kommentarlos seines Weges. Er knöpfte sich den Journalisten aufgebracht vor, zog ihn sogar zu einem Vier-Augen-Gespräch zu sich.
„Stellst du weiterhin die gleichen dummen Fragen?“
Reporter: „Trainer, wie geht’s? Wie läuft‘s? War das letzten Endes mit dem Brief ein schlechter Abgang von Real Madrid?“
Zidane: „Wirst du weiterhin die gleichen dummen Fragen stellen?“
Reporter: „Nein, ich habe nur wegen des Briefs gefragt.“
Zidane: „Ja, deswegen. Wirst du die gleichen Fragen stellen? Deine Arbeit ist eine Schande.“
„Komm mal her, lass die Kamera weg“
Reporter: „Ich frage Sie nichts weiter. Ich wollte nur…“
Zidane: „Ich kenne dich und du kennst mich! Zwischen uns ist es immer das gleiche. Aber du… Komm mal her. Lass die Kamera weg. Komm mal her. Komm mal her, um mit mir zu reden.“
Reporter: „Richi, nimm das nicht auf.“
Zidane: Nicht das erste mit diesem Reporter
Wie es schließlich weiterging und was Zidane ihm sagte, ist bislang unbekannt. Der Sender hat bloß die etwas mehr als halbminütige Videosequenz veröffentlicht und genauso wenig wie Quirante selbst Näheres mitgeteilt.
Dass Zidane sich diesen Reporter zur Brust nahm, ist kein Zufall. Aufmerksam echauffiert hatte er sich über Quirante zuletzt im Juli 2020, als dieser bei einer Pressekonferenz wissen wollte, ob es denn seiner Ansicht nach nicht das Beste wäre, wenn Gareth Bale den Verein verlässt. „Meine Güte, was für eine Frage… Was soll ich darauf antworten? Wir denken an das bevorstehende Spiel, auch Gareth. Er ist einer von uns. Du versuchst, einen Keil zwischen uns zu treiben, wirst es aber nicht schaffen. Du fragst jedes Mal das gleiche, was du auch tun kannst, aber du wirst es nicht schaffen“, antwortete der 48-Jährige.
„Nicht immer Richtung Polemik“: Zidanes Bitte an Presse
In seinem Abschiedsschreiben nach dem Ende Mai vollzogenen Rücktritt richtete Zidane auch ein Wort an die Medien und bemängelte dabei, dass es ihnen nach seinem Empfinden zu oft darum geht, mit Antworten auf entsprechende Fragen Schlagzeilen zu kreieren.
„Ich hatte hunderte Pressekonferenzen und leider haben wir sehr wenig über Fußball geredet. Ich weiß, dass ihr den Fußball ebenfalls liebt, dass uns dieser Sport verbindet. Dennoch hätte es mir gefallen – ohne dass ich euch eine Lektion erteilen will –, wenn die Fragen nicht immer Richtung Polemik abgezielt und wir öfter über den Ball und vor allem über die Spieler, die das Wichtigste an diesem Spiel sind und immer sein werden, gesprochen hätten. Vergessen wir nicht den Fußball, passen wir auf den Fußball auf“, so Zidane. Worte, die seiner Reaktion auf Quirante verständlicher erscheinen lassen.
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