
Ronaldo macht „la Decimotercera“ zur Nebensache
MADRID. „Verdammt noch mal, wir haben den Titel zum dritten Mal in Folge gewonnen! Das ist verrückt“, schrie Sergio Ramos am Sonntagabend über am Cibeles-Brunnen in Richtung der tausenden Anhänger, die nach Real Madrids 3:1 im Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool zum Feiern gekommen waren.
Der Triumph der Königlichen ist ein surrealer. Einer, den der Madridismo vor Begeisterung noch nicht wirklich realisieren kann. Cristiano Ronaldo hat dazu beigetragen. Nicht jedoch mit Toren. Zumindest nicht in Kiew. Nach dem Abpfiff sorgte er für einen Schock-Moment, als er in einem Interview meinte: „Es war schön, bei Real Madrid gewesen zu sein.“
Das klingt, als würde er Real nach neun Spielzeiten den Rücken kehren. Der Eindruck erhärtete sich tags darauf aber nicht. Ronaldo präsentierte sich am Sonntag fröhlich, sang die Vereinshymne mit, küsste das königliche Wappen und sprach im Stadion von 80.000 Faszinierten davon, es sei eine Ehre, für die Königlichen zu spielen. Das ist es wohl erst recht, nachdem ihn das gesamte Stadion und seine Mitspieler mit „Cristiano, quédate“-Sprechchören zu einem Verbleib animierten.
Konflikt mit Pérez
Die große und noch offene Frage: Was ist überhaupt die Ursache, dass bei der Feier von „la Decimotercera“ nicht „la Decimotercera“, sondern vielmehr die Situation eines einzigen Profis zum zentralen Thema wurde? Wie konnte es so weit kommen?
An dem Vorwurf der Steuerhinterziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro liegt es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Stattdessen deutet einiges darauf hin, dass ein Konflikt mit Florentino Pérez der Grund dafür ist, weshalb die Fans um den Verbleib des Goalgetters bangen. Das unterkühlte Verhältnis verdeutlichte nicht nur Ronaldos Interview in Kiew („Ich hab mit dem Präsidenten nichts zu besprechen“), sondern auch eine Szene am Sonntag vor dem Regierungsgebäude in Madrid, das das Team im Rahmen der Feierlichkeiten besuchte.
Unterkühlte Begegnung bei Titelfeier
Der Superstar stieg als erster Spieler aus dem Bus und sah, dass Pérez ein paar Meter entfernt zum Händeschütteln auf das Team wartete. Ronaldo drehte sich in Richtung der Madridistas um, winkte alibimäßig und ließ Carlos Casemiro vorgehen. CR7 grüßte den 71-Jährigen schließlich wortlos mit ernster Miene und hielt nur für eine Millisekunde Blickkontakt. Eine Aufeinandertreffen, das im Gegensatz zu denen vergangener Tage alles andere als herzlich ausfiel. Keine Umarmung, kein Smalltalk, kein Lächeln.
¡LO TIENES QUE VER! Frío SALUDO entre @Cristiano y Florentino en la FIESTA del Real Madrid. #JUGONES pic.twitter.com/yz0hRBYYg6
— El Chiringuito TV (@elchiringuitotv) 28. Mai 2018
Auch Neymar spielt eine Rolle
Wenngleich Ronaldo es öffentlich nicht aussprechen möchte, ist aus Insiderkreisen zu hören, dass ihn mangelnde Wertschätzung seitens der Führungsetage um Pérez sauer stimmt. Das liegt auch an Neymar, der Ronaldo eines Tages als Galionsfigur des Vereins ablösen soll, wenn es nach Reals Oberhaupt geht. Pérez ist seit geraumer Zeit ein Fan des 26-jährigen Brasilianers und machte ihm einen Wechsel zu den Blancos öffentlich schon schmackhaft. Als Real-Star habe er höhere Chancen auf den Weltfußballer-Titel als bei Paris Saint-Germain. Gefallen sind diese Worte im Dezember 2017 am Rande der Gala, bei der Ronaldo zum Gewinner des Ballon d‘Or ernannt wurde.
Für den von sich selbst so überzeugten Portugiesen ein Unding und ein weiterer Beweis von fehlender Zuneigung. Schon 2012 vermisste er sie. „Ich bin traurig und der Klub weiß das“, teilte Ronaldo mit und löste heftige Spekulationen um einen Abgang aus.
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Vertragsverhandlungen noch ohne Ergebnis
Berater Jorge Mendes ist so wie damals auch jetzt in dem Clinch involviert. Der Star-Agent befindet sich seit über einem Monat mit Generaldirektor José Ángel Sánchez, der rechten Hand von Pérez, in Verhandlungen über einen neuen Vertrag samt Gehaltserhöhung. Mendes fordert für seinen inzwischen einzigen Klienten bei den Madrilenen – mit den Abgängen von Pepe, James Rodríguez, Fábio Coentrão und José Mourinho verlor er bei Real viel Macht – zwischen 30 und 33 Millionen Euro netto. Aktuell verdient Ronaldo 23 Millionen. Im Vergleich: Lionel Messi kassiert bei Barça 50 Millionen, Neymar bei PSG 37.
Eine Einigung konnte zwischen der Ronaldo-Seite und Real bis dato nicht erzielt werden. Auch das soll dazu geführt haben, dass der 33-Jährige eine Lawine auslöste. Immerhin versprach Pérez ihm schon im Juni 2017 – nach „la Duodécima“ – einen neuen Kontrakt, der ihm mehr Geld einbringen sollte. Weil der Vereinsboss dann aber zögerte, machte die Meldung, Ronaldo wolle Real verlassen, die Runde. Pérez und Sánchez setzen die finanziellen Mittel stets wohl überlegt ein. Der Klub, betont Pérez, sei das Wichtigste und stehe über jedem Spieler. Dazu gehört auch die wirtschaftliche Gesundheit.
Ronaldo: „Gibt für alles eine Lösung, nur für den Tod nicht“
Was die Madridistas auf einen Verbleib ihrer Lebensversicherung hoffen lässt: Das, was sich am Sonntag im Bernabéu abspielte. Und ein markanter Satz, den Ronaldo aussprach. Nein, nicht der von Kiew. „Es gibt für alles eine Lösung, nur für den Tod nicht“, meinte Ronaldo bereits vor dem Endspiel in einem Interview bei „El Chiringuito“ – auch wenn diese Worte in einem anderen Kontext, nämlich mit Bezug auf die Steueraffäre, fielen…
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