
Bale-Abgang stand schon kurz bevor
VIGO/MADRID. Er war schon vom Hof gejagt worden. „Der Klub versucht, ihn zu verkaufen. Wenn er morgen geht, wäre es umso besser“, hatte Zinédine Zidane am 21. Juli klipp und klar in aller Öffentlichkeit zu verstehen gegeben, dass Gareth Bale bei Real Madrid nicht mehr erwünscht ist. Es schien zu jenem Zeitpunkt lediglich eine Frage von Tagen zu sein, bis der Abgang des 30-jährigen Walisers besiegelt werden würde. Mit dem chinesischen Verein Jiangsu Suning einigte Bale sich schließlich auch über eine Zusammenarbeit.
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Jetzt, knapp vier Wochen später, sorgt der Flügelstürmer für Begeisterung. Nicht jedoch als neuer Star im Reich der Mitte vor entzückten asiatischen Fußball-Liebhabern. Er tut es im Real-Trikot. Weil sich Top-Einkauf Eden Hazard zum Saisonstart verletzt abmelden musste, schickte Zidane gegen Celta Vigo auf der rechten Außenbahn den Mann ins Rennen, mit dessen Berater er sich zuletzt noch öffentlich bekriegt hatte. Dass er „undankbar und eine Schande“ sei, musste sich der Trainer anhören. „Zizou“ ließ das nicht unkommentiert, stellte vor den Medien klar, er habe sich im Umgang mit Bale keine Respektlosigkeit geleistet.
Bale rechtfertigt Startelf-Einsatz gegen Celta Vigo
„Zidane mag Gareth nicht. Es herrscht keine Bindung zwischen ihnen, es gab sie nie“, legte Agent Jonathan Barnett nach. Am Samstag schien es, als hätte es diese Schlammschlacht nie gegeben. Nicht nur wegen des Vertrauens, das der 47-jährige Franzose dem Linksfuß mit der Startelf-Nominierung schenkte. Umgekehrt sorgte nämlich auch Bale dafür, dass Real den Liga-Auftakt erfolgreich bestreiten konnte und sein Coach von weiterer Kritik vorerst verschont bleibt. Die Nummer 11 legte den Führungstreffer von Karim Benzema geschickt vor, suchte zweimal selbst den Abschluss, bewies mit nützlicher Defensivarbeit ihre Mannschaftsdienlichkeit. Mit dem entschlossenen Ballen seiner Fäuste und dem Heben seines Daumens zeigte er bei den Toren, dass ihm das, was da gerade passiert, wichtig ist.
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Zidane stellt klar: Bale bleibt
Zidane nutzte den guten Auftritt, den REAL TOTAL mit der Note 1,5 würdigte, um nach dem Abpfiff Klarheit zu schaffen, was Bales Zukunft betrifft. Bis zum 2. September, so lange hat der Transfermarkt in Spanien geöffnet, könnte der Brite theoretisch ja noch gehen. Er werde aber bleiben, so die Klarstellung des Trainers.
Es sah danach aus, dass Bale geht, jetzt ist er aber noch bei uns. Ich werde auf ihn zählen, er ist ein wichtiger Spieler Zidane bei der PK vor dem Saisonstart
Eine Entscheidung, die innerhalb der Kabine für Zufriedenheit sorgt. „Gareth hat uns Titel geschenkt, er hat wichtige Tore in wichtigen Finalspielen geschossen – natürlich haben wir sehr großen Respekt vor ihm und freuen uns, dass er bleibt. Er ist ein wichtiger und großartiger Spieler, der spielen muss. Ich bin mir sicher, dass er uns eine große Hilfe in dieser Saison sein wird“, äußerte sich Mittelfeld-Abräumer Carlos Casemiro zuversichtlich, dass die Beziehung zwischen Real und Bale längst nicht am Ende ist.
Zeitungen loben Bale: „Was er geleistet hat, war brutal“
Selbst die gegen ihn oft so kritisch eingestellte spanische Presse ist angetan. Die Sportzeitung AS konstatiert nach Reals Erfolg in Galizien, Bale sei in dieser Verfassung für das weiße Ballett wie ein Neuzugang. „Die Wiederauferstehung von Bale: Was er geleistet hat, war brutal“, lautet das überschwängliche Lob. Währenddessen bescheinigt die MARCA dem eigentlich schon Aussortierten „eine Top-Leistung. Seine starke individuelle Aktion führte zu Benzemas Führungstor. Es war ein Spielzug, der ihm Vertrauen gab, um der Protagonist der ersten Halbzeit zu bleiben. Er legte einen brutalen Sprint hin, flankte den Ball mit dem linken Außenrist und bewies bei der Annahme eines langen Passes von Marcelo eine wunderbare Ballkontrolle. In der zweiten Halbzeit tauchte er etwas ab, aber zu diesem Zeitpunkt war er schon entscheidend gewesen“. Er könne bei diesem Real auch im Verlauf der Saison immer wieder den Unterschied ausmachen, schreibt die Zeitung zudem.
Die Verantwortlichen um Zidane und Präsident Florentino Pérez hätten dagegen sicherlich nichts einzuwenden – auch wenn sie Bale ja irgendwie fast schon losgeworden waren…
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