Interview

„Größenwahnsinnig“: Ex-Präsident Calderón über Pérez und Reals Krise

Real Madrids Ex-Präsident Ramón Calderón kritisiert Florentino Pérez für dessen Personalpolitik und den geplanten Umbau des Estadio Santiago Bernabéu. Nach dem Verkauf von Cristiano Ronaldo fehlt ihm bei den Königlichen eine Leitfigur. Marco Asensio, Isco und Vinícius Júnior seien dieser Rolle nicht gewachsen.

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MADRID, SPAIN - JANUARY 16: Real Madrid's President Ramon Calderon announces his resignation to the press at the Santiago Bernabeu stadium on January 16, 2009 in Madrid, Spain. (Photo by Denis Doyle/Getty Images)
Calderón war von 2006 bis 2009 Real-Präsident – Foto: Denis Doyle/Getty Images

„Zidane wollte Cristiano halten und Bale verkaufen“

MADRID. Vom siebten Himmel auf den harten Boden: Real Madrid ist nach dem Gewinn des Champions-League-Titels gegen den FC Liverpool innerhalb weniger Monate tief gefallen. In der Primera División sind die Königlichen mit zehn Punkten Rückstand auf den FC Barcelona nur Fünfter. Als Ursache für den sportlichen Abwärtstrend gelten insbesondere die Abgänge von Erfolgstrainer Zinédine Zidane und Torgarant Cristiano Ronaldo Mitte 2018.

Verluste, die Reals Ex-Präsident Ramón Calderón einzig und allein seinem Nachfolger Florentino Pérez zuschreibt. „Zidane bestand darauf, Cristiano zu halten und (Gareth) Bale zu verkaufen. Der Präsident handelte genau umgekehrt. Zidane wollte einige Spieler verpflichten und neben Bale auch andere verkaufen. Aber er konnte seine Wünsche nicht durchsetzen, weswegen er sich entschieden hat, zu gehen. Es war eine richtige Entscheidung“, sagte der 67-jährige Spanier dem BLEACHER REPORT.

MADRID, SPAIN - MAY 31: Real Madrid CF president Florentino Perez (L) and Zinedine Zidane (R) attends a press conference to announce his resignation as Real Madrid manager at Valdebebas Sport City on May 31, 2018 in Madrid, Spain. Zidane steps down from the position of Manager of Real Madrid, after leading the club to it's third consecutive UEFA Champions League title. (Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)
Zidane trat Ende Mai 2018 als Real-Trainer zurück – Foto: Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images

Ronaldo weg: Calderón klagt über fehlenden Anführer

Nach Ronaldos Transfer zu Juventus Turin fehlt Calderón in dem Team der Madrilenen jemand, der eine Gruppendynamik erzeugen kann: „Cristiano hat nicht nur 50 Tore pro Saison geschossen, sondern war auch der Leader. Er konnte Mitspielern helfen und hat sie immer ermutigt, besser zu spielen, mehr zu trainieren. Für mich ist das das Hauptproblem. Nicht nur die fehlenden Tore, sondern Cristianos Verhalten, seine Einstellung.“

Kritik an Isco und Asensio: „Sind keine Leader“

Anstatt die Einnahmen des Ronaldo-Verkaufs in Höhe von 100 Millionen Euro umgehend in einen neuen Top-Star zu reinvestieren, vertraute Real unter dem Ende Oktober entlassenen Zidane-Nachfolger Julen Lopetegui lieber dem vorhandenen Spielermaterial um Isco und Marco Asensio. „Es war ein Fehler, sie in die Verantwortung zu nehmen“, bemängelt Calderón die Entscheidung: „Sie sind sehr gute Spieler, verhalten sich aber so, als wären sie gut genug, um die Mannschaft besser zu machen. Die Realität sieht aber so aus, dass das Team sie besser aussehen lässt als sie wirklich sind. Jeder sagte, sie würden einmal für den Gewinn des Ballon d‘Or nominiert werden. Von diesem Level sind sie aber weit entfernt. Sie haben bewiesen, dass sie keine Leader sind.“

