
Mitglieder stimmen Verschuldung für Stadion-Umbau zu
MADRID. Jetzt kann es endlich los gehen! Auf der alljährlichen Mitgliederversammlung haben die eintausend „Socios Compromisarios“ (gewählte Vertreter der rund 90.000 Socios) den Plänen von Florentino Pérez und Co. ihr „Ja“ gegeben: 1.017 dafür und 57 dagegen bei 23 Enthaltungen. Macht: Fast 93 Prozent waren am Sonntagmittag einverstanden damit, dass sich der Klub erneut neu verschuldet, um das Bernabéu zum „schönsten, modernsten und besten Stadion der Welt“ zu machen, wie es Reals 71-jähriger Präsident formulierte.
Der hat nun die Freigabe, einen Kredit aufzunehmen, mit dem der Umbau finanziert werden soll. Maximal 525 – spanische Medien berichten sogar von 575 – Millionen Euro soll dieser beinhalten und wie Pérez ankündigte, mit einer jährlichen Tilgungsrate von 25 Millionen Euro in den kommenden Jahren abgezahlt werden.

Durch die Renovierung erhofft man sich jährliche Mehreinnahmen von 150 Millionen Euro, um ein großes Ziel zu erreichen: „Wir wollen der erste Klub der Welt sein, der einen Umsatz von einer Milliarde aufweist“, so der Spanier.
Kein Sponsor: Real nimmt Umbau selbst in die Hand
Geplant war all das ganz anders. Nachdem 2013 erste Entwürfe auftauchten, einigte man sich nach langem Tauziehen mit der Stadt Madrid Ende 2016. Und schien auch einen Plan für die Finanzierung zu haben: Pérez konnte IPIC, ein arabisches Öl-Unternehmen, für die Finanzierung des damals noch 400 bis 420 Millionen Euro schweren Projektes gewinnen. Doch weil der Konzern aus Abu Dhabi kurzfristig absprang, liegt das Projekt seit über einem Jahr auf Eis. Nach ergebnisloser Suche nach einem neuen Partner – Microsoft soll abgesagt haben -, wollen es Pérez und Co. nun selbst in die Hand nehmen.
Obwohl der Klub seit Jahren wieder grüne Zahlen schreibt, und vor kurzem erst einen neuen Rekordumsatz vermeldete, kann man nicht ohne Anleihen auskommen. All das bedeutet jedoch auch: Der königliche Fußballtempel wird höchstwahrscheinlich keinen Beinamen erhalten.

Erste Schritte zur Renovierung schon getan
Das Okay der Mehrheit der Mitglieder haben die Königlichen nun, der gigantische Umbau – die achte Umbauphase in der Geschichte des Stadions – kann theoretisch noch in diesem Jahr beginnen. Mitte 2019 soll es sowei sein, sodass die Umbaumaßnahmen bis Ende 2022 fertig gestellt sind.
Erste Schritte sind längst getan: Durch die Fertigstellung des neuen Bürogebäudes auf dem Trainingsgelände in Valdebebas konnten hunderte Angestellte bereits im Bernabéu Platz machen für kommende Bauarbeiten, auch das anliegende Shoppingcenter „Esquina del Bernabéu“ weist inzwischen mehr leere als bestückte Läden auf, und muss für die Bauarbeiten abgerissen werden – hier an der Ostseite des Stadions soll in Zukunft eine Park ähnliche „grüne Zone“ entstehen.
Die Restaurants und Läden ziehen dann in das umgebaute Stadion, das neben einer Dachterrasse unter dem verschließbaren Dach und einer 360°-Videotafel angeblich bei gleich bleibender Zuschauerzahl (81.044) hinter der neuen Außenfassade bieten wird. Dazu kommen: Neue Technologien, „damit Fans Real Madrid auf ihren Handys erleben können“, eine neue Stadion-Tour, erhöhte Barrierefreiheit, neue, komfortablere Sitze und vieles mehr. Ein Hotel soll es hingegen nicht mehr geben.
Ursprünglich war die Umbauzeit auf drei Jahre datiert, nun ist eher von dreieinhalb Jahren die Rede. Wann der Umbau – parallel zum Spielbetrieb – endgültig angegangen wird, ist noch nicht bekannt, denn erst noch müssen sich Baufirmen bewerben und durchsetzen – dabei stellte Pérez klar, dass kein Unternehmen aus der ACS-Gruppe, welcher er als CEO vorsitzt, sich beteiligen kann. Das Ziel soll aber der Beginn der Arbeiten im April sein. Eigentlich steht der Renovierung nun nichts mehr im Wege.
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