
Pro, von Adrian Kühnel
Mit David Alaba sichert sich Real Madrid einen namhaften Neuzugang. Zwar wird der Österreicher im Juni 29, doch ist er damit noch im besten Fußballeralter. Lange Jahre zählte er beim FC Bayern München zu den Schlüsselspielern, gewann unzählige Meisterschaften und DFB-Pokals und wirkte außerdem bei zwei gewonnenen Champions-League-Titeln mit. Die Königlichen bekommen somit einen sehr erfahrenen Spieler, wo das Risiko, dass es schiefgehen könnte, doch relativ gering scheint.
Ablösefrei auf den ersten Blick, wird der Deal aber mit Sicherheit kein Schnäppchen sein. Zwölf Millionen Euro netto an Gehalt, sowie zusätzlich ein Handgeld, das Alaba sowie Berater Pini Zahavi winkt – das ist fürstlich. Aber das eben brauchte es, um die Konkurrenz auszustechen. Und geht man davon aus, dass Sergio Ramos (36) oder eben ein anderer Top-Verdiener den Verein verlässt, würde der Etat mit Alaba nicht plötzlich gesprengt werden. Sonderliche Mehrkosten würden da vermutlich nicht auf Real zukommen, wobei auch erwähnt sein muss, dass der scheidende Bayern-Verteidiger langfristig in Madrid unterschreibt.
Für mich ist der Deal alles in allem aber ein Zeichen: Dass ein Star kommt, der sofort funktionieren dürfte, der Glamour mitbringt, den es bei den Blancos braucht, und der keine sonderlich lange Anlaufzeit benötigen dürfte – anders wie möglicherweise ein Pau Torres (24) oder Jules Koundé (22), die noch deutlich jünger und unerfahrener sind. Letzter Pluspunkt Alabas: Seine Flexibilität, kann er nämlich neben der Verteidigung auch im Mittelfeld ran.
Kontra, von David Paasche
Auch wenn David Alaba beim FC Bayern über viele Jahre seine internationale Klasse unter Beweis gestellt hat und zudem viele Positionen bekleidet, kann ich den Transfer nicht wirklich nachvollziehen. Zumindest im Kontext dessen, dass der Österreicher, der selbst bald seinen 29. Geburtstag feiert, ein kolportiertes Netto-Jahresgehalt von zwölf Millionen Euro bei 20 Millionen Euro Handgeld verdienen soll – einer Real-Legende wie Sergio Ramos aber „nur“ ein Einjahresvertrag angeboten wird. Sicher, der Neuzugang von der Säbener Straße ist aufgrund seiner Vielseitigkeit zweifellos eine Verstärkung, ein Sergio Ramos hat jedoch über mehr als eine Dekade die Blancos maßgeblich geprägt und dabei stets alles für den Madridismo gegeben. Vor diesem Hintergrund fehlt mir hier die Verhältnismäßigkeit.
Doch auch sportlich und wirtschaftlich stellt sich mir die Frage, ob es nicht bessere Optionen gegeben hätte: Von circa 24 Millionen Euro Brutto-Gehalt über fünf Jahre ausgehend (plus Handgeld) umfasst der gesamte Deal ein Volumen von etwa 140 Millionen Euro. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten (nicht nur, aber eben auch für Real Madrid) ist das eine Größenordnung, bei der schon sehr viel stimmen muss, damit eine solche Investition als gerechtfertigt betrachtet werden kann. Hinsichtlich eines tatsächlichen Umbruchs erscheinen mir mehr Spielanteile für Canterano Miguel Gutiérrez sowie eine mögliche Verpflichtung der LaLiga-erfahrenen und zudem um einige Jahre jüngeren Innenverteidiger Jules Koundé oder Pau Torres als die zukunftsträchtigeren Optionen.
Darüber hinaus bin ich nicht sicher, ob Alaba nach etwa anderthalb Jahren ohne nennenswerte Pause nach der Europameisterschaft sofort die Form abrufen kann, die an der Concha Espina erwartet wird. Sicher, dieses Problem werden auch andere Spieler haben – in Kombination mit den oben genannten Argumenten und der vermutlich etwas länger dauernden Eingewöhnungszeit (Sprache, Kultur, neue Mannschaft) sehe ich den Transfer in Gänze aber eher kritisch. Die Hoffnung, dass wir den „besten Alaba“ ganz schnell im Trikot der Königlichen sehen werde, teile ich trotzdem.
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