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„Vinícius ist gut, aber zu jung“

Vinícius Júnior komme wegen seiner erst 18 Jahre für solch eine Rolle derzeit nicht infrage. „Er spielt gut, ist aber zu jung, als dass man ihm die Verantwortung geben könnte, das Team anzuführen. Ich glaube nicht, dass er das kann. Es ist auch sehr gefährlich, wenn du solch einen jungen und unerfahrenen Spieler auserwählst, den Klub zu führen, ihn dazu zu drängen, das Team wiederzubeleben. Das wird ohne Zweifel ein Problem“, so Calderón.

Top-Stars im Sommer? Bedenken wegen Stadion-Umbau

Hochkarätige Neuzugänge dürfen die Anhänger im Laufe des Wintertransfermarkts nicht erwarten. Für Calderón kein Wunder. „Man kann in diesem Transferfenster keine verlässlichen Spieler verpflichten und muss bis Juni warten“, sagte der Rechtsanwalt, der wegen des geplanten Umbau des Estadio Santiago Bernabéu aber nicht sicher zu sein scheint, dass sich die Wahrscheinlichkeit auf mindestens einen „Galáctico“-Kauf im Sommer erhöht: „Dass der Präsident die Lust verspürt, das Stadion umzubauen und dafür mehr als 575 Millionen Euro zu zahlen, macht es umso schwerer, Geld für neue Spieler auszugeben. Er ist besessen von dem neuen Stadion, ein Größenwahnsinniger, wenn es um große Bauarbeiten geht. Die Marktpreise für die Spieler sind höher geworden. Jeder große Klub muss mindestens 200 Millionen Euro für einen Star-Spieler zahlen.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Dass von allen Ex-Präsidenten ausgerechnet Calderon unsere Kader- und Transferpolitik kritisiert, ist ja schon ziemlich witzig. Bei einigen Punkten hat er allerdings nicht Unrecht. Mit Ronaldo hat uns nicht nur unser bester Torschütze, sondern auch der einzige Leader in der Offensive verlassen. Spieler wie Isco und Asensio sind eine absolute Enttäuschung in dieser Saison und nicht dazu geeignet, eine Führungsposition in der Mannschaft einzunehmen. Dass Vinicius, ein Kind, das vor einigen Monaten noch auf einem komplett anderen Kontinent gelebt hat, deutlich bessere Leistungen zeigt und mehr Verantwortung auf dem Spielfeld übernimmt als unsere spanischen Nationalspieler, ist einfach nur erbärmlich und ein absolutes Armutszeugnis. Benzema und Vinicius sind in dieser Saison unsere einzigen Lichtblicke und Hoffnungsträger in der Offensive, den Rest kannst du bisher komplett in die Tonne kloppen.
 
Ich habe es schonmal in einem anderen Thread geschrieben aber hier nochmal:

Was verstehen die Leute den Stadion Umbau denn nicht?! 600 Millionen klingt am Anfang sehr viel. Jedoch muss man dies aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Zum einen haben wir dann das modernste Stadion weltweit, welches außerdem einen höheren Umsatz leisten kann und wir somit wieder mehr Geld bekommen.

Zum anderen sprechen wir über 600 über 30!!! Jahre verteilt. Das macht 20 Millionen im Jahr (und das noch ohne Inflation die bei ungefähr 1,5% liegt). Ich glaube wir können uns 20 Millionen im Jahr leisten ohne deshalb bei den Spielern sparen zu müssen.

Aber zum Glück ist Calderón nicht mehr unser Präsident
 
wieder mal typisch calderon sehr sehr viel bullshit gepaart mit bisschen wahrheit der kerl würde sich sicher super mit trump verstehen :D

perez ist nicht dumm er weiß das er sich nicht noch einen sommer ohne einen richtigen cr7 ersatz und neue offensiv leute leisten kann. Die fans sind ja jetzt schon extrem genervt, er hat jetzt eine saison komplett gegen die wand gefahren wenn er sowas nochmal machen sollte dann ist er save weg vom fenster und muss seinen hut nehmen und das wird er sicherlich zu verhindern wissen. Im sommer werden wir sicherlich einpaar neue spieler zu gesicht bekommen.

bei isco und asensio muss man ihm recht geben wobei man bei isco ähnlich wie bei james letzte saison so fair sein sollte und auch sagen das er kaum möglichkeiten hat sich zu beweisen. Wobei bei james hier im forum deutlich härter nachgetreten wurde und er wesentlich mehr kritisiert worden ist und das obwohl er in seinen einsätzen zumindest immer zählbares geliefert hat. Aber gut gegen lucas gewinnt keiner, bin schon gespannt wie er am we trotz roter karte spielen wird :D
 
War es nicht Calderon als wir mit 7 abwehrspielern auf dem platz waren unter anderem auch beckham als RV
 
Dass Calderon selbst nicht der erfolgreichste Präsident war, schließt ja nicht aus, dass er die Wahrheit sagt. Wenn man realistisch ist, hat in jedem Punkt recht.

Real Madrid gibt Isco und Asensio mehr als sie zurückgeben (können). Große Verpflichtungen bleiben aus, wobei man zu Perez Verteidigung sagen muss, dass es keinen Ersatz für Ronaldo geben kann. Weder Hazard, noch Lewa, Icardi oder Neymar könnten die Lücke füllen. Einen vergleichbaren Unterhaltungswert könnte (mMn) nur Mbappe liefern, aber der transfer ist vor allem unter Perez unrealistisch.

Wie manche Fans noch immer davon überzeugt sein können, dass wir im Sommer einen großen Topstar für die Offensive verpflichten, erschließt sich mir nicht. Durch Benzemas Leistungen in den letzten Jahren haben wir genau das Jahr für Jahr gedacht und nie ist jemand gekommen. Ich gehe nicht mehr davon aus, dass sich das zukünftig ändern wird.

Und ich kann ihn dabei auch verstehen. Wenn man für zwei Weltklassefußballer soviel zahlen muss, wie für einen Stadionumbau, muss man sich einfach überlegen ob man da noch mitmachen will.
 
Ich habe es schonmal in einem anderen Thread geschrieben aber hier nochmal:

Was verstehen die Leute den Stadion Umbau denn nicht?! 600 Millionen klingt am Anfang sehr viel. Jedoch muss man dies aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Zum einen haben wir dann das modernste Stadion weltweit, welches außerdem einen höheren Umsatz leisten kann und wir somit wieder mehr Geld bekommen.

Zum anderen sprechen wir über 600 über 30!!! Jahre verteilt. Das macht 20 Millionen im Jahr (und das noch ohne Inflation die bei ungefähr 1,5% liegt). Ich glaube wir können uns 20 Millionen im Jahr leisten ohne deshalb bei den Spielern sparen zu müssen.

Aber zum Glück ist Calderón nicht mehr unser Präsident

Bin hier nicht Deiner Meinung, ein Umbau kann nicht das modernste der Welt sein, ein Neubau aber schon. Um höheren Umsatz zu erwirtschaften, musst du den Fans etwas bieten. Bei Real sinkt die Zuschauerzahl. Ich hoffe das Perez im Sommer Hazard und einen Angreifer holen kann (mein Wunsch Mbappe).
 
Bin hier nicht Deiner Meinung, ein Umbau kann nicht das modernste der Welt sein, ein Neubau aber schon. Um höheren Umsatz zu erwirtschaften, musst du den Fans etwas bieten. Bei Real sinkt die Zuschauerzahl. Ich hoffe das Perez im Sommer Hazard und einen Angreifer holen kann (mein Wunsch Mbappe).

Ganz genau. Was bringt dem Verein ein super Luxusstadion das seinesgleichen sucht, wenn die Zuschauer ausbleiben?
 
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